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Tregor Dovis
Gast
[Denon-System | nahe der imperialen Ersten Kampfgruppe | Guardian-Kreuzer 'Sentry' | Cockpit] MCPO Tregor Dovis & Besatzung
Glücklicherweise übermittelte der Zuständige an Bord der 'Crusader' das Wichtigste seines endlos (und zugleich ätzend glatt formulierten) erscheinenden Wortschwalls bereits am Anfang: Ja, hier handelte es sich um keine Übung und ja, die angebotene Hilfe des Kreuzers werde "dankend" - wie auch sonst? - angenommen. Alles danach Kommende erreichte den Empfänger nicht mehr - der Master Chief brach die Verbindung einfach ab. Warum auch nicht, beim Rest hätte es sich eh um gehaltloses Geschwafel gehandelt, das irgendwelche fetten Sprösslinge stinkreicher Kern-Familien auch schon vor zwanzig Jahren von sich gegeben hatten. Außerdem wäre ein Unteroffizier auf der Brücke eines Sternenzerstörers niemals auf den suizidalen Gedanken gekommen, seine Vorgesetzten mit derart nichtigen Dingen wie einem etwas respektlosen Zöllner zu belästigen. Einige Dinge in der Flotte änderten sich eben doch nie. Darauf einige Tropfen dieses herrlichen Whiskeys. Die Bewahrung von Traditionen war immerhin ein guter Anlass dazu.
Staff Sergeant Bai Tien, der soeben in leichter Rüstung die Sprossen zum Kommandoraum erklommen hatte, schien das seltsamerweise nicht so zu sehen. Er murmelte zwei, drei unverständliche Worte und nahm den Helm ab, welchen er erwartungsgemäß auch hier trug - immerhin hatten die Jungs in Weiß bekanntlich nur große Gewehre, noch größere Gewehre und ihre schmucke Uniform im Kopf. Selten mehr, ein Hirn wollte eine solch' gigantische Fülle an Prioritäten ja auch angemessen verarbeiten können. Das des Squadleaders war offensichtlich bereits über dieses anspruchsvolle Stadium hinaus, sein Besitzer warf noch einmal einen deutlich missbilligenden Blick auf den Flachmann in der Hand des Kommandanten, enthielt sich aber wohlweislich eines Kommentars und kam auf den Grund seiner Anwesenheit zu sprechen: "Die gesamte Mannschaft befindet sich jetzt in Gefechtsbereitschaft. Zwei meiner Leute bemannen die Rumpfwaffen, sie sind mit Ihnen hier oben verbunden. Corporal Dreotti hält sich für eventuell nötige Reparaturen bereit. Das wär's."
Mit demonstrativ unbewegter Miene unterzog er die Zentrale des Schiffes noch einmal einer letzten Betrachtung und verließ sie dann wieder, nur um auf der Leiter dem hinaufsteigenden Jodge Dreiwel fast ins Gesicht zu treten. Tregor prostete dem Scheidenden ironisch-provokativ zu - wie viel tiefer als bis zum Zoll sollte er schon noch fallen können? -, das billige Gesöff auch gleich einfach mal seinem eintretenden 2IC anbietend. Der Schnösel würde sich bestimmt wieder auf großartige Weise echauffieren und zu einer spontanen Predigt in Sachen Integrität ansetzen. Oder auch nicht? Leicht gesenkten Blickes griff der ehemalige Sub-Lieutenant nach der kleinen Flasche, einen tiefen Zug nehmend. Da war doch nicht etwa Nervosität im Spiel? Vermutlich schon, immerhin kam er von der Akademie. Frischfleisch, das meinte, es habe mit einem Wisch Papier - auch "Offizierspatent" genannt - endlich die Berechtigung, 20 bis 30 Männer auf möglichst glorreiche Weise in den (oft ziemlich sinnlosen) Tod zu schicken. Dumm nur, wenn man eines Tages durch unglückliche Umstände selbst zu diesem Haufen gehörte - so wie der heutige Petty Officer First Class. Und dann gab es da zu allem Überfluss auch noch immer diese altgedienten Veteranen, denen es offenbar Spaß machte, halbwegs subtil den Finger in der Wunde wenigstens drei Mal um die eigene Achse zu drehen.
"Nun, Petty Officer? Ist die Crew bereit? Oder gibt es bereits Fälle von blank liegenden Nerven?" Nicht, dass der Master Chief genau das nicht geradezu erwartet hätte, immerhin kamen die meisten seiner Untergebenen gerade frisch aus der Grundausbildung. Die hätte er sogar verstehen können. Nicht aber einen Mann, dessen Aufgabe es irgendwann gewesen wäre, einen Sternenzerstörer oder gar eine ganze Flotte in die Schlacht zu führen.
Zumindest schauspielern konnte diese kleine Kröte gut: Der Sohn eines Sektor-Gouverneurs antwortete nur - ganz der Papa - mit einem jovialen Lächeln, während er sich schräg hinter Crewman Leems niederließ, vor den taktischen Anzeigen. "Nein, Sir, unten alles ruhig. Nur ein Private aus Staff Sergeants Tiens Einheit beklagte sich unlängst über Bauchschmerzen, vielleicht aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums. Sehr gesundheitsschädigend, das."
Diese miese Ratte. Glatter als ein Whaladon und mindestens genau so spitzzüngig wie ein Sluissi. Warum war der Kerl eigentlich nicht im familiären Palast - gelegen im Rosarot-System, nahe dem Nepotismus-Sektor - geblieben? Ein weiterer Zug aus dem Flachmann musste zur Beruhigung herhalten. Um Feiglinge konnte man sich auch später noch kümmern. Vielleicht waren sie ja auch so freundlich, vor aller Augen die Kontrolle über die eigene Blase zu verlieren. Ja, diese Vorstellung war tatsächlich recht amüsant. Ein leichtes Zucken umspielte die Mundwinkel des Master Chiefs, während er die Blondine mit den wirklich großen Brüsten anwies, die 'Sentry' befehlsgemäß zwischen erste und dritte Kampfgruppe zu manövrieren.
Für ein imperiales Schiff ungewöhnlich flink, nahm der Kreuzer schnell an Fahrt auf, passierte schon nach wenigen Augenblicken das Heck mehrerer Großkampfschiffe. Auf diese Entfernung fast schon blendend, leuchteten die gigantischen Antriebe in das Schwarz des Raums hinein, majestätisch und tödlich zugleich. MCPO Dovis fühlte sich unvermittelt - mal wieder - an den eigenen Dienst auf diesen stählernen Herolden der Neuen Ordnung erinnert. Damals hatten die Captains vor einer Schlacht möglichst pathetischen Reden zu halten gepflegt. Sonderlich berührt hatten sie ihn nie - er wusste auch so, warum dies die richtige Seite des Krieges war -, aber abgesehen davon hatten aufmunternde Worte sicherlich ihren Sinn. Irgendeinen. Ob die Crew jetzt auch derartiges erwartete? Wahrscheinlich. In diesem Fall ... musste mehr Fusel her. Mit trockener Kehle redete es sich schließlich so schlecht.
[Denon-System | zwischen den Kampfgruppen Eins und Drei | Guardian-Kreuzer 'Sentry' | Cockpit] MCPO Tregor Dovis & Besatzung
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