Ich komme gerade aus dem Kino und normalerweise ist es wirklich nicht meine Art, mich großartig über meine Eindrücke mit anderen Leuten austauschen zu wollen - aber in diesem Fall mache ich einfach eine Ausnahme.
Und zwar weil ich so viele so unbeschreiblich positive Kritiken (auch hier) im Vorfeld über diesen Film gesehen habe und es mir so unglaublich scheint, dass ich das Magische und Besondere in diesem Film die ganzen langen 161 Minuten nirgends finden konnte.
Ich mag gern Science-Fiction-Filme, jedoch weiß ich auch einen gewissen Tiefsinn zu schätzen, Action-Szenen sind meistens toll und wenn sie in vertretbarem Maße eingebaut ist, dann finde ich Romantik auch in Ordnung und bis jetzt war ich noch nie von einem Kinofilm so richtig enttäuscht - wie gesagt bis jetzt.
Spannung
Ich dachte mir schon im Vorhinein, dass der Film vielleicht etwas langweilig werden könnte, da mir die Handlung grundsätzlich schon durch Trailer ziemlich klar war. (die Erde beutet Pandora aus - der Soldat, der mit tragischen Verlusten leben muss, ist der Auserwählte, der in den Avatar schlüpfen darf - er wechselt die Seiten - eine große Schlacht + große Liebesgeschichte)
Irgendwie ist das auch nicht förderlich, einen Film, der so wenig Spannung und Überraschendes enthält, im Trailer schon von A bis Z zu erklären, aber wenn es grundsätzlich ohnehin nicht um die Story geht, dann wird man das Hauptaugenmerk wohl eher auf die Special Effects legen und mich damit überraschen. Dachte ich.
Weit gefehlt.
Special Effects
Ich habe schon zwei, drei 3-D-Filme gesehen und die waren (obwohl es Dokumentationen waren) hundertmal spektakulärer, als Avatar.
Man hat die mögliche 3-D-Technik ja nicht einmal minimal ausgenützt!!!!
Einer der 3-D-Filme, die ich bereits kenne, handelte zB von einer Rafting Tour am Grand Canyon. Da sind die Boote teilweise förmlich greifbar ins Publikum gesprungen, wenn das Wasser gespritzt ist, haben alle aufgeschrien, weil wirklich jeder das Gefühl hatte, nass zu werden.
Avatar wäre absolut prädisponiert für solche Effekte. Ein Raubtier, das ins Publikum springt, ein Pfeil, der auf die Leute zurast oder wenigstens Holzsplitter, als der Baum gefällt wurde.
Nichts dergleichen. Ganz am Anfang beim allgemeinen Aufwachen in der Raumfähre schwebten EINMAL (noch dazu eigentlich handlungsmäßig ziemlich grundlos) Wassertröpfchen über dem Publikum, ansonsten war der Film zwar "greifbarer", als üblich, aber keineswegs das, was ich unter 3 D zu verstehen geglaubt habe.
Also ein großes Minus für die ach so tolle und revolutionäre Technik.
Story
Nun noch zur Story. Die ist schnell abgehakt, denn so seicht, wie die war, habe ich kaum Kommentare dafür. Die meisten Handlungen, die im Laufe des Films gesetzt wurden, waren für den Fortlauf der Geschichte absolut unwichtig und wurden nur eingebaut, um späteres bereits viel zu früh anzusprechen und zu erklären. Nur leider wurde dem Film damit der letzte Rest an Spannung geraubt.
Als kurzes Beispiel: Als Neytiri von der Geschichte des Großvaters ihres Großvaters anfängt, der das Unmögliche geschafft hat und einen dieser Flugsaurier bezwungen hat, war es sofort klar, dass Jake das auch machen würde. Und als die Wissenschaftlerin bei ihrer Transformation gestorben ist, lag auch auf der Hand, dass Jake am Schluss dieselbe Wandlung (im Gegensatz dazu natürlich erfolgreich) vollziehen würde.
Die stilistischen Elemente sind auch rasch kommentiert: Der ganze Pathos hat die ohnehin schon langweilige Geschichte noch einmal unnötig in die Länge gezogen. Nach der dritten Szene, in der sich die Hauptdarsteller gesagt haben, dass sie sich "sehen" hätte es mir schon gereicht, nur leider kamen da noch ein paar Wiederholungen. Im ersten Viertel des Films gab es übrigens noch einen gewissen Witz, der alles wieder etwas auflockerte, wenn es zu pathetisch wurde. Der wurde dann leider auch weggelassen.
Soundtrack
Zum Soundtrack: Da waren teilweise schon sehr offensichtlich einige Elemente aus Titanic drinnen, auch wenn man das mit König-der-Löwen-Melodien wieder ausgleichen wollte und das gesungene Lied am Schluss ist exakt dasselbe Prinzip, wie Celine Dions "My heart will go on" im Abspann von Titanic. Vielleicht ist es nicht so klug, wenn derselbe Regisseur und derselbe Komponist bei einem komplett anderem Film zu verbissen an das Erfolgsrezept ihres ersten gemeinsamen Werks anknüpfen wollen, indem sie es immer wieder buchstäblich "anklingen" lassen und nicht daran denken, dass viele Leute bei diesen Klängen eher an ein sinkendes Schiff denken und sich vielleicht irritiert fühlen, wenn stattdessen ein Flugsaurier vor ihnen herumflattert.
Kurz und gut, ich war echt froh, dass ich zu diesem Kinobesuch eingeladen wurde, denn hätte ich selbst dafür bezahlt, würde ich mich jetzt auch noch drüber ärgern müssen.
Es ist mir echt unbegreiflich, wie dieser Film es schafft, einen solchen Hype auszulösen, aber vermutlich liegt das nur an den Vorschusslorbeeren für den Regisseur.