[Weltraum um Kuat, Orbitalstation Fünf, Büro des imperialen Hafenadmirals]- Rear Admiral Kohaku und Vice Admiral Elysa Nerethin
„Danke, dass sie so schnell Zeit gefunden haben, Admiral Nerethin.“ Begrüßte der ergraute Flottenoffizier Elysa, bevor er ihr durch eine einladende Geste einen Platz zum Sitzen anbot. Dass sein aufmerksamer Blick dabei einen Moment lang an ihrem Lichtschwert verweilte, nahm die Corellianerin beiläufig war. Immerhin war dies in der Regel das übliche Verhalten auf ihr Erscheinungsbild, etwas das sie keiner bewussten Wahrnehmung würdigte.
„Es klang dringlich, wie kann ich ihnen weiterhelfen, Admiral?“ erkundigte sie sich höflich, wohl wissend, dass Kohaku auf eben dies wartete, immerhin hatte sie einen höheren Rang inne, auch wenn sie über praktisch keine Befugnisse ihm gegenüber verfügte. Kuat, beziehungsweise die Hafenanlagen waren sein Aufgabengebiet, nicht ihres. Als Reaktion legte der ergraute Offizier die Fingerkuppen aneinander und beobachtete sie kurz nachdenklich, beinahe so als überlegte er, ob er was auch immer er sagen wollte ihr wirklich anvertrauen wollte. Doch wen dem nicht der Fall gewesen wäre, hätte er sie niemals hergebeten, ein Umstand der Elysa nur allzu bewusst war. All dies diente nur, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen, vermutlich hoffte Kohaku etwas in ihr lesen zu können. Die leichten Schwingungen der Frustration und Besorgnis welche von ihm ausgingen, verrieten ihr, dass sie ihm ein Buch mit sieben Siegeln war.
Der Admiral holte noch einmal kurz Luft und setzte zum Sprechen an: „Nach der Schlacht von Bastion sind viele Schiffe hier eingetroffen und es gab teils unterschiedliche Versionen über den Verlauf der Schlacht. Erst Commodore Kratas konnte eine eindeutige Erläuterung abgeben, der ich bereit war zu glauben – sie wissen schon – all die Schiffe hätten ebenso gut teil einer Täuschung eines aus dem Bürgerkrieg emporgestiegenen Warlords sein und Kuat wäre ein nur allzu lohnender Preis gewesen." Elysa nickte behutsam. „Commodore Kratas hatte von mir den Befehl erhalten die Überreste der Leviathan hierher zu bringen, da Fondor zum damals gegenwärtigen Zeitpunkt nicht die nötigen Kapazitäten gehabt hätte. Aber ich vermute nicht, dass sie mich deshalb sprechen wollten?“
„Nein, da haben sie Recht, es geht eigentlich um Commodore Kratas. Wenn meine Informationen über sie korrekt sind, ist sie so etwas wie eine Protegé für sie, deshalb wollte ich sie sprechen.“ Er verharrte kurz und presste nachdenklich die Lippen aufeinander. „Sehen sie Admiral, Commodore Kratas unterrichtete mich, dass sie Befehle von Admiral Cornell hatte, hier ein neues Schiff zu übernehmen, auch wenn ich meine aufrichtigen Zweifel an dieser Äußerung hatte. Da die Kommunikationslage damals instabil war, konnten wir diese Befehle nicht gegenprüfen und ich entschied mich gegen besseres Wissen ihr ein Schiff zu übergeben. Kratas Wahl fiel auf die frisch in Dienst gestellte Corona-Fregatte Viper, ihre CO Captain Asakawa erhielt schließlich das Kommando über das Schiff und auch dem Kontingent Spezialeinheiten, welche der Fregatte zugeteilt waren. Ich befürchte, ich warte immer noch auf einen entsprechenden Befehl durch Admiral Cornell, der diese Beschlagnahmung eines imperialen Schiffs rechtfertigt.“ Mit diesen Worten lehnte sich Kohaku ein wenig zurück.
„Ich verstehe…“ Alynn hatte es geschafft dem Admiral ein Schiff abzuringen, unter Vorgabe falscher Befehle. Man konnte von Enteignung imperialen Kriegsmaterial und Truppen sprechen, was definitiv Material für ein Kriegsgericht war. „…ich denke ich verfüge über die nötigen Befugnisse, diese Überstellung der Viper zu autorisieren. Ich vertraue darauf, dass Commodore Kratas ausgezeichnete Gründe hatte, dies so zu veranlassen.“ Auch wenn es ein persönliches Gespräches benötigen würde, um eben diese zu erörtern. Elysa hoffte nur, dass Alynn nichts Radikales unternommen hatte und beispielsweise anfing eigenmächtig republikanische oder gar neutrale Welten zu überfallen. Aber sie hatte keinen Zwist über ihre Stellung bei Alynn gespürt und die Rothaarige würde sich nicht einfach so vom Imperium lossagen. Nein, beschloss die ehemalige Jedi – Alynn hatte bei irgendetwas dringenden Handlungsbedarf gesehen, und aufgrund dieser Schlussfolgerung die notwendigen Schritte unternommen.
