(Jedi / Cheetah)
- Glee Anselm – Sabilon – Camp der Nautolaner – Mit Cheetah, Amber-Rose, Ullm Bato, drei Nautolaner -
"Selbstverständlich sollen die Bedingungen für beide Völker gleich sein."
Glenns betont ruhige Stimme ließ nur jemanden, der ihn gut kannte, erkennen, dass er allmählich das Ende seiner Überredungskünste erreicht hatte. Die ihm gegenüber sitzenden Nautolaner hatten während des bisherigen Gesprächsverlaufs immer wieder grimmige Bilcke untereinander getauscht. Im Gegensatz zu dem Jedi-Ritter hatten sie sehr vehement und aufbrausend in ihren Ausführungen geklungen. Cheetah hatte sich weitestgehend zurück gehalten. Wofür hatten sie Glenn? Er war selbst Nautolaner, kannte deren Mentalität und war daher am besten dafür geeignet, mit seinesgleiches zu kommunizieren und da die Unterhaltung trotz alledem in Basic geführt wurde konnten auch Cheetah und Amber-Rose sie problemlos verfolgen. Die Cathar warf einen Blick nach links, wo die junge Padawan auf ihrem Stuhl hockte und damit beschäftigt war, das Papier, in das ihr Ceralienriegel eingewickelt gewesen war, zu einem möglichst kleinen Quadrat zu falten. Amber-Rose mochte die Sprache, in der gesprochen wurde verstehen, doch das bedeutete noch lange nicht, dass sie auch zuhörte.
"Und genau das verlangen wir."
Einer der Nautolaner, seinen Namen hatte sich Cheetah nicht länger als fünf Sekunden merken können, starrte Glenn unentwegt an. Sein Gesicht wirkte maskenhaft und Cheetah konnte keine Regung darauf wahrnehmen geschweigedenn bestimmten Gefühlen zuordnen. Diese spürte sie viel mehr unter der Oberfläche, gestützt durch die Macht, die sich sensibel über alle Anwesenden in dem schmucklosen Raum gelegt hatte.
"Die Anselmi beanspruchen alles Land für sich und trotzdem sind wir die Bösen! Ständig hören wir, dass wir unter Wasser mehr Platz zur Verfügung haben als wir benötigen. Wir sind Nautolaner, wir können doch unter Wasser leben!"
Nun wurde es noch lauter als zuvor. Trotz einiger rauer Worte war die Diskussion bisher trotzdem alles in allem recht zivilisiert abgelaufen. Die Art, wie die Tentakel der gegnerischen Gruppierung nervös hin und her zuckten, verhieß jedoch nichts Gutes.
"Aber wir haben es satt dies zu hören!"
Krachend fuhr eine fest zusammen geballte Faust auf den Tisch nieder. Allmählich zeigte sich das Temperament, das die Nautolaner dazu gebracht hatte, zwei dutzend Anselmi zu entführen um zusätzliche Landstriche aus deren Besitz zu erpressen. Aber warum? Der wütende Nichtmensch hatte exakt das ausgesprochen, was Cheetah gedacht und sich insgeheim bereits gefragt hatte: warum waren die Nautolaner so erpicht darauf an Land zu leben, wenn ihr natürlicher Lebensraum doch das Wasser war und es davon mehr als genug auf Glee Anselm gab? Warum mussten sie den Anselmi auch noch die letzten Flecken Land weg nehmen? Cheetahs sah auf und ihre und Glenns Blicke trafen sich.
"Warum?"
Fragte sie und hätte sie die Mimik der Nautolaner besser lesen können, hätte sie die Überraschung auf dem Gesicht ihrer Kontrahenten erkennen können.
"Warum? Warum was?"
Hallte es zurück.
"Warum wollt ihr an Land leben?"
Cheetah bemühte sich um einen ebenso ruhigen Tonfall wie Glenn ihn benutzt hatte.
"Weil wir es möchten!!"
Die Antwort donnerte durch die ganze Hütte und neben ihr zuckte Amber-Rose erschrocken zusammen. Cheetahs katzenhafte Augen wurden schmal.
"Und die Anselmi?"
Fragte sie zurück.
"Was sie wollen ist bedeutungslos?"
