@Luther Voss
Okay, an dieser Stelle vorerst: Punkt für Dich. Der Film wurde
in der Mehrheit nie zerrissen. Und ich kann auf die Schnelle nicht herausfinden (kann wahrscheinlich keiner), wem von diesen Kritikern man jetzt mehr "Stimm-Qualität" beimessen sollte. Beispiel: Popcorn-Film-Fan vs. passionierter Film-Liebhaber. Was Technisches, Narratives usw. angeht, würde man wohl im Zweifelsfall eher auf letztgenannte Leute hören, wenn es um eine qualifizierte Beurteilung eines Filmwerkes geht. Es mag sein, dass auch Leute, die viel von Filmen verstehen - wozu ich viele TLJ-Fans hier durchaus auch zählen würde! - aus diversen Grüdnden Episode VIII sehr geschätzt haben. Ich möchte die ""Qualität der Fans"" also nicht sooo sehr in den Vordergrund rücken. Aber ich finde es zumindest mal interessant, dass die Toleranzschwelle gegenüber Mainstream-Elementen (Stil, Story, Humor, etc.) bei allgemein anspruchsloseren Filmschauern höher liegt als bei eingefleischteren. Zumindest in meinem Freundeskreis/Bekanntenkreis mache ich so eine Haltung aus. So wie der Bier-Experte, der sich auf die Kappe geschrieben hat, keinen "Mixery-Kram" zu trinken, sondern eher einem klaren Bier-Produkt etwas abgewinnen kann - so krass verhalten sich halt auch manche Fans. Ich selbst gehe
nicht soweit, aber bei gewissen Themen (Dramatik, Epik, Bedrohung, etc.) will ich auch nichts "gepanschtes" und "überwürztes", sondern etwas eindeutigeres. Im ominösen Feminismus-Thread schrieb ich ja neulich diesen Vergleich mit Spaghetti und so weiter und so fort. Und das geht hier wohl wieder in eine ähnliche Richtung.
Insgesamt schneidet der Film sehr gut ab, aber aus der - diese Meinung vertrete ich jetzt einfach mal - mitunter relevantesten Kritik-Ecke, nämlich der der eingefleischten SW-Fans, kam wiederholt und aus diversen Teilen der Welt die Kritik an ebenjenem Humor auf. Wie geht man dann damit um? Scheinbar so, dass diese Fans nicht sehr wichtig sind, sondern vielmehr das große Geld zählt, was hauptsächlich durch die Kunden, welche eine niedrigere Erwartung haben, generiert wird. Deshalb
muss sich ein RTL doch auch nie anschicken, Niveauvolleres für den Nachmittag zu produzieren. Angebot, Nachfrage - altes Lied. Und viele Leute - pardon - fressen nunmal das, was sie vorgesetzt bekommen. Deshalb sind Score-Wertungen, Einspielergebnisse und so weiter für mich schon länger kein allzu ernstzunehmbares Instrument für die Erkennung einer angemessenen Bewertung von beispielsweise "echten Fans". Da werden einfach zu viele Leute in einen Topf gepackt. Je persönlicher ein Franchise für einen ist, desto kritischer ist man wohl auch. Ein Kino-Besucher, der bloß mal wieder diesen Luke...äh wie heißt der noch...Luke...Sky...walker...genau...so hieß der...sehen will, dem ist das Franchise quasi egal. Und der vergibt durch gute Unterhaltung auch mal schneller eine 9/10er-Wertung als jemand wie Du oder ich. Hier im Forum gibt es bestimmt trotz allem solche und solche Fans. Hardcore-Fans, die ihn gut fanden und Hardcore-Fans, die ihn schlecht fanden. Aber ist es nicht vielleicht der produktivere Ansatz, daran anzusetzen, warum mehr als 36%(!!!) bei PSW dem Film eine Wertung von 6/10 oder schlechter gegeben haben und mehr als 17% dem Film maximal 3/10 Punkte? Klar, Trolle gibt es hier gewiss auch. Genauso werden viele noch aus der Negativ-Emotion heraus abgestimmt haben oder aus Protest gegenüber den neuen Filmen. Aber von ganz ungefähr kommt das, glaube ich, eben nicht. Jemand, der sich in einem Forum über ein Film-Franchise anmeldet, ist normalerweise nicht völlig entfernt vom Filmmedium und erst Recht nicht vom konkreten Franchise. Bei 'Rotten Tomatoes' oder dergleichen schätze ich die abstimmende Masse als allgemein etwas breiter und flacher ein - eventuell liege ich mit der Einschätzung falsch. Nichtsdestotrotz wiederhole ich mich: Es will mir nicht in den Kopf, warum eine Massen-Kritik, unter welche Tausende und Abertausende "stupide Filmkonsumenten" fallen, repräsentativer sein sollte, als eine Anhängerschaft, die ein Franchise teilweise seit 40 Jahren verfolgt? Auch hier wiederhole ich mich: Es geht natürlich ums Geld. Wie aber auch nicht erst seit der ST (da nur noch mehr und mehr), sondern auch schon seit der PT und mit Sicherheit zum Teil auch der OT. Ich schrieb in dem Feminismus-Thread ja auch, dass es sich wie ein roter Faden durch die Saga zieht, dass das Franchise mehr und mehr zum "Mischmasch" wurde und dass das keine plötzliche Entwicklung ist, sondern eher etwas kontinuierliches über Jahre bzw. Jahrzehnte.
Abschließend: Es
allen Recht machen kann man natürlich nicht. Das könnte man auch nicht, wenn man sozusagen den "PSWler-Traum-Saga-Film" versuchen würde zu drehen. Jeder hat individuelle Vorstellungen von einem SW-Film. Aber ein klitzekleines bisschen mehr Stimmgewicht für die eingefleischten SW-Fans empfände ich als super. Man könnte sie zumindest ernst nehmen! Aber auf Durchzug schalten und nur alberne Trolle "lässig in die Schranken weisen"? Das könnten die einfach besser. Wenn der Humor in Episode IX jetzt zum Beispiel etwas weniger ausartet und man ein, zwei alte Alien-Rassen sieht - wem würde das schaden? Würden deshalb 300 Millionen Menschen nicht ins Kino gelockt werden können? Nein, es wäre eine nette Geste in Richtung der SW-Fans, die nicht nur einmal im Jahr ins Kino gehen, sondern seit Jahren im Thema drin sind und den Machern regelrecht "auf die Finger gucken". Aber jeder ist selbst dafür verantwortlich, als was er in Erinnerung bleiben möchte. Ich zitiere zum Abschluss eine Prinzessin: "Wenn es Ihnen nur ums Geld geht, dann sollen Sie auch nichts weiteres als Geld haben."