Ich wurde katholisch erzogen, meine Mutter stammt aus Polen, einem Land in dem der Katholizismus schon immer stringenter praktiziert wurde. Indoktriniert bin ich nicht, dafür aber froh, dass meine Eltern mich nach christlichen Werten erzogen haben - und nicht, wie einen jungen Sozialisten.
Naja, ich gehe mal davon aus, dass wenn sie Dich zu einem jungen Sozialisten erzogen hätten, Du heute darüber vermutlich ebenfalls froh wärst. (Womit ich jetzt aber nicht behaupten will, dass Deine Erziehung schlecht, falsch oder sonst was gewesen wäre.)
Solange man in seiner Kindheit keine sonderlich schlechten Erfahrungen sammelt, gehe ich mal davon aus, dass mindestens 80% aller Leute grossteils zufrieden sind mit der Erziehung ihrer Eltern.
So ist einer meiner zwei besten Freunde streng gläubig erzogen worden, obwohl sich die Glaubensgemeinschaft in die er erzogen wurde mit seinem Lebenswandel eigentlich nicht vereinbaren lässt, weswegen er (unter anderem) als Erwachsener dann zu einer anderen Religion konvertiert ist, aber dennoch stets betont, dass er froh ist, mit einem Sinn für etwas göttliches erzogen worden zu sein, da er sich anderenfalls wohl nie genug damit auseinandergesetzt hätte, um 'seine' Religion zu finden.
Der zweite meiner zwei besten Freunde ist absolut strikter Atheist wie es kaum einen krasseren geben könnte. Ebenfalls so erzogen worden, und auch er sagt, dass er froh darüber ist, obschon seine Familie in seinem Umfeld so ziemlich alleine mit der Meinung steht.
Ich für meinen Teil wurde nicht-religiös erzogen, unter der Prämisse, dass wenn ich alt genug bin, ich mich wenn ich möchte selbst mit Religion auseinandersetzen soll, und mir dann wenn erwünscht auch das aussuchen soll, was mit denn zusagt.
Was ich ehrlich gesagt auch als die bestmögliche Variante befinde, da sieh eben nicht auf Prägung, sondern Entscheidung aufbaut.
Und ich hab für mich entschieden, dass ich auch gottlos glücklich sein kann, und bestenfalls als Agnostiker zu bezeichnen bin.
"Davor war deren Gott aber nur die Gottheit eines einzelnen vorderasiatischen Volkes. Überall drumherum gab es andere Völker, die andere Gottheiten verehrten. Warum soll deren Glaube dann nicht genauso legitim sein?
Eine gute Frage, die mich schon seit zich Jahren beschäftigt.
Zumal die Integration eigener Gottheiten in das Pantheon des grossen Nachbars eine clevere Konfliktvermeidung darstellte, also auch politisch durchaus nicht unklug war.
Auf der anderen Seite findet man sowas meines Wissens nach auch im Christlichen Glauben, in dem viele Heiligenfiguren mehr oder minder assimiliert worden sind.
(Ähnlich wie bei diversen Feiertagen.)
"Wenn nun zwei monotheistische Religionen daherkämen und behaupteten, dass ihr Gott der einzig wahre sei und alle Ungläubigen in die Hölle oder sonstwohin kommen, wer soll dann bitte Recht haben? Das Ganze wirkt von außen betrachtet eher kurios. Und letztendlich ist auch der Monotheismus aus dem Polytheismus entstanden.
Ganz meine Meinung!
Und trotzdem gibt es auch heute bei den monotheistischen Religionen immer noch den Begriff 'der Falsche Gott' um die Gottheit ihrer Nebenbuhler zu beschreiben.
Das gibt einem dann schon irgendwie zu denken.
Außerdem bezogen sich die zehn Gebote ursprünglich ausschließlich auf die Israeliten, unter deinem Nächsten ist selbstverständlich nur der nächste Mitjude zu verstehen, Heiden durfte man durchaus töten. Abgesehen davon, "deines nächsten Weibes" hat ja auch schon einen ziemlich patriarchalen Beigeschmack, und auf das ganze masochistische Zeugs mit der Erbsünde brauch ich hoffentlich gar nicht erst einzugehen.
Für manche heutigen Holzköpfe doch eigentlich gar nicht schlecht, ihr Tun und Schaffen mit etwas zu rechtfertigen, was vor über 2000 Jahren entstanden ist, und sich auf eine vollkommen andere Gesellschaft, mit anderen Normen, Wertvorstellungen und Rechten zu beziehen...
Für den Atheisten ist der Glaube an eine Religion und der Glaube an eine Ideologie gleichwertig, da beide in seinen Augen vom Menschen geschaffen wurden.
Und genau das ist auch das Problem, das ich persönlich mit Fanatikern aller Art habe, ob religiös oder sonstwas. Im Grunde sind alle Ideologien, Religionen und Konstrukte reine menschliche Erfindungen - Nicht selten mit einem guten Hintergedanken, aber viel zu oft am Ende von wenigen machtgierigen Leuten als Mittel zum Zweck Missbraucht.
An sich habe ich kein Problem mit Religion, oder damit, sie auszuleben, aber sobald jemand einen gewisse Grad an Fanatismus erreicht hat, lässt er sich astrein zum Werkzeug umfunktionieren.
Das war schon immer so, und wie man in den letzten 15-20 Jahren gut beobachten konnte schwappt diese Welle nun in grossem Stil auch wieder zurück in die westliche Welt.
