Machtprobe mit Werder! Diego reist ab
Bremen - Diego wird nun doch zu den Olympischen Spielen nach Peking fliegen.
"Ich fliege nun nach Paris zum Treffpunkt, ich muss da hin", sagte Diego nach einer Gesprächsrunde mit Klaus Allofs, Diegos Vater Djair und Berater Leo Scheikman.
Pikant: In einem 90-minütigen Gespräch kamen beide Parteien nicht zu einer Einigung.
Es droht weiterer Zoff: Als Folge dieses Gesprächs wird Werder Bremen den Internationalen Sportgerichtshof CAS anrufen und auf eine schnelle Klärung der Sachlage drängen.
Akzeptanz des CAS-Urteils
"Das ist für alle Seiten die beste Lösung, um Klarheit zu schaffen. So ein Eiertanz darf nicht wieder vorkommen", sagte Werder-Sportdirektor Klaus Allofs.
Sowohl Diego als auch die Geschäftsführung von Werder Bremen erklärten, sich dem Schiedsspruch dieser Instanz zu unterwerfen. Diegos Reise zum Treffpunkt der brasilianischen Olympia-Auswahl erfolgt ohne Zustimmung des Vereins
Werder müsse sich nach Aussage der Diego-Seite nun um eine schriftliche Bestätigung der Fifa bemühen, wonach keine Freistellungspflicht für das Olympische Turnier bestehe.
Kehrt Diego noch zurück?
Bringt der Verein einen entsprechenden Brief vor, würde der Spieler nach Bremen zurückkehren. Das bestätigte Werders Geschäftsführung inzwischen gegenüber dem "kicker".
Ob Diego und sein Landsmann Rafinha (Schalke 04) heute mit an Bord sitzen, wenn die Selecao nach Peking Singapur abhebt, ist also weiterhin offen.
Wirbel um Rafinha
Auch Rafinha sorgt weiter für Wirbel. "Er hat mit Schalke 04 einen Vertragsbruch begangen, und es widerspricht der olympischen Charta, dass solch ein Spieler bei den Spielen antreten darf", sagte Schalke-Manager Andreas Müller im Trainingslager in Stegersbach.
Die "Königsblauen" setzten dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) inzwischen eine Frist. Der Klub sandte am Dienstag eine Aufforderung an das IOC, den brasilianischen Fußball-Verband (CBF) und das nationale brasilianische Olympia-Komitee, spätestens bis Mittwoch 12 Uhr eine "Klärung des Spielerstatus" herbeizuführen.
Gang zum CAS
Sollte bis zum Fristablauf keine Reaktion erfolgen, will Schalke den Fall der FIfa übergeben, verbunden mit der Bitte, den CAS einzuschalten.
"Falls unserem Wunsch nicht entsprochen wird, werden wir vor dem Internationalen Sportgerichtshof eine Klage einreichen", erklärte Müller.
Der S04-Manager hat sich mit dem DFB in Person von Präsident Dr. Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach abgestimmt, um "rechtlich auf der sicheren Seite zu sein".
25.000 Euro Strafe pro Tag?
Auch Rafinha selbst, der am Montag eigenmächtig auf die Anreise ins Schalker Trainingslager verzichtet hatte und sich am Dienstag zum Olympia-Treffpunkt der Selecao in Paris begeben wollte, wurde mit den möglichen Konsequenzen seines Verhaltens konfrontiert.
In einem Schreiben klärte ihn der Verein über die Strafe bei Vertragsbruch auf. Spekulationen zufolge soll sie bei 25.000 Euro pro Tag liegen.
Hoffnung auf Sinneswandel
"Wir hoffen, dass bei Rafinha nun ein Sinneswandel einkehrt", meinte Müller und ließ dem Profi ein Hintertürchen zur Versöhnung offen.
"Falls er am Mittwoch oder Donnerstag im Trainingslager auftaucht, wird es keine weiteren Konsequenzen geben. Ich kann ja verstehen, dass ein junger Fußballer unbedingt bei Olympia dabei sein will, doch die Interessen des Vereins stehen nun einmal im Vordergrund."
Zähes Ringen
Auch das Ringen um Diegos Olympia-Teilnahme bleibt zäh.
Den offiziellen Fototermin im Weserstadion nahm der 23-Jährige am Dienstagmorgen noch wahr, danach absolvierten seine Kollegen eine Trainingseinheit, der Mittelfeldspieler begab sich zum "Krisen-Gipfel".
Dort verdeutlichten beide Parteien noch einmal ihre Standpunkte.
Berater erhöht den Druck
Während sich Werder nach Rücksprache mit dem DFB und der DFL nicht verpflichtet gesehen hatte, seinen Schlüsselspieler abzustellen, hatte der Profi weiter auf die Teilnahme an den Sommerspielen gehofft. Offenbar mit Recht.
In der Zwischenzeit hatte sich auch Spielerberater Leonardo Scheinkman zu Wort gemeldet. Auf einer brasilianischen Internetseite hatte er zuvor den Druck auf den Spieler erhöht: "Diego wurde berufen, wenn er nicht hingeht, wird er nie mehr zur Selecao eingeladen."
Vertragsverlängerung als Gegenleistung?
Jetzt darf er wohl nach Peking - und wird Werder in der Vorbereitung und bei den ersten drei Saisonspielen fehlen.
Gut möglich, dass Sportdirektor Klaus Allofs die Freigabe für den Schlüsselspieler deshalb an eine Gegenleistung geknüpft hat. Das könnte wiederum eine vorzeitige Vertragsverlängerung Diegos sein.
Dessen Kontrakt läuft derzeit bis 2011, eine Erweiterung um ein Spieljahr wäre aus Sicht des Beraters denkbar.
Kompany darf nach Peking
Dass eine gütliche Einigung möglich ist, zeigt der Fall des HSV-Profis Vincent Kompany.
"Wir haben einen Kompromiss gefunden und konnten somit dem Wunsch unseres Spielers entsprechen", sagte der Vorstandvorsitzende des HSV, Bernd Hoffmann.
Kompany wird mit Belgien in Peking die beiden Vorrundenspiele gegen Brasilien (7. August) und China (10. August) absolvieren und dann nach Hamburg zurückkehren.
Daniel Rathjen