Lianna – Jedi-Basis – Raum gegenüber Ratssaal – Mit Chesara und Zhaax
Prinzipiell war alles gesagt. Chesara hatte ihren beiden Padawanen ins Gewissen geredet und auch Kaiba hatte seinen Fehler eingesehen. Er stand zu seinen Taten, würde aber nicht sein innerstes Selbst aufgeben, nur um sich so gut wie möglich bei den Jedi anzupassen. Mehr als zu sagen, dass er einen Fehler begannen hatte und sich dafür zu entschuldigen, konnte der Schüler auch nicht machen. Das erste Mal überhaupt hatte ihre Meisterin ihre Familie erwähnt und klang dabei etwas melancholisch. Ein wenig bestürzt stellte sich der junge Mann vor, dass die Rätin sicherlich wenig Zeit hatte um ihre Tochter zu sehen. Wahrscheinlich würde er selbst auch wenig Zeit haben, seinen Onkel und dessen Söhne zu besuchen, wenn er erst ein Jedi-Ritter war, obwohl der Gedanke daran in weitere Ferne gerückt war. Kaiba konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, eigene Padawane auszubilden. War er überhaupt dazu geeinget? Das würde vermutlich nur die Zeit zeigen. Eine Belehrung über die dunke Seite, hatte der Novize erwartet, dennoch hörte er aufmerksam zu und musste einräumen, dass die Jedi recht hatte. Bei der Macht die den erfahrenen Jedi zur Verfügung stand, war es gefährlich, sich zu sehr von seinen Emotionen leiten zu lassen. Aber wie konnte man sich als fühlendes Individuum überhaupt davor schützen, seinen Gefühlen nachzugeben? Sollte ein Jedi nicht auch Mitgefühl kennen? Schließlich waren es nicht nur die negativen Emotionen, die einen zu bestimmten Taten verleiten konnte. War es falsch, seine Aktionen durch Mitgefühl bestimmen zu lassen? Es war wohl am besten, wenn er diese philosophischen Fragen erst stellte, wenn sie ihre Strafarbeit erledigt hatten. Innerlich atmete Kaiba erleichtert aus. Es war weniger schlimm, als erwartet. Einfache Arbeiten hatte er in seinem bisherigen Leben oft genug verrichten müssen. Mit einigen letzten mahnenden Worten, entließ Chesara ihre Schützlinge. Kurz bevor der Ex-Schmuggler durch die Tür trat blieb er stehen und blickte direkt in die blauen Augen der Heilerin.
"Meis... Chesara. Es tut mir leid." , sagte er und verschwand mit Zhaax in Richtung der Gleiter. Die Worten waren ehrlich gemeint und er wollte, dass sie es wusste.
Eine Weile gingen die beiden Jedi in spe nebeneinander her und schwiegen, tief in Gedanken versunken. Zunächst meldeten sie sich in der Waschküche, um sich mit Eimer und Schwamm zu bewaffnen und sich in Richtung des Fuhrparks aufzumachen. In der riesigen garagenartigen Halle, warteten die beiden von Ches erwähnten Gleiter, die in einem recht erbärmlichen Zustand waren: schlammbespritzt, verrostet und dreckig von oben bis unten. Einen Augenblick fragte er sich, ob ihre Meisterin absichtlich behauptet hätte, dass die gespendeten Fahrzeuge nur ein wenig verschmutzt wären, um ihnen noch einmal deutlich zu machen, dass es sich um eine Strafe handelte. Die Arbeit würde länger dauern, als geglaubt, deshalb schmiss Kaiba lustlos seinen Schwamm in den Eimer und klatschte ihn anschließend unausgewrungen an den Gleiter. Missmutig fing er an, den verkrusteten Schlamm abzuwischen.
"Es könnte schlimmer sein." , meinte er halb sarkastisch. "Hoffentlich bekommen die Hörner wenigstens auch ihr fett weg."
Wie Zhaax darüber dachte, konnte sich Kaiba nicht recht ausmalen. Der Twi'lek war sehr einsichtig gewesen, vielleicht war das weiser gewesen, als das Verhalten des ehemaligen Schmugglers. Vermutlich hatte sein neugewonnener Freund und die erfahrene Jedi recht. Es war falsch gewesen und er hatte sich törichterweise von den beiden anderen provozieren lassen. Ein halbunterdrücktes Seufzen entfuhr ihm. Seine Sturheit und seinen Trotz, den er sich in seiner Branche hatte aneignen müssen, war hier an nicht angebracht. Dass musste er noch lernen, aber andererseits war er dafür hier: um zu lernen und erwachsen zu werden. Jeder machte Fehler und jeder Neuankömmling, der nicht von kleinauf bei den Jedi aufgewachsen war, würde sicherlich mal einen emotionalen Fehltritt begehen. Daraus lernte man und er hoffte, dass Ches es genauso sah. Sein Blick fiel auf seinen Kommilitonen und wieder stiegen Schuldgefühle in ihm hoch. Beinahe hatte er auch das Schicksal seines Waffenbruders aufs Spiel gesetzt.
"Ich weiß, du willst es bestimmt nicht hören... aber ich fühle mich schuldig. Dass alles ist meine Schuld. Ich hab dich da mit hineingezogen. In Zukunft muss ich mich einfach zurückhalten. Vielleicht kannst du mir ja dabei helfen. Irgendwie... habe ich ein Talent dafür in Schwierigkeiten zu geraten."
Ihm war wichtig, dass ihre Freundschaft keinen Schaden durch die ganze Sache nahm, denn Zhaax war ihm in kurzer Zeit ein guter Freund geworden, sie verstanden sich großartig und hatten in den meisten Dingen die gleiche Sichtweise. Im Orden voller gelassener, perfekter Jedi war es schön, jemanden zu haben, der noch einigermaßen normal war, dachte er schmunzelnd.
Lianna – Jedi-Basis – Fuhrpark der Basis – Mit Zhaax