Kapitel 30
Revan verlangsamte sein Schrittempo. Er konnte seine Feinde vor sich spüren und es waren eine ganze Menge. Ein weiteres Mal griff er hinaus und sammelte die Macht noch stärker um sich. Er hüllte sich in sie ein, wie in einen Mantel und hoffte, dass ihn dies vor der Entdeckung schützen würde. Er drehte sich zu Yann um, er nahm ihn deutlich in der Macht wahr.
?Schwierigkeiten?? fragte Revan.
Yann machte eine entschuldigende Geste: ?Es tut mir leid, .....dieser Planet.....ich kann hier einfach nicht so auf die Macht zugreifen, wie sonst.?
Revan verstand nur zu gut: ?Ihr seid immer noch in der Macht wahrnehmbar.?
?Wie nah sind die Hexen? Ihr könnt sie bereits spüren, oder??
Revan verzog vor Bedauern das Gesicht: ?Sehr nah, der Eingang zur großen Grufthalle kann nur noch etwa 80 m vor uns liegen. Sie werden uns entdecken, wenn ihr eure Tarnung nicht vervollständigt, bevor wir weitergehen .?
Yann schüttelte den Kopf: ?Das kann ich nicht.?
?Ich werde uns nicht beide tarnen können. Sie sind uns zahlenmäßig überlegen, wir dürfen den Überraschungsmoment nicht verlieren. Ich werde alleine gehen!?
Yann wollte protestieren, aber Revan schnitt ihm sofort das Wort ab: ?Ihr kommt in einer Minute nach!?
?Wenn ihr sie spüren könnt, können sie vielleicht auch uns, - also mich spüren. Vielleicht haben sie auch irgendwie unseren Kampf vorm Tempel bemerkt. Sie werden dann vorbereitet sein. Ihr seid dann alleine und ich werde euch nicht sofort helfen können.?
?Dieses Risiko nehme ich in Kauf,? entschied Revan knapp und seine Stimme hatte nun fast einen gebieterischen Unterton angenommen.
Yann schluckte einen weiteren Protest herunter. In den Tiefen seines Bewußtseins hatte sich noch ein anderer schrecklicher Gedanke breit gemacht. Er argwöhnte Revan könnte noch andere Gründe, als ausschließlich taktische Erwägungen haben, ihn hier zurückzulassen. Er befürchtete, dass Revan sich womöglich mit den Sithhexen gegen ihn verbünden könnte, wenn er auch nur einen kurzen Moment Zeit dazu hätte. Während ihrer gemeinsamen Zeit hatte Revan zu Genüge bewiesen, dass sein Zugriff auf die dunkle Seite nach wie vor ungebrochen war. Dafür, dass Vandar sich freiwillig geopfert hatte, besaß Yann nur Revans Wort. Schließlich erinnerte er sich auch an ihren gemeinsamen Kampf gegen Angelina auf Ziost. Er war gerade dabei sich den Balkon wieder nach oben zu ziehen, da hatte Revan mit ihr über Kronos gesprochen. Hatte sie nicht gesagt, dass in Bezug auf Kronos? Wiedererweckung, Revan es nicht anders gewollt hatte? Er hatte sich gefragt, was dies wohl genau zu bedeuten hatte. War es nicht möglich, dass Revan während seiner Zeit als Sithlord nicht schon einmal mit den Hexen verbündet gewesen war? War es nicht möglich, dass auch er einst plante Kronos wiederzuerwecken?
Nein! Er verbannte diese Gedanken sofort wieder in das tiefe schwarze Loch in seinem Inneren aus dem sie gekrochen waren.
Er hätte sich niemals mit ihm hier her wagen dürfen, wenn er an einen derartigen Verrat Revans glaubte. Sie hatten zusammen gekämpft und sie hatten einander das Leben gerettet. Wenn Revan ihn tot sehen wollte, hätte Yann das Innere des Tempels niemals erreicht.
Revans dunkle Seite mochte stark sein und er mochte Ziele verfolgen, über die er Yann nicht aufgeklärt hatte, aber die Hexen waren auch seine Feinde. Er würde sie zusammen mit Yann bekämpfen, nur was er danach tun würde, stand in den Sternen.
Yann blickte auf und sah sich mit Revans Blick konfrontiert. Dessen Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, er wirkte nun drohend und fast bösartig, aber das konnte Yann sich auch nur einbilden. Es war als würde Revan direkt in sein Innerstes blicken. Yann fühlte sich ertappt, Revan hatte zweifellos erraten, was er gedacht hatte. Er glaubte den eisigen Blick keinen Moment länger ertragen zu können, aber dann wandte Revan sich einfach von ihm ab und entließ ihn so aus seinem Blick. ?Vertraut mir, ich kann bestimmt 3 oder 4 von ihnen erledigen, bevor sie überhaupt wissen, was los ist,? flüsterte er schon fast voller Ruhe ?Eine Minute, mehr ist nicht notwendig.?
