TheObedientServant schrieb:
Das Unteroffizierkorps beginnt sich zu spalten zwischen Uffzen o. P. und Uffzen m. P.. Der heutige Stuffz (Hora: tut mir leid, dass ich das jetzt sagen muss) ist nach der neuen Ausbildungstruktur nur noch ein etwas besserer Mannschaftssoldat.
Ich gebe Dir begrenzt sogar recht, auch wenn ich in meiner Dienstzeit ('95 - '99) und der überwiegenden Anzahl der Einheiten, in denen ich war, dies nicht erlebt hat. Allerdings war vielerort eine Bewegung in diese Richtung zu sehen.
Zu deiner Aussage, daß der Uffz o.P. nur noch ein besserer Mannschaftsdienstgrad ist - ich sehe darin (oder vielmehr in der Entwicklung) verschiedene Ursachen. Einmal ist es die doch recht geringe Dienstzeit, die eine Unteroffzier hat. 4 Jahre sind wenig, wenn man die Zeit für Aus- und Weiterbildung betrachtet. Da ich mich aus der Truppe heraus verpflichtet habe, war ich erst nach 1 1/2 Jahren soweit. Danach kamen noch insgesamt 3-4 Monate, inden ich Fortbuldungen machte. Effektiv war ich also nur 2 Jahre in meinem Dienstgrad und damit kann man nicht soviel Erfahrung sammeln, wie nötig wäre. Wenn man einem Uffz/StUffz wieder die Möglichkeit geben würde, 8 oder 12 Jahre zu dienen, wäre das Vorteilhafter. Außerdem könnte man dann auch gutes Personal für eine Berufssoldaten-Laufbahn heranführen. Das es trotzdem super geklappt hat, verdanke ich meinem alten Chef sowie eigener Flexibilität (Eigenlob stinkt zwar, stimmt aber hier

). Methodisch-didaktisch gab es auch keine Defizite. Ich war die längste Zeit in einer Ausbildungskompanie (Unterricht) und konnte so schnell Erfahrung sammeln. Außerdem liegt mir sowas - das half auch.
Einen weiteren Grund für die Abwertung des Uffz o.P. ist die disziplinarische Seite. Wenn ich daran denke, was ich gegenüber Mannschaften machen konnte (oder vielmehr durfte), läuft mir heute noch ein kalter Schauer über den Rücken. Fast nichts aus "Du! Du! Du!" sagen.....

Das hat etwas mit der modernen Menschenführung zu tun, die zwar prinzipiell ein Sache ist, die ich begrüße, den Vorgsetzten - und ihr besonders den Uffz o.P. sehr einschränkt. Wer in eigenverantwortung nicht besondere Maßnahmen ergreifen kann, verliert auch Vorbildcharakter und Autorität (z.B. wenn er für jeden Mist zum ZgFhr oder KpChef rennen muß) und wer dies erleidet, verliert "Daseinberichtigung" und Integrität. Als Gruppenführer und Vorgesetzter ist man aber darauf angewiesen.
Was mir leider auch häufiger begegnet ist war, daß Portepees und Offiziere ihren eigenen Uffzen die wenigen Möglichkeiten die sie hatten quasi bei Revierkämpfen herabgewertet haben, um selber bloß keine Blöße zu haben oder Macht zu verlieren. Immerhin ist der Uffz ja schneller wieder weg (siehe oben). Ball der Eitelkeiten und Egozentrisch wäre da eine recht gute Beschreibung.
Ein dritter Punkt - der auch wieder mit der Dienstdauer zu tun hat oder zumindest hineinspielt - ist die Spezialisierung der Streitkräfte. Es werden immer mehr "Experten" für neues Gerät oder neue Techniken benötigt. Entweder muß man dafür Offizier sein oder zumindest gehobener Feldwebel. Für den Mann ohne Portepee ist da kein Platz statt dessen übernimmt er Lakaienaufgaben. Irgendwann werden wir soweit sein, daß die Bundeswehr zu 50% aus Spezialisten (Offizieren) besteht. Eine wie ich finde falsche und gefährliche Entwicklung, da man so die eigenen Handlungsmöglichkeiten viel zu sehr einschränkt und - vor allem - sich selbst in die Zwickmühle bringt, diesen vermeintlich gehobenen Standard halten zu müßen. Das macht diesen Job für viele wieder unattraktiv. Man beraubt sich selbst seiner Basis. Mh, ich hoffe du verstehst, worauf ich hinauswill.
Eine weitere Sache, unabhängig von den obigen Punkten, die mich selber sehr belastet hat. Ich war ein guter Unteroffizier, ich mochte meinen Job und hätte mich gerne weiterverpflichtet. Auch mein Chef war dieser Meinung. Das scheiterte nur an einer Sache - dem Sport.
Nur das du mich jetzt nicht mißverstehst - die militärischen Anforderungen (Märsche, Biwaks und was weiß ich noch alles) habe ich ohne Probleme erfüllt. Nur leider bin ich nicht der Typ, der im hübschen blauen Sportanzug 3000 Meter in einer gewissen Zeit läuft oder soundsoviel Meter weit springen kann. Auf deutsch gesagt, ich hatte kein DSA. Das machte mich für die Bundeswehr micht Feldwebel-tauglich. Ich sage das nicht aus verbitterung, sondern nach reichlicher Überlegung - wenn man die rein militärischen Anfordungen (neben den charakterlichen Eignungen

) erfüllt, warum zum Geier ist man nicht gut genug, nur weil man kein DSA hat? Das habe ich nie verstanden und ich sehe da auch ein Problem für die Bundeswehr. So verhindert einiges an Nachwuchs. Meiner Meinung nach legt man hier zusehr wert auf was weniger wichtiges.
Wie oft mußt ich sehen, daß die größten ******* die Möglichkeit hatten, weiterzukommen, obwohl sie weder charakterlich besonders geeignet waren, noch ihren Job besonders beherrscht haben - aber sportlich Granaten waren....

Diesbezüglich fällt mir ein Leutnant ein, denn ich mal hatte - Fachidiot, erbarmungsloser Theoretiker, der mit einem Deutsch- und Geschichtsstudium, einer brillanten Methodik-Didaktik

und ohne entsprechende militär-fachliche Ausbildung einen Lehrgangszug im Bereich Nachschub führen sollte und meinte, den erfahrenen Ausbildern fachlich alles erklären zu müßen. Aber sportlich - da war er super..... Er wurde nicht müde, daß immer wieder zu betonen. Und er vergaß auch nie anzudeuten, daß für ihn nur ein Soldat ist, wer ein guter Sportler ist.....
Wie siehst du diesen Punkt?
Aber was soll's....ich bin müde und ein wenig krank. Sollte ich mich mißverständlich ausgedrückt haben, frag einfach nach!