| Eadu | tiefer Orbit | im Anflug auf imperiales Landefeld | Zeta-Klasse Transportshuttle | TI-1635 [& andere Piloten; u.a. Flight Lieutenant Kyra Tey, sowie Offiziere]
TI-1635 lautete seine imperiale Kennung als Bestandteil der glorreichen Teilstreitkraft des Sternjägerkorps. Eine übliche Bezeichnung für einen TIE-Piloten, hielt man in den Reihen des Galaktischen Imperiums nicht viel von Individualisierung eher bedeutungsloser Zeitgenossen. Zu schnelllebig war das Dasein als Repräsentant des gewaltigen Militärapparates und zu anonym der Dienst an der Front. Geburtsnamen, ja
wahre Namen musste man sich erst wieder verdienen, nachdem man die harte, fordernde und belastende Ausbildung an einer der imperialen Kaderschmieden durchlaufen hatte. Die gewaltige Kriegsmaschinerie, die letztlich nur der Erhaltung des Status Quo eines Imperators diente, den der Großteil seiner Untergebenen nie zu Gesicht bekam, bot nur wenig Raum für Heldenepen. Der raue Alltag der bewaffneten Männer und Frauen war der tägliche Kampf ums Überleben, die Niederschlagung nichtmenschlicher Terrorzellen und die Verhinderung einer neo-liberalen Offenheit, wie die selbsterklärte Neue Republik sie verhieß. Es war letztlich kein galaktischer Expansionskrieg - zumal in der aktuellen Friedenszeit - sondern die Kollision zweier politischer Weltanschauungen. Chaos, Zerrüttung, Korruption und ungeordnete Selbstbestimmung auf der einen, Wahrung, Sicherheit, Konkretheit und Wohlstand auf der anderen Seite. Als Kind mit imperialen Wurzeln, geprägt durch die Propaganda-Maschinerie des Galaktischen Imperiums, stetig durch deren Wertenormen indoktriniert, gab es für
TI-1635 keine Alternative.
Der auf Terminus geborene Pilot im Range eines Pilot Officer blickte, in den Haltegurten des Shuttles hängend, auf seine Stiefelspitzen herab. Wie üblich hatte er sein Schuhwerk direkt vor dem Abflug noch einmal frisch gewichst. Auch der Sitz seiner eher zivil wirkenden Kleidung - optisch tat sich vor allem die mit dem Rangabzeichen versehen Pilotenjacke aus
synthetischem Leder hervor - war ordnungsgemäß und vorschriftsgerecht. Genau diese Korrektheit war es, die
TI-1635 so sehr schätzte. Diese imperiale Genauigkeit. Eine fast perfekte Exaktheit. Schon zu Flugschulzeiten war er ob seiner Besessenheit von der Protokolltreue von den übrigen Rekruten - Piloten galten ja im Allgemeinen rasch als Freigeister - aufgezogen und mit allerlei unflätigen Beinamen bedacht worden. '
Musterknabe' war dabei die harmloseste Variante, die ihm jedoch - das musste er zugeben - am Besten gefiel. Diese eigentlich despektierlich motivierte Bezeichnung attestierte ihm doch eine besondere Hingabe zur klar ausformulierten hierarchischen Befehlskette. Die Existenz von klaren Regeln, von Protokollen, von Etikette und auch von Dienstvorschriften beruhte auf der Notwendigkeit ihres Nutzens. Im Einsatz bedurfte es einer strukturellen Abfolge von Anweisungen und der uneingeschränkten Bereitschaft ihrer Ausführung. Darin sah
TI-1635 eine unwiderlegbare Effizienz. Und eine solche garantierte im Idealfall das Überleben der imperialen Soldaten und Soldatinnen. Legte man das Überleben selbiger als Erfolg aus, war es für den 25-Jährigen von Terminus eine logische Konsequenz, seine eigene Persönlichkeit diesem höheren Ziel unterzuordnen. In dieser höhergestellten Funktion verkörperten die Befehlskette, wie auch die Protokolltreue demnach eine huldigungswürdige Institution.