Damit verschwand er in der Dunkelheit.
Yann dachte darüber nach, wie lange eine Minute sein konnte, wenn man sich in einen Raum voller Feinde befand.
Nun war Yann völlig alleine. Die Sekunden wurden für ihn zu Minuten. Als er bemerkte, dass er seinen eigenen Herzschlag hören konnte, zwang er sich zur Ruhe und setzte eine Entspannungstechnik ein.
Trotzdem war es schwer zu warten, während Revan die Gruft sicherlich längst erreicht hatte und sich bereits in einen heftigen Kampf befand. Schließlich war die Zeit abgelaufen und er lief den fast dunklen Gang hinunter.
Als er das Ende des Gangs erreicht hatte, stand er am Eingang einer gewaltigen hohen Halle. Sie lief nach oben spitz zu und ganz oben war sie nun geöffnet. Durch die runde Öffnung schossen Blitze nach unten, direkt in einen Obelisken, der im Zentrum eines großen Podestes in der Mitte der Halle stand. Unten war der Obelisk geöffnet und eine junge Hexe hielt einen grauen stark verschnörkelten Stab in den dort sichtbaren Blitzstrom und leitete ihn so weiter direkt auf einen Dorn, der einen großen Sarkophag krönte. Er war außerdem mit vielen Varianten von totenschädelartigen Formen verziert, - dies mußte der Sarg von Kronos sein und die Erweckungszeremonie war in vollem Gange.
Neben den Sarg stand eine weitere Hexe, sie trug ein langes Gewand und hielt ebenfalls einen Stab in der Hand, der bestimmt auch zum Kämpfen geeignet war. Ihre Haare waren weiß wie Schnee und obwohl sie ganz offensichtlich schon sehr alt war, war sie dennoch wunderschön. Sie war groß und voller Würde, gebieterisch überblickte sie die Halle, zweifellos war sie die Anführerin.
Zu seinen Füßen lag eine tote Hexe. Er suchte in der gewaltigen Halle nach Revan, während dieser Suche fand er vier weitere Hexen, die offensichtlich tot am Boden lagen.
Revan befand sich tief in der Halle, links vom Eingang. Er war von einem guten Dutzend Hexen umringt. Revan bewegte sich mit der Eleganz eines Tänzers. Sein rotes und grünes Lichtschwert surrte durch die Luft, während er zwischen den Hexen umherwirbelte.
Revan wurde von zwei schwebenden kurzen violetten Lichtschwertern umkreist, die in alle Richtungen kreiselten. ?Verfluchtes Hexenwerk,? dachte Yann zuerst, bevor ihm klar wurde, dass Revan selbst diese beiden Schwerter kontrollieren musste. Sie umkreisten ihn wie schützende Avatare und vervollständigten seine Verteidigung. Revan kämpfte derzeitig tatsächlich mit vier Lichtschwertern gleichzeitig.
Yann war ehrlich beeindruckt, Revans Kontrolle über die Macht war einfach vollkommen.
Auch die Hexen, zeigten sich beeindruckt und wagten kaum Revan anzugreifen. Immer wieder stieß eine aus dem Rudel heraus und suchte eine Chance, doch ebenso schnell mußte sie sich wieder zurückziehen.
Yann erkannte, das obwohl Revan sich so schnell bewegte, dass er mit dem menschlichen Auge kaum mehr wahrnehmbar war, er wesentlich weniger aggressiv angriff als noch auf Ziost. Er wußte, dass alles perfekt passen mußte und ein einziger Fehler bei diesen Gegnern sein Schicksal besiegeln könnte. Er verteidigte sich und wartete auf seine Chance zuzuschlagen und er lenkte einen Großteil der Hexen ab. Revan lenkte sie ab, damit er etwas bestimmtes tun konnte schoß es Yann durch den Kopf.
In diesem Moment nahm er plötzlich Gefahr sowie ein kurze blitzartige Bewegung direkt vor sich wahr. Er sprang 3 Meter in die Luft und schlug dort einen Salto, an der Stelle, wo er eben noch gestanden hatte, befand sich nun eine Hexe, die ihre Klinge in die Wand geschlagen hatte, einen Augenblick später und es hätte ihn erwischt. Er kam mit dem Rücken zu ihr wieder auf den Boden auf und stieß das aktivierte Lichtschwert nach hinten. Erstochen sank sie in sich zusammen.
