Die Idee bezüglich Kylo konnte ich nicht mal in VIII eindeutig rauslesen, bevor TROS rauskam. In meinen Augen war schon seit VII eindeutig die Weiche auf Redemption Arc gestellt, schon dort spricht Kylo ausdrücklich vom Sog der Hellen Seite und auch Lor San Tekka schien sein Auftreten als Bösewicht nicht authentisch zu finden. Die Vorstellung, dass Kylo Ren seinen Werdegang zum Antagonisten damit besiegelt, dass er Snoke tötet, ist in meinen Augen nicht besonders schlüssig.
Kann mir gut vorstellen, dass Kasdan und Abrams diese Möglichkeit bei Episode VII in Betracht bezogen haben. Was die Autoren aber auch gemacht habe: Sie haben Kylo Jemanden von seinem eigenen Blut töten lassen, seinen Vater Han. Nichtmal Vader hat es geschafft, seinen eigenen Sohn zu töten. Daher sehe ich in beide Richtungen, wie sich die Story hätte entwickeln können. Entweder geht Kylo auf die dunkle Seite, oder auch zu hellen …
Und da es jenseits von TFA aber keine Skizzierung für die weiteren Teile gab, war die Rückbessinung Kylo‘s nur eine Möglichkeit die Johnson weiter verfolgen konnte. Es gab aber auch aussreichend Potenzial für mich, Kylo komplett zu dunklen Seite laufen zu lassen.
Immerhin tut er es, um Reys Leben zu retten.
Wenn man bedenkt, wie nach der Ermordung von Snoke Kylo zusammen mit Rey Schwierigkeiten im Kampf gegen die Prätorianer-Garde hatte … Da wäre es nicht gerade schlau von Kylo gewesen sowohl Snoke als auch Rey umzubringen. In dem Fall hätte Kylo Snokes Thronraum nie und nimmer lebendig verlassen.
Und die Argumente, die er ihr gegenüber dann äußert als Rechtfertigung dafür, nicht Frieden zu schließen, sind sowieso ziemlich dünn und klingen eher nach Selbsttäuschung. Selbst wenn man die Idee ansich verlockend findet, bin ich mir nicht sicher, ob das die richtige Interpretation von dem ist, was Rian Johnson uns geboten hat. Aus dieser Annahme ergibt sich dann auch, dass Kylo Ren natürlich auch nicht der endgültige Antagonist werden kann, weil wer bleibt sonst bei seiner unausweichlichen Rehabilitation als Gegenspieler übrig - Hux?
Ob einem die Argumente Kylo’s ausreichen ist wohl Ansichtssache. ich persönlich fand Kylo’s Ansatz was völlig Neues zu machen nicht verkehrt. Vor allem, da man in der Vergangenheit sehen konnte, dass sowohl die Jedi als auch die Sith mit ihren Wegen gescheitert sind.
Wenn man Snoke nicht umgebracht hätte, wäre ich mit dieser Annahme mitgegangen. Dass Hux dann die Erste Ordnung anführt, wenn Kylo wieder Ben wird, können wir … denke ich … ausschliessen.
(Bin aber auch kein Fan davon, wenn Bösewichte Slapstick-Momente haben. Bei Kylo in Episode 7 fand ich das aber ausnahmssweise passend, da es seine innere Zerrissenheit gut darstellte.) Daher gab es nach Snoke’s Tod drei Möglichkeiten für den nächsten Antagonist in meinen Augen:
- Kylo
- Jemanden von den Toten zurückholen (Für was man sich letztendlich entschied. Hätte Option 1 besser gefunden.)
- Nochmals jemand komplett Neues aus dem Hut zaubern.
Da hat sich die Entwicklung in TROS dann eigentlich sehr nahtlos in meine Interpretation der Ereignisse eingefügt und alles sinnvoll zusammengeführt. Vielleicht macht es das für dich nachvollziehbarer, warum ich daher mit dieser Entwicklung der Story in IX keine Probleme hatte. Vermutlich hat es geholfen,
dass ich schon zwei Jahre vor TROS-Release spekuliert hatte, dass Snoke Palpatine ist und dieser daher Endor irgendwie überlebt haben muss – dadurch war diese Storywendung dann kein Curveball in meine Vorstellungen hinein.