"Die Anselmi haben seit jeher alles Land für sich beansprucht. Es wird Zeit, dass sie beginnen zu teilen!"
"Aber das tun sie doch bereits. Die Nautolaner bewohnen längst viel mehr Landfläche als die..."
"Weil unsere Stämme größer sind und wir mehr Platz benötigen!"
Frustriert schüttelte Cheetah den Kopf. Das machte keinen Sinn. Die Wasserlandschaften waren schier endlos und hier stritt man um ein paar wenige Inseln und Landmassen! Sie wechselte einen Blick mit Glenn. Die Diskussion drehte sich Kreis und eine Einigung war nicht zu erkennen.
"Wir Nautolaner wollen den gleichen Landanteil zur Verfügung wie die Anselmi. Das ist Gleichberechtigung... Meister Jedi."
Der herablassende Unterton in der Stimme seines Gegenübers entging auch Glenn ganz sicherlich nicht. Dem fremden Nautolaner gefiel es nicht, dass sich einer seines eigenen Volkes gegen ihn stellte und das auch noch mit der Unterstützung des Jedi-Ordens im Rücken.
"Das verstehe ich gut."
Glenn legte Wert darauf, seinem Gesprächspartner immer das Gefühl zu geben, dass er grundsätzlich verstand und mit ihm überein stimmte. Besonders weit kam er heute leider nicht mit dieser Methode.
"Doch kann ein solcher Wunsch nicht durch Gewalt oder Entführungen geäußert werden."
"In diesem Fall schon."
Konterte der Anführer der Nautolaner-Gruppe.
"Wenn wir auf anderem Wege nichts erreichen können, ist das der einzige Weg, der noch bleibt. Ihr habt uns gefragt, warum wir nicht im Wasser leben. Das ist, was jeder von uns erwartet. Aber ist es auch das, was wir noch wollen? Ist die Galaxis nicht ständig im Wandel? Auch wir Nautolaner verändern uns. Ihr, Meister Jedi, solltet dies am besten wissen! Natürlich leben große Teile unseres Volkes noch immer in den weiten Seen der Meere, doch viele von uns bevorzugen inzwischen das Land. Wir leben in ständiger Weiterentwicklung. Wir wollen nicht zurück ins Wasser und wir werden nicht zurück gehen!"
"Das verstehe ich."
Sagte Glenn wieder und klang mehr als aufrichtig. Wie hätte er es auch nicht verstehen können? Er, der ebenfalls Nautolaner war, hatte sich, als er ein Jedi wurde, schließlich ebenfalls entschieden, an Land zu leben.
"Darum bin ich hier, damit wir gemeinsam eine Lösung und einen Kompromiss finden können. Einen friedlichen Kompromiss. Gewalt ist keine Lösung."
Noch längst nicht überzeugt verschränkte der Wortführer der Nautolaner-Gruppe seine Arme vor der Brust.
"Warum nicht?"
Fragte er scharf. Glenn Alun Rui antwortete nicht und für einen Moment herrschte Stille zwischen allen Anwesenden. Cheetah lauschte auf sich selbst und konnte das Geräusch ihrer eigenen Atembewegungen hören. Alle Blicke schienen auf Glenn zu liegen, doch statt zu antworten, wandte dieser seinen Kopf in Richtung seiner Padawan.
"Amber-Rose?"
Fragte er und sein Tonfall klang, als erwartete er von seiner Padawan, eine Antwort auf diese Frage zu geben. Cheetahs Blick schoss hinüber zu ihrer Linken, wo ein kleines Mädchen sich zwar in Ruhe und Geduld geübt hatte, der politischen Diskussion, die ebenfalls Inhalt ihrer Ausbildung war, jedoch keine fünf Minuten lang gefolgt war. Amber-Rose ließ die Hände sinken und das zu einem schiefen Quadrat zusammen gefaltene Stück Papier fiel in ihren Schoß.
"Weil Gewalt immer zu Krieg führt, Meister."
Sagte sie mit klarer, heller Stimme, fast so als antwortete sie auf eine Frage, deren Inhalt sie in der Schule auswendig gelernt hatte, während gleichzeitig in ihren großen Augen eine tiefe Wahrheit lag, die die Selbstverständlichkeit ihrer Worte spiegelte.
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