Ein Rumpeln ging durch den stählernen Leib des Shuttles, dessen Inneres nach Jahren der militärischen Nutzung nach abgestandenem Schweiß, metallischem Interieur und dem Leder zahlreicher Stiefel roch. Neben
TI-1635 gab es hier offenbar eine Reihe frisch verpflichteter Piloten, die wie er selbst von Flight Lieutenant
Kyra Tey für ein Sonderprojekt von den bisherigen Einheiten abgezogen worden waren. Der Flight Lieutenant, allein optisch durch zahlreiche Hautbilder leidlich imperialer Standard, war in die Überprüfung zahlreicher schriftlicher Unterlagen vertieft, was wenig zur allgemeinen Aufklärung beitrug. Eine Reihe anderer Piloten schien, anders als er selbst, ebenfalls eher zur extrovertierten Sorte zu gehören. Aus Nebengesprächen filterte
TI-1635 heraus, dass zumindest zwei der Flieger sich kannten und keiner von ihnen verwendete die offizielle militärische Kennung als Anrede. Für den fast sklavisch auf die militärischen Leitlinien schwörenden jungen Mann ein Ding der Unmöglichkeit. In einer anderen Position, einer anderen Stellung, hätte er für eine entsprechende Ordnung gesorgt, doch hatte er hier nicht das Kommando. Er hatte generell kein Kommando, war er doch lediglich für den effizienten Einsatz einer Jagdmaschine verantwortlich. Diese sich eintrübenden Gedanken musste er vertreiben, weshalb sein Blick einmal mehr auf seine Stiefelspitzen wanderte. Die auf Hochglanz getriebenen Schuhe waren ein wunderbares Mittel zur geistigen Zentrierung. Die Welt um ihn herum verkam kurzzeitig zu einem statischen Hintergrundgeräusch.
Dann, nur wenige Herzschläge später, setzte das Transportschiff mit einem satten Ruck auf. Sofort war die Aufmerksamkeit zurück, der Fokus auf die reale Welt gerichtet. TIE-Piloten waren extrem reaktionsschnell und ihr Körper war durch permanenten Drill und endlose Stunden in Simulatoren jederzeit einsatzbereit. Der junge Terminus-Abkömmling blickte auf, straffte den Rücken und nahm eine ordnungsgemäße Haltung ein, kaum dass
Kyra Tey sich erhob. Ihr verbale Ankündigung zum Aufsetzen war kurz vor der Landung erfolgt, nun machte sich die gesamte Gruppe daran, den Raumer zu verlassen.
TI-1635 griff nach seiner Synthledertasche, kramte überdies seinen Pilotenhelm hervor. Mehr hatte man ihnen nicht gestattet - ein wenig persönliche Habe, dazu ein wenig Zivilkleidung. Kein großes Aufsehen, keine Abzeichen, keine Fanfaren - ein Grund für den stets korrekten Piloten anzunehmen, dass es hier um mehr ging als nur um eine spontane Unternehmung.
In geordneten Reihen verließ man das Transportshuttle, betrat eine kleine Ebene, die wohl als improvisiertes Landefeld diente, dann schon durfte die Gemeinschaft der Zeta-Klasse dabei zusehen, wie sie auf gleißenden Strahlbahnen wieder in den düsteren Himmel dieser gänzlichen fremden Welt verschwand.
TI-1635 schluckte kurz, unterdrückte dann aber so etwas wie Zweifel oder Argwohn, war dies doch ein Projekt imperialen Ursprungs. Und damit beruhte es auf imperialen Grundsätzen, Leitlinien, Gesetzmäßigkeiten und standardisierten Abläufen.
Die Bestätigung seiner Überzeugung verstofflichte sich kurz darauf, als ein gewaltiger Radpanzer der Juggernaut-Klasse heranwalzte. Die Erde bebte schon, bevor das eiserne Ungetüm in Sichtweite kam. Die riesigen Antriebsräder verheerten die hiesige Vegetation, derweil das schwere Fahrzeug auf die Gruppe zusteuerte. Der bloße Anblick dies militärischen Vehikels verdeutlichte die Strategie imperialer Kriegsführung: Abschreckung durch bloße, gewaltige Präsenz.
Die Piloten bestiegen, kaum dass der Juggernaut zum Stehen gekommen war, dessen wulstigen Leib und nahmen auf den sehr hartschaligen Sitzen Platz. Zwar eignete sich der riesenhafte Radpanzer zum Transport von wesentlich größeren Kontingenten, doch offenbar hatte man entschieden den Raumjockeys eine besondere Bedeutung zuzusprechen.
