Fondor

Über Fondor, auf der Allegiance, im Bankettsaal: Gouverneur Agustin Prada und Colin Shendara neben dem gerade leeren Platz von Mentel am Tisch sitzend und andere im Saal und auf der Bühne


Scytale kam ihrem Wunsch nur bedingt nach. Er gab Prada und ihr eine Kabine, aber für ein Interview war keine Zeit. Enttäuscht sah Colin ihn an. Nun ja, es lief nicht gut heute und offenbar hielt ihre Pechsträhne an. Colin klammerte sich an den Strohhalm, der personifiziert Prada hieß, und verzichtete gar auf das Dinner, das gerade begann.

“Ich empfehle mich!”,

verabschiedete sich Colin bei dem zweiten Kommandanten und seiner Tischbegleitung, verließ den Tisch, den Saal und ging mit Prada zur empfohlenen Kabine. Er würde doch hoffentlich keine unangemessenen oder kranken Absichten hegen?

Die Kabine war ernüchternd schlicht. Colin machte einige Fotos. Das war definitiv keine Offizierskabine! Sowas könnte die Leser interessieren. Sie setzte sich an den Tisch Prada gegenüber. Dieser taxierte sie und guckte dabei irgendwie komisch!? Colin konnte seinen Blick nur schwer deuten. Sie legte ihr Aufnahmegerät auf den Tisch. Nun war definitiv er dran! So viel stand jedenfalls fest! Sein Blick war immer noch auf sie gerichtet und machte sie langsam nervös. Es war nicht das, dass er sie ansah, sondern wie! Zu gerne hätte sie seine Gedanken lesen können! Dennoch selbstbewusst forderte sie ihn auf:


“Es kann losgehen! Gouverneur Prada, erzählen Sie uns über Dubrillion, über sich und noch vieles mehr!”

Das Aufnahmegerät nahm ihre Stimme längst auf. Dann kam von ihm etwas, mit dem sie so gar nicht gerechnet hätte. Nicht einmal ansatzweise! Er zerstörte das Aufnahmegerät! Sie riss ihre Augen groß auf und schluckte. Sollte sie rennen? Sollte sie jetzt lieber schleunigst das Zimmer verlassen? Sie war ganz allein mit ihm! Niemand würde sie hören! Die Kabine lag von der Dinnergesellschaft zu weit weg!

Er begann zu sprechen! Ähm, sollte sie sich alles merken? Wollte er keine Zeugen, auch keine Technik!? Moment, was sagte er da? Es würde kein Interview geben? Warum waren sie dann hier? Sie verstand dies alles nicht mehr! Ihr Puls raste! Was war hier los? Hier lief doch gerade etwas falsch?! Sein Lächeln war kalt und grausig. Würde sie den Raum jemals wieder lebend verlassen? Ihr brach kalter Angstschweiß aus! Und seine Stimme, die war dermaßen kalt gewesen. Die Stimme eines Mörders?


Gouverneur, Sie machen mir Angst!”,

sprach sie aus, was sie empfand und dachte. Ihre Stimme zitterte. Der Typ war ihr nicht geheuer! Wie hatte sie mit ihm alleine ein Zimmer aufsuchen wollen?! Er hatte doch schon vorhin durchblicken lassen, dass er nicht ganz knusper war! Das hätte ihr Warnung genug sein sollen! Ihre nächsten Gedanken betrafen die verlorenen wenigen Daten auf dem Aufnahmegerät. Das war das spärliche Resultat des heutigen Abends gewesen. Nun, so viel war es nicht gewesen, aber immerhin etwas! Beunruhigt starrte sie ihn ziemlich entgeistert an. Es entstand eine unangenehme Pause. Warum blieb sie noch sitzen? Sie hatte Angst, Angst vor ihm und konnte sich gerade nicht bewegen!

Plötzlich fuhr er fort und relativierte ihre unschöne Situation. Wie, verstand sie jetzt richtig? Er hatte ihr etwas Besseres anzubieten!? Ihre Augen wurden noch größer und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals! Waren solche Situationen als normal einzustufen? War das normal als Reporterin? Dubrillion wäre zu simpel, schon dutzende Male erzählt worden!? Ach so?! War das so? Was hatte er stattdessen Brisantes? Prada war verwundert, dass ein seriöser Staatssender dermaßen auf Affären und dergleichen aus war. Ehrlich gesagt wusste Colin nicht recht, was man von ihr erwartete. Vielleicht interpretierte auch nur sie das so? Verunsichert sah sie ihn an und wusste darauf nichts zu sagen und schwieg sich deshalb lieber aus. Plötzlich griff er in seine Jackentasche und förderte etwas kleines Schwarzes zu tage. Ein Datenstick?


Wovon sprach er zum Henker? Der Galaxie mehr Gerechtigkeit bringen? Sie verstand kein Wort von dem, was er sagte! Er würde im Interesse eines höheren Wohl handeln?! Hätte hier einige getestet?! Sie auch! Ihr blieb der Mund offen stehen! Was waren sie? Versuchskaninchen?! Sollte sie das jetzt schön finden? Wer gab ihm das Recht? Schließlich war er nicht ihr Lehrer oder Boss! Nun begann er sie auch noch zu beurteilen! Wütend sah sie ihn an, doch ihr Blick wanderte immer wieder zum Datenträger und somit beherrschte sie sich, auch ein Ziel vor Augen. Sie ließ die Demütigungen auf sich niederprasseln. Colin wollte von Prada die Informationen bekommen! Er räumte ein, sie dennoch bemerkenswert zu finden und immerhin schien er ihr den Datenträger anvertrauen zu wollen!? Auch, wenn er sich nun auch noch auf Arens Seite schlug und ihr sagte, dass es schließlich einen Grund geben musste, weshalb die Aren sie nicht mochte. Also darüber wollte Colin sich keine Gedanken machen müssen und erwiderte trocken:

“Es muss mich nicht jeder mögen! Die Antipathie beruht auf Gegenseitigkeit und ich denke kaum, dass sie sich umgekehrt Gedanken darum macht, warum ich ihr gegenüber ebenfalls eine negative Einstellung habe. Allerdings gebe ich zu, dass es beruflich nicht förderlich ist.”,

endete sie kleinlaut. Doch ihr Gegenüber hatte etwas in der Hand, dass er ihr offensichtlich geben wollte, oder?! Zumindest sah es ganz danach aus. Und ehe er es ihr gab, hatte er offensichtlich auch eine Menge zu sagen. Dabei machte er einen großen Bogen und fing im Urschleim an, denn was tat es zur Sache, wie er sie einschätzte? Na ok, er musste sich vermutlich genau überlegen, wem er es gab!? Zudem konnte sie in ihrer Lage und Position kaum etwas dagegen tun! Er hatte den Datenträger, den sie gerne haben wollte und er war ein gemachter Mann der Galaxie und sie eine kleine Reporterin, die heute versagt hatte und vermutlich gefeuert werden würde. Das alles war für Colin derart Neuland! Und der Gouverneur, der ihr heute schon mehrfach Angst eingejagt hatte, schien ausgerechnet ihr den Stick anvertrauen zu wollen und es gut mit ihr zu meinen. Irgendwie widersprüchlich, aber wahr!

Er sagte ihr nun, was darauf war. Willhuf Shartov!? Sie hatte den Namen schon mal gehört, konnte ihn aber nicht zuordnen! Colin fühlte sich dumm wie ein Brot! Er musste ein großes Tier sein! Die Galaxie bestand aus `zig Planeten! Womöglich ein Gouverneur oder irgendein Fuzzi beim Militär? Ah, zum Glück schob er nach, von wem er sprach. Da hatten sie ja doch den Mythos-Sektor! Shartov war dessen Sektoradjutant! Innere Sicherheit?


“Innere Sicherheit-also der Geheimdienstchef?”,

fragte Colin nach. Sie sollte das Schiff verlassen und sich dann alles zu Gemüte führen. Sie nickte. Das wäre wohl das Beste!? Und Erik? Der Datenträger war wichtiger! Sonst würde man ihr diesen, bei ihrem Glück, noch klauen. Mittlerweile sahen sich beide verschwörerisch an. Sie sollte damit zu ihrem ehemaligen Arbeitgeber gehen. Nun, ihr jetziger würde sie vermutlich vor Wut feuern, da wäre das eine mehr als gute Lösung, auch wenn ihr damaliger Arbeitgeber ein Tochterunternehmen ihres Jetzigen war, doch sie fühlte sich in der alten Branche auch deutlich wohler! Sie nickte erneut. Dieser Stick versprach einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage, so viel war sicher! Sie bekam dadurch eine gewisse Ahnung, in welche Richtung das gehen würde, was auf dem Stick war. Wie Prada sich verhielt, schien es ein Skandal zu sein! Womöglich einer mit weitreichenden Folgen!? Sie war gespannt, was darauf war, doch wenn sie an seine Eingangsworte dachte, konnte es nur so sein!?

Nun wäre sie am Zug, forderte Prada sie unmissverständllch und mit Nachdruck auf. Colin holte tief Luft.

“Meine Informationen sind auch brisant! Als der Imperator nach Anaxes kam, um über die Nachfolge des Tiefkerns zu entscheiden, saß sie bei der stattfindenden Parade neben dem Imperator! Sie ist auch nicht nur Tänzerin, sondern auch eine gute Kämpferin! Sie kämpfte nämlich gegen Janem Menari für Allegious! Alaine Aren ist eine Sith!”

Man merkte ihr das nicht an und man sah nicht ihr Lichtschwert, aber so war es. Triumphierend sah sie ihn an.

“Eine Sith wie dieser Lord Saphenus! Sie ist Lady Aren!”,

schob sie noch hinterher, um ihre Worte zu untermauern. Sie hatte den Eindruck, dass er zufrieden mit dieser Information war.

Nun erwähnte er den wichtigen Punkt, dass er anonym bleiben wollte. Nichts, aber auch gar nichts, durfte auf ihn zurückzuführen sein. Ihr Herz schlug wieder schneller. Sie erkannte den Ernst der Lage und was für eine Sprengkraft die Daten auf dem Stick besaßen!


“Natürlich, Sie können sich auf mich verlassen, Gouverneur!”

Er rückte näher heran und sah sie scharf an. Seine Augen sprühten nur so vor Kälte. Was war jetzt? Ein Schauder rieselte über ihren Rücken. Er drohte ihr, sie nicht zu hintergehen.

“Das würde ich nie wagen! Und, ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, dass sie ausgerechnet mir den Datenträger überlassen!”

Ja, warum gerade sie? Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Er sprach von weiterer Zusammenarbeit. Sie sah ihn mit großen Augen, offenem Mund nur an und nickte. Das war nichts Einmaliges?! Okay. Sie wusste noch nicht zu sagen, ob sie das jetzt für Gut oder Schlecht befinden sollte!? Das kam wohl darauf an!? Er verabschiedete sich von ihr. Sie stand auf und schüttelte ihm die Hand und erhielt den Datenträger. Rasch steckte sie ihn in ihre Jackentasche, griff zu den Resten ihres Aufnahmegerätes, denn sie wollte hier nichts herumliegen lassen. Vielleicht konnte man die Aufnahmen noch retten und wiederherstellen!? Dann lieber sie als irgendwer, der nach ihr dieses Zimmer betrat. Sie verließ die Kabine lebend! Und mit einem Datenträger, der brisante Informationen enthielt und ihr den Hintern retten würde! Sie musste unwillkürlich lächeln. Ok, das sah blöd aus! Schließlich war sie allein!

Sie widerstand dem Drang sich von Scytale zu verabschieden, noch dazu, weil er eh kein Interview geben wollte, widerstand dem Essen und Erik und begab sich sofort auf direktem Weg auf die Fähre. Sie wollte keinen Fehler machen! Prada hatte ihr das nicht umsonst empfohlen oder befohlen, wie auch immer!? Noch in ihrem Hotel sah sie auf den Stick. Sie war total aufgeregt und musste lächeln, dass eine Affäre zu tage kam. Das war ihr Metier! Noch in derselben Nacht verließ sie das Hotel und trat die Heimreise nach Thyferra an, brisantes Material in der Tasche! Die Geliebte war delikat!

Erik meldete sich auf dem Flug, dass er gerade entlassen worden war, als er ausgenüchtert war. Also hatte er eine Nacht in der Zelle verbringen müssen! Er kam hinterher. Colin machte sich mit ihm einen Plan per Com-Link aus, um ihn zu schützen. Sie würden sagen, absichtlich getrennt geflogen zu sein. Das sie mit dem Material schon unterwegs war, und er erst am nächsten Morgen aus dem Hotel auscheckte, um ersteres zu vertuschen. Allerdings sagte ihm Colin kein Wort, um was es ging. Sie hatte zu sehr Angst, dass sie abgehört wurde. Sie wollte es mit den Daten auch nach Hause, nach Thyferra, schaffen!



Weltraum Imperium, Hyperraumflug Richtung Thyferra: Colin an Bord der “Lucinda” mit anderen Passagieren
 
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[Fondor-System | Fondor | Hauptstadt | ,,Fondor-City Hotel" | Suite 103 | Besprechungsraum ] - Aren Vayliuar, Heirn Logane, Borosks Regierung

Logane bekräftigte nochmals, dass er nun Erfolge erzielen wollte. Aren hatte fürs erste genug, von weiteren solchen Bekundungen, nun würden Resultat zeigen, um was für einen Mann es sich bei seinem neuen Legaten handelte. Er musterte Logane nochmals mit einem kritischen Blick, bevor er sich den weiteren Mitgliedern seines Kabinetts zuwandte. Es gab wenig wirklich überraschendes, das meiste lief wie erwartet oder benötigte kaum seine Aufmerksamkeit. Nun, wo die Terroristischen Aktivitäten abgenommen hatten, hatte sich wohl wieder eine gewisse Normalität eingestellt. Die Bevölkerung stand auf seiner Seite. Seine Leute in den Medien hatten wohl auch dafür gesorgt, dass dieser Zustand nur nochmals verstärkt wurde. Die Medienhäuser, die nur auf Borosk ansässig waren, hatten, wie Aren es angeordnet hatte, speziell bearbeitete Versionen vom Stapellauf veröffentlicht, in denen er auch entsprechend oft zu sehen war. Einige seiner Analysten waren davon ausgegangen, dass es das Volk nur bekräftigen würde, wenn sie sahen, dass ihr Gouverneur den Planeten würdig bei solch einem gigantischen Ereignis vertrat. Er stand mit seiner Meinung vielleicht nicht bei der Mehrheit der Imperialen Beamten, aber er bevorzugte es, als eine Art wohlwollendes Idealbild eines Imperialen Helden bei seinem Volk angesehen zu werden, einem Helden, der sich für sein Volk einsetzte. Furcht mochte bei vielen ein offensichtlichen Mittel zur Sicherung ihrer Macht darstellen, aber er war der Ansicht, dass sie untergründig angewandt noch viel wirksamer war.

Dann wandte er sich dem Dorthen und Alfred Goulwin zu, den Verantwortlichen für Wirtschaft und Justiz. Sie waren, nach Logane, noch zwei recht wichtige Personen am heutigen Abend.

,,Legat Dorthen, Legat Goulwin; für sie beide habe ich in meiner Abwesenheit noch eine Aufgabe. Sie wissen bereits, wovon ich sprechen werde, Legat Goulwin."

Mit ihm hatte er bereits im Vorhinein einige Dinge die Legalität seines Vorhabens betreffend besprochen.

,,Es mag ihnen vielleicht hart vorkommen, aber man muss das positivste aus der momentanen Terroristenplage machen. Insofern wurde folgender Plan zurecht gelegt. Um eine Verstaatlichung einiger kleineren, auf Borosk ansässigen Unternehmen zu rechtfertigen, werden wir bei ihnen bei Kontrollen Dokumente finden, die eine Zusammenarbeit mit den Terroristen mehr als nahe legen. Sie verstehen wohl hoffentlich, was ich meine. Diese Dokumente werden uns auch öffentlich eine Rechtfertigung dazu geben, diese Unternehmen zu verstaatlichen. So lässt sich der Wettbewerb besser kontrollieren und da sich zur Zeit mit den Terroristen eine so hervorragende Möglichkeit bietet, werden wir diese natürlich nutzen.
Legat Goulwin, sie haben ja bereits eine Liste mit Unternehmen, die diesem Vorhaben zum Opfer fallen sollen. Sollten allerdings noch weitere Unternehmen bei ihrer Zusammenarbeit mit dem Legaten Dorthen in den Focus rücken, erstatten sie mir kurz Bericht und ich werde meine Unterschrift darunter setzten."


Die beiden Legaten nickten. Nach einigen weiteren kurzen Absprachen beendete Aren damit die Sitzung. Er war kaputt und musste sich nun eine Pause gönnen.

,,Meine Herren, ich würde vorschlagen, sie beginnen so schnell wie möglich mit ihren neuen Aufgaben. Danke für ihre Anwesenheit."

Der letzte Satz war eine reine Floskel. Wäre einer von ihnen nicht erschienen, wäre diese Person recht schnell ihren Job losgeworden. Dann erloschen die Bilder seiner Untergebenen und Aren verschwand aus dem Raum. Ein wenig Schlaf würde ihm gut tun.

[Fondor-System | Fondor | Hauptstadt | ,,Fondor-City Hotel" | Suite 103 | Besprechungsraum ] - Aren Vayliuar, Heirn Logane, Borosks Regierung
 
[: Fondor-System | Fondor | Oridin City :||: Stadtzentrum | „Loggia“ | Empore | Loge der Reena-Provinz :||: Horatio Kraym, Lord Panos samt Begleitung, Miss Midanyl und zwei Vertreter des Segler-Teams (Caton Soto und Daska) :]

Die wartenden Journalisten empfingen Charlena Jaset, die High Lady der Melantha-Provinz und zur Zeit die Vorsitzende der tapanischen „Loggia“, mit einem regelrechten Blitzlichtgewitter als sie den geräumigen Pressesaal – gemeinsam mit ihren Begleitern – betrat. Bevor die ältere Adlige, die ihr blondiertes, schulterlanges Haar überraschend modisch hatte frisieren lassen, ganz erhaben auf das schon vorbereitete Podium zu stolzierte, nickte sie kurz den Reihen voller Reportern zu. Fast schon begierig schienen die vielen Medienvertreter auf die traditionelle Inszenierung der angekündigten Vertragsunterzeichnungen zu warten. Neben dem beständigen Gemurmel, das wie immer aus deren Reihen kam, konnte man auch hören wie die Cam-Droiden allmählich aus ihrem Stand-by-Modus erwachten. Ein kugelrunder Droide nach dem anderen erhob sich zwischen den recht voll besetzten Sitzreihen langsam in die Luft und surrten leise auf die gertenschlanke Dame zu.

