Ich
persönlich habe wenig Interesse an einem Kenobi-Film, aber das muss noch lange nicht heißen, dass Disney das auch so sieht.
Bei der ganzen Diskussion, was nun sinnvoll ist, was realistisch oder bloßes Wunschdenken, sollte man einfach mal nüchtern Revue passieren lassen: Wenn es danach gehen würde, worauf so viele Fans angeblich warten und was in jedem Fall einschlägt (oder auch nicht), dann hätten wir mit Sicherheit eine andere Episode VII, und das erste Spin-Off wäre mit Sicherheit nicht
Rogue One. Ich lehne mich da jetzt bereitwillig aus dem Fenster uns sage, dass bei einer Aufarbeitung der entsprechenden Themen in diesem und anderen Fan-Foren die meisten anfänglichen Spekulationen/Hoffnungen relativ wenig mit dem gemein hatten, was am Ende in
The Force Awakens zu sehen war, oder am Ende in
Rogue One zu sehen sein wird. Zumindest in TFA hat das dem Film nicht zum Nachteil gereicht. Was sagt uns das? Ganz so sicher und hundertprozentig ist die Lage eben nicht, gleichwohl sich einige Szenarien, zumindest scheinbar, einfach anbieten.
Rogue One sehe ich u.a. als eine Art Bewährungsprobe (u.a.aus der unternehmerischen Brille), ob Star Wars auch ohne ausgiebige Laserschwertkämpfe und den Solos und Skywalkers dieser Welt funktioniert bzw. angenommen wird (Vader ist in
Rogue One quasi die Versicherung). Wenn das klappt, und danach sieht es aus, könnte man sich von Notlösungen wie einem McGregor
Kenobi-Streifen lossagen. Das wäre nämlich m.E. so ein potentielles Himmelfahrtskommando wie das erste
Wolverine Spin-Off zu den X-Men-Filmen, als es einfach darum ging, mit dem Sympathieträger der Reihe noch etwas aus dem Franchise herauszukitzeln. Disney traue ich etwas mehr Bedacht zu, und interessant wird vor allem der Vergleich von
Rogue One und dem
Han Solo-Film, sowohl in Bezug auf die Kritiken, als auch beim Kassensturz. Meine Hoffnung und meine Überzeugung ist, dass die Marke Star Wars stark genug ist, sich von den großen Namen zu emanzipieren und neue Wege gehen zu können. Dann müsste Disney auch nicht das Minenfeld beschreiten, auf dem m.E. gut entwickelte und vollständige Figuren im schlimmsten Fall verhunzt werden.
Das bedeutet nicht, dass ein Kenobi-Film, und auch nicht der Han-Solo-Streifen, zwingend schlecht werden müssen. Es sind halt nur (trügerische) "Lasst-uns-auf-Nummer-sicher-gehen"-Aktionen, so mein Empfinden.
Was mich ganz konkret an einem Kenobi-Film stören würde, ist dass mir der Gedanke nicht gefällt, dass aus dem schweigsamen Einsiedler ein Abenteuer gemacht wird, und das wird zwingend der Fall sein müssen, wenn es zu einem eigenen Film käme. Bei
Rogue One schlägst Disney mehrere Fliegen mit einer Klappe, zum einen eine vielfältige Besetzung inklusive weiblicher Protagonistin, zum anderen kann die OT inhaltlich ergänzt werden. Nicht, dass das zwingend nötig gewesen wäre, aber es hat Potential und die Autoren müssen sich nicht verbiegen, um eine glaubwürdige Geschichte zu schreiben. Kenobis Geschichte hingegen ist bereits erzählt, und dann auch noch Darth Maul aus dem Hut zu zaubern, wäre für meine Begriffe recht nahe dem Gipfel der Einfallslosigkeit. Einen Film auf Tatooine stelle ich mir klein, dreckig und rau vor, nichts mit einem Blockbuster-Budget von 150 Mio. $+, nichts was zwingend für Kinder und Jugendliche aber 12 Jahren gemacht ist. In diesem Segment ist Star Wars, zumindest in Bezug auf Kinoproduktionen, einfach nicht zuhause, und es spricht mehr dagegen als dafür, dass Disney da auch gar nicht hin möchte.
Just my two cents.