Mal schön der Reihe nach, denn hier wird diskussionstechnisch mal wieder einiges durcheinandergeworfen.
* Ich weiß, dass es in der Lore selber korrekt ist, aber du sollst dich bitte entscheiden, ob du mit dem argumentierst, was aus dem Film selbst hervorgeht, oder nicht.
Zweitens ging es mir nicht um die Stichhaltigkeit der Argumente in-universe, sondern um das, was der Film uns als Zuschauern vermittelt, also um die Erzählweise. Das war es, was ich kritisierte. In ANH wird an mehreren Stellen darauf hingewiesen, dass Luke Pilot ist, und offenbar ein talentierter auch noch. Seit der Szene in Ben Kenobis Hütte arbeitet der Film also mit einem kontinuierlichen Charakteraufbau von Luke darauf hin, ihn als die Figur zu etablieren, die er für das Finale des Films sein muss, um seine Rolle glaubwürdig auszufüllen. Wir sehen eine klare und nachvollziehbare Motivation, die seine Handlungen gegen das Imperium und für die Rebellion begründet, und wir lernen die Facetten seines Charakters kennen, die ihn dazu befähigen, bei dem Kampfeinsatz am Ende teilzunehmen, sei das nun durch Erwähnungen oder durch explizite Darstellung. Mehrmals im Film fällt die Aussage, Luke sei ein guter Pilot, noch lange bevor er an das Steuer eines X-Wings gerät. Und wenn es dann so weit ist, dann kauft man das der Figur durchaus ab. Ich glaube, in Krisenzeiten ist auch im RL nicht ungewöhnlich, dass – vor allem, wenn man knapp an Männern ist – Leute in ein Kampfflugzeug gesetzt werden, die vorherige Flugerfahrung mitbringen, und sei es nur von einem Sprühflieger. Und das trifft auf Luke eben zu.
Die gleiche Art von kontinuierlichem Aufbau lässt sich bei Rey vermissen. Wir wissen, dass sie selbständig ist und offenbar ganz gut alleine zurecht kommt, und dass sie sich darauf versteht, Schrott zu verwerten. Aber das alleine ist noch keine ausreichende Erklärung dafür, dass sie ein guter Pilot ist. Es erklärt, wieso sie imstande ist, den Falken zu reparieren und Probleme mit der Technik zu diagnostizieren und zu beheben, daher habe ich mit diesem Element ihrer Figur übrigens auch kein Problem! Als sie in den Eingeweiden des Falken hängt und an der Kiste rumschraubt – das nehme ich ihr sofort ab, weil der Aufbau im Film sie dafür etabliert hat.
Eine vergleichbare Etablierung ihres Piloten-Könnens findet halt nicht statt – bis zu dem Moment, wo sie fliegen muss. Das ist es, was ich kritisiere. Ich kritisiere nicht, dass sie eine gute Pilotin ist, auch wenn es ein bisschen den schalen Beigeschmack des Alleskönner-Genies stärkt, aber darüber sehe ich hinweg. Ich kritisiere halt, dass es aus dem vorherigen Charakteraufbau nicht wirklich hervorgegangen ist, und daher den Eindruck eines deus ex machina-Augenblicks erweckt. Und sowas zeugt nicht von guter Charakterzeichnung und -entwicklung, sondern ist ein Syptom für Mary Sue-Anwandlungen und daher legitim kritisierbar.
Um übrigens auf dein ursprüngliches Posting zurückzukommen an dieser Stelle, erwecken deine Reaktionen, legitime Charakterkritik als nur am Geschlecht liegend wahrzunehmen und die Tatsache, dass Luke ein glaubwürdigerer Aufbau attestiert wird, mit einem Lob àla "Teufelskerl" zu verwechseln, den Eindruck, dass hier eher Feministinnen- als Männertränen vergossen werden aktuell. Nur eine kleine, persönliche Anmerkung von meiner Seite.
Das Argument ist in sich jetzt nicht schlüssig. Zuerst prangerst du an, was der Film nicht zeigt, aber dann argumentierst du mit etwas, was der Film auch nicht zeigt (und auch nicht klar gesagt hat). Woher weißt du, dass Luke nur Atmosphärenflüge absolviert hat? Das geht aus ANH nicht hervor. Das ist also nur eine Annahme*. Und wenn du bereit bist, das aus dem Kontext heraus anzunehmen, dann ist es auch nicht zuviel verlangt, anzunehmen, dass Lukes mehrmals erwähnte Fähigkeiten als Piloten zutreffend sind, oder?Aber der Film zeigt nicht woher er das hat. [...]
Und selbst wenn man die Erklärung mit dem T-16 so stehen lässt eracheint es höchst fragwürdig dass jemand der nur Athmosphärenflüge absolviert hat auch sofort den Flug im Weltall perfekt beherrscht.
* Ich weiß, dass es in der Lore selber korrekt ist, aber du sollst dich bitte entscheiden, ob du mit dem argumentierst, was aus dem Film selbst hervorgeht, oder nicht.
Du vermischst hier zwei verschiedene Dinge. Erstens ist es wegen einer (gut begründeten) Notlüge von Ben sehr zweifelhaft, alles in Frage zu stellen, was er von sich gibt. Warum sollte Ben "lügen" in Bezug darauf, was er über Lukes Können gehört hat? Das ergibt keinen Sinn, nicht mal im Gesamtkontext der Saga.Ben sagt viel, wenn der Tag lang ist. Er sagt Luke, dass sein Vater von Vader getötet wurde. Er sagt Luke, dass sein Vater wollte, dass er sein Lichtschwert kriegt usw.
Ben ist nicht das, was eine gute Quelle ist.
