Es soll keiner behaupten, ich würde mich beleidigt zurückziehen, nur weil ich eine Reaktion auf meine Posts erhalten habe, die negativer Natur ist.
Aber was mir ein Bedürfnis ist, ist zu erklären, warum ich die Arbeit eines Fans eben gerade NICHT als sinnlos, überflüssig und grauenhaft erachte, und gerade NICHT als Verschlimmbesserung.
Der überwiegende Tenor in diesem Forum scheint zu sein "der 1977er Film ist perfekt". Nein, das ist er nicht. Nicht, wenn man ihn für sich als geschlossene Geschichte sieht. Und erst recht nicht, wenn man ihn als Teil der OT sieht. TESB und RotJ haben einen anderen visuellen Stil als Ep.IV, schon immer gehabt. (Deshalb hat es ja schließlich 1980 schon Verwerfungen im Fandom gegeben, als viele Fans der SW-Saga den Rücken kehrten, weil TESB nicht mehr dem SW entsprach, das ihnen gefallen hatte).
Ich konnte mir bis heute nie die komplette Saga anschauen, als eine zusammenhängende Geschichte, ohne durch Ep.IV in der einen oder anderen Weise rausgerissen zu werden. Selbst als es die Prequels noch gar nicht gab, störten viele Aspekte von Ep.IV den übergreifenden Handlungsbogen der OT für mich.
Und das hat nichts damit zu tun, dass Ep.IV perfekt gewesen sei, und die beiden folgenden Filme diesem Perfektionismus nicht mehr entsprochen hätten... ganz im Gegenteil. Vieles in Ep.IV war zu dem Zeitpunkt einfach nicht anderes umsetzbar. Und vieles war Pfusch. Dazu kommen eine riesige Masse an Dingen, die man zu diesem Zeitpunkt für das SW-Universum noch nicht bedacht hatte, die im nachhinein Ep.IV von Elementen, die in sämtlichen anderen Episoden vorkommen, abhebt und einen optischen Widerspruch darstellen.
Hier eine kleine Liste der Dinge, die für mich die komplette SW-Saga zu einer runden Sache machen:
- Vaders Kostüm. Die roten Linsen wurden durch die schwarzen ersetzt, die er
in jedem anderen Film auch hat, und die Chestbox blinkt. Ok, für die einen mag das Blasphemie sein, aber für mich ist das endlich Darth Vader. Vorher fühlte er sich für mich immer irgendwie falsch an.
- die Blasterschüße machen jetzt endlich Sinn. Wenn jemand die Handbewegung eines Schusses macht, dann sieht man diesen Schuß jetzt auch. Wenn jemand getroffen zusammenbricht, dann sieht man jetzt auch den Strahl, der ihn trifft. Und jetzt kommt mir nicht damit, das sei schlecht. Alles andere vorher war einfach nur Schlamperei. Nebenbei bemerkt sehen die Blasterschüße jetzt durchgängig gut aus, haben durchgängig die richtige Farbe usw.
- R2-D2s Blinken. In allen anderen Filmen seit TESB kann R2-D2 in unterschiedlichen Farben blinken. Das gehört zu seinem Charakter dazu, das macht einen Teil seines optischen Erscheinungsbildes aus. In Ep.IV konnte er es aus technischen Grenzen produktionsbedingt nicht, da gab es nur eine Farbe. Ganz ehrlich, ich finde es wunderbar, dass der kleine R2 jetzt durch die komplette Saga hindurch ein einheitliches optisches Auftreten hat.
- die Bildsprünge wenn jemand ein Lichtschwert aktiviert. Ihr wißt genau was ich meine. Die Klingen materialisieren zu ruckartig, der gesamte Körper des Charakters macht einen Sprung. Das war natürlich damals aus produktionsbedingen Grenzen heraus nicht anders machbar, klar. Aber es sieht schrottig aus. Es reißt den Zuschauer raus. Jetzt verhalten sich die Lichtschwertklingen annähernd so wie in sämtlichen anderen Episoden auch, und das Bild springt überhaupt nicht mehr, sondern die Szenen laufen flüssig ab. Und, ach ja, die Lichtschwertklingen sind ENDLICH durchgängig korrekt coloriert. Was das bei so einem markanten SW-Element für das Feeling, das man jetzt bekommt, beideutet, kann man gar nicht überbewerten. Es fühlt sich richtig an. Endlich.