Ein paar Minuten lang ließ die ehrwürdige High Lady die Vertreter der Presse noch gewähren, dann reckte sie leicht das Kinn und sagte feierlich:
[Die Sieben Häuser und die Freien Welten haben sich in einer abschließenden Sitzung beraten und nun stehen sowohl die Strecke, Preisgelder und Teams als auch die offiziellen Spenden der Provinzen endgültig fest...] Weitere Bilder wurden geschossen. [Unser Cup-Verantwortlicher wird Ihnen nun die entsprechenden Eckdaten präsentieren und danach schreiten wir sogleich zum erwarteten Vorstellen und Unterzeichnen der Mannschaften fort.]

Horatio, der sich wie fast alle größeren Sponsoren noch auf der Ebene der Provinzlogen befand, saß in einem bequemen Sessel und beobachtete das Spektakel vorerst nur über einen Bildschirm. Da das Solarsegler-Team, das im Vorjahr beim „Seven Houses' Cup“ für das Haus Reena angetreten war, bloß einen kläglichen Platz im hinteren Drittel besetzt hatte und man entsprechend der letztjährigen Platzierung vorging, würde er an diesem Tag nicht so schnell vor die Presse treten, um gemeinsam mit High Lord Panos und Miss Velara Midanyl, der Public Relations-Managerin bei „Core Fly“, den Vertrag zu unterschreiben. Schweigend griff der Sector Adjutant nach seinem Glas, ließ den Whisky ein wenig schwenken und nippte dann gedankenverloren daran. Offensichtlich würde er heute nicht so schnell in seine Suite im „Old Merchant“ zurückkehren.

Liran Panos, der künftige Nachfolger des jetzigen Reena-High Lord, zog sich aus dem Gespräch mit dem engagierten Skipper (Caton Soto) zurück, schlenderte dann seelenruhig zu dem Verwalter und sagte zu diesem:
„Ich habe ein gutes Gefühl, Signore Kraym. Dieser Mann ...“ Mit einer beiläufigen Handbewegung zeigte er auf den blonden Kuati. „... hat in der Tat Ahnung vom Segeln. Eindeutig. Selten habe ich einen Segler getroffen, der tatsächlich so fachmännisch ist wie er sich gegenüber anderen gibt.“

„Sie segeln wohl selbst, Commander?“, fragte der entsandte Vertreter des Jaso-Sektors nach – mehr aus dem Zwang gesellschaftlicher Gepflogenheiten als aus echtem Interesse. Behutsam stellte er das Glas auf den kleinen Tisch neben seinem Sessel und fuhr fort: „Soweit ich gehört habe, scheint das Solarsegeln ja ein beliebter Sport in dieser Region zu sein.“

Der Flottenoffizier, der bei diesem Anlass auf das Tragen seiner Uniform verzichtet hatte, grinste: „In meiner Jugend gab's in der gesamten Provinz niemanden, der mir in meinem Ein-Mann-Segler das Wasser reichen konnte. Und sobald die Admiralität mir das Kommando über einen Imperial-II-Sternzerstörer überträgt, steht sofort ein schmucker Flitzer in dessen Haupthangar.“

Um in diesem Moment ein peinliches Schweigen zu vermeiden, lächelte Horatio höflich und nickte dem Tapani dabei verstehend zu. Bloß in sehr wenigen Fällen interessierte sich der Verwalter für die Freizeitgestaltung anderer Menschen – und der Erbe der Reena-Provinz gehörte mit Sicherheit nicht zu diesem erlesenen Kreis. Derweil auf den Bildschirmen zu sehen war wie der Vorjahressieger, das Haus Mecetti, gerade seine neue Seglermannschaft vorstellte und vor der Medienmeute den Vertrag unterschrieb, nippte der Repräsentant des Jaso-Sektors wiederholt an seinem mit einigen Eiswürfeln gekühlten Drink und ließ den Blick durch die private Loge schweifen. Panos hatte sich mittlerweile zu Velera Midanyl und seiner Begleitung gesellt, um mit denen zu plaudern. Gleichzeitig hatte sich der menschliche Skipper zu seinem nichtmenschlichen Kameraden (Daska) zurückgezogen. Und so schien die Reena-Loge – Grüppchen für Grüppchen – auf ihren großen Moment zu warten.

***

Bevor die ranghohen Vertreter der Reena-Provinz sowie die größten Sponsoren, die sie inzwischen für sich gewinnen konnten, die Seglermannschaft der Rondine öffentlichkeitswirksam den vielen anwesenden Sportreportern präsentieren konnten, war noch das Haus Barnaba – angeführt von High Lord Stephan Lamere und Sith-Lady Alaine Aren – an der Reihe. Mit einem erhabenen Lächeln auf den Lippen setzten die beiden Adligen ihre Unterschrift unter das Dokument, während eine Vielzahl an Cam-Droiden allerhand Bilder von diesem Vorgang machte. Dabei schien der Fokus größtenteils auf der rothaarigen Corellianerin zu legen – vor allem als sie dem Skipper ihrer Crew am Ende ihrer Präsentation liebevoll einen Küsschen auf die Wange drückte. Danach stand sie gemeinsam mit dem High Lord sowie dem Skipper noch einmal Modell für einige tolle Bilder und verließ anschließend die Bühne, um der nächsten Provinz Platz zu machen.

Liran Panos, der in diesem Moment neben dem adligen Sector Adjutant stand, rückte ein letztes Mal seine Kleidung zurecht, grinste ihn an und bemerkte dann überraschend lakonisch:
„Nun sind wir an der Reihe. Bieten wir diesen Mediengeiern genau das, was sie unbedingt haben wollen... “ Danach wandte er sich sogleich an den kuatischen Skipper. „Signore Soto, kommen Sie bitte zu mir vor.“

Der Erbe der Reena klopfte dem Sportler auf die Schulter, sobald sich dieser – offensichtlich etwas widerwillig – zu ihnen gesellt hatte, und schritt dann erhobenen Kopfes voran. So wie schon bei all denen, die vor ihnen den Pressesaal betreten hatten, wurde selbstverständlich auch diese Delegation gebührend empfangen, indem abermals ein grelles Blitzlichtgewitter erging. Wie gewohnt setzte der adlige Verwalter sein mediales Lächeln auf, winkte gelegentlich den schwebenden Cam-Droiden zu und ließ sich dann an dem langen Tisch neben Miss Midanyl nieder. Für den jungen Lord, der sonst eine Uniform trug, auf der Gefechtsbrücke irgendeines Kriegsschiffs stand und im strengen Tonfall irgendwelche Befehle bellte, schlug nun die große Stunde. Denn nun musste er vor der den Augen der Öffentlichkeit seinen betagten Vater vertreten.

Derweil der tapanische Adlige sich hinter dem Rednerpult kurz sammelte und dann die Mannschaft der Rondine mit all den sportlichen Erfolgen der letzten paar Jahre vorstellte, nutzte Horatio die Gelegenheit, um ihn etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Denn in solchen Momenten konnte man den Schneid solcher Männer abschätzen. In der Selbstwahrnehmung etlicher Offiziere mochte das Schlachtfeld zwar der einzige Ort sein, wo sich ein Mann zu beweisen hatte, aber im Fall von Liran Panos war dies – aufgrund dessen hoher Geburt – nicht der Fall. Sobald dessen Vater nämlich die Verantwortung über die Reena-Provinz an ihn abtreten würde, würde er sich genau auf diesem möglicherweise für ihn noch recht ungewohnten Parkett beweisen müssen. Da es in solchen Dingen meistens keine Generalprobe gab, musste man es stets im ersten Versuch meistern.

Mit gesalbten Worten beschrieb der junge Lord die sportlichen Leistungen von Canton Soto (sowie dessen nichtmenschlicher Besatzung), hob vor allem deren triumphalen Gesamtsieg bei der „Grand Anoat-Tour“ hervor und würdigte zum Schluss die technischen Details der Rondine. Je mehr der Tapani sprach, umso mehr stellte sich bei dem Sector Adjutant der Eindruck ein, dass Segler sowie Mannschaft die Trophäe endlich nach Reena holen könnten. Den anwesenden Reportern schien die Vorstellung jedenfalls zu gefallen. Während sie sich knappe Notizen machten, nickte der eine oder andere Journalist nämlich ein wenig. Bei Horatio, der bloß ein geringes sportliches Interesse besaß, stellte sich allmählich ein beruhigendes Gefühl ein. Schließlich wollte er sein Gesicht nicht für den Letztplatzierten hingeben. Sein Blick wanderte von Panos zu Midanyl.

***

Ein kräftig gebauter Reporter erhob sich, räusperte sich kurz und richtete das Wort an den Skipper.
„Mister Soto, bei den Solarseglern gelten Sie als Experte für lange Touren. Jedoch nehmen Sie nun am 'Seven Houses' Cup' – einem Kurzstreckenrennen – an. Ist Kor Hunamma überwunden?“

„Seit der Teilnahme am Kor Hunamma-Rennen sind etliche Monate vergangen, Delza“, antwortete der Kuati gelassen. Sicherlich hatte der Sportler mit solchen Fragen schon gerechnet. „Doch Anoat hat erst recht unseren Heißhunger auf weitere Siege geweckt – und da die Familie Panos sowie das Haus Reena so viel Vertrauen in uns steckt, sind wir dieses Mal besonders motiviert.“

Ein wenig ausschweifend führte Caton Soto anschließend Details zum Training der letzten Monate sowie allerhand technischen Neuerungen an der Rondine aus. Selbstverständlich folgten darauf fachbezogene Nachfragen. Bei jedem Mal blieb der Kuati zwar freundlich, aber bei der einen oder anderen hüllte er sich lieber in professionelles Schweigen. Glücklicherweise ließ sich die neugierige Meute mit dem, was er preisgab, abspeisen. Die Fragen, die sich an den Skipper richteten, demnach langsam ab. Stattdessen verlagerte sich der Fokus allmählich auf den Vertreter des größten Sponsors des tapanischen Hauses: Horatio Kraym. Noch bevor die Journalisten die erste Frage an den Sector Adjutant richteten, straffte er unmerklich seine Körperhaltung. Mental war er bereit.

Dieses Mal stand auf Seiten der Pressevertreter eine gertenschlanke, dunkelhäutige Frau auf. Keck funkelte sie den Verwalter an, bevor sie – in einem schlichten Kernwelten-Dialekt - das Wort an ihn richtete:
Oyuna Valhoun, 'Dentaals Great Tribune' – Mister Kraym, Sie sind normalerweise für die Regionalverwaltung im Jaso-Sektor tätig. Zuletzt hat man Sie sogar zum Sector Adjutant befördert. Doch heute sitzen Sie als Repräsentant für 'Imperial Bacta' hier. Wie passt das zusammen?“

„Im Gegensatz zu vielen Sektoren in den Kernwelten oder den Kolonien hat der Jaso-Sektor nur ein sehr kleines Portfolio an großen Unternehmen“, begann der adlige Verwalter nach etwas Bedenkzeit mit seiner kurz durchdachten Antwort. „Gemessen an der Bedeutung sowie an den Umsatzzahlen ist 'Imperial Bacta' für thyferrianische Verhältnisse eindeutig ohne jegliche Konkurrenz. Eine Vielzahl an Bürgerinnen und Bürger – auch weit über die Grenzen des Jaso-Sektors hinaus – verdient allein durch dieses Unternehmen seinen Lebensunterhalt. Doch das Fundament für diesen Erfolg stellt das Handeln der Regionalverwaltung dar. Staatliche Investitionen, indirekte Subventionen sowie eine Bandbreite weiterer Fördermittel – Darauf fußt die unternehmerische Tätigkeit. Es ist demzufolge nur logisch, dass Regionalverwaltung und Konzern bei solchen Anlässen Hand in Hand gehen.“ Er schmunzelte. „Und offensichtlich bin ich das Resultat dieser normalen Kooperation.“

Ein paar Reporter lachten – höchstwahrscheinlich eher aus reiner Höflichkeit. Dann rüstete sich der nächste Journalist: Shesa Denan, 'The Recopian Sportsman' – Beim berüchtigten Grav Ball-Derbie 'Thyferrian Titans vs Fondor's Furies' haben nicht Sie, sondern Ihre ehemalige Stellvertreterin, Miss Aviendha Cain, auf der Ehrentribüne Platz genommen. Doch nun sitzen Sie hier. Kann man also sagen, dass Sie eher ein Freund der Solarsegler als des Grav-Ball sind?“

„Die 'Thyferrian Titans' haben seit meinem Antritt als Thyferras Statthalter selbstverständlich einen Ehrenplatz in meinem Herzen … und das Management war von Zeit zu Zeit sogar in meinem Büro zu Gast, aber man muss trotz allem aufgeschlossen sein“, antwortete Horatio diplomatisch. „Und da das Solarsegeln ein überaus spannender Sport ist, zögerte ich keine Sekunde als man mir anbot nach Fondor zu diesem Ereignis zu reisen. Doch mit Sicherheit findet man mich nach meiner Rückkehr auch mal auf der Ehrentribüne im Stadion von Xucphra City.“

Er parierte im Anschluss noch ein paar weitere harmlose Fragen und überließ dann Velara Midanyl das Feld. Seine Zufriedenheit ließ sich Horatio selbstverständlich nicht anmerken. Während sich die „Core Fly Ltd.“-Managerin furchtlos den Fragen der Journalisten stellte, lehnte sich der Verwalter zurück und beobachtete abermals die sich ihm bietende Szenerie. Im Gegensatz zu Lord Panos oder ihm schien es für sie regelrecht eine Leichtigkeit zu sein. Fast schon spielend pickte sie sich beim Beantworten der jeweiligen Frage harmlose Punkte heraus, während sie sich scheinbar dem Kern näherte. Dass sie in diesen Dingen geschult war – und sie meisterlich beherrschte –, merkte man auf Anhieb. Mehr und mehr stieg sein Respekt für diese Frau. Vielleicht bot sich später die Gelegenheit den Kontakt mit ihr noch ein bisschen zu vertiefen.

Zum Schluss war wieder Liran Panos an der Reihe. Feierlich präsentierte er den Reportern den noch nicht unterzeichneten Vertrag. Er sagte:
„Signoras und Signores, hier ist nun das Dokument...“

Zielstrebig schwirrte ein einzelner Cam-Droide auf die Bühne zu und brachte sich in Stellung. Der Repräsentant der Reena griff derweil nach dem Stift, löste die Kappe und setzte dann in aller Ruhe seine Unterschrift unter den Vertrag. Seinem Beispiel folgte kurz darauf Caton Soto als Vertreter der Rondine. Neben dem adligen Tapani wirkte die Signatur des kuatischen Sportler zwar ein wenig ungelenk, aber dem Enthusiasmus nahm man ihm ab. Höchstwahrscheinlich war das nicht das erste Mal, dass er so einen medialen Zirkus mitmachte. Danach war Horatio an der Reihe. Er hatte – wie immer – ein Lächeln auf den Lippen als er als nächstes den Stift entgegen nahm und sein Signum zu den anderen setzte. Abschließend unterzeichnete dann noch Miss Midanyl im Namen von „Core Fly Ltd.“. Ein erneutes Blitzlichtgewitter folgte auf diesen Akt – und im Anschluss daran waren sie für diesen Tag entlassen. Sie konnten die Bühne wieder verlassen.

[: Fondor-System | Fondor | Oridin City :||: Stadtzentrum | „Loggia“ | Pressesaal :||: Horatio Kraym, Lord Panos, Miss Midanyl, Caton Soto und eine Vielzahl Reporter :]
 
/// Fondor /// Fondor City /// Hotel Merchant im alten Kaufmannsviertel /// Julius Fourb

Julius verspürte nichts weiter als Langeweile, als er in seiner Suite im Merchant Hotel auf dem Sofa lag und auf seinem Datapad die frisch eingetroffenen Daten über sein Kommando auf Borosk studierte, die er vor einigen Stunden erhalten hatte. Nach dem Abschluss seiner Offiziersausbildung genoss er - wenn man das überhaupt so nennen konnte - seine letzten freien Tage auf Fondor, da er eine Einladung zum Stapellauf des neuen Sternenzerstörers der Allegiance-Klasse erhalten hatte und diese mit weitaus mehr Freude wahrgenommen hätte, wenn ihm auch ein tatsächlicher Aufenthalt auf diesem atemberaubendem Meisterwerk imperialer Ingenieurskunst genehmigt gewesen wäre. Doch so waren sie nun mal, seine Eltern, ohne deren Einfluss und Mittel er ohnehin nicht eine Einladung erhalten hatte, wenn diese auch nur Zugang zu einer separierten Offiziersmesse in Fondor City bot. Sie ließen ihn in der Entfernung einiger Kilometer am Glanz und der Aura der Allegiance schnuppern, um ihm damit zu zeigen, dass sie ihn unterstützten. Doch um dort hinauf zu gelangen, müsse er erst beweisen, auch in der Praxis dazu in der Lage zu sein, es innerhalb des Militärs weit zu bringen. Zu gerne hätte er nun auf seine Erfahrungen im Outer Rim nach der Grundausbildung verwiesen, doch er war es leid, dafür belächelt zu werden. Seine Zeit würde schon noch kommen, da bestand kein Zweifel. Also saß er nun hier, gelangweilt und noch immer etwas benebelt von den alkoholischen Snacks der Offiziersmesse, von der er eben noch zurückgekehrt ist. Früher wäre er in Depressionen verfallen beim Gedanken daran, dass er auf Fondor fest saß, während sein Kommando auf Borosk auf ihn wartete. Doch was tat es schon zur Sache, wenn sich ihm die Gelegenheit auftun würde, seinen über zehn Jahre älteren Cousin Aren Vayliuar, Gouverneur von Borosk, kennen zulernen. Julius war bereits instruiert worden, dass es neuerdings auch auf Borosk zu Unruhen gekommen ist, die nur darauf warteten, durch die Macht des imperialen Militärs hinweggefegt zu werden. Doch all diese Instruktionen bedeuteten nichts, wenn ihn der Gouverneur selbst darüber in Kenntnis setzen würde, was ihn auf Borosk erwartete. Denn so würde er an Informationen gelangen, die womöglich noch nicht zu seinen militärischen Vorgesetzten gedrungen sind und die er zum Wohl seiner selbst und natürlich des Imperiums noch an erster Stelle nutzen könnte. Seit wenigen Tagen jubelte die imperiale Öffentlichkeit über den Tod des yevethanischen Anführers, ein großes Zeichen ohne Frage. Doch in den Kreisen der Offiziere munkelte man noch von zu vielen weiteren Unruhen. Das musste aufhören und der junge Fourb sah es als Ehre und Möglichkeit, selbst mitwirken zu dürfen. Ein Gouverneur sollte dabei schon die Macht haben, ihn bei diesem Akt zu unterstützen und zum Wohle der Familie zu fördern. Auch wenn Julius seinen Cousin schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte, genau genommen seit exakt sechs Jahren, als er noch seine Grundausbildung vor sich hatte. Mit geradezu stoischer Miene las er all das, was das Personal und die Ausrüstung der 66. Artillerie Kompanie betraf. Es war eine augenscheinlich wild zusammengewürfelte Einheit mit vielen jungen Soldaten, ein Umstand, den er sich zu Nutzen zumachen vornahm. Mehr als die Hälfte von ihnen war gerade einmal Volljährig und hatte gerade erst die Grundausbildung hinter sich und ihre Hingabe zum Imperium war noch lange nicht so unerschütterlich, wie das Potential dazu bestand. Julius würde sie zu willigen Kriegern seiner Majestät formen, die den Zorn des Imperators mehr fürchten als den Feind, jedoch aber genauso kein befriedigenderes und ehrbareres Gefühl kennen, als in dessen Namen Siege zu erkämpfen. Bald würde er seine erste Bewährungsprobe abhalten müssen, vor der es galt, jedes noch so kleine Detail zu studieren.