Somit gibt es nur Lukes Eigenaussage "ich kann fliegen" (ach ja, ein Kumpel lobt ihn noch, super Quelle) -> bei Luke ist es okay, bei Rey wird das dann diskutiert?
Zweitens ging es mir nicht um die Stichhaltigkeit der Argumente in-universe, sondern um das, was der Film uns als Zuschauern vermittelt, also um die Erzählweise. Das war es, was ich kritisierte. In ANH wird an mehreren Stellen darauf hingewiesen, dass Luke Pilot ist, und offenbar ein talentierter auch noch. Seit der Szene in Ben Kenobis Hütte arbeitet der Film also mit einem kontinuierlichen Charakteraufbau von Luke darauf hin, ihn als die Figur zu etablieren, die er für das Finale des Films sein muss, um seine Rolle glaubwürdig auszufüllen. Wir sehen eine klare und nachvollziehbare Motivation, die seine Handlungen gegen das Imperium und für die Rebellion begründet, und wir lernen die Facetten seines Charakters kennen, die ihn dazu befähigen, bei dem Kampfeinsatz am Ende teilzunehmen, sei das nun durch Erwähnungen oder durch explizite Darstellung. Mehrmals im Film fällt die Aussage, Luke sei ein guter Pilot, noch lange bevor er an das Steuer eines X-Wings gerät. Und wenn es dann so weit ist, dann kauft man das der Figur durchaus ab. Ich glaube, in Krisenzeiten ist auch im RL nicht ungewöhnlich, dass – vor allem, wenn man knapp an Männern ist – Leute in ein Kampfflugzeug gesetzt werden, die vorherige Flugerfahrung mitbringen, und sei es nur von einem Sprühflieger. Und das trifft auf Luke eben zu.
Die gleiche Art von kontinuierlichem Aufbau lässt sich bei Rey vermissen. Wir wissen, dass sie selbständig ist und offenbar ganz gut alleine zurecht kommt, und dass sie sich darauf versteht, Schrott zu verwerten. Aber das alleine ist noch keine ausreichende Erklärung dafür, dass sie ein guter Pilot ist. Es erklärt, wieso sie imstande ist, den Falken zu reparieren und Probleme mit der Technik zu diagnostizieren und zu beheben, daher habe ich mit diesem Element ihrer Figur übrigens auch kein Problem! Als sie in den Eingeweiden des Falken hängt und an der Kiste rumschraubt – das nehme ich ihr sofort ab, weil der Aufbau im Film sie dafür etabliert hat.
Eine vergleichbare Etablierung ihres Piloten-Könnens findet halt nicht statt – bis zu dem Moment, wo sie fliegen muss. Das ist es, was ich kritisiere. Ich kritisiere nicht, dass sie eine gute Pilotin ist, auch wenn es ein bisschen den schalen Beigeschmack des Alleskönner-Genies stärkt, aber darüber sehe ich hinweg. Ich kritisiere halt, dass es aus dem vorherigen Charakteraufbau nicht wirklich hervorgegangen ist, und daher den Eindruck eines deus ex machina-Augenblicks erweckt. Und sowas zeugt nicht von guter Charakterzeichnung und -entwicklung, sondern ist ein Syptom für Mary Sue-Anwandlungen und daher legitim kritisierbar.
Der letzte Teil des Satzes ist eine sehr lose Behauptung. Meine Begründung für Reys kritische Bewertung kannst du oben detailliert nachlesen und dann überleg nochmal, ob du mir wirklich unterstellen kannst, dass meine Argumentation nur existiert, "weil sie eine Frau ist".Ich finde auch, dass Rey hier kritischer bewertet wird als Luke und zwar einzig und allein deshalb weil sie eine Frau ist.
Entschuldige bitte, aber Luke Skywalker hast du als Erstes ins Spiel gebracht und einen Vergleich zwischen den Figuren gezogen. Das ging nicht von mir aus. Im Gegenteil – ich habe ganz bewusst als Gegenbeispiel für Rey einen eher kürzlich entwickelten, starken weiblichen Charakter genannt zum Vergleich, um eben direkt aufzuzeigen, dass ich starke, weibliche Charaktere durchaus schätze. Wenn sie denn überzeugend sind. Auf Korra trifft das in meinen Augen zu, auf Rey eher nicht. Und dass man Episode VIII abwarten sollte, sage ich auch schon seit mehreren Seiten. Nur kommt damit halt auch eine Erwartungshaltung zustande. Wenn Rey überzeugen soll, dann müssen VIII und XIV delivern an ihrer Charakterfront, und einiges zu ihren Ursprüngen klären. Und ich sehe eben die Gefahr, dass man sich eher auf den vor ihr liegenden Weg der Charakterentwicklung konzentrieren wird und das Ganze auf eine nebulös-bröcklige Basis aufbaut, die nie befriedigend konstruiert wird, aber das sehen wir dann ja.Ich konnte mich jedoch eines leisen Eindrucks nicht erwehren, dass es doch am Geschlecht liegt und dass Luke hier stellenweise für ein Verhalten/bestimmte Fähigkeiten quasi anerkennend auf die Schulter geklopft wird (a la "boa, dieser Teufelskerl!") und Rey wird, sobald sie beeindruckende Fähigkeiten zeigt, dafür als Mary Sue/"flach"/wie auch immer unangenehm auffallend kritisiert.
Um übrigens auf dein ursprüngliches Posting zurückzukommen an dieser Stelle, erwecken deine Reaktionen, legitime Charakterkritik als nur am Geschlecht liegend wahrzunehmen und die Tatsache, dass Luke ein glaubwürdigerer Aufbau attestiert wird, mit einem Lob àla "Teufelskerl" zu verwechseln, den Eindruck, dass hier eher Feministinnen- als Männertränen vergossen werden aktuell. Nur eine kleine, persönliche Anmerkung von meiner Seite.
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