?Das war knapp?, dachte Yann. Sein Blick fiel wieder auf das Schlachtfeld, dessen Zentrum Revan war. Dort hatte sich eben eine Hexe wieder näher an Revan herangewagt, musste aber sofort einsehen, dass seine Verteidigung undurchdringlich war. Doch bei ihrem Rückzug war sie nicht schnell genug. Plötzlich schoß eins von Revans schwebenden Lichtschwertern hinter hier her und sie geriet in den Wirbel der glühend heißen Klinge. Sie verlor einige ihrer Gliedmaßen und sie verlor ihr Leben, die violette tödliche Klinge aber kehrte sofort in ihre Umlaufbahn um Revan zurück und der tödliche Tanz ging weiter.
Für einen Moment blickte Revan ihn an und Yann konnte sehen, wie der Jedimeister ihn kurz anlächelte, dann wandte Revan sich wieder ab.
Einen Augenblick später konnte Yann Revans Stimme direkt in seinem Kopf hören. ?Vernichtet den Obelisken,? kam die Anweisung.
Yann blickte hinüber zu der gewaltigen Steinsäule. Ihm war klar, dass sie eine zentrale Bedeutung für die Erweckungszeremonie hatte, er wußte nur noch nicht, ob er es schaffte sie zu zerstören. Er sah, dass sich 2 der Hexen von Revan gelöst hatten und in seine Richtung liefen. Er setzte sich in Bewegung und hielt sich dabei rechts, auch hier kam ihm eine rothaarige junge Sith entgegen. Er lief mit aktiviertem Lichtschwert direkt auf sie zu, als wollte er angreifen. Sie schleuderte in schneller Folge 4 tödliche Wurfsterne nach ihm, denen er aber entweder ausweichen konnte oder sie mit dem Schwert abschmetterte. Kurz bevor sie sich trafen, erhöhte er seine Geschwindigkeit mit Hilfe der Macht extrem, schlug einen Haken und war an der Hexe vorbei.
Er hatte den Obelisken links von sich, fest im Blick, es ging ihm nur noch darum sein Ziel zu erreichen, den wütenden Flüchen der jungen Frau hinter sich, schenkte er keine Beachtung mehr. Als er auf Höhe des Obelisken war, wandte er sich ihm zu. Er wußte, dass die zurückgelassenen 3 Hexen noch immer hinter ihm waren. Er hatte nicht viel Zeit. Er warf sein silbernes Schwert in Richtung des Obelisken. Durch die Macht wurde es zusätzlich angetrieben und in eine schnelle waagerechte Rotation versetzt. Er hoffte, dass es sich wie eine Kreissäge in den Obelisken fressen konnte.
In der Tat schlug es eine tiefe Kerbe in den Obelisken. Da er hier unten weitesgehend hohl war, war dies zumindest ein guter Anfang.
Er rief sein Schwert zu sich zurück, doch bevor es auch nur zwei Meter zurückgelegt hatte, änderte es plötzlich die Richtung und landete in der Hand einer blonden jungen Hexe. Sie legte den Kopf schief und lächelte ihn fast süß an, als wollte sie ihm sagen ?Das war wohl nichts?.
Yann hatte keine Zeit sich über diese Verhöhnung Gedanken zu machen, oder wie er zurück an sein Schwert kommen sollte, es ging nur um den Obelisken.
Er sammelte die Macht und schickte einen gewaltigen Stoß in Richtung der Säule. Obwohl er schwächer war, als das, was Yann auf anderen Planeten vollbracht hätte, erzitterte der Obelisk. Es knarrte bedenklich, der Obelisk schien bereits in seiner Balance erschüttert zu sein und die Hexe, die sein Schwert hielt, schien nun weit weniger selbstzufrieden zu sein, als noch Augenblicke zuvor. Yann hoffte, dass es nur noch einen kleinen Schubs brauchte. Er lief los, den Obelisken immer im Blickfeld. Am Rand des Podests setzte er zu einem gewaltigen Sprung an. Die Hexe mit seinem Schwert versuchte ihn in der Luft abzufangen und schlug mit seinem eigenen Schwert nach ihm. Doch sie verfehlte ihn, - das hatte nichts mit Können zu tun, es war einfach nur Glück, Yann hatte viel riskiert und war belohnt worden. Er kam mit den Füßen auf die noch fast senkrecht stehende Seite des Obelisken auf und schon fast zu seiner eigenen Überraschung gab der Untergrund nach. Yann konnte sich einige Sekunden halten, während der Untergrund immer mehr kippte. Yann hatte gesiegt, er hatte den Obelisk gefällt, der Plan der Hexen schien fürs erste vereitelt zu sein.