Flight Lieutenant
Kyra Tey nutzte die kurze Verwunderung, wie auch Begeisterung der Piloten, um den eigentlichen Kern ihrer geplanten Mission grob zu umreißen. Und die gelieferten Informationen zauberten den Anwesenden sprichwörtlich ein Lächeln ins Gesicht. Die hier Versammelten durften sich zu einer wahren Elite zählen, sollten sie doch bei der Entwicklung von neuartigen Waffensystemen des Galaktischen Imperiums mitwirken - zumindest fliegerisch. Und wo die kaum näher gekannten Kameraden zu grinsen begannen, da begann in der Brust von
TI-1635 förmlich eine Supernova zu strahlen. Mehr Ehre konnte ein einfacher Pilot des Sternjägerkorps doch nicht erringen, als bei der Schaffung eines - möglicherweise - bald kriegswichtigen Projekts mitzuarbeiten. Sicherlich gab es ruhmreiche Flieger-Staffeln, heldenhafte Einzelkönner und galaxieweit bekannte Heroen, doch für ihn, den einfachen, wie protokollhörigen Sohn von Terminus, war das hier gleichbedeutend mit dem Zenit aller imperialer Anerkennung.
Der Flight Lieutenant bezeichnete die Dazugekommenen als '
Laborratten',
TI-1635 hingegen sah in sich und den anderen eher '
Pioniere' der Flotte.
Der Hinweis von Flight Lieutenant
Tey bezüglich Rationierungen und der Versorgungslage vor Ort war nichts, was jemanden aus dem Frontdienst wirklich erschütterte. Man befand sich, soviel war bekannt, weit hinter dem eigenen Hoheitsgebiet, was vor allem die Logistik stark beeinträchtigte. Doch die Aussicht auf das Fliegen eines gänzlich neuen Jagdmaschinen-Typs machte alle anstehenden Erschwernisse direkt vergessen. Mit der notwendigen Hingabe und dem blinden Vertrauen auf die imperialen Grundsätze konnte er auf diesem imperatorverlassenen Stück Fels ein Teil der ruhmreichen Geschichte werden. Noch vor Beendigung der Erklärung durch die tätowierte Offizierin, in Begleitung weiteren hochrangigen Personals, kontrollierte der Pilot Officer noch einmal den Zustand seiner Stiefel. Das glänzende Leder machte einen superben Eindruck und war für ihn die Verkörperung der Ideologie des Galaktischen Imperiums. Sein Leben hatte einen wunderbaren Wandel genommen und er war bereit seinen Teil beizutragen.
Als auch das gigantische Panzerfahrzeug zum Stehen kam, lief der Ausstieg ebenso rasch und organisiert ab, wie zuvor beim Shuttle. Jeder Teilnehmer des '
Projekt Banshee' hatte ein reges Interesse daran, noch mehr zu erfahren und noch mehr zu sehen.
Kaum dass die Gruppe den Boden betrat -
TI-1635 fiel die Frische des Permabetons direkt auf - machte ein Rundumblick klar, dass die gesamte Anlage dieser Projektierung in einen mächtigen Fels gesprengt worden war. Es fehlte dem Ort dadurch an imperialen Protz, an der Selbstverständlichkeit und Selbstherrlichkeit üblicher imperialer Architektur. Dies hier war Pragmatismus in Reinkultur. Die Anlage hatte EINEN konkreten Nutzen: Sie beherbergte alles Notwendige für die Entwicklung und Fertigstellung, ja der Erprobung der neuen Jäger.
Neben Technikern, die hier ihrer Arbeit nachgingen, schwer Bewaffneten Wacheinheiten, droidischen Unterstützern und Schleppfahrzeugen aller Art, war vor allem der Hangar ein großer Anziehungspunkt. Doch ehe man die Neulinge dorthin vorließ, machte sich die Prozession auf zu den im Berg befindlichen Quartieren. Da dies dem Protokoll entsprach, gliederte sich
TI-1635 artig ein und folgte der Gruppe.
| Eadu | geheimer Stützpunkt | Äußerer Bereich | in Richtung der Quartiere | TI-1635 [& andere Piloten; u.a. Flight Lieutenant Kyra Tey, sowie Offiziere]