„Wenn man 4:0 in Dortmund verliert dann ist das erstmal schlecht.“
Erinnern wir uns zurück an den Mai 2007, die wohl schönste Zeit die ich persönlich mit dem „Club“ verbinde. Bisher zog sich nämlich eine negative Konstante wie ein roter Faden durch mein Leben und das ist der 1.FC Nürnberg. Seit ich damals 1988 mit meinem Großvater das erste Heimspiel besuchte bis heute, dazwischen liegen 21 Jahre!!!
Von diesen 21 Jahren lassen sich mehrere Spielzeiten und Ereignisse besonders hervorheben. Zum Beispiel das „Phantomtor“ 1994, die Saison 1996/97 als man ein Jahr Regionalliga erdulden musste oder das dramatische Finale 1998/99 wo man sich schon gerettet glaubte um in letzter Sekunde doch noch den Gang in die 2. Liga antreten musste. Aber ein Ereignis wird die Gezeiten überdauern und das war die Saison 2006/2007 mit dem Pokalfinale in Berlin.
Der Bann schien gebrochen, die dunklen Jahre vergangen und vergessen, der rote Faden war durchschnitten, der Club war wieder wer. Davor noch eine Mischung aus ruhmreichen Traditionsclub und Skandalverein, jetzt deutscher Pokalsieger, Tabellensechster, UEFA-Cup Teilnehmer und Derbysieger. Als Clubfan war es schwer mit so viel positiven umzugehen, war man es doch gewohnt sich vor dem Abstieg zu retten oder (mal wieder) den Rasen nach einem Aufstieg zu stürmen. Jetzt sonnte man sich im Licht einer rosigen Zukunft.
Heute sitze ich hier und schreibe diese Zeilen und alles geht wieder seinen, wohl vom Fußballgott vorgegebenen, „normalen“ Gang. Wir haben inzwischen wieder einen Abstieg hinter uns und eine Saison die man getrost zu den oben genannten hinzuzählen kann, inklusive „Platzsturm“ beim Aufstieg dieses Jahr. Doch dieses Mal ist etwas anders, eine kleine aber feine Veränderung die ich ebenfalls so nicht für möglich hielt:
Emotionslosigkeit
Als Fan dieses Vereins war man es gewohnt mit Niederlagen umzugehen, mit Demütigungen, Negativrekorden und Fehlentscheidungen. Doch hat man stets die „Fahne in den Wind“ gehalten und dem Club die Daumen gedrückt, gehofft, gezittert und wenn auch selten gejubelt. Doch im Jahr 2009 ist alles anders.
Der Club hat gerade 4:0 in Dortmund verloren, an sich nichts ungewöhnliches nach den bisherigen Saisonleistungen. Doch habe ich mich, wie schon so oft in den letzten zwei Jahren, dabei erwischt wie sehr mir diese 4 Gegentore, der Spott der BVB Fans oder das katastrophale Spiel unserer Elf sprichwörtlich am Arsch vorbei geht. Habe ich in meinen 21 Jahren als Fan schon so viel gesehen und erlebt dass ich dermaßen abgestumpft bin?
Doch nicht nur ich empfinde das so, anscheinend hat dieser Affekt die ganze Mannschaft inklusive Trainer, Manager, Vorstand und Präsident befallen. Anders kann ich mir das was ich mir jedes Wochenende antue nicht mehr erklären. Hier wird in aller Ruhe mit angesehen wie der Verein sich selbst zu Grabe trägt und die Verantwortlichen kümmert es nicht.
Nach außen hin wird immer von Trotzreaktionen gesprochen, von gutem Training, das es in der Mannschaft stimmt und das sie es doch eigentlich besser kann. Nur frage ich mich wieso man dann eine Woche später, nachdem man wieder einmal desolat gespielt und verloren hat, davon spricht dass man mit Mannschaften wie Dortmund, Hoffenheim oder Leverkusen nicht auf Augenhöhe konkurrieren kann. Man hat ja schließlich vor der Saison nicht das Blaue vom Himmel versprochen sondern als Ziel Platz 15 ausgegeben.
