Um das Klarzustellen ich habe nichts gegen Effekte an sich. Doch inzwischen kann ich es einfach nicht mehr leiden wenn die Effekte die Story überlagern...
Das ist es ja gerade,. was ich auch meine bzw. meinte! (Lies mein voriges Post noch mal - ich hatte dort im Übrigen eine bestimmte Zeile eines Zitats von Dir fett unterlegt und unterstrichen, weil ich ihr zustimme!)
Und ich denke auch, GLs Meinung dazu hat sich sicherlich seit 1995 nicht wesentlich geändert. Im Gegenteil sehe ich es sogar so, dass die gesamte PT an sich sogar sehr gut erzählt ist. Es ist sogar eher so, dass die Story teilweise mit all den politischen Hintergründen "überverinhaltlicht", also inhaltlich überfrachtet wirkt. Das die SW-Produktionen allerdings von Effekten nur so strotzen, liegt vor allem an ihrer Eigenart. Woody Allen - um es mal einfach und salopp zu formulieren - macht Filme in New York, die in New York spielen. Wozu bräuchte Allen also irgendwelche CGI-Effekte?
GLs SW-Stories spielen alle durch die Bank weg in einer durch und durch fiktiven bis hin zu fantastischen Welt. Viele Dinge in SW gibt es in unserer Realität nicht und solche Dinge lassen sich nun einmal letztlich am effektivsten am Computer kreieren - nur nicht am effizientesten, da gebe ich Dir recht.
Das Problem ist denke ich manchmal auch, dass wir gerade bei solchen Filmen deshalb umso mehr auf die Machart der Effekte achten, was einen von der eigentlichen Story ablenkt, weil wir WISSEN, wie hochqualitativ und neuwertig diese sind und wir neugierig sind, ob sie unserem "kritischen" Blick standhalten - oder auch nur darauf, wie sie es gemacht haben.
Man darf hier nicht die konzeptionelle Wahrheit hinter der Machtart von Filmen mit der Eigendynamik von Konsumenten-Gewohnheiten oder -Eigenarten verwechseln (was ich zugebenermaßen aber früher auch getan habe!!!)
Eine Story ist von ihrem Content und Stuff her deshalb dünn und mager, weil sie es einfach ist. Das basiert jedoch eher auf einem dürftigen Drebuch bzw. der eher traurigen und manchmal nur schwer nachvollziehbaren Entscheidung der Film-Studios, auf solche Drehbücher basierende Filme dennoch zu produzieren und mit teuren, bekannten Darstellern und teuren Effekten über Lücken und Belanglosigkeiten in der Story hinweg zu täuschen.
Die Story selbst aber ist so gut oder schlecht, so gehaltvoll oder dürftig, wie das Drehbuch selbst nach der x-ten Redigierung noch ist. Wurde aber erst entschieden, dass ein solches Drehbuch dennoch zu einem Film realisiert wird, ist der Story-Konzeptions-Vorgang (meist offiziell) abgeschlossen und nur bestimmte Regisseure sind während der eigentlichen Produktionsphase vielleicht noch in der Lage, zu improvisieren. -Oder auch bestimmte bzw. erfahrene Schauspieler, denen es dann gelingt, mehr in den Dialogtext und somit ihren Rollencharakter zu interpretieren, als eigentlich drin steht.
Filme, bei denen die Story eben flach und lückenhaft geblieben sind und viel Effekte besitzen - und/oder bei denen der Regisseur schlicht und ergreifend mit der Umsetzung eines gehaltvollen und tollen Drehbuches schlichtweg überfordert war - sehen wir nachher als solche Filme an, wie Du sie kritisierst: Null Story, aber die tollsten, teuersten Effekte und Schauspieler.
An sich aber kann eigentlich eine gute Story eines guten Drehbuches nicht in der Filmumsetzung durch Effekte überlagert werden, weil ein gutes Drehbuch so aufgebaut wäre, dass es das gar nicht zuließe. -Das heißt freilich nicht, dass nicht effekthörige Produzenten oder überforderte und/oder selbstüberschätzende Regisseure den Film verhunzen könnten.