Gegen die prinzipielle Idee, Palpatine zurückzuholen und Strippenzieher hinter allem sein zu lassen, … hatte ich aber auch nichts. Ich fand einfach die Umsetzung unter aller Sau. Palpatine hat mir seine Pläne in Episode IX zu häufig geändert. Irgendwann hat es mich nur noch gestört.
Beispiele:
- Palpatine will, dass Kylo Rey tötet. (Durch Leias Eingreiffen wird Kylo aber wieder gut.)
- Auf Exegol sagt Palpatine zu Rey, dass er sie nie tod sehen wollte. Da Rey sein Blut teilt, will Palpatine seine Seele in Rey übertragen. (Warum wollte Palpatine von Kylo dann, dass er Rey tötet? An den Befehl erinnert Palpatine Kylo sogar noch im Film. Macht keinen Sinn, wenn Palpatine, ohne das Wissen über den Zweiklang zwischen Rey und Kylo, Rey besessen wollte.)
- Als Palpatine merkt dass ein Zweiklang der Macht zwischen Rey und Kylo existiert, will er die Macht dieses Zweiklangs (,welches der Macht des Lebens selbst gleicht? ) nutzen, um seinen Körper wieder erstärken zu lassen.
(Warum auch immer Palpatine den ganzen Film nichts über den Zweiklang wusste, wenn er doch für Snoke verantwortlich war. Hat Palpatine denn da nicht mitbekommen, dass sein Diener da gerade im Bezug auf die Macht was auf die Beine stellt, was es seit Generationen nicht gab? Seit den letzten Kanonwerken war Palpatine übrigens zweimal daran gescheitert, einen Zweiklang selbst zu erschaffen. Er wollte einen zwischen sich und Plagueis mal erschaffen. Mit Plagueis bewusster Mithilfe … Und einmal wollte Palpatine das noch mit sich selbst und Vader machen. Aber Snoke schafft es alleine bei einem Mädchen, dass er nie gesehen hat und Kylo …)
Mit dem Zweiklang der Macht konnte ich tatsächlich in IX mehr anfangen als in VIII, weil sie dort eine Bedeutung bekam, die über die Teenage-Romanze von Kylo und Rey hinausging. Vorher war es für mich lediglich wie so ein Forcebond, den man halt aus... Trillionen NSFW Fanfictions kennt. Da werden immer die intimen Beziehungen der Charaktere zueinander durch sowas erklärt. In IX war es dann für mich die sinnvolle Erweiterung der mystischen Natur der Macht, und tatsächlich mal ein Schritt nach vorne, der dennoch für mich nicht overpowered wirkt, weil er eben so selten ist.
Der Zweiklang hat bei mir keine Fanfiction-Vibes verursacht. Die Idee in Episode 8 konnte mich noch gut fesseln. Die Weiterentwicklung bezüglich der Anwendung des Zweiklangs war eines der wenigen Dinge, die ich an Episode 9 ok fand. Dass sich Rey und Kylo nun Gegenstände weitergeben können nachdem im Film zuvor noch einzelne Wassertropfen übertragen werden konnten. Das war eine konsequente Weiterentwicklung. So eine Storyentscheidung kann ich nachvollziehen.
Der Dialog hätte halt mehr Gewicht haben können als folgendes:
Kylo: „Ich werde dich bekehren.“
Rey: „Nein.“
Kylo: „Ich werde dich bekehren.“
Rey: „Nein.“ (Mehr sah ich da leider in Episode IX nicht.)
Außerdem sagtest du, die schlechtesten Parts von VIII bewegen sich auf dem Level der besten Parts von IX. War das eine Hyperbel oder war die Aussage ernst gemeint? Oder anders gefragt: findest du wirklich, dass es in Episode IX
keine einzige Szene gibt, welche besser als VIIIs "Deine Mama"-Witze oder die Fathier-Jagd auf Canto Bight ist?
Das war jetzt aber keine direkte Antwort auf meine Frage
Aber ich lasse das mal so stehen. Nur zu einem noch:
Äh, sorry. Bin da in Gedanken irgendwie schon weiter gewesen als dann im Schreiben.
Bis auf die Szene, wo Chewie um Leia trauert … Ne, ansonsten fällt mir da wirklich keine Szene ein.
