[Weltraum vor Delastine, Gefecht, TIE-Defender]- Alynn
Im Cockpit ihres Defenders registrierte Alynn lediglich am Rande die geglückte Flucht der feindlichen Korvette Enlightenment, ohne diesem Vorfall dabei allzu schwere Bedeutung beizumessen. Captain Dias hatte mit dem Entermanöver auf der Dark Deeds begonnen, die zwei nächst größeren feindlichen waren schwer beschädigt – der Verband des Feindes stand im Grunde kurz vor der Kapitulation. Wenn es nun noch gelang, die Stalwart in angemessener Geschwindigkeit zurückzufordern, würde Alynns Flottille verschwunden sein, bevor Niriz die Chance bekam, zu reagieren.
Für einen kurzen Moment verfinsterte sich die Mimik der Sith – diese Umstände milderten indes natürlich nicht die Schwere des Versagens ihrer Abfangkreuzerkapitäne.
„Die Schilde der Stalwart sind unten, beginnen mit unserem Anflug!“
Kaum war diese Meldung Commander Asakawas durch den Äther gegangen, da setzten die Angriffsfähren der Vengeance sich bereits mit erhöhtem Schub in Bewegung und steuerten – todesmutig dem mit leichter Verspätung erfolgendem Sperrfeuer der Fregatte trotzend – in Bewegung, auf den nun ungeschützten Hangar des kleinen Feindschiffes zusteuerten.
Wo die Kanoniere der Stalwart es schwerlich schafften, mehr als ein paar Zufallstreffer zu landen, hätten die Piloten des ehemals loyalen Raumschiffes die Möglichkeit gehabt, unter Alynns Truppen weitaus fatalere Schäden anzurichten, doch die fortgeschrittene Schlacht hatte ihre Anzahl bereits zu sehr dezimiert und sie auseinandergetrieben, was dadurch erschwert wurde, dass Krennels Jäger keinerlei Gelegenheit zu bekommen schienen, unterstützend einzugreifen. Selbst nach dem frühen Ausscheiden der Allegiance aus der Schlacht hatte die Raumüberlegenheit des loyalen Verbandes sich niemals in echter Gefahr befunden.
Dann war es passiert – die erste Angriffsfähre hatte den toten Winkel der letzten verfügbaren – und zum Teil durch sporadisches Ionenfeuer der Starcraft beeinträchtigten – Geschütze erreicht und konnte nunmehr ungehindert im Hangar der Fregatte landen, wo die wenigen Bodentruppen des Feindes sich in einem vergeblichen Versuch würden sammeln müssen, diesen Ansturm aufzuhalten – ein unter Berücksichtigung des Besatzungsverhältnisses zwischen Sternzerstörer und Fregatte nahezu unmögliches Unterfangen. Alynn jedoch war nicht bereit, den Ausgang dieses Gefechtes der reinen Mathematik zu überlassen…
Mit einem letzten Aufheulen beschleunigten die Zwillingsionentriebwerke auf ihr Maximum und ließen den Defender der Sith mit gerade unglaublicher Geschwindigkeit folgen, was die Kanoniere der Stalwart sichtlich überforderte. Ein paar harmlose Schüsse zuckten am elegantsten Jäger, den die imperialen Streitkräfte zu bieten hatten, vorbei, dann kehrte Alynn den Schub bereits um, damit sie mit ihrer Maschine nicht unrühmlich am rückwärtigen Ende des Fregattenhangars zerschellte.
Der Defender raste über die gelandeten Angriffsfähren und ihre schwer gepanzerten Passagiere sowie das durch diese angerichtete Feuerwerk hinweg und spuckte im Flug noch eine vernichtende Salve grünlich schimmernder Laserstrahlen in die sich mühsam formierenden Reihen aus weißgepanzerten Sturmtrupplern, die der Gegner aufzubieten hatte, um die in ihren unförmigen und stark bewaffneten Kampfanzüge steckenden Null-G-Sturmtruppen der Vengeance aufzuhalten. Ein mehr als ungleicher Kampf, der im Folgenden noch ein wenig unfairer gestaltet sein würde…
Nachdem die Geschwindigkeit des Jägers sich bereits signifikant reduziert hatte, übernahmen die Repulsoren die Kontrolle über den Schwebezustand, sodass es Alynn keinerlei Schwierigkeiten bereitete, nach Ablegen ihrer Überlebensausrüstung und Deaktivierung der Schilde den Defender durch die Ausstiegsluke zu verlassen.