Ein tolles Beispiel finde ich teilweise die ersten "Harry Potter"-Verfilmungen, in denen ein tolles Verhältnis zwischen story-dienlichen CGI-Effekten und sonstigen Effekten und der insgesamt erzählten Story an sich umgesetzt wurden. An den späteren Verfilmungen kann man aber auch sehen, wie Effekte dann teilweise überhand nehmen können. Und interessanterweise basieren aber alle auf den toll und spannend gestrickten und erzählten Romanvorlagen von Joanne K. Rowling. (Aus Interviews konte ich entnehmen, dass der/die Drehbuchautoren gerade deshalb so tolle Arbeit leisteten, weil sie die Buchvorlagen "liebten"!)
Was allerdings dennoch - und sicher auch noch lange in Zukunft - ein Problem bleiben wird, sind zwei wesentliche Punkte, die einmal CGI-Effekte an sich betreffen und zum anderen die armen Schauspieler. CGI-Effekte werden zwar immer besser und hervorragender, doch bis zu einem gewissen Grad bleiben sie doch im Vergleich zur Wirklichkeit um uns herum selbst unperfekt in ihrer Ansichtswirkung auf das menschliche Gehirn. Deshalb wirken bis heute CGI-Effekte manchmal noch immer "steril", denn in unserer Wahrnehmung unserer wirklichen Umwelt gibt es soviele kleine bis kleinste Facetten und Teilchen, die dabei zusammenwirken - und das gemeinerweise auf ganz natürliche Art. Im Computer müssen selbst diese kleinsten Facetten und dazu auch noch ihre Wechselwirkung miteinander erst absolut physikalisch korrekt programmiert bzw. umgesetzt werden, was manchmal ob der Fülle und Menge aus technischen und zeit- bzw. geldtechnischen Gründen gar nicht möglich ist. Wenn man bedenkt, wie gut aber CGI-Effekte inzwischen geworden sind, muss man der Ambitioniertheit der Designer danken und sie beglückwünschen, uns dennoch inzwischen mehr undmehr eine absolut fiktive Virtual Reality im Film wesentlich glaubhafter als früher zu vermitteln.
Das zweite Problem ist das Agieren von Schauspielern vor einem Blue- oder Greenscreen, wie Du es ja schon ankritisiert hast. Ob es dafür jemals eine technische Lösung geben wird, bleibt abzuwarten. Bislang hängt sehr viel von der Erfahrung und Gewöhnung des Schauspielers mit dieser Drehtechnik ab - aber vermutlich wird letztlich immer ein Quäntchen emotionale Wirkung eines Blue-Screen-Darstellers im Vergleich zu einem Darsteller fehlen, der innerhalb eines materiellen Settings spielen kann, weil letzterer seine Umgebung einfach mit seinen Sinnen automatisch und intuitiv erfassen kann und damit "interagiert" - oftmals, ohne das es dem Darsteller bewusst ist.
Dies sieht man schon an THX 1138. Einschöner Sci Fi Film...
Oh ja, THX 1138... Wunderbar - und ein wunderbares Beispiel, denn alle Effekte dort wurden noch "per hand materiell" umgesetzt - was ihn im Übrigen meines Erachtens nicht auch ein Stück weniger "glanzvoll" macht. ABER: Solche Effekte per Hand umzusetzen - oder besser gesagt in diesem Fall der "Kulissenbau" - sind ziemlich aufwendig und er erlegt zudem auch viele physikalisch-materielle Schranken auf. Egal, was zu solchen Zeiten im Drehbuch oder Buch stand - was nicht umgesetzt werden konnte, konnte einfach nicht umgesetzt werden. Das war manchmal nicht mal nur eine Frage des Geldes, sondern auch der Machbarkeit.
"American Graffiti" hingegen ist ein schönes Gegenbeispiel - so wie meine oben zu Woody Allen.
Ich denke der Erfolgszwang und der Konsum kam erst später als Star Wars wirklich erfolgreich war und den Merchandising Markt Revolutionierte. Danach hat sich in GL irgendwas geändert...