„Fantastisch, damit sollten sich mögliche Probleme für meine Person, als auch Commodore Kratas aus dem Weg räumen lassen. Nun wo sie mir einen Gefallen getan haben, möchte ich mich auch erkenntlich zeigen.“ Genau genommen hatte Kohaku drei Personen einen Gefallen getan, Alynn, Elysa und sich selbst, aber er schien in der Tat aufrichtig erleichtert zu sein und seine Stimmung schwang um in gut gelaunt. „Die Avenger hat noch immer keinen Captain, wenn ich die Berichte richtig interpretiere, haben sie zwar einen fähigen ersten Offizier, aber wenn ich ehrlich sein darf, scheint er seinen Kopf manchmal in den Wolken zu haben. Wie es der Zufall so will, kenne ich einen ausgezeichneten Kommandanten, ich bin mir sicher, dass Commodore Soran ihnen dies bestätigen kann.“ Elysa bekam immer mehr den Eindruck, dass der Admiral seine Hausaufgaben sehr gut gemacht hatte, er manövrierte sie nach und nach in die Richtung, in die er sie haben wollte. Er hatte ihr einen Gefallen getan, indem er möglichen Schaden, der auch auf sie zurückfallen konnte, von Alynn bewahrt und durch sie selbst entledigt hatte. Nun würde er etwas von ihr verlangen und lies es so klingen, als würde er ihr einen Gefallen tun. In jedem Falle, würde er einen besseren Eindruck von ihr erlangen.
„Line Captain Benedict Shepard.“ Eröffnete er schließlich, nachdem er kurz gewartet hatte, ob sie selbst Einwände erheben wollte. „Ein guter Freund meinerseits, wie es scheint hat der Geheimdienst ihn als nicht ganz unbedenklich eingestuft und im Moment verbringt er seine Zeit in Einzelhaft, bis man entschieden hat, wie man mit ihm weiterhin verfahren wird. Ich bin mir sicher, dass ein Mitglied des imperialen Oberkommandos seine Freiheit erwirken und sich selbst dadurch einen erfahrenen Kommandanten und dessen Loyalität sichern kann.“ ‚Und sie können jeden auf ihrer Seite gebrauchen, den sie kriegen können.’ Führte Elysa den unausgesprochenen Satz in ihren Gedanken weiter. Des Weiteren würde auch Kohaku – ihr gegenüber zumindest freundlich gestimmt sein. Der große Gewinner des Tages würde dennoch der Hafenadmiral sein, egal ob etwas davon aufflog, er war aus der Schusslinie, da sie selbst für Beides persönlich die Verantwortung übernehmen würde. Die Offizierin hätte abgelehnt, wenn sie auch nur den Hauch Unehrlichkeit, durch die Macht, oder ihrer Menschenkenntnis bei Kohaku zu erspüren drohte. Aber zu ihrer wohlwollenden Verwunderung, war dies schlichtweg nicht der Fall. Der Admiral versuchte tatsächlich einen seiner alten Freunde zu schützen und hatte ihr bereits im Vorfeld einen Gefallen getan. Elysa würde in jedem Fall noch mit Soran sprechen, und wenn seine Meinung über Shepard positiv ausfiel, würde sie ihn aus seiner misslichen Lage erlösen.
„Ich kann nichts versprechen, aber ich werde sehen, was ich tun kann.“ Mit einem Schmunzeln – da sie die Antwort eigentlich schon kannte, fragte Elysa: „Sie haben nicht zufällig die Akten zu Line Captain Shepard griffbereit?“ Das verschmitzte Lächeln Kohaku und der beinahe einstudiert wirkende Griff zur Schublade beantwortete dies wortlos. Auch wenn der Admiral an den Schreibtisch gefesselt war, so durfte man nicht den Fehler machen und ihn unterschätzen. Alynn musste ihn ohne Zweifel überrumpelt haben, mit seiner perfekten Vorbereitung auf dieses Gespräch jedoch hatte er ihr selbst im Prinzip keine große Wahl gelassen. Als er die Akten überreichte, schien auch soweit alles besprochen zu sein.
[Weltraum um Kuat, Orbitalstation Fünf, Büro des imperialen Hafenadmirals]- Rear Admiral Kohaku und Vice Admiral Elysa Nerethin