Folglich verflogen die Stunden, in denen er die Berichte und Lebensläufe jedes einzelnen Soldaten studierte, den er künftig befehlen würde. Die wenigen Stunden Schlaf, die ihm dann noch blieben, taten sogar recht gut, ehe es der Wecker seines Comlink war, der ihn weckte. In etwa einer halben Stunde würde ihn irgendein lackierter Sklave seines Cousins vor dem Hotel abholen und zum Anwesen dieses tapanischen Hauses namens Mecetti bringen, von wo aus eine Regatta stattfinden sollte, bei der die Fourb Gruppe selbstverständlich auch als Investor beteiligt sein würde. Julius hatte keine Ahnung, ob sie einen eigenen Rennstall unterhielt und es interessierte ihn auch wirklich kein Stück weit. Seine Gedanken drehten sich einzig und allein um Borosk und die Begegnung mit seinem Cousin Aren. Beim Gedanken an all die verweichlichten Kreaturen, die ihm gleich vor die Nase gesetzt werden würden, verdrehte er die Augen, während er aus dem Bett stieg und unter die Dusche stieg. Frisch herausgeputzt und mit perfekt sitzendem schwarzem Haar stand er etwa vierzig Minuten später in seiner Galauniform vor dem Hotel und wartete auf die Abholung. Unruhig schritt er auf und ab und zwang sich, während dieser unsäglichen Warterei nicht mehr dem alten Laster des Rauchens zu verfallen. Schon zu früher Stunde tümmelten sich auf dem Boulevard vor dem prunkvollen Eingang des Hotels dutzende und hunderte von Menschen, die ihm gerade tierisch auf den Geist gingen. Ihr Geschwätz, ihr Gelächter, ihre aufgezwungene gute Laune und noch so vieles mehr - es war unerträglich. Das Imperium als Gesamtes war so großartig, doch der Gedanke daran, es mit diesen unwürdigen Gestalten teilen zu müssen und auch noch deren Sicherheit und Wohlstand zu garantieren missfiel Julius ziemlich. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, hielt der schwarz glänzende Speeder endlich an und der Chauffeur begrüßte den Offizier respektvoll, während er ihm die Tür aufschwang.

"Wurde auch langsam Zeit"

Fiel dessen Antwort knapp und klar aus, während er den jungen Mann abschätzig angrinste. Auf den gepolsterten Rücksitzen machte er es sich bequem, lehnte sich zufrieden zurück und streckte die Beine aus. Diesen Luxus genoss er gerne, jedoch gehörte er nicht zu jener Sorte Mensch, die dabei zugrunde ging, wenn es galt darauf zu verzichten. Immer wieder fiel sein Blick nach draußen auf die Skyline von Fondor City. Die anderen Fahrzeuge, die Hochhäuser, alles schoss nur noch so an ihm vorbei. Ein Anblick, den er durch Bastion mehr als gewohnt war und der ihn nicht weiter kümmerte. Langsam begann sich der dichte Verkehr zu lichten und die Anzahl großer Gebäude nahm zusehends ab. Sie waren in den Orbit getreten und befanden sich im direkten Anflug zu jener Raumstation, die in ihrer Extravaganz nur dem Verstand der tapanischen Häuser entspringen konnte. Hier, inmitten im Weltraum, gab es Wiesen, Parks, Häuser, Straßen und alles, was sich sonst auf "normalen" Welten finden ließ, was sich durch außergewöhnliche Architektur und eine künstlich geschaffene Atmosphäre realisieren ließ. Julius hatte diese Station noch nie gesehen und alleine ob des Anblicks sprachlos. Unter ihnen tat sich langsam eine mit hunderten großgewachsenen Bäumen gezierte Allee auf und langsam senkte der schwarze Gleiter seine Höhe. Er befand sich im direkten Anflug auf die Villa des Hauses Mecetti. Gelangweilt hinausblickend tippte er auf der Armlehne neben seinem Sitz herum und fragte sich, warum der Chauffeur das Tempo nicht wenigstens ein wenig erhöhen konnte. Dann, nach dem endlos erscheinendem Weg über die eindrucksvolle Alle blieb der Speeder schließlich vor einem der vermutlich zahlreichen Eingänge ins Innere der Villa stehen. Die Tür öffnete sich und Julius trat an die frische Luft, die vom Duft verschiedenster Blumen und Rosen geziert war. Ein Bediensteter im Smoking empfing ihn und mit einem herausforderndem Lächeln im Gesicht stellte sich der junge und zweifelsohne ausgefallene Fourb vor.

"Captain Julius Fourb. Governor Vayliuar empfängt mich, oder zumindest sollte er das."

Es war etwas ernüchternd, dass Aren ihn nicht persönlich empfing - schließlich waren sie doch blutsverwandt - , sondern ihm stattdessen irgendeinen fein gekleidetenr Lackaffen vorgesetzt wurde. Julius hob eine Augenbraue und grinste auf seine Art, als der Bedienstete dies zu Kenntnis nahm und ihn ins Innere der Villa führte. Der Fourb war es nicht ungewohnt, mit großem Luxus und Reichtum konfrontiert zu werden, doch alleine der beinahe schon in absurder Weise verzierte Prunk dieser seitlichen Eingangshalle beeindruckte ihn. Skulpturen, Springbrunnen, Gold wo das Auge nur hinsah, Säulen und makellose Perfektion in jedem einzelnen Centimeter. "Nicht schlecht" Dachte sich der junge Offizier also und sein Lächeln wurde eine Spur breiter, während er dem Bediensteten zu den Räumlichkeiten seines Cousins führte. Er musste schon ein verdammt mächtiger Mann sein, um hier als Gast der Mecettis hausen zu dürfen. Durch einen mit geschwungenen Bögen verzierten Flur kamen sie dann in einen eigenen Bereich, wo Julius vor einer gewaltigen hölzernen Doppeltür stand. Mit einem stattlichen Schwung tat die sich dann vor ihm auf und mit einem noch immer breitem Lächeln trat der Offizier ein. Aren erwartete ihn bereits.

"Wie schön dich nach all den Jahren wieder zu sehen, Cousin. Deinen Chauffeur solltest du schnellstmöglich entsorgen, denn er war die ganze Zeit über zu langsam und du weißt ja, ein Fourb hat nicht viel Zeit übrig, wie unsere Väter, Onkeln und Großväter es nicht müde werden zu predigen."

Mit geschmeidigen Schritten kam Julius auf seinen Cousin zu, dem er breit grinsend die Hand drückte. Das war er also, der feste Händedruck eines Staatsmannes.

"Wie du sicherlich mitbekommen hast, wird mir künftig ein Kommando auf deiner Welt Borosk unterstehen, ansonsten hättest du mich wohl kaum hierher eingeladen. Also...ich bin neugierig."


Auch wenn sie sich schon seit sechs Jahren nicht mehr gesehen hatten, sah Julius keinen Grund, seinen Cousin mit dessen Rang anzureden und im Ton des Untergebenem zu ihm zu sprechen. Dafür würden sich in der Zukunft schon genügend Gelegenheiten bieten.

/// Fondor /// Orbit /// Villa des Hauses Mecetti /// Räume von Gouverneur Aren Vayliuar /// Julius Fourb, Aren Vayliuar
 
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[: Fondor-System | Raumstation „Sede Dei“:||: Ringsegment | Vernügungssektor | Casino „Felicità e Destino“ | Festsaal :||: Horatio Kraym, Lord Panos samt Begleitung, Miss Midanyl und jede Menge andere einflussreiche Gäste sowie Vertreter der tapanischen High Society :]

Schon allein als Ausdruck ihrer seit einigen Jahrhunderten andauernden Unabhängigkeit gegenüber den sieben tapanischen Adelshäusern stellten die Freien Welten, die sich einst unter Fondors Banner vereint hatten, ihren unermesslichen Reichtum auf unterschiedlichste Weise zur Schau. Im Fondor-System selbst zeigte sich diese trotzige Haltung insbesondere durch das Betreiben von Sede Dei, einer Raumstation der pompösen „Pleasure“-Klasse. Der habitable Bereich der Station, der sowohl Touristen als auch gut betuchten Tapanis als Unterhaltungsmodul diente, befand sich vorwiegend in dessen gigantischen Ringsegment. Glaubte man den Angaben offizieller Programmheftchen hatten die Konstrukte in diesem Bereich die Landmasse eines gesamten Kontinents simuliert. Es gab somit hohe, mit Schnee bedeckte Berge für alljährlichen Wintersport, lauschige Parks zum Verweilen und feinkörnige Strände an künstlichen Ozeanen zum Entspannen. Den Stationsaufenthalt versüßten des Weiteren teure Villen, edle Nachtclubs, exquisite Restaurants und schicke Casinos. Und obwohl die Raumstation seit ihrer Eröffnung vor mehreren Jahren in einem eigenen Orbit um das Zentralgestirn kreiste, beträgt die Entfernung nach Fondor – Dank passender Geschwindigkeit – stets nur eine gute Standardstunde.

Derweil die normalen Bürger die im selben System stattfindende Regatta der „Loggia“ von Fondors Planetenoberfläche aus verfolgen mussten, hatten sich all jene Gäste, die Rang und Namen besaßen, schon vor dessen Start im Casino „Felicità e Destino“ zusammengefunden, mit teuren Perlwein auf Seine Majestät und ein faires Rennen angestoßen und diverse Wetten für oder gegen die jeweiligen Teams platziert. Vor allem die adligen Repräsentanten der sieben Lehen stachen beim letzten Punkt unter den Anwesenden besonders hervor. Denn viele priesen in dem geräumigen Salon lautstark ihre angeheuerten Segler an, bestellten mehrere Runden auf den Namen ihrer Häuser und wedelten dann zu allem Überfluss auch noch oft mit ihren gut gefüllten Creditsticks herum. Und mit jedem Drink, den sie achtlos in sich hineinschütteten, schien der eigentliche Anlass für diese Zusammenkunft, der „Seven Houses' Cup“, uninteressanter für sie zu werden.

Mit einem klassischen Whisky in der rechten Hand, einer rauchenden Zigarre in der linken und den Blick von Zeit zu Zeit auf den nahen Bildschirm gerichtet, der Liveaufnahmen des Rennens zeigte, saß Horatio Kraym I. allein in einer bequemen Sitznische. Nachdem der Vorabend zu einem starken Kater geführt hatte – Liran Panos, Thronerbe des Reena-Lehens, hatte ihn durch diverse Nachtclubs in Oridin City geschleift und so Fondors Nachtleben präsentiert –, hatte er sich dieses Mal schon relativ kurz nach dem Beginn der Veranstaltung von der Seite seines tapanischen Gastgebers gelöst und mit entsprechenden Mittelchen, reichlich Wasser sowie einer ordentlichen Mahlzeit sowohl die pochenden Kopfschmerzen als auch das flaue Gefühl in der Magengegend beseitigt. Dadurch war es dem imperialen Verwalter nun wieder möglich Alkohol zu sich zu nehmen – und da die Gesellschaft mit jeder weiteren Stunde noch toller zu werden schien, brauchte er diese „Medizin“ offensichtlich ganz dringend. Beiläufig nippte er an seinem bauchigen Glas. Und als kurz darauf der Whisky sich langsam den ganzen Rachen nach unten „brannte“ und ein torfiges Aroma die Mundhöhle erfüllte, schloss er für einen flüchtigen Moment sogar die Augen.

Seine Gedanken waren gerade im Begriff ein wenig abzuschweifen als ihn auf einmal eine ruhige, wohlig warme Stimme ansprach. Dass sein Anblick sie amüsierte war deutlich zu hören als sie zu ihm sagte:
„Lassen Sie mich kurz raten, viel Schlaf war Ihnen letzte Nacht nicht vergönnt gewesen, was?“

„Lord Panos hat mir letzte Nacht sicherlich alle relevanten Plätze für einen tapanischen Junggeselle gezeigt“, entgegnete der Sector Adjutant schmunzelnd, während sein Blick auf ihrem sehr hübschen Gesicht ruhte. „Möglicherweise sollten Sie seinen Rat einholen, wenn Sie Ihre kleinen Broschüren neu auflegen lassen, Miss Midanyl.“

Die hübsche Public Relations-Managerin des interstellaren Reiseunternehmens „Core Fly Ltd.“ ließ sich mit einem amüsierten Schmunzeln auf den Lippen schweigend neben den imperialen Verwalter nieder, strich sich beiläufig eine kurze, brünette Strähne aus dem Gesicht und stieß dann mit ihrem dunklen Rotwein an. Im Gegensatz zu den Damen der hiesigen Oberschicht, die – entsprechend der aktuellen tapanischen Mode – überwiegend schwere Ballkleider mit allerhand Rüschen trugen, hatte sich Velara Midanyl für ein langes, dunkelblaues Abendkleid entschieden. In seiner Schlichtheit war es eindeutig dem modernen Coruscanter Stil zu zuordnen. Höchstens der tiefe Rückenausschnitt, die mit funkelnden Saphiren besetzte Silberhalskette und das leise klirrende Kettchen an ihrem rechten Fußknöchel mochte man eventuell als eine Art Spielerei werten. Horatio, der mehr als ein Jahrzehnt auf dem urbanen Stadtplaneten gelebt und die dortige Kultur dementsprechend gewöhnt war, störte sich an diesem Anblick jedenfalls nicht. Schmunzelnd nippte er erneut an seinem Whisky.

Die Dame, die selbst aus wohlhabendem Hause von Empress Teta stammte und einst ihr Studium in Touristikmanagement auf der Hohen Universität zu Coruscant absolvierte, ließ die eine oder andere Minute wortlos verstreichen, bevor sie das Gespräch wieder aufgriff:
„Man hatte mir vorab erzählt, dass Sie eigentlich bloß für die Teilnahme am Stapellauf der 'Allegiance' sowie dem Beiwohnen des 'Seven Houses' Cups' hierher nach Fondor gereist sind. Doch da Sie nun unter anderem Oridin City ein wenig näher kennenlernen durften, frage ich mich, ob Ihre Reiselust nicht vielleicht ein bisschen erwacht ist. Selbst hier im Fondor-System gibt es mit Sicherheit noch die eine oder andere Ecke für Sie zu entdecken...“

„Natürlich kann ich meinen Verpflichtungen auf Thyferra nicht auf Ewig fern bleiben“, entgegnete der adlige Imperiale in freundlichen Tonfall, während er nebenbei die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem bauchigen Glas durch leichte Handbewegungen zum Schwenken brachte. „Insbesondere seit meiner Beförderung zum Sector Adjutant setzt mein Vorgesetzter, Moff Heremus Barnip, große Stücke in mich. Nachdem die auf Thyferra beheimateten Vratix wieder befriedet werden konnten, gilt es schon bald weitere Schritt zu gehen. Schon allein um auch große Unternehmen wie die 'Core Fly Ltd.' anzulocken. Xucphra City ist mehr als der ehemalige Sitz des Bacta-Kartells.“

Zustimmend nickte Velara Midanyl nickte. „Sicherlich. In der Chefetage gibt es auch schon diverse Pläne, um Thyferra weiter touristisch zu erschließen. Dschungelwanderungen, Vratix-Schaudörfer, 'Spa & Wellness' – Unserer Meinung nach liegen da viele, ungenutzte Möglichkeiten vor uns.“ Kurz lehnte sie sich an Horatio an und klimperte leicht mit ihren großen, dunklen Augen. „Vor allem seit man nicht mehr fürchten muss, dass irgendwelche nichtmenschlichen Terroristen einen mit ihren Anschlägen ins Grab reißen.“

„Ja, der Bacta-Konflikt ist ein dunkles Kapitel in meinem Lebenslauf“, stimmte der Sector Adjutant ihr zu. Innerlich genoss er ihre Nähe. „In den letzten Monaten hatte ich wirklich kaum eine Minute, in der ich hätte richtig verschnaufen können. Möglicherweise ließ mich Moff Barnip deshalb für ein paar Tage nach Fondor reisen...“ Er sah ihr tief in die Augen. „Meine Rückreise muss demnach auch nicht schon morgen erfolgen.“

Obwohl die an der Regatta teilnehmenden Solarsegler den Großteil des durch das System führenden Parcours inzwischen erfolgreich hinter sich gebracht hatten, würde der Zieleinlauf erst in etwa einer Stunde zu erwarten sein. Die für das Lehen Cadriaan fliegende Champio lieferte sich gerade ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der für das Haus Reena tätigen Rondine. Sofern in nächster Zeit nicht ein anderer Skipper noch einen äußerst abenteuerlichen Ritt würde hinlegen, hatten „Core Fly Ltd.“ und „Imperial Bacta“ ziemlich gute Chancen die Sponsoren des Siegerteams zu sein. Horatio würde dann zwangsläufig an der Seite von Lord Panos und Velara Midanyl vor die wartende Presse treten müssen. Um sich nicht dem Hohn und Spott der sportaffinen Tapani auszuliefern, hatte er schon vor Tagen eine entsprechende Rede vorbereitet und an diesem Tag mitgenommen. Nachdem er sich mit einem flüchtigen Blick über den aktuellen Stand informiert hatte, kehrte seine Aufmerksamkeit zu der hübschen Dame von Empress Teta zurück.