Was das Konsumverhalten anbetrifft, stimme ich Dir zu. Was den "Erfolgszwang" anbetrifft, nicht. Als GL seinerzeit den ersten SW-Film anging, konnte er zwar auf einen gewissen finanziellen Erfolg (mit American Graffiti) zurück blicken und besaß dadurch nun eine vor allem markttechnisch bessere Reputation als Regisseur, die ihm bessere Zugänge zu den großen Film-Studios ermöglichten. (Die Kino-Verfilmung von "THX 1138" mit Robert Duvall und Donald Pleasence war Anfang der 70er im Übrigen an den Kino-Kassen gefloppt, weil die Zuschauer den Film wohl nicht verstanden! -Dahingegen war American Graffiti ein finanzieller Kino-Erfolg geworden gewesen!)
Dennoch war GL zu der Zeit noch nicht finanziell unabhängig, denn er musste auch Leben und gleichzeitig versuchen, seine Film-Karriere voranzutreiben und Drehbücher zu schreiben, was ihm nach eigenen Aussagen eher schwer fiel und viel Zeit kostete. Darüber hinaus glaubten die Studios nicht an Star Wars, als er ihnen die Idee vorlegte. Sie verstanden sie nicht und GL konnte zwar sozusagen nachweisen, dass er einen ganz normalen Film hatte zum finanziellen Erfolg führen können, doch eine andere Sci-Fi-Produktion gefloppt war.
Als schließlich doch ein Studio bereit war, an seine Fähigkeiten als Regisseur zu glauben, musste er jedoch Verträge eingehen, die ihn am Ende alles was er besaß - und noch weitaus mehr - hätten kosten können (Konventionalstrafen, Schulden usw.) und zudem musste GL auf Mitspracherecht bei seiner Idee eingehen. -Nein, der Erfolgszwang war zu dem Zeitpunkt schon extrem hoch und ist es noch heute, nur das GL heute sein eigener Herr ist und selbst bestimmt, wo es lang geht.
In sofern gebe ich Dir recht, dass sich GL verändert hat. Damals hat er auf die großen Studios geschimpft, aber ich glaube, dass er sie heute besser verstehen kann. Damals kam es ihm so vor, als würden sie einen jungen, ambitionierten Regisseur gängeln und beschneiden wollen. Heute denke ich weiß er, dass die Gängelung sozusagen nicht bei den Studios endet oder beginnt. Es sind nach wie vor die Massen der Zuschauer selbst, die bestimmen, was ihnen gefällt und was nicht, was sie sehen wollen und was nicht. Nach wie vor aber muss Lucas auch sehen, dass bei den hohen Investitionskosten von Film- oder Medien-Produktionen diese ihr Geld mehr als nur deckend einspielen. Davon hängen Existenzen - ebenso seine eigene, wie die seiner Familie, seiner Unternehmen und der dort beschäftigten Mitarbeiter ab - und darüber hinaus seine eigene Existenz als Filmemacher, Geschichtenerzähler und Regisseur. Für mich ist (neben dem Buch "Das Kino des George Lucas" von Marcus Hearn) die Entwicklung, welche zwischen EP I bis EP III steht und ihre Unterschiedlichkeit vom ersten bis zum dritten Film zeigt, ein Beleg für das, was ich hier schreibe.
Und im Übrigen: Für mich ist EP III ebenfalls ein Film, der für mich zeitlos geblieben ist. Denn nicht nur, das ich finde, dass er ein Optimum dessen herausholt, was man unter guter, interessanter und spannender Kino-Unterhaltung versteht, sondern er zudem ein gutes und gleichsam fast schon irrwitziges Balancing was das Verhältnis CGI-, Effekte und Story anbetrifft und er zeigt für mich, das GL auch noch einmal im Alter noch einen Schritt als Filmprodzent und -macher hatte lernen müssen und gelernt hat. Trotz aller sonst so tollen einstigen Weisheiten der 60er und 70er Jahre hat sich unsere Welt in ihrer grundlegenden Systematik kaum verändert. Es geht ums Geld - und nur um das, wenn man mit der Verwirklichung seiner Ziele und Wünsche weitermachen will. Es waren nicht viele Szenen, die am Ende noch aus EP III herausgeschnitten wurden, doch es waren Szenen, die tolle Ideen enthielten und deren Entscheidungsspielraum, sie draußen zu lassen oder reinzunehmen, tatsächlich nur noch einem Haar Platz gemacht hätten. (Wohingegen ich es schade fand, welche Szenen bei EP I herausgeschnitten wurden, ich es aber auch viel leichter dann doch verstehen konnte!)
