Also, manchmal frage ich mich schon, ob du die Antworten, die du bekommst, eigentlich wirklich liest oder überhaupt nachvollziehen möchtest. Niemand, der sich hier dafür ausgesprochen hat, bei einer Vergewaltigung einzugreifen, hat davon geredet, den Vergewaltiger zu erschlagen, zu töten, zu erschießen oder sonst etwas. Das sind nur die Dinge, die DU laufend anderen in den Mund legst. Du tust hier die ganze Zeit so, als sei das Töten eines Gewalttäters oder Vergewaltigers die einzige Option, wenn man eingreift, dabei hat das hier niemand auch nur im entferntesten befürwortet. Entweder kannst du wirklich nur in Extremen denken, oder
@Minza s Troll-Theorie nimmt immer mehr Gestalt an. Wahrscheinlich gehen beide Optionen Hand in Hand.
Zu der Sache, dass so eine Situation natürlich eine noch höhere Eskalationsstufe erreichen kann, wenn man einschreitet, stimme ich dir grundsätzlich zu. Das entbindet aber niemanden von der moralischen Pflicht, zu helfen. Und Hilfe kann man immer auf irgendeine Art leisten. Ich möchte es mir ehrlich gesagt nicht auf die Fahne schreiben, dass ich immer den Mut fassen würde, persönlich einzugreifen, wenn ich Zeuge einer Gewalttat würde. Letztlich kommt es auch auf den oder die Täter an, ich weiß, dass ich alleine gegen eine Gruppe von vier Muskelprotzen, die allesamt zwei Köpfe größer sind als ich wohl nicht viel ausrichten könnte und dass das Opfer auch keinen Vorteil davon hätte, wenn ich dann mit gebrochenem Kiefer auf einmal neben ihm liegen würde. Aber wenn man schon weiß oder davon ausgeht, dass man selbst nicht die körperlichen Voraussetzungen hat, um zu helfen, muss man zumindest andere Leute mobilisieren, ebenfalls einzugreifen oder die Polizei verständigen, im Idealfall macht man sowieso beides. Etwas kann man immer tun, auch wenn man sich selbst nicht in Gefahr bringen will, was zugegebenermaßen auch verständlich ist. Aber einfach gar nix machen ist in jeder Hinsicht falsch und kann auch durch nichts gerechtfertigt werden.
Und ganz davon abgesehen: Ja, natürlich kann, wenn man eingreift, etwas noch schlimmeres passieren. Das ist aber IMMER der Fall, auch bei vermeintlich ungefährlichen Situationen. Ich war vor ca. einer halben Stunde mit dem Hund spazieren, wir haben gerade viel Schnee, es ist kalt und rutschig. Ich hätte ausrutschen und mir das Genick brechen können, dann würde ich jetzt nicht hier im Warmen sitzen und auf meiner Tastatur herumtippen. Übermorgen geht bei mir das Studium wieder los, ich fahre jeden Tag mit dem Zug zur Universität. Vielleicht lasse ich das in Zukunft aber auch besser sein, schließlich könnte der Zug entgleisen. Und überhaupt: Wenn ich es lebend und unverletzt in die Uni schaffe, was wenn dort ein Student die Nerven verliert, einen Amoklauf startet und mich erschießt? So weit muss man aber auch nicht denken, ich muss in der Uni jeden Tag viele Treppen nehmen, was wenn ich auf einer davon stolpere, runterfalle und mir den Schädel aufschlage? Und selbst wenn das nicht passiert, ich fahre nach der Uni mit dem Zug wieder nach Hause, der könnte entgleisen...
Was ich damit sagen will: Man hat ohnehin NIE in der Hand, was passiert und auch ganz alltägliche Situationen wie der Weg zur Arbeit, zur Schule, zur Uni, zum Kino, zur Toilette, Zum Kühlschrank können im Grunde gefährlich enden. Deshalb kann man doch jetzt aber nicht den Kopf in den Sand stecken und alles aufgeben und seine vier Wände nicht mehr verlassen. Es hilft nichts, über die Dinge nachzudenken, die alle theoretisch sein könnten, aber keinesfalls sein müssen und so verhält es sich sowohl bei solch profanen Dingen als auch bei der Frage, ob ich helfe, wenn jemand in Gefahr ist. Die Frage darf sich gar nicht erst stellen, sondern die Antwort muss, wie auch immer es dann realisiert wird, von vornherein "ja" lauten. Es gibt Situationen, die Handeln erfordern, ohne sich erstmal hinzustellen und bis ins Unendliche zu überlegen, was daraus alles hypothetisch entstehen könnte.