Der prunkvolle Salon im „Felicità e Destino“, der vom Veranstalter, der „Loggia“ unter Führung des Hauses Melantha, angemietet worden war, war nicht nur mit einer recht großen Bar sowie allerhand Sitzmöglichkeiten – von gepolsterten Liegen über bequeme Canapés bis hinzu breiten Sitznischen – versehen, sondern verfügte auch über einen geräumigen Balkon, einer Empore für die Crème de la Crème der Gäste und eine weitläufige Tanzfläche samt Live-Band. Gerade spielten die Musiker eine Reihe moderner Core Swing-Stücke. Diese Musikrichtung war seit einigen Jahren insbesondere von den Kernwelten bis zum Inneren Ring beliebt. Bastion, was sich seit seiner Adelung zur imperialen Thronwelt als Trendsetter des Reiches sah, hinkte in dieser Beziehung hinterher – sofern man jenen Glauben schenken mochte, die mit einem Glas Perlwein in der Hand solche Dinge gerne in illustren Runden behaupteten. Egal wie man zu der Musik stehen mochte, die Band zog ganz beständig neue Pärchen auf die Tanzfläche.

Plötzlich legte Velara Midanyl ihre rechte Hand auf die seine. Diese fühlte sich nicht nur samtweich an, sondern strahlte auch noch eine angenehme Wärme ab.
„Wie sieht es aus, Mister Kraym. Hätten Sie Lust zu tanzen?“

Bislang war Horatio eigentlich immer derjenige gewesen, der die Dame bei solchen Gelegenheiten zum Tanz aufgefordert hatte. Dass ihm nun tatsächlich eine Frau zuvor gekommen war, war für ihn komplettes Neuland. Entsprechend perplex war er im ersten Moment – und nur träge, äußerst träge reagierte sein Bewusstsein auf diese neue, ungewohnte Situation. Bevor der Sector Adjutant ihr aber antworten konnte, bemerkte er auf einmal, dass sich ihm Alaine Aren in Begleitung einer fremden Dame näherte. Die rothaarige Corellianerin, die zweifellos eine sehr feurige, leidenschaftliche Ader besaß, hatte sich bei der Wahl ihrer Abendgarderobe weder für die tapanische Mode, noch den Coruscanter Stil entschieden. Musste der Imperiale raten, hätte er wohl auf Thyferra getippt. Denn die allgegenwärtige Transparenz sowie die recht verspielte Freizügigkeit passte eigentlich bloß zu der Bacta-Welt als zu irgendeinem anderen Planeten. Und tatsächlich blieb die Sith-Lady am Ende vor der Sitznische stehen, die er besetzt hatte.

Horatio, ich möchte Ihnen gerne Shesa Nafeel, Mrlsst Governor, vorstellen“, sagte die Corellianerin kühl. Für einen flüchtigen Moment glaubte der adlige Verwalter bei ihr ein angriffslustiges Funkeln in ihren grünen Augen bei ihr bemerkt zu haben als sie Velara Midanyl musterte. „Ich denke, was Sie Ihnen zu sagen hat, dürfte für Sie interessant sein.“

Die „Core Fly Ltd.“-Managerin zuckte leicht zusammen. „Ich glaube, in dieser Runde bin ich etwas überflüssig.“ Sie sah zu Horatio. „Denken Sie aber an mein Angebot...“

Sowohl das bestimmende Auftreten der Sith-Lady als auch der plötzliche Rückzieher der Dame, die sich gerade noch an seiner Seite befunden hatte, überrumpelte ihn abermals. Konnte ihn die Politik keine Sekunde lang in Ruhe lassen? Etwa einen Wimpernschlag lang sah er überaus sehnsüchtig der gehenden Managerin in ihrem schlichten, dunkelblauen Abendkleid hinterher. Nur allzu gerne hätte er sie jetzt auf die Tanzfläche geführt und sich mit ihr zusammen zur Musik bewegt. Doch da Alaine Aren ihm nur einen ziemlich begrenzten Handlungsspielraum gelassen hatte, musste er – jedenfalls für den Augenblick – solche Gedanken und Sehnsüchte zur Seite schieben. Obgleich es ihm etwas mehr Mühe als sonst kostete, hatte er sich kurz darauf wieder gesammelt. Mit jener Professionalität, die ihm sonst immer eigen war, bedachte er seine vermeintliche Kollegin mit einem zweiten Blick.

„Misses Nafeel, nehmen Sie ruhig Platz“, sagte er und bot ihr sogleich mit einer einladenden Geste einen Platz auf der anderen Seite der Sitznische an. „Was verdankt mir die Ehre Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen?“

Nachdem sich Mrlsst Governor nickend gesetzt hatte, antwortete sie lächelnd. „Ich würde gerne das Unternehmen erfolgreich beenden, das mein Gatte vorigen Abend nicht geschafft hat...“

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Während sie beiläufig ein silbernes Etui zückte, es öffnete und anschließend eine schmale Zigarette herausholte, musterte die blondierte Verwalterin ihn mit ihren grünen Augen. Erst nachdem sie sich den Glimmstängel angezündet, kurz inhaliert und eine blaue Wolke in die Luft geblasen hatte, griff sie den losen Gesprächsfaden wieder auf: „Wo war ich gerade gewesen, Mister Kraym? … Ach, ja. Mein Mann, Major General Beshenal Nafeel, hatte gestern Abend versucht Sie bei Ihrem Besuch im 'Laguna d'oro' anzusprechen. Leider hatten Sie keine Zeit...“

Ein wenig überrascht hob der adlige Sector Adjutant eine Augenbraue. Seine Gedanken ließ er rasch zu dem Besuch in diesem Etablissement, einen Herrenclub in Oridin City, springen. Doch nur vage, ganz vage konnte er sich an diesen Moment erinnern. Nebelschleier – mal etwas dichter, mal etwas loser – durchzogen in dieser Hinsicht seine Erinnerungen, was höchstwahrscheinlich daran lag, dass Liran Panos ihn in diesen nächtlichen Stunden förmlich abgefüllt hatte. Er lehnte sich zurück. Nach einigem Überlegen kam ihm auf einmal ein unscharfer Schemen in den Sinn. Kräftig in der Statur, tief in der Stimme und zurückhaltend im Wesen – Das fiel ihm nach etwas Grübeln langsam wieder ein. Horatio erwiderte schweigend ihren Blick, derweil er an seinem herben Whisky nippte.

Shesa Nafeel schmunzelte kühl.
„Heute scheinen Sie ansprechbarer zu sein“, stellte sie humorlos fest und ließ dabei die weißen Zähne angriffslustig aufblitzen. Kurz wanderte ihr Blick zu Lady Aren. Dann fuhr sie fort: „Lassen Sie mich daher die Gelegenheit beim Schopfe packen.“

„Ich bin ganz Ohr, Madame“, entgegnete der ranghöhere Verwalter.

Mrlsst Statthalterin behielt das kühle Lächeln bei, strich kurz durch das kurze, blonde Haar und zog an ihrer angezündeten Zigarette. Selbst durch den hellblauen Tabakdunst hindurch, den sie von Zeit zu Zeit in die Luft blies, musterte sie ihren ranghöheren Verwaltungskollegen. Im Hinblick auf ihre Mimik, Gestik und Aussprache musste Nafeel entweder von den Kernwelten stammen oder sie hatte sich im Laufe ihrer Karriere in den Freien Welten perfekt an deren Gewohnheiten angepasst. Da sie so oder so ausreichend Zeit zum Anpassen hatte, fiel es dem Sector Adjutant mit Sicherheit schwer das Alter der ihm fremden Gesprächspartnerin zu schätzen. Immerhin besaßen jene Damen, die zur Oberschicht der Kernwelten gehörten, meist eine ziemlich zwanghafte Schönheitsfixierung. Dieser Hang äußerste sich dabei oftmals in kostspieligen Schönheitsoperationen oder anderen exotischen Behandlungen. Unter Umständen war die blonde Governor deshalb deutlich älter als Horatio gerade in Gedanken annahm.

Beiläufig schnippte sie etwas Zigarettenasche in den vorgesehenen Becher. Ihr Blick wanderte kurz zur schweigsamen Corellianerin, die quasi zwischen den beiden Verwaltern saß. Dann fuhr sie fort:
„Mein Mann und ich haben mit der Zeit ein großes Interesse daran entwickelt, was im Galaktischen Imperium – insbesondere in unserem geliebten Zwanzigsten Supersektor – vor sich geht. Durch die überaus intensive Berichterstattung zu Thyferra sind wir auf Sie aufmerksam geworden, Mister Kraym. Sie haben auf meinen Mann, mich und einige Freunde einen guten Eindruck gemacht.“

„Einen guten Eindruck?“, hakte Horatio mit hochgezogener Augenbraue nach. Seine Stimme klang dabei leicht verwundert. „Und wer sind Ihre Freunde?“

Sie schmunzelte, lehnte sich ein wenig nach vorn und sagte: „Sowohl Ihrer Bekanntschaft...“ Erneut ließ sie ihren aufmerksamen Blick zu Alaine Aren gleiten und einen deutlich längeren Moment dort verweilen. Ohne am Ende eine allzu lange Kunstpause entstehen zu lassen, sprach Governor Nafeel ungerührt weiter: „... als auch Ihnen dürfte sicherlich bekannt sein, dass die Neue Ordnung zu ihrem Beginn ein überaus progressiver Prozess war. Schon allein um die korrupten Eliten erfolgreich aus ihren Amt und Würden zu vertreiben, mussten Imperator Arcanious und seine Getreuen neue Wege gehen. Doch mit den Jahren versandeten die progressiven Gedanken langsam im Konservativismus – besonders auf Imperial City.“ Bei diesen Worten wurde ihr Blick etwas neckischer. Immerhin hatte Horatio vor Jahren höchstpersönlich über Coruscant als deren Statthalter verfügt. „Aber unserer Meinung nach ist nun – im Angesicht von einem Noghri auf Bastions Thron und durch den geschlossen Frieden mit den Rebellen – ohne Zweifel die Zeit für einen neuen, reformerischen Weg gekommen. Und hier kommen unter anderem Sie ins Spiel, Mister Kraym.“

In Horatios Vergangenheit hatte sich schon so manche Unterhaltung an deren Ende als konspiratives Treffen herausgestellt. Mit einem edlen Tropfen in der Hand hatte er in so manchem Hinterzimmern schon (unheilige) Allianzen geschlossen, Ränke geschmiedet und diverse Todesurteile auf den Weg gebracht. War dies etwa wieder so ein Moment? Unwillkürlich ließ der adlige Sector Adjutant seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu der rothaarigen Sith-Lady wandern, die sich in diesem Gespräch bis jetzt ausgesprochen ruhig verhielt. Hatte sie diese überraschende Zusammenkunft schon von langer Hand geplant? Versuchte sie sein Mitwirken auf diese Weise zu erreichen? Mit einer Seelenruhe, die er als ein bisschen verdächtig empfand, lehnte sich Mrlsst Statthalterin zurück, paffte weiter an ihrer Zigarette und blies abermals blauer Tabakdunst in die Luft. Von der gut gefüllten Tanzfläche drang in diesem Augenblick heiteres Gelächter an die Sitznische heran. Mit lautem Jubel antworteten jene, die an den Spieltischen standen, während die Anwesenden, die mit ihren Wettscheinen vor den recht großen Bildschirmen standen, weiter die Geschehnissen der Regatta verfolgten.

Bevor der imperiale Adlige das Gespräch mit seiner Kollegin wieder fortsetzte, sah er kurz zu einer Projektion, welche die momentane Reihenfolge der Segler zeigte. Noch immer hatte der Cadriaan-Kandidat, die Champio, knapp die Führung inne. Doch sowohl die Rondine, Reenas Vertreter, und die Ciclista, Pelagias Vertreter, waren dem wendigen Schiff dicht auf den Fersen. Demnach schien der Zieleinlauf den Zuschauern noch allerhand Spannung bieten zu können. Derweil Nafeels Blick weiterhin geduldig auf ihm ruhte, leerte er sein Glas. Sogleich verbreitete sich das rauchige, erdige Aroma in seiner ganzen Mundhöhle. Obwohl es sich nicht um einen corellianischen Tropfen handelte – seiner Meinung nach die Krönung in diesem teuren Segment –, konnte dieses tapanische Pendant im Wettbewerb ziemlich gut mithalten. Behutsam stellte er das leere, bauchige Glas ab.


„Misses Nafeel, wie Sie sehen ist mein Glas nun leer“, merkte Horatio mit kühler Stimme an. „Sie sollten nun also konkreter werden … oder dieses Gespräch findet zwangsläufig ein ähnliches Ende wie am vorherigen Abend bei Ihrem Ehemann.“

Die Statthalterin von Mrlsst behielt ihr Pokerface bei. „Ihre Art gefällt mir, Mister Kraym. Sie haben genau den Biss, den wir zum Erreichen unserer Ziele gebrauchen können. Lassen Sie mich bitte folgenden Vorschlag machen: Ich bestelle Ihnen noch einen Drink und Sie schenken mir noch etwas mehr von Ihrer kostbaren Zeit...“

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[OP @Mile Toral: Du kannst nun gerne mit deiner Athena hinzustoßen. @Interessierte: Sollten noch mehr Leute anwesend sein und sich für den Plot "Die Dinnergesellschaft" interessieren, können auch diese gerne das Gespräch mithören und sich bei Bedarf einschalten.]
 
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Der Stapellauf von Fondor war schon einige Zeit vorbei, doch änderte dies nichts an den politischen Verpflichtungen, die Athena hier noch zu absolvieren hatte. Auf Muunilinst ansässige Unternehmen hatten sich als Sponsor für eines der Rennställe beim Benefizrennen qualifiziert und so konnte die Gouverneurin für ihre Unternehmen Präsenz zeigen und außerdem auch weiter Kontakte knüpfen und pflegen. Einer dieser Kontakte war Gouverneurin Nafeel. Sie hatten sich auf Fondor getroffen und einige kurze Worte gewechselt, dabei fand eine zwanglose Konversation über den aktuellen Zustand des Imperiums statt und die Idee mitgeteilt, dass sich willige Verwaltungsbeamte zu einem informellen Treffen zusammenfinden sollten, an dem besprochen werden sollte, wie man das Imperium wieder zu alten Rum zurückführen könne.

Gouverneurin Nafeel hatte sie auch eingeladen das Benefizrennen hier in dieser Bar auf dieser Station zu treffen und eventuell weitere Dinge zu besprechen.

Also stand Athena nun hier, trug ihre schlichte Verwalteruniform. Ihre Haare waren zu einem langen schwarzen Zopf geflochten und an ihrer Brust - als einzige Abweichung - prangte ihr Reservistenabzeichen, das sie als Leutnant der Armee auszeichnete.


Ein kurzes Nippen an ihrem Glas Whisky, ein abschätzender Blick, der durch die Menge wanderte. Die meisten tapanischen Adeligen hatten ihre Aufmerksamkeit nun mehr oder weniger von dem Rennen abgewandt, nur wenige sahen noch zu, die meisten waren hauptsächlich in Gespräche untereinander konzentriert und damit beschäftigt weiter alkoholische Getränke zu konsumieren. Sie verzog grinsend das Gesicht, als der Whisky sich den Weg in ihren Magen brannte und ging einige Schritte weiter in den Raum hinein.

Sie war auf der Suche nach eben jeder Gouverneurin, die sie hierher eingeladen hatte und es war doch immer wieder erstaunlich, wie schwer so jemand dann doch zu finden war. Doch trotz der eigenen subjektiven Wahrnehmung über die Dauer der Suche, fand sie jene Gouverneurin. Mit einem freundlichen Lächeln ging sie auf den Tisch zu, an dem sie saß und nickte höflich in die Runde.


„Gouverneurin, bei all dem Trubel war es nicht sehr leicht sie zu finden, verzeihen sie also meine Verspätung“, sie lächelte beschwichtigend und wandte sich dann an den Rest der Gesellschaft: „entschuldigen sie meine Unterbrechung, Athena Toral mein Name, Gouverneurin von Muunilinst.“

[Fondor-System :||: Raumstation „Sede Dei“ | Ringsegment | Vergnügungssektor | Casino „Felicità e Destino“ | Festsaal] Athena Toral, Horatio Kraym, Alaine Aren, Gov. Nafeel (NSC), Lord Panos + Begleitung (NSC), Miss Midanyl (NSC) und weitere Gäste
 
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Shesa, sowohl Horatio als auch meine Wenigkeit gehören zu jenem recht erlesenen Personenkreis, die ihre kostbare Zeit nicht leichtfertig mit 'Geschwafel' verschwenden“, warf plötzlich Alaine Aren mit mahnenden Unterton ein. Beiläufig strich sich die Corellianerin eine rothaarige Strähne aus dem beherrscht dreinblickenden Gesicht. „Den Umstand, dass Sie – und nicht Ihr Ehemann – an diesem Tisch sitzen, verdanken Sie einzig und allein Ihrer direkten Art, die Sie mir gegenüber an den Tag gelegt haben.“ Ein Lächeln umspielte auf einmal ihre wohl geformten Lippen, während zur gleichen Zeit ihr Blick bedrohlich funkelte. Gönnerhaft forderte sie die deutlich ältere Governor auf: „Fahren Sie also fort, Liebes.“

Einen Moment lang ließ der Sector Adjutant die Aufmerksamkeit auf der Sith-Lady ruhen. Obwohl sie bei den Nachverhandlungen auf Thyferra für „Viraxo Industries“ – als Beraterin für Klai Qui-Xot – tätig gewesen war, war sie in den Besprechungen meist äußerst still geblieben. Demnach hatte er sie in solch einer dominanten Rolle bislang noch nicht erlebt. 'Oder handelt es sich hierbei etwa um ihr wahres Gesicht?', fragte er sich und fühlte sich mit einem Mal in seiner bisherigen Weltsicht, den dunklen Orden betreffend, bestätigt. Schon bevor sich die Adlige mehr und mehr in sein Leben gedrängt hatte, war er als Statthalter des Stadtplaneten Coruscant verschiedenen Mitgliedern dieser mystischen Gemeinschaft begegnet. Lady Kezia, Darth Draconis, Lord Nergal – Im Gegensatz zu ihr hatten diese jedoch auf jegliche Masken verzichtet. Unwillkürlich lief ihm ein eiskalter Schauder über den Rücken als er für einen kurzen Augenblick an jene Zeit zurückdachte.

