Es ist ja ein allgemeiner; immer wieder erhobener Vorwurf, dass Anakins Wandlung am Ende von Episode III zu schnell und überhastet von statten ging. Dabei wird aber oft vergessen, dass Anakin zu Beginn des Films, durch den Mord an den Sandleuten und seiner heimlichen Heirat, längst ein Doppelleben führte, was sein Leben als unbescholtener Jedi praktisch unterhöhlte. Er agierte immer noch als Held, das stimmt, das wollte er selbst ja auch sein, so sah er sich.
Aber, unter der Oberfläche hatten längst seine inneren Dämonen das Ruder übernommen, aus den zahlreichen Gründen, welche ich in Meinem letzten Post ja schon genannt hatte. Wenn ein Schulattentäter, auf dem Weg zu seiner Bluttat, seine Nachbarin freundlich grüßt, und dann fünf Minuten später seine Klassenkameraden abschlachtet, bedeutet das ja auch nicht, dass hier eine superschnelle Wandlung vom netten Nachbarn zum Mörder stattgefunden hat. Man kann in Menschen nun mal nicht reingucken.
Im letzten Gespräch, das Anakin mit Obi Wan führte, als Beide noch auf der gleichen Seite standen, geht er sehr höflich und respektvoll mit diesem um und entschuldigt sich für seinem Ausbruch vor dem Jedi-Rat. Dennoch merkt man ihm an, dass er sich längst sehr weit von seinem Meister entfernt hat und seine eigenen Pläne verfolgt.
Sein Geist war verwirrt, was seine Wahrnehmung trübte, das spricht Mace Windu später auch genau so aus. Das ging, an diesem Punkt, über "dunkle Anzeichen" schon weit hinaus.
Anakin sagt nicht, dass er innerlich zerrissen ist, aber Lucas zeigt uns, dass es so ist und wie es dazu kam.
In der zweiten Hälfte von E III steht Anakin am Scheideweg und entschließt sich aus Eigennutz den Verlockungen der dunklen Seite nachzugeben.
Solch eine Entscheidung dauert nun mal nur eine Sekunde, das heißt nicht, dass der Weg dorthin "zu schnell" verlaufen ist.
Palpatine sagt, dass er sein Schicksal erfüllt und er glaubt es ihm (es stimmt ja auch). Er schließt sich sehenden Auges einem Sith-Lord an und ist sich bewusst, dass er alle Konsequenzen, die dieser drastische Schritt, den er aus Selbstsucht ging mit sich bringt, tragen muss.
Da wäre es doch schon ziemlich albern gewesen, wenn er gesagt hätte: "Was? Nein, wenn es um kleine Kinder geht, dann bin ich raus!"
In seinem Innersten weiß er natürlich, dass er einen schrecklichen Fehler gemacht hat, daher die Tränen auf Mustafar und deshalb kann er gegenüber Padmè auch nicht zugeben, dass er Jünglinge getötet hat. Aber er glaubt, dass es für ihn nach diesem Schritt kein Zurück mehr gibt, deshalb flüchtet er sich in Selbstbetrug, deshalb redet er sich ein, dass die Jedi "das Böse" verkörpern und er lediglich die Treue zur Republik hält.
So kann er als mächtiger Darth Vader weiterexistieren und Schrecken in der Galaxis verbreiten anstatt an seinen eigenen Taten zu zerbrechen.
Den letzen guten Funken in ihm gibt es aber immer noch, was durch seinen Sohnemann zum Happy End in E VI führt.