Kaum hatte sie die schützende Hülle ihres Jägers verlassen, veranlasste ihr Gefahrensinn Alynn bereits dazu, ihr stets mitgeführtes Lichtschwert zu aktivieren und in einer nichtsdestotrotz fast lässig wirkenden Bewegung den Schuss eines Blasters mit seiner rot glühenden Klinge abzuwehren, dessen Besitzer die zusätzliche Bedrohung offenbar frühzeitig erkannt hatte.
Die Verteidiger waren bereits durch die Ehrfurcht gebietende Feuerkraft der Null-G-Sturmtruppen stark in ihrer Anzahl vermindert in Richtung einer provisorischen Verteidigungsstellung nahe der Turbolifts zur Brücke zurückgedrängt worden, wo es ihnen jedoch gelungen waren, zwei leistungsstarke E-Netz-Repetierblaster in Stellung zu bringen, deren Wirkung Alynns Truppen gefährlicher werden konnte als herkömmliche Handblaster.
Immer noch die sich nun vermehrenden Schüsse abwehrend – ein zweiter Schütze hatte sich (offenbar angesichts des Aufflammens ihres Lichtschwerts) entschlossen, das Feuer auf die Sith zu eröffnen – setzte Alynn sich im Laufschritt in Bewegung, während über ihren Kopf das Retourfeuer ihrer Sturmtruppen zuckte und dabei winzigen Kratern ähnelnde Spuren in der Hangarwand hinterließ. Sie bewegte sich nahezu traumwandlerisch, ohne diese stumme Choreographie ihres Körpers bewusst zu steuern, und schaffte es, zeitgleich zum Abwehren des Stroms an nach Sturmtruppenart gut gezielten Schüssen eine leichtsinnigerweise geworfene Sprenggranate mit einem leichten mentalen Anstoßen in Richtung ihres Absenders zurückzuschicken. Die darauf folgende Explosion brachte den Widerstand des Feindes im Hangar vollends zum Erliegen, noch bevor sie das letzte Widerstandsnest wirklich erreicht hätte.
Während die Klinge ihrer Waffe bereits wieder erlosch, wandte die Sith sich in Richtung ihrer Raumtruppen um, deren Aufgabe nunmehr im Grunde erledigt war. Aus der zweiten Angriffsfähre strömten nun bereits die konventionellen Sturmtruppen, die aufgrund der beengten Verhältnisse an Bord der Fregatte für präzisere Operationen – etwa den Vorstoß zur Brücke und somit die endgültige Übernahme des Schiffes – benötigt wurden.
Das Visier eines Raumtrupplers öffnete sich und offenbarte das leicht verschwitzte Gesicht Commander Asakawas.
“Gute Arbeit, Commander…“, beschied Alynn dem ersten Offizier ihres Flaggschiffes.
“Nehmen Sie sich ein paar Männer und sichern Sie den Maschinenraum… ich will aus dieser Richtung keine Überraschungen erleben.“
„Jawohl, Ma’am.“
Ohne ein weiteres Wort wandte Alynn sich an den Anführer Sturmtruppen.
“Sie und Ihre Leute kommen mit mir.“
Die Turbolifts hoch zur Brücke stellte den Entertrupp vor eine kleine Herausforderung, denn sie machten es unmöglich, alle Soldaten zeitgleich in die oberen Ebenen der vorderen Hälfte der Fregatte zu verbringen, die wiederum mit dem Antriebswulst durch eine relativ schmale Verbindung zu einer Einheit zusammengefügt wurde – die eklatante Schwäche dieses Schiffstyps.
Nachdem die Sith sich ein Comlink, wie es in Sturmtruppenhelmen verbaut wurde, angeeignet hatte, nahm sie gemeinsam mit einem ersten Trupp ihrer Soldaten den Lift – so hoffte sie, die Wucht des stärksten Widerstands entscheidend schwächen zu können.
Noch während die Kabine sie und die Soldaten empor trug, ging die erste Statusmeldung der zweiten Gruppe ein:
„Asakawa an Kratas: haben im hinteren Bereich des Schiffes unverhältnismäßig starke Gegenwehr zu verzeichnen. Die Hinweise verdichten sich jedoch, dass nur ein Teil der Crew tatsächlich hinter dem Verrat der Stalwart steht… ich vermute alleinige Initiative der Bodentruppen.“
“Machen Sie keinen Fehler, Commander…“, erwiderte Alynn gelassen.