Mrlsst Statthalterin nickte.
„Natürlich, Mylady. Verzeihen Sie mir das … 'Geschwafel'.“

Erneut drang heiteres Gelächter von der nahen Tanzfläche, während die dunkelhäutige Sängerin der anwesenden Core Swing-Band mit ihrer sinnlichen Stimmen das nächste Lied anstimmte. Unter den Tanzenden konnte der adlige Verwalter kurzzeitig Velara Midanyl ausmachen. Offenbar hatte sich – beileibe zu seinem Leidwesen – ein tapanischer Aufschneider mittlerweile ihrer angenommen. Der Kerl, der zweifellos so extrovertiert wie seine Landsleute war, bot der Public Relations-Managerin schelmisch grinsend seine Hand für den nächsten Tanz an. Sie nahm das Angebot an. Unwillkürlich regte sich tief in seinem Inneren etwas. Doch bevor sich Unmut in seiner Miene zeigen konnte, ließ er (zähneknirschend) die Aufmerksamkeit an den Tisch mit den beiden Damen zurückkehren. 'Wo bleibt nur mein neuer Drink?' Irgendwie musste er schnellstmöglich den galligen Geschmack in der Mundhöhle loswerden. Sogleich sah er sich nach einem Bediensteten um.

Statt aber zwischen den bequemen Ledersofas, den Displays und holografischen Projektionen einen herumlaufenden Casinoangestellten zu erblicken, trat auf einmal eine brünette Dame (Athena Toral) in grauer Dienstuniform der Regionalverwaltung in sein Sichtfeld. Zielstrebig näherte sie sich dem Tisch. Dabei blickte sie ausgesprochen ernst drein – und wirkte somit ein wenig fehl am Platze. Auf der Stelle fragte sich adligen Sector Adjutat, ob es sich bei dieser Person um ein Mitglied aus Shesa Nafeels Stab handelte. 'Vielleicht endet diese Farce hier ja auf diese Weise.' Mrlsst Statthalterin, die dem Alter nach wohl deren Mutter hätte sein können, bemerkte die sich nähernde Fremde ebenfalls und lächelte diese freundlich an. Womit sich seine spontan gesponnene Theorie, es könne sich unter Umständen um deren Legat oder gar Lieutenant Governor handeln, auf Anhieb in Luft auflöste. Das Interesse an der Fremden wurde nach diesem Fehlschlag zwar nicht größer, aber dennoch wandte er sich ihr zu als sie ihr Ziel erreicht hatte.


„Governor, bei all dem Trubel war es nicht sehr leicht sie zu finden...“, sprach die Fremde sofort die amtierende Statthalterin von Mrlsst an. „Verzeihen Sie also meine Verspätung.“ Danach wandte sie sich Horatio und Alaine Aren zu. „Entschuldigen sie meine Unterbrechung. Athena Toral, mein Name, Governor von Muunilinst.“

Die blonde Verwalterin lächelte weiterhin in die Runde. Athena, es freut mich, dass du es geschafft hast. In dieser Runde musst du nicht förmlich sein. Hier bist du unter Freunden.“ Beiläufig wies sie mit ihrer rechten Hand auf ihre Gesellschaft. „Darf ich dir Lady Aren, eine vielbeschäftigte Unternehmerin von Corellia, … und Horatio Kraym, Sector Adjutant für 'Justiz & Innere Sicherheit' im Jaso-Sektor, vorstellen.“

„Es ist mir eine Freude“, sagte er. „Da Misses Nafeel Sie zu diesem Treffen eingeladen hat, können Sie sich ruhig zu uns setzen, Miss … Toral.“

So wie die meisten Menschen, die in den Kernwelten geboren waren, hatte auch der Sector Adjutant keine allzu hohe Meinung von den im Äußeren Rand liegenden Planeten. Immerhin handelte es sich für gewöhnlich um Welten, die entweder keinen richtigen Einfluss auf interstellare Geschicke hatten oder sich wegen dem kleinen Bisschen Macht, das sie wirklich besaßen, einbildeten jene Regionen überflügeln zu können, die deutlich näher am galaktischen Kern lagen. Tatsächlich gehörte Horatio Kraym sogar zu jenem eigenwilligen Personenkreis im Galaktischen Imperium, der seinerzeit Darth Arthious' Entscheidung, Bastion zur neuen Thronwelt zu erheben, mal mehr, mal weniger lautstark kritisierte. Doch obwohl mit Ralltiir ein sehr mächtiger Mitwettbewerber aus den Kernwelten kam, zählte Muunilinst seit einigen Jahrtausenden zu den echten Schwergewichten der Galaxie – ebenso wie die aus dem Äußeren Rand stammende Familie Toral.

Nachdem sich Governor Toral an den Tisch gesetzt und man den georderten Drink gebracht hatte, griff Shesa Nafeel das bisherige Gespräch wieder auf. Verschwörerisch sah die blonde Verwalterin in die Runde, ließ den Blick kur auf der rothaarigen Corellianerin ruhen und sagte dann:
„Bevor du dich zu uns gesellt hast, Athena, hat mich Lady Aren darum gebeten, über meine Absichten endlich etwas konkreter zu werden. Ich denke, nun ist der richtige Zeitpunkt dafür.“ Abermals lächelte sie in die Runde. „Eine Sache haben Sie, Mister Kraym, mit meiner Freundin Athena und mir in der Tat gemeinsam.“

„Und das wäre?“, hakte Horatio nach.

Sie nippte kurz an ihrem tapanischen Bellini, um ihre Antwort ein bisschen zu verzögern.
„Uns eint unser Wille zu reformen. Obwohl sich einige Vratix kämpferisch gegen die Neue Ordnung erhoben haben, haben Sie, Sector Adjutant, dieser Spezies nach Beilegen des Konflikts neue Rechte gegeben anstatt Sie kollektiv zu bestrafen wie es mit Sicherheit so mancher Kollege getan hätte. Miss Toral ist wiederum eine der wenigen Frauen, der man wirklich eine planetare Statthalterschaft im Achten Supersektor – in diesem Fall sogar über Muunilinst selbst! – übertragen hat. Politisch mag sie zwar noch nicht von sich reden gemacht haben, aber meine Freunde ich und ich setzten große Stücke auf ihr Wirken auf Muun-Territorium.“

„Und was ist mit Ihnen?“, fragte der Sector Adjutant.

Das Lächeln verschwand schlagartig. Mit ernster Miene antwortete Nafeel:
„Unter anderem durch mein Mitwirken konnten sich die Freien Welten all die Jahre gegen die gierige Übergriffigkeit der tapanischen Adelshäuser behaupten. Der entsprechende Vertrag, den ich kurz nach der Proklamation der Neuen Ordnung mitgestaltet habe, ist in dieser Hinsicht wasserdicht. Künftig werden sich wohl eher mehr als weniger Systeme diesem unabhängigen Territorium anschließen.“ Abermals nippte sie an dem fruchtigen Cocktail. „Und genau wie Sie, Mister Kraym, habe ich der Urbevölkerung des Planeten, den ich nun seit einem Jahrzehnt verwalte, ebenfalls allerhand Rechte zugestanden – trotz einer Menge Gegenwind aus den eigenen Reihen.“ Kurz hielt sie inne. Stadd, der damalige Moff, war darüber nicht besonders glücklich gewesen. Ich glaube, allein aus diesem Grund trete ich deshalb seit Jahren auf der Stelle...“

Die Enthüllung dieses Details überraschte ihn. Obwohl er nie so naiv war, zu glauben, dass Barnip und er Nicadamus Stadds einzige Feinde innerhalb des Imperiums wären, hätte er wahrlich nicht gedacht, dass sich der Alte manche tatsächlich so nah hielt. 'Zumal Mrlsst mit seiner Militärforschung ein Pfeiler für den Zwanzigsten ist.' Schmunzelnd nippte der Adlige an seinem Whisky. Schlagartig war dieses Treffen deutlich interessanter geworden als er anfangs angenommen hatte. Selbst der Umstand, dass er gerade nicht Velera Midanyl Gesellschaft auf der Tanzfläche leistete, trat nach dieser Erkenntnis in den Hintergrund. Denn sein kaltes, berechnendes Polit-Ich übernahm nun die Kontrolle. Deshalb bedachte er sowohl die ältere als auch die jüngere Regionalverwalterin abermals mit einem ganz besonders aufmerksamen Blick.

Nafeel leerte das Glas und eröffnete den drei Uneingeweihten dann ohne zu zögern:
„Um die Politik im Imperium – anders als Menari oder Allegious – ohne erneutes Blutvergießen zu ändern, suchen meine Freunde und ich schon seit einer Weile nach einflussreichen beziehungsweise aufstrebenden Gleichgesinnten, um unsere Kräfte endlich zu bündeln. Es ist an der Zeit die Neue Ordnung endlich weiterzuentwickeln. Ich lade Sie deshalb auf mein Gut ein. Kommen Sie in zwei Tagen ... und ich stelle Ihnen mögliche Verbündete vor.“

[: Fondor-System | Raumstation „Sede Dei“:||: Ringsegment | Vernügungssektor | Casino „Felicità e Destino“ | Festsaal :||: Horatio Kraym, Alaine Aren, Governor Nafeel, Governor Toral, Lord Panos samt Begleitung, Miss Midanyl und jede Menge andere einflussreiche Gäste sowie Vertreter der tapanischen High Society :]
 
[Fondor-System :||: Raumstation „Sede Dei“ | Ringsegment | Vergnügungssektor | Casino „Felicità e Destino“ | Festsaal] Athena Toral, Horatio Kraym, Alaine Aren, Gov. Nafeel (NSC), Lord Panos + Begleitung (NSC), Miss Midanyl (NSC) und weitere Gäste

Betrachtete man sich die weiteren Anwesenden in dieser illustren Runde, so schien es das Athena mit ihrer Uniform deutlich hervorstach, kleideten sich die meisten Anwesenden doch in ziviler und lockerer Art und Weise. Ein wenig ärgerte sich Athena für diesen, ihren Patzer, beruhigte sich aber relativ schnell wieder damit, dass sie kaum die Lust und Muße gehabt hätte sich so herauszuputzen um in solch einer Gesellschaft angemessen gekleidet zu sein.

Ihr Blick fiel auf ihre Kollegin, die Gouverneurin von Mrlsst und sie musterte diese mit nicht zu deutender Mine nur um anschließend auf die Frau mit unangenehmer Aura (
Alaine Aren) und ihr weit ausgeschnittenes Abendkleid zu betrachten. Sie lächelte höflich den am Tisch sitzenden Menschen zu, während sie einen weiteren Schluck Whisky aus ihrem Glas nahm.

„Du hättest mir sagen sollen, dass das hier kein förmliches Treffen ist ...“, sagte sie mehr oder weniger scherzhaft zu Shesa Nafeel und zwinkerte Horatio Kraym zu, als sie sich setzte. Ihre Augen wanderten ruhig und beherrscht zwischen den Anwesenden hin und her, als ihre Kollegin den Grund ihres Treffens verkündete. Bisher hatte sie den Sector-Adjutant kaum so eingeschätzt, dass dieser willens war das Imperium zu reformieren, die Tatsache, dass er allerdings mehr oder weniger gnädig gegenüber den Vratix gewesen war wies auf einen interessanten Charakter und Menschen hin. Ihre braunen Augen musterten ihn nach diesen Worten nun eingehend und gründlich, nur unterbrochen durch ein Lächeln zu Governor Nafeel, als diese freundliche Worte über Athena verlor.

Die Frau von Muunilinst winkte bescheiden ab,
„Fleiß und harte, gründliche Arbeit sind die stärksten Verbündeten einer Frau“.

Auch wenn Athena durchaus bereit war die Verwaltung des Imperiums zu entschlacken und zu reformieren, hatte sie allerdings nicht die Absicht den Muun irgendwelche besonderen Rechte zuzugestehen. Zu tief verwurzelt waren hier die Vorurteile in der Geschichte ihrer Familie.

„Und vermutlich sind einige Familienmitglieder den Muun mittlerweile zu ähnlich“, dachte sie mit einem grimmigen Blick, als sie an ihren Vater dachte.

Sie strich sich eine Strähne aus ihrem Gesicht und blickte lächelnd zu der Gouverneurin, die neben ihr saß, als diese die Einladung aussprach:

„Nur bevor ich wieder einen Fehler machen sollte, schreib doch bitte die Kleiderordnung auf die Einladung“, meinte sie scherzhaft, aber mit einem kleinen Fünkchen Wahrheit.

„Ich komme gerne vorbei, Shesa, eventuell habe ich schon einige ... Ideen“, kommentierte sie mit einem verschwörerischen Lächeln und zwinkerte ihr zu. Sie nippte erneut an ihrem Glas und blickte dann zu dem einzigen Mann (Horatio) am Tisch.

„Mr. Kraym, zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich kaum Ahnung von der hiesigen Whiskykultur und Tradition habe“, sie lächelte zurückhaltend, „und ich wäre sehr dankbar, wenn sie mir bei diesem Problem helfen könnten...“ Sie blickte ihn herausfordernd an, durchaus mit ernster Miene, wenn auch der Schalk an ihren Augenwinkeln zu erkennen war. Nun zeigte sich was für ein Mensch er war.

[Fondor-System :||: Raumstation „Sede Dei“ | Ringsegment | Vergnügungssektor | Casino „Felicità e Destino“ | Festsaal] Athena Toral, Horatio Kraym, Alaine Aren, Gov. Nafeel (NSC), Lord Panos + Begleitung (NSC), Miss Midanyl (NSC) und weitere Gäste
 
[: Fondor-System | Raumstation „Sede Dei“:||: Ringsegment | Vernügungssektor | Casino „Felicità e Destino“ | Festsaal :||: Horatio Kraym, Alaine Aren, Governor Nafeel, Governor Toral, Lord Panos samt Begleitung, Miss Midanyl und jede Menge andere einflussreiche Gäste sowie Vertreter der tapanischen High Society :]

Ein Sternenreich, das in seiner ganzen Ausdehnung tatsächlich mehr als ein Dutzend Supersektoren umfasst, benötigt natürlich einen entsprechend großen bürokratischen Verwaltungsapparat und lässt den einzelnen Regionalverwalter – im Vergleich zum Gesamtbild – demnach nicht nur eher „klein“ erscheinen, sondern begrenzt auch deren originären Handlungsspielraum ungemein. Wollte man die eigene Macht folglich ausbauen, um sich auf diese Weise von der grauen Masse abzusetzen und die Karriereleiter schneller aufzusteigen, musste man unweigerlich Kontakte über die eigenen Grenzen hinaus knüpfen. Mit ihrem soeben geäußerten Vorschlag setzte Shesa Nafeel, Mrlssts Statthalterin, zielte genau auf diese Idee des weitreichenden Vernetzens ab. Denn dass das Galaktische Imperium seit mehreren Generationen in der Hand von Konservativen und Hardlinern war, war in der Tat kein Geheimnis – und hatte zweifellos unter anderem zum Sith-Bürgerkrieg geführt.

Doch war Horatio Kraym I. tatsächlich ein echter Reformer? Selbstverständlich wollte er mit seiner eigenen Politik die Geschicke im Reich ändern und jene verkrusteten Strukturen aufzubrechen, die sich seit der Proklamation der Neuen Ordnung etabliert und allmählich festgesetzt hatten. In vielen Dingen sah der Sector Adjutant in der Tat erhebliche Fehlentwicklungen. Jedoch war er in Wahrheit nicht der wohlwollende Mensch, den man offensichtlich gerade in ihm sah. Hätten sich der Teile der Vratix-Bevölkerung nicht als nützliche Erfüllungsgehilfen herausgestellt, hätte er diesem Volk nicht irgendwelche Besserungen der Lebensumstände in Aussicht gestellt. Ihre Unterstützung war für ihn letztendlich nur in seinem Ringen mit Olan Semur, seinem vormaligen Vorgesetzten, recht hilfreich gewesen, um diesen nach all den Geplänkel endgültig auszustechen. Mehr nicht. Hätte er hingegen die Möglichkeit, weitreichende Änderung im Galaktischen Imperium vorzunehmen, würde er eher den seiner Meinung nach zu großen (und unlimitierten) Einfluss des Sith-Ordens beschränken.

Bevor der adlige Imperiale seine endgültige Entscheidung kundtun konnte, meldete sich auf einmal Governor Toral zu Wort:
„Ich komme gerne vorbei, Shesa.“ Kurz pausierte sie. Dann schob sie noch nach: „Eventuell habe ich schon einige ... Ideen.“

Bei dieser überaus vage gehaltenen Ankündigung hob Horatio überrascht eine Augenbraue. Weil der im Äußeren Rand liegende Achte Supersektor so weit von Thyferra entfernt war, kannte er sich mit der Politik, die momentan unter Grand Moff Jory Rimoras Obhut verwirklicht wurde, eigentlich gar nicht aus. Informationen vom anderen Ende der Galaxie entnahm der Sector Adjutant höchstens den Routinebriefings im Sektorkapitol, den gängigen Nachrichtensendern im HoloNet oder dem äußerst sporadisch Kontakt zu irgendwelchen ehemaligen Kommilitonen. Die Frage, die sich ihm somit nun stellte, war, welche Ideen Athena Toral wohl haben könnte. Er musterte Muunilinst Statthalterin und ließ seine Gedanken kreisen: 'Ist sie vielleicht im Namen ihrer Familie tätig?' Sollte er sich wirklich auf ein Treffen auf Mrlsst einlassen, würde er sich zwangsläufig mit der Familie Toral sowie deren Konsortium beschäftigen müssen.

