@general-michi :
Dass Chewbacca in den Filmen funktioniert und man versteht, wie er sich fühlt, will ich nicht bestreiten.
Aber hier geht es ja um die Frage, ob die Filmemacher einen Nichtmenschen zum Protagonisten eines Filmes machen können, oder ob das daran scheitern würde, dass sich die Zuschauer mit diesem nicht identifizieren können. Dabei gibt es nicht nur die beiden Möglichkeiten: man kann sich mit ihm identifizieren und alles ist gut oder man kann es nicht und alles ist mist. Sondern, es gibt auch alles dazwischen. Es kann also auch sein, dass man sich zwar mit dem Charakter in einem gewissen Maße identifizieren kann, aber nicht einem so hohen Maße, dass es reicht, dass dieser Charakter eine tragende Rolle in einem Film übernehmen kann.
Dabei muss man auch beachten, dass es nicht nur darum geht, ob
wir (Star Wars-Fans, die die Charaktere verstehen wollen) uns mit dem Charakter identifizieren können, sondern mehr darum, ob es der Durchschnittsskinogänger kann, beziehungsweise, ob er dazu bereit ist. Denn dieser Durchschnittstyp hat zunächst kein Interesse an dem Film und wenn es der Film nicht schafft, ihm die Hauptcharaktere schmackhaft zu machen, dann war's das. Gibt ja noch andere Sci-Fi-Filme. Dieser Kinogänger wird nicht aktiv versuchen, die Figuren zu verstehen, also muss es von alleine funken.
Zwar kann man auch jemanden wie Chewbacca
(der ganz anders aussieht und keine komplexen Gedanken formuliert) verstehen und mit ihm fühlen, wenn er traurig ist oder sich freut. Aber das reicht nicht unbedingt, um sich mit dieser Person zu identifizieren - um zu denken: "Der ist so wie ich.", bzw.: "...so, wie ich war", oder: "sein will". Und ich vermute, es werden sich tatsächlich nur wenige in Chewbacca wiedererkennen - auch, wenn sie ihn mögen und mit ihm mitgefühlt haben. So beliebt Chewbacca auch ist, ich denke, wenn jetzt ein Star Wars Story-Film angekündigt würde, der sich um Chewbacca dreht, dann würde das außerhalb des Fandoms wohl eher auf geringes Interesse stoßen.
Ich muss aber sagen, dass ich nicht sicher bin, ob das allein an der geringen Mimik und dem Fehlen von konkreten Äußerungen liegt, oder nur an der mangelhaften Informationslage. Es könnte durchaus sein, dass auch Chewbacca eine Tragende Rolle in einem Film spielen könnte, wenn man es nur schafft, seine Geschichte und seine Persönlichkeit genauer zu beschreiben. Luke zum Beispiel, kann ja einfach sagen, dass er gern zur Akademie will oder, dass er das Imperium hasst, aber nicht einfach abhauen kann. Wenn er ein Wookiee wäre, müssten diese Aspekte seines Wesens dem Zuschauer auf andere Art und Weise vermittelt werden, z.B. indem andere Personen über ihn reden oder so. Untertitel sind auch eine Möglichkeit, aber natürlich für den Zuschauer sehr unbequem. Wenn man diese Informationen über die Persönlichkeit des Wookiees irgendwie rüberbringt, könnte ich mir schon vorstellen, dass das funktioniert. Allerdings wäre dann da immernoch die Frage, ob vielleicht allein das Aussehen so befremdlich wirkt, dass der 0815-Kinobesucher mit dem Charakter nichts anfangen kann, bzw. ihn nicht ernst nimmt. Es ist ja nicht so lange her, da war es noch normal, sogar Menschen nicht als gleichwertig anzusehen, nur, weil sie eine andere Hautfarbe haben. Seitdem hat sich zwar viel getan, aber ein weißer Mann sich heutzutage mit einem Schwarzen oder einer Frau identifizieren kann, heißt ja nicht zwangsläufig, dass das auch schon mit Wookiees funktioniert.
Ich kann nun auch nur spekulieren, was beim breiten Publikum ankommen würde und was nicht. Ich denke, ein nichtmenschlicher Charakter, der kaum Mimik aufweist und nicht
(verständlich) spricht, wäre ungeeignet. Aber einer, der seine Gefühle für uns deutlich zeigen
(dazu muss er nicht unbedingt ein Menschengesicht haben) und über sich selbst sprechen kann, der könnte vielleicht doch eine Hauptrolle bekommen, ohne dass dadurch der Film deutlich schlechter ankommt. Sicher hätte der Film es leichter, wenn der Protagonist menschlich wäre. Aber wenn man nur das machen könnte, was am leichtesten ist, dann müsste der Held vermutlich weiterhin ein weißer Mann sein.
Gibt es eigentlich Beispiele für nichtmenschliche Protagonisten in Filmen? Gemeint sind Charaktere, die nicht wie Menschen aussehen
(Hobbits und Vampire zählen also nicht) und möglichst Filme, die nicht für Kinder gemacht wurden
(obwohl Wall-E ansonsten ein gutes Beispiel wäre). Mir kam als erstes
E.T. in den Sinn, aber da ist wohl Elliot die Hauptrolle und Identifikationsfigur. Ich denke, wenn E.T. beinahe stirbt, dann fühlen die meisten Zuschauer wohl weniger mit dem Sterbenden, sondern eher mit dem Jungen, der da einen Freund verliert.
Transformers dreht sich, soweit ich mich erinnere, auch in erster Linie um die Menschen. Und bei
Avatar sehen die Außerirdischen ziemlich menschlich aus, das passt also auch nicht wirklich.
Sein "Naaaaaaaain!" kommt Chewbaccas "Nraaaaaaaaw" doch schon sehr nahe. Und wer weiß: vielleicht hat Chewbacca auch öfters mal über Sand schwadroniert.