Wenn man allerdings gegen Mannschaften wie Hannover, Bochum oder Freiburg ebenfalls nicht punktet (und das ZUHAUSE!) dann sollte man sich langsam aber sicher anfangen Gedanken zu machen. Nicht so beim 1.FCN, denn schließlich hat man ja aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und will dieses Mal alles anders machen. Meiner Meinung nach verlieren die Verantwortlichen langsam aber sicher den Bezug zur Realität!
Es wird nach Auflösungserscheinungen wie im Spiel beim BVB immer noch schöngeredet und das positive mitgenommen. Zusätzlich wird dann noch dem Gegner zum verdienten Sieg gratuliert um die Fans nach der eh schon schmachvollen Niederlage noch ein wenig mehr vor den Kopf zu stoßen. Erinnerungen an 2008 werden da wach, denn auch damals wurden bis zum bitteren Ende mit leeren Phrasen um sich geworfen und die falschen Entscheidungen getroffen.
Ähnliches passiert auch gerade in Stuttgart. Eine Handschrift des Trainers ist nicht erkennbar, kein Konzept, keine Taktik, keine Einstellung. Jetzt da die Projekte Oenning/Bader und Babbel/Heldt als gescheitert angesehen werden müssten und die üblichen Mechanismen greifen sollten passiert garnichts. Stattdessen wird, wie in Stuttgart, noch bis zur Winterpause gewartet oder noch schlimmer, wie in Nürnberg, resigniert und unendliches Vertrauen in einen Trainer (Manager) gelegt der nichts vorzuweisen hat.
Seit gut 2 Jahren wird immer davon gepredigt welch großartigen Job Oenning in Nürnberg leistet. Von Trainerkollegen und Verantwortlichen anderer Vereine gibt es Lob von allen Seiten für die tolle Arbeit die man anscheinend nur sehen kann wenn man ganz genau hinsieht oder ein Insider ist. Mir blieb diese Ansicht leider bisher verwehrt. Zum Beispiel erschließt sich für jemanden wie mich, der selbst 8 Jahre Vereinsfußball gespielt hat nicht wie man einen Mann wie Christian Eigler, nach wiederholten schlechten Leistungen immer wieder in die Startelf stellen kann. Es gibt viele Trainingsweltmeister, aber wichtig ist immer noch auf dem Platz. Natürlich muss Herr Oenning mit dem Material auskommen das er zur Verfügung hat, doch selbst jedem C-Jugend Spieler sind Begriffe wie beißen, rennen und kämpfen ein Begriff. Es fehlt an der nötigen Einstellung!
Hinzu kommt noch das von den Millionen aus Transfererlösen sowie Pokal –und UEFA Cup nichts übrig blieb als ein neuer Schuldenberg von über 5 Millionen Euro. Und somit werden mögliche Verstärkungen in der Winterpause so gut wie unmöglich. Ein Teufelskreis der zwangsläufig in einer Sache enden wird:
Dem Abstieg 2010 und einem verschwinden in den Niederungen der 2. Liga.
Hoffnungsvolle Talente wie Maroh, Frantz oder Diekmeier sind dann weg. Publikumslieblinge und Identifikationsfiguren wie Pinola oder Wolf sind dann weg. Aufstrebende Sturmhoffnungen wie Albert Bunjaku sind dann weg. Hinzu kommt noch das die Zuschauerzahlen sowie die dazugehörigen Dauerkarten drastisch sinken werden, es wird noch weniger Geld zur Verfügung stehen und somit die Schulden in die Höhe treiben. Es wird kein Geld für Neuverpflichtungen da sein und wir werden eine lange Phase der Bedeutungslosigkeit erleben dürfen, ähnlich wie der ungeliebte Nachbar aus Fürth.
Der Club trudelt einer langen Depression entgegen und wie schon im Spiel gegen Freiburg, bei dem mir nach dem 0:1 schon klar war das das Spiel verloren geht, weiß ich schon jetzt das ich es mehr oder weniger Emotionslos ertragen werde.