...Die Cinematik Trailer sind wirklich total beeidruckend und gehören zu den bestaniemiertesten CGI Animationen die ich bisher gesehen habe. Das Problem ist nur sie kosten viel zu viel...
Tja, womit wir jedoch wieder auch bei der Problematik dessen wären, was in diesem Fall der Computerspiele-Markt und die breite Masse derer Konsumenten erwarten. Es sind nicht SW-Game-Produktionen der letzten Jahre alleine, die tolle Trailer rausgehauen haben. Die Konkurrenz schläft nicht und umschmeichelt potenzielle Käufer mit dementsprechenden Trailern - oder auch Einführungsseuqenzen oder Vorfilmen in Spielen (s. z. B. den aus dem deutschen Fantasy-Spiel Spellforce!!!)
GLs Ruf und der Ruf seiner Firmen - bzw. deren finanzieller Erfolg - hängt auch davon ab, dass das alles nicht nur marktfähig, sondern marktführend bleibt. Momentan kommen auch andere Produktionsschmieden noch zu ihm und beauftragen seine Firmen (und somit seinen Ruf), für sie die Film-Effekte zu machen oder den Sound. Wenn das endet, könnte das den Beginn von Abstieg bedeuten. Auch die CGI- und Sound-Effekt-Macher-Konkurrenz schläft beispielsweise nicht und wartet regelrecht nur darauf, selbst endlich größer und noch größer ins Geschäft zu kommen.
GL weiß, dass sein derzeitiger Status eine der größten ökonomischen Freiheiten bedeutet - und somit für ihn die Freiheit, alles in der Hand haben zu können - vor allem, wenn es eigene Ideen anbetrifft.
Man erwartet regelrecht, dass unter seinem Namen noch eins draufgesetzt wird, und noch eins und noch eins ... und hier noch wieder eine Unmöglichkeit möglich wird ... und da noch wieder eine technische Innovation "ins Land fließt" usw.
Vielleicht erwarten das eben vereinzelte Fans oder SW-Fans nicht unbedingt und ich glaube wie gesagt nicht einmal, dass eben nur die breite Masse hier den Ausschlag gibt, sondern eben auch Diejenigen, die ihm Aufträge geben, die zu ihm kommen und die Konkurrenz, die im Hintergrund nur darauf lauert, die Marktführer-Position einzunehmen. Auf dieser Position ist der Grad zwischen "absolut hervorragender Qualität" und "noch etwas besserer hervorragender Qualität" so eng geworden ...
GL denke ich weiß das und er wird sich abstrampeln, dass man erneut sagen wird: »Man, der Lucas hat da wieder ein Ding gefahren ... unglaublich!!! «
(Und selbst, wenn das vielleicht Maßstab-Setzung bei TV-Produktionen bedeutet!)
Und auch, wenn ich ebenfalls wie Du auf gute Geschichten achte und das sie gut erzählt werden, fand ich es dennoch auch toll, eben bei TCW zu sehen, was daran alles fantastisch geworden ist, was einem ein "Ahhh!" und "Ohhh" entgleiten lässt - oder ein "Mann, sieht das toll aus!"
Und das heißt für mich, dass wir noch so viel an diesem Thema herum laborieren können und sagen können: "Ach GL - nun lass doch mal die Effekte und diese ganzen technischen Spielereien und erzähl uns mal wieder eine Geschichte, die uns geistig so richtig vom Sockel haut", aber ich befürchte, dass man uns allerhöchstens freundlich milde lächelnd zur Kenntnis nehmen würde - wenn man denn wüsste, dass es uns überhaupt gibt!
Es ist also so wie es ist ... Wir können noch so viel dazu schreiben, aber letztlich ist es nicht unsere Entscheidung. Entscheidend ist letztlich der Gesamtumsatz und der Gewinn - auch der an Reputation oder Reputations-Erhalt!
Und somit ist es auch GL, der entscheidet, wie viel er in die Realserie investieren wird müssen, damit er sie realisierungswürdig und gewinnbringend umsetzen kann.
That's it!