Dass die Canto-Bight Sache storytechnisch zu grossen Teilen Käse ist, muss man sich nicht darüber streiten. Der Punkt ist aber, diese Szenen sollten auch lustig sein. Daher nehme ich mir das weniger zu Herzen. Bei Episode IX fühlte ich mich von jeder weiteren Actionszene mit neuem Plot-Device irgendwann fast erschlagen. Das Anschauen wurde aufgrund des nicht vorhandenen Pacings zwischen Story und Action irgendwann einfach anstrengend für mich. Es fing damit an, dass ich im Kino den Kopf schüttelte. Bei der Luke-Szene und dem Auftauchen der Rebellenflotte hatte ich dann aber sogar den Gedanken den Kinosaal zu verlassen. (Habe es aufgrund von Freunden getan, die mit im Kino waren und der Film auch gefallen hat.)
Ich habe den Film inzwischen noch zweimal gesehen. Einmal, weil er meinem Vater gefallen hat. (Nur weil ich nicht verstehe, was man an dem Film findet, heisst das nicht, dass ich es anderen nicht gönne, wenn er ihnen doch gefällt.
)
Und das zweite Mal war im Rahmen meiner Maturaarbeit am Gymnasium. Habe mir die Aufgabe gestellt, durch eine Filmanalyse zu ergründen, warum Star Wars die Popkultur so beeinflussen konnte. Ich fand, ich hatte den Film mit nur zweimal ansehen nicht ausreichend gesehen, um ihn vernünftig beurteilen zu könne.(Im Endeffekt musste ich die Arbeit kürzen und auf die OT beschränken. Hatte ursprünglich vor über alle neun Hauptfilme der Skywalker-Saga zu schreiben.)
Und mit jedem Rewatch gefällt mir Episode IX ehrlich gesagt immer noch weniger. Lustigerweise ist es mit Episde VIII genau umgekehrt. Die Szenen rund um Luke, Rey Kylo und Snoke gefallen mir tatsächlich mit jedem weiteren Anschauen immer besser.
So wie ich das verstanden hatte, waren die Wegfinder nicht von Sidious gebaut, und die kanonischen Informationen dazu haben das bestätigt. Das sind uralte Sith-Artefakte. Und zwei gibt es deswegen, weil die Sith immer zu zweit sind: einen für den Meister, einen für den Schüler. Tatsächlich waren die letzten beiden offiziellen Besitzer der Wegfinder Palpatine und Vader.
Und dass der Wegfinder von Palpatine bei seinem Thronraum ist, finde ich auch nicht befremdlich. Er wollte das Artefakt wohl in seiner Nähe haben. Man kann sogar reininterpretieren, dass er vorhatte, mit dem fertigen zweiten Todesstern nach Exegol zu springen – möglich wäre es ja gewesen, aber dafür braucht er ihn halt an Bord.
Dass Vader generell von Exegol und den Wegfinder wusste, finde ich problematisch. Da hätte Anakin als Geist doch mit Luke nach Episode VI doch darüber sprechen können?
Dass die Sith immer zu zweit sind gilt im neuen Kanon auch erst seit Darth Bane. Dass heisst einer der Mitglieder in Banes-Orden muss von Exegol gewusst haben. Und in den tausend Jahren vor Episode 1 haben die Sith, nebstdem sie in der bekannnten Galaxis immer mehr Macht angehäuft haben, noch einen sicheren Rückzugsort auf einem Planeten in den unbekannten Regionen gehabt? Ok … das macht sogar Sinn.
Bei Palpatine hätte ich es halt schlauer gefunden, dass wenn er den Wegfinder so nahe bei sich haben wollte, er ihn nicht im Nebenzimmer aufbewahrt. Wie wäre es mit einem kleinen Geheimkästchen in seinem Stuhl gewesen? Oder wenn der Standort von Exegol unbedingt geheim gehalten werden muss, warum nicht irgendwo am Körper oder sogar im Körper mit sich tragen? (Klar die letzten zwei Optionen wären schwierig gewesen darzustellen, da Palpatines ursprünglicher Körper vaporisiert wurde. Irgendeine andere Begründung als das Nebenzimmer wäre da für mich aber wirklich stimmiger gewesen. Das ist aber zugegeben auch nur die Spitze des Eisbergs und etwas Erbsenzählerei.)