Schmunzelnd sah Shesa Nafeel den ranghöheren Verwalter an und fragte:
„Und was ist mit Ihnen, Mister Kraym?“

„Ihr Vorschlag klingt sehr reizvoll“, gestand der Sector Adjutant, suchte kurz den Blickwechsel mit der äußerst wortkargen Sith-Lady, die zwischen ihm und der blonden Governor saß, und fuhr dann fort: „Mein Aufenthalt im Tapani-Sektor neigt sich zwar langsam seinem Ende, aber bestimmt kann ich noch ein, zwei Tage auf Mrlsst erübrigen, bevor ich die Rückreise nach Thyferra antreten muss.“ Er erwiderte ihr Schmunzeln. „Halten Sie also ruhig ein Zimmer für mich frei.“

Zufrieden klatschte Mrlsst Sthre Reaktion verriet Horatio aber ein wichtiges Detail: Ihre Bewegung war mit Sicherheit noch jung und hatte demzufolge noch nicht besonders viele Mitglieder. Folglich stand ihnen in diesem frühen Stadium nur äußerst wenig Einfluss zur sofortigen Verfügung und der Zuwachs an Handlungsspielraum, den man sich davon versprach, war nur gering. Trotzdem konnte man der Situation durchaus auch etwas Positives abgewinnen. So dachte sich der adlige Imperiale in diesem Augenblick: 'Je kleiner der Personenkreis dieser Bewegung zu diesem Zeitpunkt ist, desto mehr Macht kann ich von Anfang an auf meine Wenigkeit konzentrieren.' Ein weiterer Vorteil einer Zustimmung zu diesem Treffen auf Mrlsst war, dass er bei einem Fehlschlag zwar ein bisschen von seiner kostbaren Zeit verlieren würde, im selben Moment aber auch allerhand belastendes Material über andere Verwalter aus mehreren Sektoren in den Händen halten würde. Unter Umständen ließen sich diese eventuell brisanten Informationen bestimmt irgendwie zu seinen Gunsten versilbern.

„Über eine Reisemöglichkeit werden wir sicherlich noch reden müssen“, sagte Horatio und ließ den Blick wiederholt kurz zur ausgesprochen gut gefüllten Tanzfläche wandern, wo er zwischen all den ausgelassen tanzenden Gästen in Rekordzeit Velara Midanyl ausmachte. „Womöglich habe ich aber auch einen passenden Kontakt zur Hand, um komfortabel nach Mrlsst zu gelangen.“

Er wollte gerade die drei Damen auf höfliche Weise verabschieden, um sich endlich zur Tanzfläche zu begeben und mit der brünetten Public Relations-Managerin zu tanzen, als sich auf einmal Athena Toral direkt an ihn wandte. Mit freundlicher Stimme sagte sie: „Mister Kraym, zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich kaum Ahnung von der hiesigen Whiskykultur und -tradition habe und ich wäre sehr dankbar, wenn sie mir bei diesem Problem helfen könnten.“

Ein weiteres Mal überraschte ihn Muunilinst Governor. Sein Blick sprang von dem runden Tumbler in seiner Hand zu der jungen, schlanken Dame in grauer Dienstuniform. Da er schon länger Teil der Regionalverwaltung war und die eine oder andere Sprosse auf der Karriereleiter erklommen hatte, kannte er diesen Kniff nur zu gut. Nachdem sie mit Shesa Nafeel offenbar schon länger beim „Du“ war, wollte sie nun die Gelegenheit nutzen, um den Nächsten auf den Zahn zu fühlen – und da einen tapanischen Whisky bestellt hatte, nahm sie das kurzerhand als passenden Aufhänger. Bei dieser zur Schau gestellten Raffinesse zuckten unwillkürlich die Mundwinkel des Sector Adjutants. 'Vielleicht ist der Gedanke aber nicht verkehrt', dachte Horatio sogleich. 'Schon allein um etwas mehr über die aktuellen Vorgänge im Obtrexta-Sektor zu erfahren.' Somit war die Entscheidung für ihn gefallen.

„Manchmal trinke ich zwar gern ein Glas Whisky, Miss Toral, gestand er der jüngeren Verwalterin. „Ich würde mich deshalb aber trotzdem nicht als 'Experte' bezeichnen. Soweit ich bislang erfahren habe, ist der Tapani-Sektor im Großen und Ganzen eigentlich viel mehr für seine Brandys, Sherrys und vor allem – wie das im Mittleren Rand gelegene Cygnus – für seine edlen Weine bekannt.“ Der Sector Adjutant schmunzelte. Denn ein bisschen was vom Lesen der „Core Fly“-Broschüren schien hängen geblieben zu sein. „Man sagte mir vorhin beim Flug nach 'Sede Dei' aber, dass das 'Felicità e Destino' eine äußerst erlesene Bar haben soll. Bestimmt lässt sich im Rahmen dieser Veranstaltung ein spontanes Tasting einrichten. … Wenn Sie mich begleiten möchten.“ Er bot ihr seinen Arm an. „Die Damen, einen schönen Tag noch.“

Gemeinsam mit der uniformierten Kollegin, die seinen Arm ohne Zögern angenommen hatte, ließ er die Sitznische nach der knappen Verabschiedung hinter sich und ging zielstrebig auf die größte Bar der recht pompösen Casinolounge zu. Dabei kamen sie an der Tanzfläche samt Bühne vorbei. Noch immer spielte die Live-Band ein Potpourri bekannter Core Swing-Stücke. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung auf dem Parkett. Mit vollen Tabletts bewaffnete Kellner und kugelrunde Droiden kreuzten ihren Weg zur mit tropischen Hölzern verkleideten Bar. Eine schlanke, kahlköpfige Gestalt mit rissiger Haut stand hinter dem Tresen. Gelassen beobachtete sie das Treiben, trocknete nebenbei ein Cocktailglas ab und wartete geduldig auf die nächste Bestellung. Ihre braunen Augen richteten sich sogleich auf das ungleiche Paar als sich diese auf die an der Theke stehenden Hocker setzten.

Ein leichtes Kratzen lag in ihrer sonst überraschend sanften Stimme als sie auf der Stelle die beiden Menschen ansprach:
„Signora e Signore, was kann ich Ihnen Gutes tun?“

„Meine Begleitung und ich hätten gern ein spontanes Whisky-Tasting“, antwortete Horatio. „Falls sich das so kurzfristig einrichten lässt.“

Die Barkeeperin, die auf den adligen Sector Adjutant einen eher entstellten Eindruck machte, nickte lächelnd, klärte mit ihm rasch ein paar Eckpunkte hinsichtlich der endgültigen Auswahl ab und griff dann zu einem bestimmten Ablage, um mehrere filigrane Nosing-Gläser herauszuholen und vor den beiden Regionalverwaltern hinzustellen. Danach ging sie zu dem Regal mit den teuren Spirituosen und suchte routiniert die entsprechenden Flaschen heraus. Obgleich Horatio inzwischen schon zwei Tumbler mit Whisky intus hatte und er den Alkohol demnach langsam zu spüren bekam, konnte er eine gewisse Neugier nicht abstreiten. Sachkundig bereitete sie die erste Runde – eine einheimische Marke – vor. Dass es sich bei diesem Drink um einen tapanischen Whisky handelte, hatte er durch einen zufälligen Blick auf das Flaschenetikette erkennen können. Das Reena-Wappen war ihm quasi ins Auge gesprungen.

Die Dame, die hinter dem Tresen stand, begann zu erklären:
„Signora e Signore, vor sich haben Sie nun einen Single-Malt von Caloria. Die Brennerei befindet sich in der Nähe von Wozin und gehört seit mehreren Generationen der adligen Familie Lemaire.“ Sie reckte leicht das Kinn. „Eigentlich ist die Brennerei eher für ihre Sherrys und Brandys bekannt, aber seit das aktuelle Familienoberhaupt, Principe Alderic Reynaud Lemaire, nominell die Geschäfte übernommen hat, hat man langsam auch die Herstellung hochwertiger Whiskys ins Portfolio aufgenommen. Zu Gute kommt diesen Tropfen dabei die Nutzung alter Sherry-Fässer. Der Whisky lagert gut ein ganzes Standardjahr in ihnen, bevor er in Flaschen abgefüllt wird. Mit knapp fünfundvierzig Prozent liegt Alkoholgehalt bei diesem Vertreter ziemlich niedrig und nimmt dem Tropfen eine gewisse 'Schärfe'.“

Horatio griff vorsichtig nach dem zerbrechlich wirkenden Glas, das mit dem ersten Whisky gefüllt worden ist, ließ dessen bernsteinfarben Inhalt kurz schwenken und probierte sich dann eher zaghaft an der ersten Geruchsprobe. Die Barkeeperin, die beide Gäste aufmerksam im Auge behielt, begann nun mit dem eigentlichen Whisky-Tasting, indem sie erst einmal das Bukett, den Duft des Tropfens, erklärte. Laut ihrer Ausführungen sollte der eher gehaltvolle Single-Malt von Caloria eine ziemlich süße Note haben. Der Duft nach getrockneten Früchte sollte beiden Gästen in diesem Augenblick in die Nase steigen – und in der Tat bildete sich der imperiale Adlige wenige Sekunden später ein, dass er eine leichte Kirschnote, die aus dem Glas aufstieg, wahrnahm. Bedächtig führte er anschließend das Nosing-Glas zum Mund, nippte kurz daran und fing an den Inhalt in seinem Mund „Rollen“ zu lassen. Nun breitete sich das Aroma – eine weicher, kaum rauchiger Gerstengeschmack – allmählich in der Mundhöhle aus. Weitere, komplexe Noten kamen dann nach und nach hinzu.

„Und?“, fragte Horatio seine Begleiterin, nachdem er das Genippte heruntergeschluckt hatte. „Was meinen Sie zu diesem Tropfen, Miss Toral?“ Beiläufig spielte er mit dem filigranen Glas, indem er den Inhalt weiter Schwenken ließ. „Verglichen mit den corellianischen Platzhirschen und jenen, die 'Imperial Spirits' seit Jahren auf den Markt bringt, ein kleines Abenteuer. Oder?“ Er hielt kurz inne. „Apropos 'Imperial Spirits' … Vor Monaten las ich etwas von einer Übereinkunft zwischen diesem Konzern und 'Toral Engineering'. Verzeihen Sie mir bitte meine Neugier, Miss Toral, aber könnten Sie dazu ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern?“

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[OP @Mile Toral: Du kannst dann gerne den nächsten Whisky vorstellen. Vielleicht ja den Edeltropfen von Imperial Spirits]
 
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[: Fondor-System | Raumstation „Sede Dei“:||: Ringsegment | Vernügungssektor | Casino „Felicità e Destino“ | Festsaal :||: Horatio Kraym, Alaine Aren, Governor Nafeel, Governor Toral, Lord Panos samt Begleitung, Miss Midanyl und jede Menge andere einflussreiche Gäste sowie Vertreter der tapanischen High Society :]

Alaine schätze es nur wenig derart ausschweifend ein Gespräch zu führen und sie wusste nur zu gut, dass Kraym es nicht sonderlich schätzte, wenn man um den heißen Brei herum redete. Also hatte sie der Statthalterin von Mrlsst deutlich gemacht es direkter anzugehen. Die Adelige hörte aufmerksam zu und gab nur hin und wieder etwas von sich. Das er seinen Tanz erst einmal verpasst, störe die Rothaarige nur wenig. Ihr war es gleich mit wem der Verwalter seine Zeit verschwendete. Hier kam es auf andere Dinge an und so störte sie das eintreffen einer kleinen Gouverneurin durchaus. Alaine lehnte sich dennoch zurück, wobei sie die dunkelhaarige Frau kurz musterte. Durchschnitt, eher langweilig und nichtssagend. Verwalterin von Muuilinst wie sie erfuhr. Sie schien Shesa Nafeel zu kennen, da die beiden sich duzten. Athena Toral und Mrlsst Statthalterin tauschten einige Worte aus und Alaine schwieg. Als stille Beobachterin des ganzen konnte sie ihre eigenen Schlüsse ziehen, auch wenn ihre Machtfähigkeiten weder zu lesen noch zu erkennen waren.

Alaine Fragte sich ob Shesa’s Du mit Athena nur eine Show war oder ob die beiden Frauen sich wirklich kannten. Für einen Augenblick war sie mehr als nur versucht ihre Fähigkeiten einzusetzen um zu sehen ob der Geist der Verwalterin offen genug war um in ihn einzudringen. Allerdings – wenn Alaine ehrlich war – interessierte diese Frau sie kein bisschen. Bedeutungslose Subjekte blieben Bedeutungslos solange es nichts gab was sie äußerten und interessant erschien.

Eines war jedoch sicher, dreist war die Verwalterin definitiv. Ihr herausfordernder Blick als sie Horatio um Hilfe bat in Bezug auf die hiesige Whiskykutur. Der Schalk um ihre Augenwinkel war deutlich zu erkennen und aus irgendeinem Grund störte Alaine dies sehr. Horatio folgte dieser Einladung und nach kurzem blieb sie mit Shesa allein zurück. Alaine verzog leicht die Lippen, bestellte sich einen weiteren Whisky und fragte sich warum zur Hölle sie Kraym noch immer begleitete. Natürlich auf Moff Barnips Wunsch hin. Innerlich war sie mehr als versucht zu gehen. Doch dies könnte als unfreundlich aufgenommen werden und zum anderen konnte sie die Statthalterin von Mrlsst nicht einfach sitzen lassen.

„Während die beiden ihre Whisky Probe machen, können wir uns ungestört unterhalten meine Liebe“, begann Shesa und schenkte ihr ein Lächeln. „Kraym scheint neugierig zu sein und ich hoffe somit, dass ihr beiden nach Mrlsst auf mein Anwesen kommt.“

Alaine nippte an ihrem Getränk und sah die ältere Frau einen Augenblick an.

„Ich hatte bereits die Vermutung, dass du etwas in diese Richtung planst. Warum ist es dir so wichtig, dass ich mitkomme?“, wollte Alaine wissen, die Shesa’s Nachdruck in ihrem Satz bezüglich ihres Wunsches vernommen hatte.

„Sagen wir so meine Liebe, ich denke dass eine Reise dorthin für dich aufschlussreich sein könnte und womöglich einige Veränderungen mit sich bringt. Allerdings ist dies nicht der richtige Ort und ebenso wenig der richtige Augenblick um dir mehr zu sagen. Du wirst dich also in Geduld üben müssen“, meinte die Statthalterin und lächelte fast schon geheimnisvoll.

Shesa, bitte! Du solltest inzwischen wissen, dass ich Andeutungen nicht sonderlich schätze und im Dunkeln gelassen zu werden noch weniger“, gab Alaine zurück.

„Dessen bin ich mir bewusst, Alaine. Aber glaube mir, manches erfährt man wirklich besser an einem Ort, an dem es keine Ohren gibt die lauschen. Ich verstehe dich und vor allem deine Irritation. Begnüge dich mit der Antwort, dass das was ich zu sagen habe mehr ist als du erwartest“, antwortet die Statthalterin von Mrlsst und wurde durch diese Äußerung nur noch geheimnisvoller.

Alaine strich sich eine lange rote Strähne aus dem Gesicht und warf Shesa einen prüfenden Blick zu. Sie mochte die Frau, allerdings fragte sie sich ob es richtig sei dieser Einladung zu folgen. Es schien hierbei nicht nur um die zuerst ausgesprochene Einladung zu gehen, die sie ihnen allen Gegenüber geäußert hatte. Wenn sie also genaues wissen wollte, würde sie das Gut der ihr gegenübersitzenden Dame besuchen müssen. Shesa hatte sie neugierig gemacht, diese musste die Adelige zugeben.

„Oh, da wäre noch ein Punkt, Alaine. Du und Horatio solltet bereits einen Tag vor meiner vorhin offiziellen Einladung erscheinen.“

Die Corellianerin nickte. „Was mich interessieren würde, dein Getue was Toral angeht, war dies gespielt oder echt?“

Shesa lachte kurz, ein warmes, amüsiertes Lachen und zuckte dann vielsagend die Schultern. „Das Leben besteht voller Geheimnisse und das Parket auf dem ich mich bewege ist gespickt von Shows, aber dies weißt du selbst. Jeder erfüllt einen Zweck. Entweder für kurz oder längere Zeit.“

Diesmal war Alaine es, die lachte. Die Frau besaß in dem einen oder anderen Punkt Ähnlichkeit zu ihr. Faszinierend! Besonderes wenn sie bedachte, dass sie sich bisher nirgends so wohl gefühlt hatte wie im tapanischen Sektor. Eigenartig. Doch dieses Volk schien ihr zu ähneln oder sie ähnelte ihnen. Wie auch immer. Der Parket auf dem sich Alaine hier bewegte fühlte sich irgendwie vertraut an und vor allem Verstand sie die Gedanken und Ansichten der Tapani problemlos. Andere taten sich in diesem Punkt eher schwer.

„Also gut, dann auf dich und die Einladung! Wobei es mich sicherlich Arbeit kosten wird Horatio davon zu überzeugen.“

Shesa lachte. „Du wirst es schaffen und davon abgesehen ist er ein interessanter Mann und dir nicht einmal so unähnlich“, meinte sie schlichtweg und erntete von Alaine einen Gesichtsausdruck, der nur zu deutlich machte wie wenig sie von dieser Äußerung hielt. Sie verachtete Horatio in gewisser weiße. Arrogant, aufgeblasen, selbstverliebt. Dies wären nur einige Betitelungen, die er erhielt. Shesa lachte erneut, dann stieß sie mit Alaine an.

**​

Es war recht spät geworden und Alaine hatte solange gewartet bis Horatio und die brünette Verwalterin fertig waren und sich deren Wege trennten. Als sie auf ihn zutrat strich sie ihr Kleid glatt.

„Ich hoffe die Probe war erfolgreich.“


Alaine legte eine kurze Pause ein. „Shesa hat die Einladung erneut ausgesprochen und möchte, dass sie und ich bereits einen Tag vorher eintreffen. Ich bin mir sicher, dass es mehr als nur interessant sein wird.“

Sie warf ihm einen fragenden Blick zu und begleitete ihn nach draußen.

[: Fondor-System | Raumstation „Sede Dei“:||: Ringsegment | Vernügungssektor | vor dem Casino „Felicità e Destino“ :||: Horatio Kraym & Alaine Aren :]
 
[OP: Da Mile die gute Athena erst einmal auf Eis gelegt hat, gehe ich nach längerem Zuwarten mal wieder voran.]

