Das ist ja ein interessanter Standpunkt, muss ich schon sagen. Ich vermute mal, dass du in einer überlegenen Liga meinst, oder?
Sicherlich. Mich erstaunt es eher, wenn da wer anderer Meinung zu ist^^
Eine solche Tiefe der Trilogie zu attestieren, die Wertvorstellungen und Ideologien der OT hergenommen hat ("Größe bedeutet nichts", "erleuchtete Wesen sind wir", "groß machen Kriege niemanden") und alles davon über den Haufen geworfen hat zugunsten einer Holzhammer-Haudrauf-Herangehensweise, das finde ich wirklich spannend und kreativ.
Die Jedi in der OT sind wirklich alles andere als "erleuchtete Wesen". Obi-Wan befindet sich auf einem persönlichen Rachefeldzug gegen Vader und macht Luke zu seinem Werkzeug dafür. Yoda hockt planlos in einem Sumpf und das erste was er macht als er Luke sieht ist, ihn zu bestehlen und ihm anschließend zu misstrauen als wäre der der Übeltäter. Luke selbst metzelt dann in ROTJ scheinbar nach Belieben Gamorreaner, Stormtrooper oder auch den Rancor ab.
Die PT wiederum - und ich wiederhole mich da gerne - hat gar nicht die Aufgabe, die "idealen Jedi" darzustellen. Im Gegenteil soll sie zeigen, woran der Jedi-Orden bei all seinen hohen ethischen Maßstäben scheitern konnte. Und das ist eine Mischung aus unmenschlicher Orthodoxie und knallharter Realpolitik, gesteuert von einem genialen Sith-Lord.
In der OT ist Yoda beispielsweise ein kleines, weises Männlein, das uns lehrt, dass das Universum mehr ist als die Anhäufung roher Materie und dass eine erleuchtete Kreatur über den Trviialitäten der physischen Welt steht.
In der PT ist Yoda ein grüner Affe, der erst recht wieder auf das physische Niveau herabgezogen wird, indem man ihn all seiner Philosophie zum Trotz in den Schwertkampf zwingt. Dort wird uns beigebracht, dass Yoda ein großer Jedi-Meister ist, weil er so toll kämpfen kann.
Diese weisen Worte sind doch nur ein letzter Abglanz von dem, was allen voran Yoda tatsächlich einmal verkörpert hat. Von diesen Idealen hat er sich aber, wie du selber schon richtig festgestellt hast, im Laufe der PT (unfreiwillig) mehr und mehr abgewandt, ehe er dann im Exil allmählich den Verstand verlor. Was wohlgemerkt die Worte aber nicht falscher macht. Es brauchte halt nur eine Person, die sie wieder real anwendet. Ob das Luke war, da habe ich mit dem was man in ROTJ sah so meine Zweifel dran.
Ich mag die PT und schau sie zeitweise sehr gern, vor allem, wenn ich in actionreicher Laune bin.
Es ist traurig, dass die PT von vielen immer so auf ihre Action und die Effekte reduziert wird. Mag sein, dass sie selbst darin die OT schlägt, aber Quantensprünge macht sie auch nicht. Dummerweise hat George Lucas dieses Missverständnis selbst befeuert als er bspw. einen Grievous ersonn, um die Action-Fans ruhig zu stellen. Man hätte Obi-Wan sicherlich auch stilvoller von Coruscant weglocken können. Aber sei's drum.
Aber in einer eigenen Liga, was die Tiefe angeht? Naja. Vielleicht, was die Tiefpunkte betrifft... denn soviel Fremdscham wie manche PT-Szene löst die gesamte OT nie und nimmer aus, da hat sie ungeschlagen die Nase vorn.
Summa summarum hat die PT vermutlich wirklich mehr Schwächen als die OT. Was daran liegt, dass sie anders als die OT von der Grundlage her nie rundes, unaufgeregtes Popkorn-Kino sein wollte. Durch die erhöhten Ansprüche stieg natürlich auch die Schwierigkeit der Umsetzung. Zum Abschluss vielleicht noch das: Es hat einen Grund, warum George Lucas die OT vor der PT rausgebracht hat als er noch nicht wusste, wie diese Saga ankommen würde. Es ging ihm erstmal darum, dieses Universum zu etablieren. Die großen Kunstgriffe hob er sich dann für später auf, damit sie sich auf einer festen Basis und mit neuerer Technik adäquat entfalten konnten. Das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach sehen lassen, allen verärgerten Altfans zum Trotz.