Review:
(mit Spoilern)
Ich muß schon sagen, es war einfach ein wunderschöner Film und für diese Jahreszeit genau das richtige.
Die Schauspielleistungen muß man als sehr gut bezeichnen.
William Moseley (Peter) wirkt ein wenig jünger, als er eigentlich ist, füllt seine Rolle aber gleichzeitig mit einer gewissen Würde aus.
Er agiert von den vier Geschwistern am zurückhaltensten, aber das mag mit der Rolle des Anführers zu tun haben.
Seine Schwester Susan ist eine sehr schöne und dankbare Rolle. Susan gibt lange Zeit die Stimme der Vernunft und die Skeptikerin.
Ihre Dialogzeilen sind dabei eignetlich immer sehr amüsant und sehr gut gesprochen. Die Mimik fand ich auch entzückend (gerade weil sie ein wenig überzogen war).
Zur Leistung von Georgie Henley (Lucy) läßt sich auch nichts negatives sagen. Allein schon ihr erstes Zusammentreffen mit dem Faun Herr Tumnus ist entzückend gespielt und viele Szenen, wo die Schauspielerin glänzen darf, schließen sich an.
Ein gewisser hochgelobter blonder Kinderstar kriegt sowas auch nicht besser hin.
Die beste Leistung des Quartetts bekommt Skandar Keynes (Edmund) hin. Seine Darstellungsvielfalt und Ausdrucksstärke ist wirklich nicht unbeeindruckend. Er könnte es schauspielerisch imo sehr weit bringen, wenn er sich weiterhin positiv entwickelt.
Seine Rolle fand ich sehr interessant. Er war zuerst sehr unsympathisch und hat sich von der weißen Hexe einwickeln lassen, wird durch Drohung dann von ihr gezwungen ihr weiterhin zu helfen und findet schließlich zu seinen Geschwistern zurück.
Tilda Swinton ist wohl die Idealbesetzung als Weiße Hexe. Sie kommt wirklich fies daher und wirkt eigentlich immer irgendwie bedrohlich, - selbst wenn sie es schafft beim ersten Treffen mit Edmund sympathisch zu wirken.
Ihr Charakter hat es dann auch bei Kämpfen ziehmlich drauf (wie sie den Zentaurenanführer im letzten Moment ausweicht sah klasse aus).
Die weiße Hexe ist für mich eine der besten bösartigen Figuren dieses Jahres.
Aslan ist absolut perfekt dargestellt. Sehr glaubwürdig, man nimmt ihm die Interaktion mit den anderen jederzeit ab. Die falsche Synchronstimme wirkt sich nicht so verherrend aus, wie erwartet. Es gelingt dem Sprecher mit einer gewissen Sanftheit zu sprechen. Man hat sich nach kurzer Zeit dann daran gewöhnt und die Stimme ist letzlich wirklich passend. Man könnte es uneingeschränkt genießen, wenn man sich nicht immer wieder fragen müsste, wieso es so schwierig war einfach die richtige Stimme Zu nehmen.
Aslan ist sehr würdevoll, kann aber auch sehr gefährlich wirken. Besonders gefallen mir die Szenen mit Aslan beim Steintisch. Es war wirklich hart mitanzusehen wie dort mit ihm umgesprungen wird, er hat einen da richtig leid getan (Tilda Swinton war in diesen Szenen mit ihrer Eiseskälte mal wieder perfekt).
Was man allerdings dadurch erreichen wollte, dass man die Aslan - Gollum Szene am Steintisch (war im Trailer zu sehen) rausschneidet ist ein echtes Rätsel. :
James McAvoy spielt Herrn Tumnos wirklich sehr gut. Es ist eine Freude ihm in der ersten Hälfte des Films zuzusehen. Besonders das Zusammenspiel mit der kleinen Lucy ist wirklich perfekt. Zum Ende hin (vor allem in der Schlacht) überzeugt er dann etwas weniger.
Der Professor war eine recht interressante und warmherzige Figur und ließ dabei auch einen gewissen Humor nicht vermissen. War der Professor in seiner Kindheit auch mal in Narnia ? Wenn ja, was hat er dort gemacht ?
Seine Haushälterin kam beim ersten Zusammentreffen etwas sanfter daher, als es imo gut gewesen wäre. Aber sie ist dann doch recht streng.
Auch die beiden Biber gefallen mir sehr. Sie sind sehr überzeugend und echt. Obwohl beide Biber sehr lustig sind gefällt mir Frau Biber noch ein gutes Stück besser, - allein schon, wie sie immer an ihrem Fell herumbürstet, weil sie Angst hat nicht gut auszusehen.
Gleichfalls absolut überzeugend sind die Wölfe, - was insbesondere für Maulgrim zutrifft, - dessen Stimme übrigens auch sehr gut ist.
Die Wölfe sind auch für einige Schockmomente gut.
Das läuft nach dem typischen Schema: Ein angenommener versteinerter Wolf springt plötzlich auf, während Edmund über ihn rüber steigt, oder hinter einen schnell beiseite gezogenen Ast steht plötzlich ein Wolf.
Der fiese Zwerg und Kutscher von Jadis war auch ziemlich gut. Der Zentaurenkommandant war ebenfalls in Ordnung wurde aber nach dem Ende der Schlacht nicht mehr ordentlich in Szene gesetzt (da wäre wenigstens ein kurzer Dialogfetzen sinnig gewesen).
Das Auftauchen des Weihnachtsmanns war ein Geniestreich. Wie schnell kann sowas lächerlich werden, aber der Narnia - Weihnachtsman wirkt wunderbar würdevoll (besitzt aber auch Humor) und fügt sich perfekt in seine Umgebung ein.