[: Fondor-System | Raumstation „Sede Dei“:||: Ringsegment | Vernügungssektor | Casino „Felicità e Destino“ | Festsaal | Loungebar :||: Horatio Kraym und Governor Toral; etwas abseits: Alaine Aren, Governor Nafeel, Lord Panos samt Begleitung, Miss Midanyl und jede Menge andere einflussreiche Gäste sowie Vertreter der tapanischen High Society :]

Nachdem die letzte Marke des Whisky-Tastings probiert worden war – ein „Gioiello di Procopia“ –, hatte das seichte Geplänkel zwischen den beiden Regionalverwaltern, die Seite an Seite an dem sehr langen Tresen saßen und von Zeit zu Zeit aufmerksam den Ausführungen der Barkeeperin zugehört hatten, allmählich sein Ende gefunden. Ohne allzu viel Aufhebens kam man deshalb überein, dass sich ihre Wege hier wohl vorerst trennen würden. Man verabschiedete sich. Gemäß der Etikette, die in diesen Kreisen Allgemein hin üblich war, tauschten die beiden dabei zum Schluss noch allerhand wohlmeinende Höflichkeiten aus, bevor sich Muunilinst junge Statthalterin in Richtung der meisten anderen Gäste zurückzog. Schon nach wenigen Minuten konnte der Sector Adjutant sie schon nicht mehr in der ausgelassen feiernden Menschentraube ausmachen. Aus diesem Grund wandte er sich – mit stoischem Gesichtsausdruck – wieder dem Geschehen an der Bar zu.

Die fastmenschliche Bedienstete, die schweigend hinterm Tresen stand, griff in diesem Augenblick kurzerhand nach einem neuen Tumbler, füllte eine bernsteinfarbene Flüssigkeit – gut einen Daumen breit – hinein und schob ihm anschließend das Glas zu.
„Eine Empfehlung des Hauses, Signore. Ein 'Whyren's Reserve' – genauer: ein NN-Einhundertzwoundachtzig.“ Kurz zeichnete sich ein Lächeln auf ihrem rissigen Gesicht ab. „Solch eine Rarität haben Sie mit Sicherheit noch nicht probiert. Pur bietet dieser edle Whiskey den höchsten Genuss.“

Obwohl Horatio seine Mimik in der Öffentlichkeit meist gut unter Kontrolle hatte, war er in diesem Moment so überrascht, dass ihm seine Gesichtszüge flüchtig entglitten. Natürlich hatte er von dieser bernsteinfarbenen Kostbarkeit schon mehrere Male – meist auf gesellschaftlichen Veranstaltungen der Coruscanter High Society – gehört. Jedoch war er selbst als Statthalter des urbanen Planeten bis zu diesem Zeitpunkt noch nie in dessen Genuss gekommen. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen, das ungewohnt echt schien, nahm er den Tumbler entgegen, führte ihn zu seiner Nase und ließ den teuren Inhalt mit behutsamen Handbewegungen leicht schwenken. Langsam, ganz langsam entstieg das Bukett auf diese Weise dem Glas. Ein voller, aromatischer Duft stieg dem Verwalter kurz darauf in die Nase. Er schloss die Augen, um den Sinneseindruck möglichst „rein“ zu halten. Erst nachdem er sich dafür einen Moment lang Zeit genommen hatte, nippte er vorsichtig an dem Glas.

„Ein fantastischer Tropfen“, merkte der Sector Adjutant nach einer Weile nachdenklich an, musterte die bernsteinfarbene Flüssigkeit und ließ den Geschmack in seinen Gedanken noch einmal Revue kurz passieren. „Die Lorbeeren, die man diesem Whiskey beinah überall in der zivilisierten Galaxie zuspricht, genießt er zweifelsohne zurecht – und Corellias Verlust schmerzt mit einem Mal noch ein kleines Bisschen mehr.“ Er nippte abermals an dem hochprozentigen Getränk. Danach lehnte er sich ein wenig vor und fragte: „Möchten Sie mir nicht verraten, woher dieses überaus edle Etablissement diesen Tropfen bezieht.“

Erneut gestattete sich die Barkeeperin ein flüchtiges Lächeln. Offensichtlich hatte sie Horatio schon während des Tastings durchschaut und genau auf diesen Augenblick gewartet. Doch bevor sie dem adligen Sector Adjutant antworten konnte – und so für einen überzogenen Preis eine Flasche an den Mann brachte –, gesellte sich plötzlich eine andere Person zu ihm an den Tresen. Dementsprechend hielt sie mit einem Mal inne, senkte kurz den Blick und griff dabei routiniert nach einem weiteren Glas falls eine neue Bestellung käme. Da der Regionalverwalter noch so sehr mit seinen gerade erst erlebten Eindrücken beschäftigt war, bemerkte er die Anwesenheit dieser Person nicht. Erst als man sich auf den freien Hocker neben ihm setzte, auf dem zuvor noch Athena Toral gesessen hatte, und jäh ein süßlicher Parfümduft bei jedem Atemzug dem starken Whiskey-Aroma Konkurrenz machte.

Es handelte sich um Alaine Aren. Die rothaarige Sith-Lady ließ den Blick kurz, aber merklich über ihn schweifen und sagte dann:
„Ich hoffe die Probe war erfolgreich.“ Doch bevor der Verwalter eine entsprechende Entgegnung darauf finden konnte, fuhr sie sogleich fort: „Shesa hat die Einladung erneut ausgesprochen und möchte, dass Sie und ich bereits einen Tag vorher eintreffen. Ich bin mir sicher, dass es mehr als nur interessant sein wird.“

„Einen Tag eher?“, hakte Horatio verwundert nach. Er musterte ihre Mimik und Gestik eingängig. „Warum sollten wir beide eher anreisen? In Gegenwart von Governor Toral sprach Misses Nafeel vorhin noch von ZWEI Tagen bis zum Treffen auf Mrlsst.“ Irgendwo am Rand seines Sichtfeldes machte der Sector Adjutant plötzlich erneut Velara Midanyl aus. „Zumal Fondor sicherlich noch die eine oder andere gesellige Aktivität bietet...“

[: Fondor-System | Raumstation „Sede Dei“:||: Ringsegment | Vernügungssektor | Casino „Felicità e Destino“ | Festsaal | Loungebar :||: Horatio Kraym und Lady Aren; etwas abseits: Lord Panos samt Begleitung, Miss Midanyl und jede Menge andere einflussreiche Gäste sowie Vertreter der tapanischen High Society :]
 
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[: Fondor-System | Raumstation „Sede Dei“:||: Ringsegment | Vernügungssektor | Casino „Felicità e Destino“ | Festsaal | Loungebar :||: Horatio Kraym und Lady Aren; etwas abseits: Lord Panos samt Begleitung, Miss Midanyl und jede Menge andere einflussreiche Gäste sowie Vertreter der tapanischen High Society :]
Auch wenn seine Frage weshalb sie bereits einen Tag eher anreisen sollten durchaus berechtigt war, so missfiel es Alaine dennoch, dass Horatio scheinbar lieber andere gesellige Aktivitäten Fondors – und die Gesellschaft einer gewissen Dame – zu bevorzugen schien. Aus welchen Gründen auch immer Miss Midanyl ihn derart ansprach – der rothaarigen Adeligen war diese gerade ein Dorn im Auge.

Shesa ist der Ansicht, dass sie ein paar Dinge mit uns besprechen möchte, die Miss Toral nichts angehen. Auch wenn Fondor verlockend ist und ebenso seine geselligen Aktivitäten, denke ich, dass man eine Tapani weder enttäuschen noch ihren Zorn heraufbeschwören sollte.“

Einen kurzen Augenblick schwieg Alaine und blickte Horatio durchdringend an.

„Ich muss sie wohl nicht daran erinnern wie empfindlich die Tapani sind. Besonders wenn es darum geht Einladungen nicht zu akzeptieren. Ich glaube kaum, dass sie ihr fundiert erklären können weshalb sie ihrer Einladung nicht schon eher folgen möchten. Shesa wird sicherlich kein Verständnis dafür zeigen, wenn sie erwähnen sollten das sie Fondor und seine Ablenkungen genießen möchten oder aber die Gesellschaft einer bestimmten Dame“, brachte Alaine an.

Sie war die ganze Zeit über an seiner Seite gewesen, hatte Barnips Wünschen entsprochen und nun würde Horatio hoffentlich wenigstens einmal dem folgen was sie sich wünschte. Auch wenn es hauptsächlich ein Wunsch von Shesa war. Es ärgerte Alaine einfach, dass Horatio…, tja das er was!? Sie loswerden wollte um eine brünette nicht so attraktive Frau zu gewinnen und sie möglicherweise in sein Bett zu ziehen? Vielleicht auch umgekehrt!? Es war nicht so, dass sie ihn nicht auch loswerden wollte! Und genau genommen, was interessierte sie schon seine möglichen Affären!? Er war ein arroganter Adeliger, der nicht einmal dem Hochadel entstammte und ihr völlig gleichgültig!!!

Doch diese scheinbare Tatsache stimmte nicht wirklich. Durch Barnip war sie gezwungen viel Zeit mit ihm zu verbringen und sie konnte nicht leugnen – jedenfalls sich selbst gegenüber nicht – dass er ein faszinierender Mann war. Er besaß Qualitäten die sich eine Frau nur wünschen konnte. Vor allem sein Intellekt, seine Gerissenheit und die Tatsache dass er sich kalt auf dem Parkett der Hohen bewegte, faszinierten Alaine dann doch. Horatio war ihr durchaus ähnlich. Jacen hatte ihr dies immer und immer wieder gepredigt. Sie hatte es nicht wirklich hören wollen, da er ihr damit auf die Nerven gegangen war.

Fakt war jedoch, dass er irgendetwas ausstrahlte was sie nicht völlig kalt ließ. Nur was!? Darauf fand sie zunächst keine Antwort. Vielleicht weigerte sie sich auch, zu stolz weil man etwas entdecken könnte was man nicht wahrhaben wollte. Alaine schob diese Gedanken beiseite. Es war nicht der richtige Augenblick sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Hier ging es vielmehr darum, ihn irgendwie davon zu überzeugen der Einladung zu folgen. Nicht nur weil Shesa es als unhöflich empfinden würde, Horatio würde sie beleidigen und vor allem Alaine mehr als nur dumm aussehen lassen. Sie traute ihm dies zwar zu, doch war auch er von Adel. Somit sollte er wissen wie er zu agieren hatte. Allerdings konnte es auch gut sein, dass er Alaine damit eins auswischen wollte. Ein Gedanke, der ihr keinesfalls gefiel und den sie sofort zurückdrängte.

„Ich bitte sie einfach darum mir diesen Gefallen zu tun, Horatio. Shesa gehört nicht zu der Sorte Frau die so einfach ein nein akzeptiert und ich möchte sie nicht kränken.“

Sie hatte kaum ihre Worte ausgesprochen, als es Tumult gab. Stimmen wurden laut, als die Regatta ins Ziel einlief. Jubelrufe erklangen, als jene die richtig getippt hatten sich über ihren Sieg. Alaine folgte kurz mit den Augen den Anwesenden zu den Bildschirmen. Auch wenn sie mit zu den Sponsoren gehörte, war es ihr nicht ganz so wichtig wer letztlich gewann. Hochrufe wurden laut, Getränke wurden bestellt, angestoßen und wild gesprochen.

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Für den Bruchteil einer Hundertstel konnte er der rothaarigen Corellianerin in ihren grünen Augen sehen, dass sie seine Entscheidung missbilligte. Der unersättliche Machthunger, der möglicherweise in jedem Sith inne zu wohnen scheint, schien in diesem Augenblick zweifellos an die Oberfläche zu kommen. Er musterte sie genau. Obwohl sie ihn nun schon seit einer ganzen Weile auf Schritt und Tritt begleitete, konnte sich Horatio noch immer nicht genau erklären, weshalb sie seit ihrem ersten Zusammentreffen so starke Besitzansprüche an seine Person stellte. Für einen kurzen Moment regte sich außerdem in seinem Bewusstsein die Frage, ob Heremus Barnip über diese sehr ungewöhnliche Haltung der Sith-Lady Bescheid wusste. Schweigend nippte er abermals an dem teuren „Whyren's Reserve“-Whiskey.

Nachdem sie den verspürten Ärger anscheinend heruntergeschluckt hatte, antwortete sie mit kühler, Stimme:
Shesa ist der Ansicht, dass sie ein paar Dinge mit uns besprechen möchte, die Miss Toral nichts angehen.“ Ihr roter, voller Mund war in diesem Moment ungewohnt schmal. „Auch wenn Fondor verlockend ist und ebenso seine geselligen Aktivitäten, denke ich, dass man eine Tapani weder enttäuschen noch ihren Zorn heraufbeschwören sollte.“

Bei diesem Worten musste der adlige Sector Adjutant unwillkürlich schmunzeln. Man mochte viele Dinge über die Statthalter jener Planeten sagen können, die zu den Freien Welten gehörten, aber um gebürtige Tapani handelte es sich meistens nicht. Da die sieben tapanischen Lehen eine Sonderrolle im Galaktischen Imperium einnahmen, indem ausschließlich High Lords (oder High Ladys) jeweils über eine gewisse Zahl an Systemen verfügten, hatte die örtliche Regionalverwaltung – sozusagen als Gegengewicht – zum Großteil Nicht-Tapani auf die entsprechenden Positionen gehoben. Shesa Nafeel mochte sich demnach zwar seit Jahren in diesen Kreisen bewegen und gewisse Attitüden mit der Zeit angenommen haben, aber den Status einer (blaublütigen) Einheimischen genoss sie damit trotz allem nicht.

Ihren kleinen Fehler schien Alaine Aren nicht zu bemerken als sie weitersprach:
„Ich muss Sie wohl nicht daran erinnern wie empfindlich die Tapani sind. Besonders wenn es darum geht Einladungen nicht zu akzeptieren.“ Kurz rümpfte sie abschätzig die Nase. „Ich glaube kaum, dass Sie ihr fundiert erklären können, weshalb sie ihrer Einladung nicht schon eher folgen möchten.“ Ihr musternder Blick durchbohrte ihn gewissermaßen. Shesa wird sicherlich kein Verständnis dafür zeigen, wenn Sie erwähnen sollten, dass Sie Fondor und seine Ablenkungen genießen möchten oder aber die Gesellschaft einer bestimmten Dame.“

Erneut gestattete sich Horatio ein Schmunzeln in ihrer Gegenwart. Dabei erwiderte er selbstbewusst ihren prüfenden Blick. Ein Sector Adjutant sollte sich allen Ernstes nach einer Governor richten? Im Gegensatz zu der Corellianerin schätzte er den momentanen Einfluss der Statthalterin von Mlrsst als nicht besonders weitreichend ein. Ihrer Behauptung, dass sie den einen oder anderen Kontakt haben mochte, glaubte er natürlich. Doch das Galaktische Imperium war groß. Widerstreitende Interessen herrschten überall im imperialen Reich. Manchen mochte diese Situation wie ein Weidekorb voller giftiger Maritima anmuten. Demnach brauchte Shesa Nafeel ihn zum Erreichen Ihrer Ziele in etwa genauso sehr wie er sie womöglich für seinen zukünftigen Weg brauchte. Während er ein weiteres Mal an dem Whiskey nippte, ruhte sein Blick auf ihr. Welche Beweggründe hatte Alaine Aren? Die rothaarige Sith-Lady schien keine so gefestigte Position zu haben, aus der heraus sie handelte. Trieb sie somit eine Art Verzweiflung an?

Sie zögerte:
„Ich bitte Sie einfach darum, mir diesen Gefallen zu tun, Horatio. Shesa gehört nicht zu der Sorte Frau, die so einfach ein Nein akzeptiert und ich möchte sie nicht kränken.“

Bevor der adlige Imperiale aber antworten konnte, brach bei den Bildschirm plötzlich lauter Tumult los. Die ersten Solarsegler, die in den letzten Stunden auf einem sehr spannenden Kurs das Fondor-System durchquert hatten, waren soeben in die Zieleinfahrt eingebogen, drehten die Triebwerke ein letztes Mal auf und läuteten so das Finale ein. Unter frenetischem Jubel kündigten Kommentatoren jene drei Teilnehmer der Regatta an, die mit Sicherheit nachher auf dem Treppchen stehen würden: Champio, Rondine und Ciclista. Eine Schar Anwesender feuerte lautstark die um den ersten Platz kämpfenden Skipper an, wodurch automatisch noch mehr Schaulustige zu den Bildschirmen – oder sogar der Promenade – getrieben wurden. Wer würde nun das Rennen machen? Wer würde den „Seven Houses' Cup“ gewinnen? Eine Spannung, die man fühlen konnte, baute sich langsam in der prunkvollen Lounge auf.

Die ganze Regatta mochte für Horatio die meiste Zeit zwar eher eher eine Last denn ein Vergnügen sein – immerhin hatte Moff Barnip ihm diese Veranstaltung gewissermaßen aufgedrückt –, aber als offizieller Repräsentant von „Imperial Bacta“, die zusammen mit dem Reena-Lehen und „Core Fly Ltd.“ einen möglichen Cup-Sieger unterstützten, musste er gegenüber der Öffentlichkeit zumindest ein gewisses Interesse heucheln. Aus diesem Grund reckte er seinen Kopf ein bisschen in Richtung der übergroßen Bildschirme und modernen Holoprojektoren. 'Das wird wirklich knapp', dachte sich der Sector Adjutant als er den finalen Sprint verfolgte. Pelagias Ciclista bewegte sich in diesem Moment noch lauernd hinter der Champio der Cadriaans, die sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Solarsegler Rondine. Würde Caton Soto die begehrte Trophäe wirklich für Liran Panos und dessen Vater ergattern? Obwohl sein Interesse für diesen elitären Sport noch immer nicht besonders groß war, verspürte der Imperiale mit einem Mal ein leichtes Herzklopfen.