“Der Rest der Besatzung hat sich des katastrophalen Versagens schuldig gemacht. Sämtliche Personen sind unverzüglich festzunehmen oder beim kleinsten Anzeichen mangelnder Kooperation zu exekutieren.“
„Verstanden, Commodore.“
In diesem Moment tat die Tür des Turbolifts sich vor der kleinen Gruppe aus Soldaten und einer Sith auf – und setzte sie einem wahren Blastergewitter aus.
In Sekundenbruchteilen hatte Alynn ihr Lichtschwert in einer fließenden Parade emporgezogen, doch das verhinderte nicht, dass die nur langsam aus der Enge der Kabine entkommenden Sturmtruppen hinter ihr fatale Treffer einstecken mussten, bevor die ersten Schüsse erwidert wurden.
Dem Umstand geschuldet, dass das Feuer der Sturmtruppen und schwarz uniformierten Flottensoldaten des Feindes sich gleichmäßig auf die Gruppe verteilte, schaffte Alynn es weiterhin, sich selbst vor jedweder Verletzung zu schützen und Teile der auf sie gezielten Schüsse in die ungefähre Richtung der Schützen abzulenken. Zusammen mit dem einsetzenden Feuer ihrer eigenen Soldaten sorgte dies für willkommene Lücken im Sperrfeuer, die es ihr schließlich ermöglichten, vipernartig vorzustoßen und die Panzerung eines Sturmtrupplers mitsamt des darunter liegenden Körpers durchbohrte, ohne dass dieser Angriff sie lange genug an einem Ort hielt und ihren Gegnern eine rasche Anpassung der eigenen Schüsse ermöglichte.
Den sengenden Schmerz eines mehr dem Zufall geschuldeten Streifschusses ignorierend stürzte die Sith sich auf den letzten stehenden Sturmtruppler – vier weitere waren, wie eine ähnliche Anzahl an Flottensoldaten, bereits durch ihren nun aus der Todesfalle Turboliftkabine entkommen Trupp ausgeschaltet worden – auf dessen unschönen Tod durch Enthauptung die verbliebenen Flottensoldaten ihre Waffen wegwarfen und die Hände hoben.
„Bitte… wir ergeben uns…“, keuchte derjenige Soldat, der seine Halsschlagader plötzlich in unmittelbarer Reichweite der rot glühenden Klinge ihres Lichtschwertes sah.
“Dafür ist es zu spät, Sergeant….“, erwiderte Alynn leidenschaftslos, während es dem Soldaten immer schwerer zu fallen schien, seine Lunge mit Luft zu füllen. Seine Kinnpartie arbeitete heftig, während seine Augäpfel fast halb aus den Höhlen traten.
“Sie haben Ihre Eide dem Imperium gegenüber gebrochen… derartiger Hochverrat kann nur mit einer Strafe geahndet werden: dem Tod.“
„Es… es war Chelios…Colonel Chelios…“
Nur mit äußerster Mühe gelang es dem Mann, diese Worte als ersticktes Krächzen hervorzubringen.
„Er hat die Brücke übernommen… und seine Männer auf dem gesamten Schiff verteilt um die… loyalen Crewmitglieder… unter Kontrolle zu halten…“
Alynn lockerte den Druck um die Kehle des Soldaten ein wenig, um ihm die Zeit zu gewähren, seine von nackter Angst gezeichneten Ausführungen zu beenden.
„Darum sind Sie auf so wenig Gegenwehr gestoßen… nur die Sturmtruppen an Bord sind ihm gegenüber loyal, aber uns blieb keine andere Wahl…“
“Es gibt immer eine Wahl.“
Alynns unbarmherziger Tonfall und die plötzliche rapide Zunahme des Drucks ließen den Anderen etwas ausstoßen, was wie ein kaum vollendeter, erstickter Schrei klang. Vollkommen leidenschaftslos sah die Sith ihm beim langsamen Sterben zu, bevor sie den Kadaver aus ihrem Griff entließ und dieser zu ihren Füßen zusammenbrach. Seine Überlebenden Kameraden starrten sie entgeistert an – niemand wagte es, ein Wort zu sprechen.
“Die Handlungen dieses Schiffes sind direkte Konsequenz Ihres Versagens… und sein Untergang wird der Ihre sein.“
Sie nickte dem Anführer ihres Trupps vage zu.
“Schaffen Sie diese Männer in den Hangar und holen Sie Verstärkung. Dieser Colonel wird schon bald den Tag verfluchen, an dem er sich dafür entschied, den Weg eines Soldaten einzuschlagen…“
[Weltraum nahe des Trümmerfelds von Delastine, FRG Stalwart, Korridor unweit der Brücke]- Alynn, Kommandotrupp, Flottensoldaten