Dieser Thread ist jetzt seit über 11 Jahren aktiv und fungiert beinahe selbst als sowas wie ein Zeitzeuge. Witzig, dass bereits damals eine Betrachtung über "die PT heute" stattfand und wir dasselbe "heute" immer noch machen, ein Jahrzehnt danach
Das Lesen alter Beiträge hier lässt mich in nahezu nostalgischer Erinnerung schwelgen. Was waren wir doch für eingeschworene Lager: OT- gegen PT-Fans, EU-Connaisseure gegen Filmpuristen, Lucas-Jünger gegen Freidenker... in gewisser Weise waren die Fehden im Fandom untereinander gar nicht so fern von den Konflikten in der GFFA, bei denen wir so mitfieberten.
Aber irgendwie war trotz all dieser Differenzen der Diskurs damals... "besser". Ich weiß nicht, woran es lag, aber die Zeit und die Diskussionen damals haben gefühlt mehr Spaß gemacht als heute. Vielleicht, weil alles ein bisschen augenzwinkernder war, weil es letztendlich "nur" um eine Filmreihe und ihre Ableger ging, reine Unterhaltungswerte, im Grunde (wenn auch von uns hochgeschätzte) Belanglosigkeiten. Heute ist das Fandom, kommt es mir vor, viel mehr uneins, viel mehr in Zwietracht, und auch der Grundtenor ist viel verbissener geworden. Es ist nicht mehr ganz so einfach und harmlos wie einst. Der Diskurs scheint härter, politischer geworden zu sein. Bekennt man sich zu den Disney-Werken, so unterstützt man eine kapitalistische Medienmaschinerie. Kritisiert man die Charakterinnen der ST, ist man schnell ein Sexist. Von außen wird das Fandom als "toxic af" wahrgenommen, weil eine kleine Minderheit darin sich der Aufgabe verschrieben hat, eine so unerträgliche Präsenz wie möglich an den Tag zu legen. Und jedes neue Werk, jedes Buch und jede Serienepisode, spaltet die Fangemeinde tiefer und tiefer. Das Böse ist allgegenwärtig.
Wenn ich also so an die Zeit der PT zurückdenke, kann ich nicht bestreiten, dass aus heutiger Sicht zumindest das Fandom damals irgendwie mehr Spaß gemacht hat. Aber wie es um die Filme selbst steht, das ist die Frage. Müsste ich meine heutige Betrachtungsweise der PT darlegen, so würde ich sie mit einem Begriff zusammenfassen: versöhnlich. Die Prequels sind mit ihren Macken und Eigenheiten ein Bestandteil von Star Wars, der zwar irgendwie nicht so ganz richtig zur Vorlage der OT passt, auch heute nicht, aber dennoch nimmer zu missen ist, denke ich. Ihre schrille und buntere Machart hebt sie nach wie vor ab, und gibt ihr eine irgendwie unwirkliche Qualität. Ich bin erfreut, dass die Sequels und auch Rogue One zwar aktiv Bezug auf die PT nehmen, aber dies mit genug Abstand und Feingefühl tun, dass man die Prequels beinahe wie eine mystische Legende innerhalb des Kanons betrachten mag. Die quietschenden Gungans, die lächerlichen Droiden - alles Dinge, die vor dem doch etwas seriöseren Tenor der später spielenden Filme und Serien eher wie eine Karrikatur von Star Wars wirken. Andererseits verleiht gerade das wiederum Ben Kenobis Worten aus ANH, "bevor es dunkel wurde in der Welt", eine besondere Wahrhaftigkeit. Ich persönlich bevorzuge den realeren, ernstzunehmenderen Ton der Post-Prequel-Epoche, aber die Einflüsse der PT sind weitreichend und nicht mehr wegzudenken aus heutiger Sicht. Und irgendwie bin ich auch froh darum und habe, denke ich, meinen Frieden mit den Prequels gemacht. Dazu kommt, dass Star Wars inzwischen so vielfältig ist und wirklich für nahezu alle Content bietet, sodass sich alleine deswegen die Prequels schon besser ins Gesamtbild einfügen als früher.
Dennoch, wenn ich sehe, wie Disney anderen Stoff vor der OT verfilmt, wie etwa Rogue One und Solo, dann komme ich nicht umhin, mich in Bezug auf die PT zu fragen "was wäre, wenn... ". Was wäre, wenn die PT eine andere Richtung eingeschlagen und den Stoff mit mehr Düsternis behandelt hätte. Was wäre, wenn Anakin uns nicht als kleiner Junge und Erbauer von 3PO vorgestellt worden wäre. Was, wenn Yoda nicht gekämpft hätte, wenn Padmé keine Königin und Senatorin gewesen wäre. Schwer zu sehen. In ständiger Bewegung ist die Zukunft... und die Vergangenheit, vor meinem geistigen Auge. Ich bin innerlich zerrissen, ständig schwankend zwischen Akzeptanz dessen, was war, und Sehnsucht nach dem, was hätte sein können. Und dazwischen spüre ich... eine Macht. Die Macht des Headkanons. Und in mir... dieselbe Macht...