Sowohl die Bildschirme als auch die Holoprojektoren zeigten gnadenlos den spannenden Endspurt der drei Solarsegler. Insbesondere die Rondine und die Champio attackierten sich gegenseitig ziemlich stark, um sich auf diese Weise in eine bessere Ausgangsposition zu bringen. Jedoch lauerte hinter ihnen weiterhin die Ciclistaauf den perfekten Moment für einen letzten Angriff. Schneller, immer schneller wurde die Stimme des Kommentators. Er überschlug sich förmlich, während er die Ereignisse kurz vorm Zieleinlauf beschrieb. Mehr und mehr Anwesende zog es von der Tanzfläche sowie den Sitznischen zum kolossalen Panoramafenster der Lounge. Plötzlich schob sich der Segler der Pelagias in einem riskanten Manöver an den beiden anderen Kontrahenten vorbei, indem er sich um einhundertachtzig Grad kippte, sämtliche Energie in die Triebwerke steckte und dann zielstrebig zwischen beiden vorbei flog. Zehn … zwanzig … dreißig … vierzig Standardmeter Abstand brachte er am Ende sogar zwischen sich und die beiden anderen Segler als er ins Ziel einlief.


„Ich glaube, Sie messen Nafeel etwas zu viel Einfluss bei, Alaine, sagte Horatio im ruhigen Tonfall, nachdem er sich mit dem dritten Platz der Rondine abgefunden und den halbvollen Tumbler in einem letzten Zug geleert hatte. „Sie möchte in erster Linie etwas von mir. Warum sollte ich ihr also sofort entgegen kommen?“

Bei dieser Frage musterte sie eingängig. Seiner Meinung nach hatte die rothaarige Corellianerin zur Zeit wohl den geringsten Einfluss bei dem anstehenden Treffen. Denn obwohl sie ein Mitglied des Sith-Orden war und in dessen Hierarchie soweit er mitbekommen hatte einen ziemlich hohen Rang bekleidete, schien sie seit einer Weile nicht mehr in der Gunst des Imperators zu stehen. Immerhin handelte sie in den letzten Monaten nicht mit einem Mandat in dessen Namen, sondern war zuletzt entweder im Namen von „Viraxo Industries“ oder „Aren Freight Incorporation“ aufgetreten. Somit brauchte sie neue Kontakte in Politik, Wirtschaft und Militär. Doch all diese Beziehungen würde sie nicht auf seine Kosten bekommen! Ihm war seine Autorität wichtig, sehr wichtig. Horatio schob den Tumbler in Richtung der hinterm Tresen arbeitenden Barkeeperin. Danach erhob er sich.

„Wenngleich ich derzeit auch keine Dienstuniform trage, sollten Sie trotzdem nicht vergessen, dass ich inzwischen ein 'Sector Adjutant' bin“, fuhr der Adlige fort. Nafeel ist eine Governor. Momentan mag zwar keine Subordination zwischen uns bestehen, aber in Barnips Fahrwasser ist das nur noch eine Frage der Zeit. Das ist der zweite Grund.“ Seine Augen verengten sich. „Und der dritte Grund ist: Der Aufenthalt auf Mrlsst soll laut Nafeel drei Tage dauern. Ein Tag zum Kennenlernen, ein Tag für intensivere Gespräche und ein Tag für die Abreise. Ich schätze, das sollte reichen...“ Horatio nickte ihr danach knapp zu. „Wenn Sie mich nun entschuldigen würden, Lady Aren.“

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Alaine, in diesen Sekunden nicht wirklich daran interessiert wer dieses Rennen gewann, war viel mehr auf Horatio konzentriert und darauf, was er sagen würde. Also beobachtete sie ihn eingehend, während er fürs erste sich dem Rennen zuwandte, ehe er sich ihr widmete. So!? Maß sie Nafeel wirklich zu viel Einfluss bei? Auch wenn sie keine geborene Tapani war, so lebte sie hier lange genug um als eine von ihnen zu gelten und Alaine wusste sehr wohl einzuschätzen wie eine Person war. Es frustrierte sie, dass Horatio sie unterschätzte. Er schien zu glauben, dass die Rothaarige Adelige inkompetent und dämlich war. Während er, der ach so attraktive Sektor Fatzke die Krönung der Schöpfung über ihr stünde. Seine „Belehrung“ konnte er sich sparen. Sie war weder dumm, noch nicht informiert und sie kannte sich verflixt noch mal in der Politik aus.

Glaubte dieser Kerl wirklich, dass sie keinerlei Einfluss besaß!? Er sah sie noch immer nur als Sith! Damit schien sie in seinen Augen wohl ein niemand zu sein, zumal sie nicht für diese Gruppierung auftrat. Sie wusste nicht was sie derart ärgerte, aber Horatio tat es. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er sie weder ernst nahm noch akzeptierte. Für ihn schien sie nichts weiter als Ballast zu sein und unerwünscht noch dazu. Jener Punkt war es, der sie innerlich kränkte. Doch warum!? Er sollte ihr Egal sein und ebenso alles andere was ihn betraf. Die Hölle, ein all zu passender Ort für ihn, sollte ihn ruhig verschlingen und nie wieder heraus lassen.

Sie hörte ihm zu. Lauschte seinen Worten und hätte ihn am liebsten geohrfeigt. Sie hasste es belehrt zu werden. Er degradierte sie zu einem kleinen Kind. So jedenfalls fühlte es sich an. Sie wusste nur zu gut, dass er ein Sektor Adjutant war. Weshalb sollte sie dies vergessen!? Seine letzten Worte jedoch verletzten sie. Genauso gut hätte er ihr sagen können, dass er keinerlei Interesse daran hatte mit ihr noch früher zu fliegen. Geschweige denn einen Tag länger mit ihr zu verbringen als nötig. Alaine wusste nicht wieso, aber tief in ihrem Inneren schien etwas zu zerbrechen. Nur wenige schafften es, sie derart zu verletzen und im Grunde ließ sie niemanden mehr so nah an sich heran. Doch aus irgendeinem Grund war es ihm gelungen ihr weh zu tun.

Alaine nickte ihm knapp zu, als er sich entschuldigte und diesmal konnte er erkennen, dass er sie verletzt hatte. „Dann sehen wir uns am Tag der Abreise nach Mrlsst“, sagte sie leise, stand auf, verließ den Tisch und suchte sich ihren Weg nach draußen.

Vor dem Casino blieb sie stehen, atmete tief durch und versuchte zu verstehen weshalb sie so verletzt war. Sie mochte ihn nicht! Genau genommen verachtete sie diesen arroganten, überheblichen und von sich selbst eingenommenen Kerl. Wie also hatte er sie nur so verletzen können!? Alaine machte einige Schritte nach vorn, fort vom Casino und versuchte ihre Gefühle zu ordnen. Die Sith hatten sie einst gelehrt ihnen freien Lauf zu lassen. Doch brachte dies nichts. Wut half ihr nicht weiter und diese an irgendwem oder irgendwas auszulassen war keine Lösung. Sie stellte ein Problem dar! Sie und jene Gefühle in ihr, die sie nicht ganz einordnen konnte. War es möglich, dass sie nicht nur Abneigung gegen den Mann hegte, den sie soeben verlassen hatte!?

Alaine atmete erneut tief durch um den Aufruhr in ihrem inneren zum Schweigen zu bringen. Sie musste Ruhe bewahren, andernfalls würde sie nicht hinter die Wahrheit kommen. Was also, empfand sie wirklich für den Adeligen Verwalter!? Sie schloss die Augen, lauschte der Stimme in ihrem inneren und schlang ihre Arme um ihren Leib. Ja, sie schätzte ihn, seine Arbeit und seine Intelligenz. Aber und dies erschreckte sie – es gab noch mehr. Bewunderung und vor allem das Gefühl sich zu ihm hingezogen zu fühlen. Warum nur!? Sie war bisher nur enttäuscht worden und ausgerechnet zu einem Mann wie Horatio – der sie abgrundtief verachtete – musste sie sich hingezogen fühlen! Kein Wunder, dass er sie derart verletzen konnte! Wo war ihre Stärke!? Wo ihre Selbstbeherrschung, ihre Kontrolle und Unnahbarkeit? Sie hasste Schwäche und es war Schwäche die sie soeben überfiel. Sie konnte es nicht leugnen. Nicht sich selbst gegenüber. Er bedeutete ihr mehr als ihr Recht war. Damit würde sie leben müssen und in Zukunft wollte sie versuchen sich von ihm fern zu halten. Alaine Aren würde sich nicht weiter von ihm verletzen lassen! Es gab so viel wichtigeres als einen Horatio Kraym! Sie würde sie letzten Tage überstehen und hoffte, dass Barnip sie dann endlich erlösen würde. Auch wenn diese Gedanken nicht gänzlich zutrafen.

[: Fondor-System | Raumstation „Sede Dei“:||: Ringsegment | Vernügungssektor | vor dem Casino „Felicità e Destino“ | Straße :||: Lady Alaine Aren :]
 
[: Fondor-System | Fondor | Oridin City :||: Stadtzentrum | Raumhafen | Termin Fünf | „Core Fly Ltd.“-Lounge :||: Horatio Kraym; im Hintergrund weitere Gäste und Personal :]

Leise prickelte die sich auflösende Tablette in dem Glas voll klarem Wasser. Horatio, der gerade in einem bequemen Ledersessel in der „Core Fly Ltd“-Lounge saß, warf einen flüchtigen Blick auf das Glas, verzog mürrisch das Gesicht und widmete sich dann wieder der Lektüre seiner Zeitung. Nach der sehr prächtigen Regatta der tapanischen Adelshäuser hatte der adlige Sector Adjutant die letzten beiden Tage – ganz selbstsüchtig – mit „Freizeit“ ausgefüllt, indem er die raren Stunden vorwiegend mit Velara Midanyl verbracht. Die Public Relations-Managerin hatte ihm allerhand Örtlichkeiten in Fondor City, der planetaren Hauptstadt, und der nicht minder großen Metropole Oridin City gezeigt und so seine Liebe für die Kernwelten, die er schon während seiner Statthalterschaft auf Coruscant verspürt hatte, wiederbelebt. Museen, Restaurants, Parks und ein Opernbesuch – Horatio hatte nach dem Pflichtprogramm alles in allem eine schöne Zeit auf Fondor verbracht.

Der ranghohe Regionalverwalter griff schweigend nach dem Wasserglas, nachdem sich die Tablette aufgelöst hatte. Abermals warf er einen mürrischen Blick auf das trübe Getränk, das die Schmerzen in seinem Kopf ein wenig eindämmen sollte. Unwillkürlich verzog sich sein Gesicht als er das Glas ansetzte, allen Mut zusammennahm und anschließend in einem einzigen Zug leerte. Einen Moment lang währte der bittere Geschmack in seinem Mund. Danach stellte Horatio das Glas behutsam auf das kleine Tischlein neben dem Ledersessel, lehnte sich zurück und ließ den Blick durch die Lounge schweifen. Um die Tageszeit – und so kurz nach der Regatta – hielten sich nur wenige Gäste in dem riesigen Raum auf. Ein paar Servicedroiden bedienten all jene Anwesenden, die nicht an der langen Bar saßen. Der Sector Adjutant wollte sich gerade wieder der Lektüre seiner Tageszeitung widmen als sich auf einmal eine dunkelhaarige, schlanke Dame vom Tresen löste und selbstbewusst auf ihn zu marschierte.

Begleitet von einem äußerst freundlichen Lächeln räusperte sich die grazile Fremde höflich:
„Mister Horatio Kraym, Sector Adjutant im Jaso-Sektors?“ Er nickte ihr kurz zu, legte die Lektüre in seiner Hand zur Seite und wandte sich der Dame zu. Mit einem Zungenschlag, der ziemlich typisch für die Menschen den Kernwelten war, sprach sie säuselnd weiter: „Darf ich mich Ihnen kurz vorstellen? Mein Name ist Kistra Novan … und ich verfolge Ihre Karriere nun schon eine ganze Weile.“

„Eine ganze Weile?“, hakte der Sector Adjutant verwundert nach.

Das Lächeln der dunkelhaarigen Dame blieb unverändert.
„Natürlich. Die Galaxie mag womöglich seit den Nachverhandlungen auf Thyferra, dem Bacrana-Thyferra-Pakt oder eventuell sogar seit den Friedensverhandlungen auf Umbara ihre Aufmerksamkeit auf Sie gerichtet haben, aber mir sind Sie schon zuvor – durch Ihr Wirken auf Coruscant – aufgefallen.“ Flüchtig zuckten ihre Mundwinkel; deuteten ein Lächeln an. „Ihre Erfolge im ständigen Kampf gegen den dortigen Widerstand sind mir aufgefallen … auch wenn das Juwel am Ende leichtfertig an die Rebellen verschenkt wurde.“

„Bedenkt man diese Epidemie, die dort wütet, scheint es wohl eher ein vergifteter Apfel gewesen zu sein“, merkte der ranghohe Regionalverwalter lakonisch an. „Thyferra war in diesem Fall wohl ein echter Glücksgriff.“

Kurz sinnierte der adlige Imperiale über seinen „Weg“. Das Juwel der Kernwelten war für Verwalter wie ihn eine echte Kaderschmiede gewesen. In den wenigen Jahren, die das Imperium den Planeten hielt, hatte die dortige Regionalverwaltung eine Vielzahl Männer und Frauen vom einfachen Prefect bis zum Lieutenant Governor ausgebildet. Manche waren inzwischen Statthalter anderer Welten im Inneren der Galaxie oder dienten als Stabsmitglieder mächtiger Moffs. Indem Heremus Barnip ihn lange vor dem Friedensschluss – bei einem Anaxes-Besuch – unter seine Fittiche genommen hatte, hatte er schlussendlich einen ähnlichen Weg beschritten. Derweil seine Gedanken so für den kurzen Moment über den Verlauf seiner bisherigen Karriere kreisten, beschlich ihn allmählich das Gefühl, dass Thyferra und Olan Semur seine letzte Bewährungsprobe gewesen waren. Immerhin bekleidete er nun den Rang des Sector Adjutants.

„Nun, Miss Novan, nach diesem kurzen Geplänkel würde mich nun interessieren, weshalb Sie mich angesprochen haben“, griff Horatio die Unterhaltung nach einer kurzen Pause wieder auf. „Soll ich Ihnen ein Interview geben? Ich glaube aber nicht, dass ich Ihnen viel Neues werde erzählen können. Dafür waren die letzten Tage einfach viel zu reich an Berichten.“

Die Fremde kicherte gekünstelt und antwortete mit einem Schmunzeln auf den Lippen. „Nein, nein. Ich bin nicht an einem Interview mit Ihnen interessiert. Meine Tätigkeit tangiert jedoch die Welt der Medien – Immerhin kümmere ich mich darum, dass Leute wie Sie eine ordentliche Wirkung in der Öffentlichkeit haben.“

Überrascht hob Horatio eine Augenbraue, während er die adrett gekleidete Dame weiter betrachtete und seine Lektüre nun endgültig zur Seite legte. Durch seine äußerst strengen Regularien – und den überaus festen Würgegriff der KOMENOR – hatte die Presse im Galaktischen Imperium nicht jene Freiheiten, die in anderen Teilen der Galaxie üblich waren. Trotz allem unterhielt auch die imperiale Politik in höheren Positionen eigene Pressestäbe und beschäftigte Medienvertreter. Denn manchmal konnten selbst Journalisten, die nur über einen kleinen Handlungsspielraum wie das Berichten über den Boulevard verfügten, ziemlich unangenehm werden. Unwillkürlich dachte der adlige Verwalter an all die Liebesgeschichten, die man ihm sowohl auf Coruscant als auch auf Thyferra nachgesagt hatte. Die Klatschpresse hatte dem Junggeselle immer wieder gern irgendwelche Beziehungen mit örtlichen Schönheiten oder Sternchen angedichtet. Unter Umständen war ja jemand, der sich neben Clerk Aden Hart um die Medien kümmerte, ein Zugewinn für seinen Stab.

„Pressesprecherin?“, hakte der Imperiale nach.

Kistra Novan behielt ihr Schmunzeln bei.
„Das Sprechen mit der 'Meute' überlasse ich – um ehrlich zu sein – gern anderen, Mister Kraym. Nein, ich halte mich viel lieber in der Nähe meiner Klienten auf und gebe ihnen zum gegebenen Zeitpunkt wertvolle Ratschläge.“ Sie kicherte. „Man nennt mich auch die 'Souffleuse'.“

„Demnach sind Sie eine Spin-Doctor“, stellte Horatio fest.

Sie nickte.
„Erinnern Sie sich an Ihren Coup mit der Stärkung der planetaren Sicherheitskräfte und der Sector Ranger?“, fragte sie nach und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. „Ihre Position haben Sie auf diese Weise verbessern können. Doch zu welchem Preis? Sie haben im Offizierskorps für allerhand Missstimmung mit Ihrem mutigen Vorstoß gesorgt. Diese tiefe Kerbe wird man nur schwer auswetzen können. Das Militär vergisst nicht.“

Nach diesen überraschend offenen Worten musterte Horatio sie noch einmal eingehend. Nur wenige Menschen, die nicht in ihrer Position über ihm standen, waren bislang so direkt zu ihm gewesen. Er musste diesen „Schock“ also erst einmal verarbeiten. Doch sie hatte recht. Das Militär verhielt sich ihm gegenüber noch immer distanziert. Selbst die Fanatiker der CompForce hatten – Larek Ravine, Brigadier a.D. unter Umständen ausgenommen – verschiedene Vorbehalte. Als Thyferras Statthalter hatte der Adlige mit dieser Beschränkung umgehen können. Der blutige Terror der „Ashern“ hatten das Militär und die Sicherheitskräfte sogar für eine Weile zusammengeschweißt. Für ihn stellte sich nun aber die Frage, ob er mit seiner neuen Position als frisch gebackener Sector Adjutant für „Justiz und Innere Sicherheit“ diese Kräfte für seine Zwecke würde nutzen können.

„Sie hätten mir also zu einem anderen Vorgehen geraten?“, erkundigte sich der Imperiale.

Bevor die Spin-Doctor darauf antworten konnte, ertönte über die Lautsprecher eine Durchsage:
[An die Passagiere für Flug 'Mern-Resh Sieben-Fünf-Null-Aurek' der 'Core Fly Ltd'. Der Abflug beginnt in einer halben Standardstunde. Bitte begeben Sie sich nun zum Boarding.]

„Mein Flug“, merkte Horatio schmunzelnd an und erhob sich langsam aus dem ledernen Sessel. „Es freut mich Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, Miss Novan. Doch unsere Wege trennen sich nun hier.“ Er musterte sie abermals. „Falls Sie das Gespräch fortführen möchten, sollten Sie in einem halben Standardmonat auf Thyferra sein.“ Ein kurzes Nicken und dann machte er sich auf, die Lounge zu verlassen.

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