Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt einfach echt Probleme nachzuvollziehen, wie es dazu kommen konnte, dass Ben das getan hat, was er eben getan hat. Bei Anakin war das für mich wesentlich leichter nachzuvollziehen.
Das Warum zu Kylo Ren ist eine Frage die vermutlich leichter zu beantworten ist, als es oberflächlich den Anschein hat. Das einzige was Leute, die Erfahrungen mit oder zu dysfunktionalen Familiensituationen und daraus resultierenden Traumas haben (entweder direkt oder beruflich) eigentlich davon abhält klar dazulegen was mit Ben Solo passiert sein könnte, ist der Umstand, dass man derlei Dinge einfach nicht in der gebotenen Kürze eines Diskussionsforums abhandeln kann.
Es tröpfeln jetzt aber nach und nach doch die Informationen und es verdichten sich gewisse (bisherige) Annahmen auch schon zu Sicherheiten. Zum Beispiel die Idee, dass die Familiensituation zwischen Han und Leia sehr wohl dysfunktional war. Da neigen manche Fans oft dazu gleich den Flamingwerfer auszupacken, weil zwei sich liebende Helden, die ein ganzes Imperium in die Knie gezwungen haben, können ja wohl nicht bei so was "einfachem" wie der Erziehung bruchlanden. Nun, sie habens offenbar doch geschafft.
Es ist jetzt irgendwie auch schon ganz klar, dass die gewichtigen Themen Einsamkeit, Entfremdung, Abwesenheit von Elternteilen und fehlende Rollenbilder, Stellvertretersuche etc. ganz klar einen großen Teil des inneren Antriebs der Hauptprotagonisten darstellt.
Das alles finden wir, in Variationen zu genau diesem Themenkreis, bei Finn, Rey und eben auch bei Kylo Ren.
Denen ist allen irgendwie das gleich passiert, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten in ihrer kindlichen Entwicklung. Das Ergebnis sieht aber (wieder in Variationen zu den jeweiligen Vorgeschichten) für alle gleich aus: Der Verlust von Eltern und Identifikationsbildern hat allen drei Charas den wirklichen Übergang in die Erwachsenenwelt verweigert. Damit will ich nicht sagen, dass sie noch Kinder sind, aber alle drei sind in ihrer Entwicklung zu einem emotional kompetenten Erwachsenen irgendwo stecken geblieben. Bei Rey und Finn kommt das auch ziemlich klar erkennbar heraus. Bei Kylo Ren überdeckt die Gewalt und die Aggression, die er anfangs so eindrucksvoll zeigt, dass er emotional einfach nur schwimmt und eigentlich darum kämpft, den Kopf über Wasser zu halten.
Er ist auch das Beispiel dafür was passiert, wenn bei einem hochbegabten Kind in prägenden Phasen (z.b. der Pubertät) die elterlichen Rollenbilder fehlen und jemand kommt, der Ersatz für das elterliche Versagen bietet (Snoke). Am einfachsten geht das übrigens, wenn ich zugleich noch ein Feindbild für den Menschen aufbaue, den ich manipulieren möchte. Im Fall von Kylo Ren hat es Han Solo getroffen, weil - ich lehne mich da raus, aber für mich ist das klar - Ben Beziehung zu seiner Mutter nicht wirklich belastet war.
Und jetzt hör ich schon wieder auf.