- die Cantina-Szene. Ok, auf den Mimiken will ich jetzt gar nicht rumreiten. Ich finde sie großartig. Was mir an dieser Szene wirklich wichtig ist, ist folgendes: Kabe, die Chadrafan, die da am Tresen nach was zu trinken bettelt, hat endlich Augen, und man sieht nicht mehr quer durch ihren Kopf die Kulisse. Das ist etwas, was mich wirklich immer aus der inneren Glaubwürdigkeit der SW-Welt rausgerissen hat.
- als Obi-Wan und Luke zum ersten mal Docking Bay 94 betreten, stand da bisher nur ein halber Falke, und die Satelitenschüssel auf dem Dach fehlte. Jetzt hat der Falke endlich seine Schüssel auch in dieser Szene, und der Hangar ist nach hinten vergrößert, so dass jetzt auch glaubhaft dargestellt ist, dass der Falke wirklich in diese Docking Bay reinpaßt.
- Die "Fensterrahmen" des Falken-Cockpits stimmen jetzt in ihrer Darstellung von außen und von innen überein. Und bitte, das ist keine Verschlimmbesserung. Dass die Studiokulisse und das kleine FX-Modell damals unterschiedliche Cockpit-Fenster hatten, war einfach Schlamperei!
- das Rumgewackel zwischen Vader und Obi-Wan, das früher als "Lichtwertkampf" bezeichnet wurde, ist einzig und allein durch ein leichtes Umschneiden der bestehenden Elemente so intensiviert worden, dass einem die Spucke wegbleibt (einen wichtigen Anteil für's eigene Empfinden haben auch hier die endlich korrekt colorierten Klingen). Das Duell zwischen den beiden hat jetzt eine ähnliche Geschwindigkeit und Intensität wie die Lichtschwertkämpfe in TESB und RotJ. Und das kann doch nun wirklich nicht schlecht sein, oder?
- die Schema-Darstellungen des Todessterns. Ok, Spaceball nennt das "Charme", ich nenne es einen riesigen Continuity-Fehler. Wie sollen die Rebellen denn eine Schwachstelle glaubhaft gefunden haben, wenn der Bauplan, den sie haben, gar nicht dem realen Todesstern entspricht?!
- Chewie kriegt seine Medaille!! Und es ist richtig so. Denn dadurch unterscheidet sich die Rebellen-Allianz vom Imperium. Bis zum heutigen Tag fühlt sich die Szene ungefähr so an: "Ok, wir akzeptieren Aliens in unserem Kampf gegen das Imperium, aber Auszeichnungen gibt es nur für Menschen. Und jetzt beschwer dich nicht, sondern dreh dich um und stell dich auf die unterste Treppenstufe, du Flohfänger!" Dass da endlich auch Chewie seine Belohnung um den Hals trägt, ist keine Auszeichnung für ihn, sondern eine für die Rebellion. Jetzt ist es stimmig. Denn allein durch diese kleine Veränderung wird klar, wofür die Rebellion eigentlich kämpft, nicht nur wogegen.
Das waren jetzt nur einige der Elemente, die diesen Film in Bezug zu den anderen Episoden aufwerten und die SW-Saga aus übergreifende Geschichte runder machen. Die Massen von Sachen, die innerhalb dieses Films für sich alleine stehen, und mich echt haben jubeln lassen, hab ich noch gar nicht genannt.
Aber, um euch endgültig zu schockieren: bisher war Ep.IV ANH die Episode, die ich am wenigsten mochte. Und ihr wißt, ich bin keins von den Prequels-Kids. Jetzt kann ich die Frage nach meiner Lieblingsepisode aber nur auf eine Weise beantworten: "SW Revisited". Es ist wirklich so gut.