Die Story ist jetzt kein Meisterwerk der Erzählkunst und der Spannung, - aber das war bei einem Kinderbuch sicherlich auch nicht wirklich zu erwarten, oder ?
Also geht die Geschichte einen recht geradlinigen Weg, den man jederzeit gut verfolgen kann.
Beständig wird man dabei von der wundervollen Atmosphäre und immer neuen zauberhaften Details und Überraschungen verzaubert, man kann wirklich wunderbar in die Welt von Narnia abtauchen.
Ein paar Fragen hatte ich dann doch, wo ich mir etwas Mehrinformation gewünscht hätte: So z.B. was das für ein Gesetz ist, auf das Jadis sich beruft und wer hat dieses Gesetz gemacht und warum ?
Oder auch, was Jadis für ein Wesen ist, - es gibt in Narnia ja keine Menschen aber die Hexe scheint doch recht nahe dran zu sein.
Die Endschlacht war imo sehr überzeugend.
Es war überhaupt nicht störend, dass sie nicht wirklich brutal war, da dies erstmal überhaupt nicht zum Stil des Filmes gepaßt hätte und auch überhaupt nicht nötig war.
Besonders hat mir der Phönix gefallen und das Flugwesen, was die Ankunft der Armee der Hexe bekannt gibt war auch recht charmant. Das Zusammentreffen der Armeen war auch gut. Beim anschließenden Kampf auf der Wiese fällt auf, dass das Bild nicht richtig nach Schlacht aussieht. Wie bei Episode II wurde versucht den Hintergrund mit einigen Kämpfenden aufzufüllen, die Atmosphäre einer wirklichen großen Schlacht kommt dabei nicht so richtig auf.
Besser ist es dann, wenn sich der Kampf zwischen die Felsen verlagert, - hier stimmt einfach alles.
Wenn man sieht, wie sehr die Hexe im Kampf teilweise abgeht, wirkt es etwas seltsam, wie leicht es Edmund gelingt ihren Zauberstab zu zerstören. Aber die Geschichte war halt mit ihm.
Ausgiebig wird vom Stilmittel Gebrauch gemacht, den Film etwas lansamer ablaufen zu lassen, was sehr beeindruckend wirkt.
Besonders der Kampf von Peter und der Hexe war klasse (wie er sich da unter beiden Schwertern wegbiegt - hatte Neo - Qualität

).
Noch ein Wort zur Gewaltdarstellung, dass ein Regisseur, der sich entschließt aus einem
Kinderbuch einen
familientauglichen Film zu machen, gerne zeigen möchte, wie eine Frau von einem Löwen zerfleischt wird (sowas hat man ja nichtmal bei "Der Geist und die Dunkelheit" wirklich gesehen) halte ich doch für einen sehr fernliegenden Gedanken.
Das mögen Wünschträume einiger Zuschauer sein, aber was der Film da gezeigt hat war völlig ausreichend (der Schnitt auf Peter war klasse) und jede Gewaltdarstellung, die deutlich über das Gezeigte hinaus gegangen wäre, hätte überhaupt nicht in den Film gepaßt.
Einige Designähnlichkeiten, bei Rüstungen und Waffen zu HdR sind nicht bestreitbar [..und bitte, es war 50 Jahre lang möglich Rüstungen und Schwerter herzustellen, die nicht im geringsten wie in HdR aussehen (dieser Look war ja bei HdR gerade völlig neu)], aber das merkt man im Film kaum noch und es ist auch nichts worauf man sich konzentrieren sollte. Der ganze Look des Filmes ist einfach wunderschön und sehr überzeugend.
Das Schloß der Hexe ist sehr schön und auch die Winterwelt.
Diese Winterwelt wirkt ganz wie aus dem Märchen, ein kleines Problem ist dabei aber, dass sie nicht kalt wirkt, - das könnte man irgnorieren, wenn nicht
beständig von der Kälte gesprochen würde.
Wie bereits inzwischen klar geworden sein sollte, betrachte ich die Effekte als überaus gelungen. Ausfälle sind sehr selten: So sehen beim Bombenangriff ganz am Anfang des Films die Bomber etwas merkwürdig aus und der Fuchs ist auch nicht wirklich überzeugend.
Aber Aussetzer dieser Größenordnung gibt es letzlich bei jedem Film mit einer derartigen Vielzahl von Spezialeffekten.
Narnia ist durchaus ein Anwärter auf den Effekte - Oscar.
Sollte Narnia keinen Oscar für die Musik bekommen, - so hat die Jury vermutlich irgendwas mit den Ohren.
Die Musik ist einfach wunderschön und besonders die Spannweite von dem, was einem dort geboten wird ist sehr beeindruckend.
Jedes Stück überzeugt und wirkt in der jeweiligen Szene stets passend.
Dem Komponisten ist hier ein wirkliches Meisterwerk gelungen (mal sehen, was Howard Shore nächste Woche zu bieten hat).
Zum Abschluß noch eine kleine Bemerkung:
Wenn zu Beginn des Filmes der Zug durch die schöne grüne Landschaft fährt und sich dann das Narnia - Logo ins Bild schiebt, so erinnert das sehr an Harry Potter, - aber sehr schön.
Fazit:
Der Film ist ein familentaugliches Märchen, das mich über 2 Stunden verzaubert hat. Genau das Richtige für diese Jahreszeit, ich kann ihn nur weiterempfehlen.
Andrew Adamson und sein Team dürfen sich gerne sofort an den zweiten Teil setzen, ich reise dann zur Weihnachtszeit 2007 auf jeden Fall wieder mit nach Narnia.
