btw @csThor: Klinsmanns Methoden mit der DDR zu vergleichen halte ich für ziemlich übertrieben.
Ich habe nicht Grinsis Methoden mit der DDR verglichen, sondern die Art und Weise wie einige Leute quasi aus der NM und deren Umfeld entfernt wurden gleicht dem, was Erich Honecker nach der Entmachtung von Walther Ulbricht mit einigen von dessen Getreuen veranstaltet hat. Das ist schlicht ein historisches Beispiel für das, was ich als Grinsis größtes "Talent" ansehe - mit Menschen zu spielen und sie gegeneinander auszuspeilen. Eben "divide et impera".
1. Sepp Maier musste gehen, weil mit ihm die Torwartrotation nicht möglich gewesen wäre. Außerdem hat er wie du es sagst "seinen eigenen Kopf" gehabt, was im Klartext hieß, dass er die ganze Zeit über gegen Lehmann gestänkert hat. Einen Trainer zu behalten der gegen eigene Spieler rummotzt, wär vielleicht ein Fehler gewesen
Eben - die Rotation (also die schleichende Demontage Kahns und die sanfte Platzierung Lehmanns) wäre mit Meier nicht machbar gewesen. Für mich ist klar, daß Klinsmann Lehmann von Anfang an wollte. OK! Wenn er sportliche Gründe gehabt hat (paßt besser ins Spielsystem etc), warum hat er 18 Monate lang dieses Schmierentheater fabriziert? Warum hat er Kahn just in dem Moment abgesägt, wo Lehmann mal eine konstante Phase hatte und Kahn in einem Spiel mal zwei Patzer? Ging das vor anderthalb Jahren nicht, weil Lehmann da zufällig in einer Phase war wo Arsenal ihm einen Vereinswechsel ans Herz gelegt hatte?? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
2. Wörns hat sich selber ins Abseits gebracht, mit seiner ewigen Kritik an Klinsmann wenn er nicht nominiert war.
Grinsi hat immer behauptet, daß Leistung zur Aufstellung führt. Daß ein Robert Huth mit Mikro-Einsätzen einem Christian Wörns in guter Form vorgezogen wird, mag ins "Jugend forscht" Konzept passen, aber eine stabile Abwehr ergibt das nicht. Und wenn Grinsi nicht mal den A*sch in der Hose hat das Thema mit Wörns von Angesicht zu Angesicht zu besprechen und sich auf ne SMS verlegt, dann ist so ein Ausbruch wie bei Wörns vorprogrammiert. Grinsi zu unterstellen, daß er Wörns eben dazu provozieren wollte (um eine Begründung für seinen endgültigen Rauswurf zu haben) liegt da nicht allzu fern - auch wenn ich das wiederum nicht glauben mag. So tief kann Grinsi (noch) nicht gesunken sein. Oder?
3.Lehmann ist kein Lakai Klinsmanns. Der hat schon oft seine Meinung gesagt und ist sicher keiner der kuscht.
Ich habe nie eine auch nur halbwegs ernstgemeinte Meinungsäußerung zum System Klinsmanns und dessen Entscheidungen von Lehmann gehört. Alles was kam klang wie ein einstudierter Monolog. Ich halte ihn nachwievor lediglich für ein Protegé Klinsmanns, weil er charakterlich leichter zu handhaben sein mag als Kahn.
4. Die von dir angesprochene Rotation in allen Mannschaftsteilen kann ich nicht entdecken. Es gibt in allen Mannschaftsteilen klare Stammspieler (außer bisher im Tor)
In der Abwehr sind Friedrich und Mertesacker so gut wie gesetzt. Dass auf links und beim zweiten Innenverteidiger experimentiert wurde ist klar. Lahm war lange verletzt, aber seit er wieder da ist spielt er doch regelmäßig. Dazu spielt Huth oder Metzelder.
Im Mittelfeld sind Ballack und Frings 100% Stammspieler. Dazu meistens Schweinsteiger und Schneider. Klar ist aber auch, dass Spieler wie Ernst, Borowski oder Deisler ihre Chance bekommen haben.
Im Sturm ist Klose gesetzt, dazu Podolski,wenn er wieder in Form ist. Kuranyi und Asamoah sind da eher zweite Wahl, wenn sich niemand verletzt.
Ich glaube nicht, dass Klinsmann da groß rotiert hat, sondern er hat sich eher nach der aktuellen Form der Spieler gerichtet.
Ich hatte nicht den Eindruck, daß seit dem ConFed-Cup auch nur irgendeine Linie in den Aufstellungen zu finden war. Gewisse Namen fanden sich sicherlich öfter als andere, aber trotzdem lief der ganze Verein über den Rasen wie ein Hühnerhaufen wenn der Fuchs da war. Wo war die vielzitierte "mannschaftliche Geschlossenheit"? Wo war das Spielverständnis zwischen den Leuten? Ich hatte immer das Gefühl, daß die Jungs ihre Nebenleute immer erst vom Aufstellungsbogen zwei Stunden vorm Spielbeginn erfahren haben. Daß sich kein Team auf die Weise auch nur in Ansätzen einspielen kann, dürfte selbst einem Nicht-Fußballfan klar sein.
Die Abwehr ist dabei die größte Baustelle und auf gleich zwei Positionen immer wieder herumzuexperimentieren, ist in Anbetracht der zeitlichen Einschränkungen aus meiner Sicht zumindest fragwürdig. Junge Spieler, die mit einem System konfrontiert sind, das die meisten nicht oder nur in Ansätzen kennen (weil es in ihren jeweiligen Vereinen so nicht gespielt wird), können eben keine stabile Abwehr auf Knopfdruck hinstellen. Warum da dann noch Hintz und Kuntz und deren Nachbarn getestet wurden anstatt mal Nägel mit Köpfen zu machen und einer Formation die Chance geben sich einzuspielen kann wohl nur Grinsi erklären.
Aber auch im Mittelfeld gabs keine Kontinuität bis auf Ballack. Mal mit Schweinsteiger, mal mit Deisler (und jetzt leider ganz ohne
), mal mit Schneider, mal mit Borowski, ...
Wie gesagt - über das sportliche Konzept von Klinsmann mag man geteilter Meinung sein. Ich hatte eigentlich vor, ihm die Chance zu geben sein "Werk" bei der WM richtig zu zeigen. Aber die Sache mit Kahn und mein Eindruck davon, hat mich endgültig zu einem entschiedenen Gegner Grinsis werden lassen. Ich hoffe ernsthaft, daß die NM die Vorrunde nicht übersteht und der schwäbische Bäckerlehrling wieder über den Teich getreten wird. Und wer weiß - vielleicht bricht so eine "Katastrophe" ja auch den Kalk in der DFB-Führungsetage auf und ein paar andere kommen mal zum Zuge.