...Langsam leerte sich der Raum, und Ami blieb allein auf ihrem Stuhl sitzen. Die Menschen um sie herum, schienen sich wie im Zeitraffer zu bewegen, und es viel ihr schwer, Blicke und bekannte Gesichter zu erkennen. Der Raum hüllte sich in ein leises Echo, schleichender Tränen, und sie fühlte sich kalt und allein gelassen.
Langsam hob sie den Kopf und sah sich um. Der Raum stand nun völlig leer. Nichts bewegte sich und die eiserne Stille hallte an den kahlen Wänden wider. Nur das leichte Rauschen ihres Atems, der sich in langsamen, rhythmischen Bewegungen in ihre Brust sog und sich wieder ausblies, klang dumpf in ihren Ohren. Ihr Kopf schmerzte, und es fiel ihr schwer, die Augen zu öffnen. Tiefe Müdigkeit drückten ihre Lieder nieder, so sehr sie sich auch dagegen zu wehren versuchte.
'Du musst aufwachen. Eloise...Ami...wach auf...reiss dich zusammen' drang ihre innere Stimme wie eine Ermahnung zu ihr durch...
Langsam öffnete sie die Augen, versuchte durch ihren ausgetrockneten Mund zu atmen, der die Luft in ihre Kehle drückte. Sie stöhnte leise und ihre Hand fuhr automatisch zu ihrer Stirn, die hart vor Schmerz pochte.
Sie drehte ihren Körper auf die Seite und spürte, wie ihre Glieder vor Schmerz durch den langen Schlaf brannten. Wie lange sie geschlafen hatte, wusste sie nicht, und sie konnte durch die heruntergelassenen Jalousien nicht erkennen, welche Tageszeit war.
Sie richtete sich auf, stellte ihre Füsse auf den kühlen Boden vor ihrem Bett und stütze ihr Gesicht in ihre Hände. Für einen Moment blieb sie so sitzen. Ohne Bewegung, ohne Gedanken. Dann rang sie ihren Körper auf und ging langsam ein paar Schritte zum Badezimmer ihres Quartieres. Ohne in den Spiegel zu blicken beugte sie sich über das Waschbecken, liess das Wasser lange laufen, bis es heiss war, und der Dampf in Schaden von ihm hochstieg und sich an den kleinen Spiegel über ihm in kleinen Perlen festlegte. Immer wieder wusch sie sich mit den nassen Händen durch ihr Gesicht, bis sich ihre Augen langsam entspannten. Sie zog das Shirt und die kurze enge Hose aus, in der sie geschlafen hatte und drehte das Wasser der Dusche an. Als auch das heiß dampfte, trat sie in die Duschkabine und zog die Scheibe hinter sich zu. Sie ließ das heiße Wasser ihren Rücken entlanglaufen, stütze sich mit gesenktem Kopf gegen die kühle nasse Wand der Dusche. Das heiße Wasser entspannte ihre Muskeln, entleerte ihren Geist...Erst als ihre Haut hell und aufgeweicht war, drehte sie das Wasser aus, zog sich ein großes Handtuch aus dem regal, wickelte es sich um die Brust und ging mit tropfenden Haaren, die ihr über die schmalen Schultern hingen zurück in ihr Zimmer.
Sie atmete tief durch und seufzte. Alles sah aus wie immer. Gewohnt, bekannt, heimisch, einfach...
Die Anzeige ihrer Kommunikators blinkte. Sie hinterliess kleine nasse Fußspuren, als sie zu dem Tisch ging, die Bedienung herauszog und das Terminal aktivierte. Unwichtigere Nachrichten löschte sie, ohne sie zu lesen, aber da waren zwei Nachrichten, die sie las, und sie setzte sich, bevor sie sie öffnete.
Ihr Blick lag lange und starr auf der bläulichen Anzeige des Holotransmitters. Immer und immer wieder las sie die Nachrichten, die sie erreicht hatten, und ihre Gedanken überschlugen sich.
Marana war weg. Sie wusste nicht wohin und sie wusste nicht für wie lange. Casta hatte sich verabschiedet, und Ami wusste, daß es für sehr sehr lange Zeit sein würde, wohl für die Ewigkeit. Eine Träne lief ihr über die Wange, als sie an das Gesicht ihrer Freundin dachte, eine weitere, als ihre Hand den eiskalten, blassen Kristall um ihren Hals umgriff. Sie war fort, und nichts konnte sie wiederholen. Sie war auf Alzoc III gewesen, und Ami zuckte zusammen, als sie daran dachte, was hätte sein können, wären sie sich auf dieser Mission begenet. Unweigerlich kamen ihr ihre Visionen ins Gedächtnis und das die letzten Worte, die sie mit ihrer Freundin gewechselt hatte. Die Tränen auf ihren erröteten Wangen stoppten nicht, und Ami wusste, daß nun alles so sein würde wie früher. Sie war hier, und sie war allein, Marana war nicht da, um ihr die Worte zu sagen, die sie in solchen Momenten immer gebraucht hatte. Auch Rem schien abgereist zu sein.
Ami ging zu einem Holzstuhl, über dessen Lehne ihre Kleidung lag. Sie griff in die Tasche ihrer Hose und holte ihr Kom hervor. In Gedanken drhete sie es einige Minuten in ihren Fingern, überlegte, ob sie dem Menschen, der so fern und doch so nah war, eine Nachricht schreiben sollte. Doch auch von ihm hatte sie nichts gehört...lebte er noch? Wo war er? Hatte er tatsächlich bei seinem Abschied all seine Ideale verworfen und irrte nun führerlos durch die Galaxis? Ami zögerte, steckte aber dann das Kom wiede rin ihre Tasche...Phol, so wusste sie, würde sich melden. Nichts von ihm zu hörten ist das beste Zeichen, das es geben kann.
Sie seufzte, ging zu ihrem Schrank, öffnete die breiten Flügeltüren und stand einen Moment unentschlossen davor. Dann entschied sie sich für ein enges ärmelloses Shirt und eine enge knöchellange Hose. Sie musste ihre Konzentration und ihre Kondition wiederfinden. Sie würde in den Trainingsraum gehen...
- Delastine - HQ - Amis Quartier -