Letztlich ist es den Toten auch egal, ob sie durch einen katholischen Inquisitor, durch einen arischen Herrenmenschen oder im Zuge stalinistischer Kollektivierung ums Leben kamen.
Amen.
Therapeuthischer Ansatz ist wirklich gut, aber ohne Religion wäre die Welt glaub ich schon besser.
Gerade ich musste es wissen.
Man muss sagen:,, Seit es einen Gott gibt wurde in seinen Namen getötet." Da Vinci Code
Sehe ich 100% genau so.
Jeder soll tun, glauben und machen, was ihn/sie glücklich macht, aber meiner
ganz persönlichen ur-eigenen Meinung nach ist Religion einfach nicht mehr zeitgemäss/notwendig.
Wir müssen uns nichts unerklärliches mehr schönreden, und auch keine Hygienevorschriften mehr über den Willen eines Gottes rechtfertigen.
Vor tausenden von Jahren mit Sicherheit eine wirklich geniale Idee, aber ich denke unsere Gesellschaft ist inzwischen aufgeklärt genug, dass wir viele Dinge nicht mehr mit Religion begründen müssen, sondern uns ruhig abnabeln, und selbst denken dürfen.
Mal ganz offtopic: ich würde dir ans Herz legen, deine
Gesprächskultur vielleicht ein bisschen zu überdenken. Man kann auch mit Leuten diskutieren, ohne unfreundlich und anfeindend zu werden. Aber vielleicht liegt das ja daran, dass du dich von deiner Erziehung emanzipiert hast.
Macht nichts, das ist ja auch dein gutes Recht. Ich meine, deine überhebliche und arrogante Art, kann ich auch nicht leiden.
[off topic] Na wie passt denn das jetzt zusammen? -.- [/off topic]
Das mag sein. Ich habe meine ersten vier Schuljahre in einer bayrischen Grundschule verbracht, den Religionsunterricht übernahm der Pfarrer der Gemeinde - ich bin heute kein fundamentaler Christ. Dein Argument ist also ein Invalide, denn einzelne Erfahrungen können mit Bestimmtheit nicht verallgemeinert und auf über zwei Milliarden Menschen angewandt werden.
Das will ich stark hoffen, sonst könnte ich ob der vielen gläubigen Menschen in meinem Umfeld und Freundeskreis ja gar nicht mehr ruhig schlafen
Von einem radikalen Religiösen auf alle zu schliessen finde ich genau so idiotisch wie von einem straf-fälligen Ausländer gleich auf seine ganzen Landesgenossen zu schliessen.
Es macht das Leben wesentlich lebenswerter, wenn man nicht ständig den Misantrophen heraushängen lässt, oder solch eine Ideologie, wie den Kommunismus o. den Nationalsozialismus braucht, um seiner Existenz einen Sinn zu geben.
Wenn jemand in seinem Leben ausschliesslich über eine Ideologie Sinn sieht ist das für mich genau das gleiche, wie mit einer Religion: Er gibt anderen die Macht.
Und die jenigen, die am Ende bereitwillig die Macht über einen ausnutzen sind eigentlich so gut wie immer die falschen...
Dennoch denke ich, dass jeder Mensch ein gewisses Mass an Ideologie benötigt.
Dass er sich mit seiner Umwelt auseinandersetzt und Farbe bekennt. (Vorzugsweise natürlich nicht grade Braun) denn ganz ohne Ideologie ist man mit Sicherheit genau so stagnierend wie ein verblendeter Radikaler.
Genauso, gibt es auch Gläubige, die ihr Leben, in Notsituationen für andere Menschen geopfert und damit an ihrem Glauben festgehalten haben. Zum Beispiel Maximilian Kolbe.
Die Frage ist, ob Edelmut wirklich etwas mit Glauben, oder einfach mit persönlicher Einstellung zu tun hat.
Meiner Meinung nach geht es in den meisten Fällen doch niemanden etwas an, welchen Glauben ich habe, es sei denn ich wäre Mitglied in einer Sekte à la Scientology, dann könnte ich die Fragerei ja noch verstehen.
Jein. Was das mit der Kirchensteuer auf der Lohnsteuerkarte anbetrifft, so hat das schon seinen Sinn, aber in anderen Fällen hast Du recht, und es geht keinen etwas an.
Ein potentieller Arbeitgeber darf Dich so beispielsweise bei einem Vorstellungsgespräch nicht einmal danach fragen. Tut er es Doch bist Du nicht verpflichtet ihm zu antworten, und kannst, sofern Du den ernsthaften Verdacht hast, dass das zu Deiner Nicht-Einstellung geführt hat sogar rechtliche Schritte einleiten.
(Das gleiche gilt auch für die Frage, ob eine Frau schwanger ist, oder Plant, in nächster Zeit Kinder zu bekommen.)
In den USA ist es etwa meines Wissens in vielen Fällen gar nicht mehr erlaubt, überhaupt Fragen nach Religion und Konfession zu stellen.
Ist ja auch gar nicht mehr nötig, so wie sich da ein Grossteil er fundamentalen Religiösen damit brüstet, oder auf der anderen Seite wie überdeutlich die krassen Atheisten dort auf ihren Standpunkt aufmerksam machen.
Ich verstehe bei beiden Seiten nicht, warum manche Leute es für so unglaublich essentiell erachten, mit ihrem Glauben/Unglauben zu prahlen, als wenn es nichts wichtigeres im Leben (meiner Meinung nach so ziemlich ALLE kleinen Sorgen des Alltags) gäbe...