- Lianna – Jedi-Basis – Hof –
Chesara sah Arlen hinterher, der für einen Moment, kurz bevor sie sich verabschiedet hatte, etwas deprimiert gewirkt hatte. Das Training hatte ihm gefallen, glaubte sie jedenfalls. Er hatte sich angestrengt und während der Rückfahrt viele Fragen gestellt. Mit einem solchen engagierten Verhalten würde er sicherlich bald einen Meister finden. Sie selbst hatte noch zwei Padawane und konnte keinen dritten dazu nehmen. Sie drehte sich um, löste Niré aus ihrem Sicherheitsgurt vom Rücksitz und hob sie aus dem Gleiter heraus, direkt in EmJays Arm. Während sie selbst das Gespräch mit Rornan suchten wollte, sollte EmJay sich noch ein wenig um Niré kümmern. Er konnte sie beschäftigen, bis es Zeit war für sie ins Bett zu gehen. Zügigen Schrittes betrat Chesara durch eine der hinteren Türen die Jedi-Basis und stieß, wie der Zufall es wollte, sofort auf Rornan. Der Quermianer kam gerade aus der Richtung der Werkstätten.
„Ah, Chesara. Das ging schnell. Wie waren das Training und der Besuch des Geheimdienstagenten?“
“Mehr oder weniger erfolgreich.“
Antwortete sie in Bezug auf das Training.
“Es war jedenfalls eine nette Abwechslung, mal außerhalb der Basis zu trainieren. Ich hatte tatsächlich keine Ahnung, wie es in Lianna City aussieht.“
Chesara lachte.
“Meine Unterredung mit Lieutenant Sheldon war interessant. Der Geheimdienst beabsichtigt ihn, permanent hier auf Lianna zu stationieren, m eine direkten Verbindungsmann zu uns vor Ort zu haben.”
Die beiden Jedi-Räte blieben auf dem Gang stehen.
“Eine engere Zusammenarbeit könnte sich als sehr positiv und zielführend heraus stellen.“
„In der Tat.“
Stimmte Rornan ihr zu.
„Und es hat lange genug gedauert, bis jemand überhaupt auf diese Idee gekommen ist. Aber besser spät als nie, nicht wahr? Du kennst Lt. Sheldon schon länger, richtig? Ist er ein Mann, dem man vertrauen kann?“
Chesara nickte. Ihr Weg hatte sich in den letzten Jahren das eine oder andere Mal mit dem von Cris Sheldon gekreuzt. An seiner Integrität musste niemand zweifeln.
“Absolut.“
Bestätigte sie.
“Er ist einer der aufrichtigsten Männer, die ich kenne. Der Geheimdienst hätte keine bessere Personalentscheidung treffen können, was das angeht, auch wenn die Art der Aufgabe neu für ihn ist. Er war bisher eher einer der ausführenden Agenten im Feld.“
„Ich verstehe. Also bist du der Meinung, dass wir eng mit ihm zusammen arbeiten sollten?“
“Es ist definitiv einen Versuch wert und ich sehe nichts, was dagegen spräche, ihm freien Zugang zur Basis zu verschaffen, wann immer er hier ist. Das würde vieles erleichtern.“
„Mit der Restriktion eines Padawans?“
Schlug Rornan vor.
“Ja, warum nicht?“
„Gut, das sollte genügen. Ich kümmere mich darum, dass die Droiden entsprechend in Kenntnis gesetzt werden und informiere die übrigen Räte entsprechend. Ich denke nicht, dass einer von ihnen sich gegen dieses Experiment aussprechen wird.“
Chesara nickte. Sie erwartete ebenfalls nicht, dass es Probleme geben würde, doch der Vollständigkeit halber hatte sie dieses Thema bei ihren Kollegen ansprechen müssen. In Kürze würde sie Cris ausrichten können, dass von Seiten des Ordens nichts einer Zusammenarbeit im Wege stand.
“Du wolltest mich jedoch noch aus einem anderen Grund sprechen.“
Erinnerte sie Rornan und der Kopf des Quermianers schwenkte auf seinem langen Hals leicht ein wenig und her – abwägend, nachdenklich?
„Ich gehe davon aus, dass du es noch nicht mitbekommen hast, da du mit deinen Padawanen draußen warst: Corellia ist zurück erobert. Wir haben den Sieg erreicht.“
Bescheiden und sachlich trug der Jedi-Rat die Nachricht vor, die große Schlagzeilen wert gewesen wäre. Chesara hatte die aktuellen Holonet-News noch nicht gesehen, doch dort überschlugen sich die Sondersendungen zur Schlacht um Corellia vermutlich förmlich. Sie hatten es also geschafft. Die Republik hatte es geschafft… das Imperium war von einem ihrer wichtigsten Verbündeten vertrieben worden.
“Rornan, das sind wahrlich gute Nachrichten.“
Chesara atmete tief durch.
“Und wir haben lange darum gezittert. Doch vermutlich gibt es auch viele Opfer. Will ich wissen, von wie vielen Toten man spricht?“
Schwerfällig schüttelte Rornan den Kopf.
„Zu viele, fürchte ich. Wie immer.“
Einen Moment lang standen die Ratskollegen stumm beieinander, jeder von ihnen im Begriff, sich darüber klar zu werden, wie viele Leben dieser Krieg wieder einmal gefordert hatte. Manchmal war es schwierig zu erkennen, ob alles, was sie taten, moralisch vertretbar war. Sie alle hatten Leben geopfert, um mehr Leben zu schützen und sie konnten nur hoffen, dass es das Richtige gewesen war. Vorbei war es jedenfalls noch lange nicht. Vorbei würde es erst sein, wenn das Imperium zu Boden gegangen und zerschlagen war.
„Aus diesem Anlass hat man auf Mon Calamari beschlossen, einen Siegesball abzuhalten.“
Fuhr Rornan Elliundi schließlich fort.
„Es soll eine große Veranstaltung werden, den Umständen angemessen.“
“Den Umständen angemessen?“
Chesara schüttelte den Kopf.
“Keine Feier ist angemessen, wenn so viele sterben mussten.“
Erwiderte sie.
„Ich weiß, doch eine solche Feier ist wichtig für die Moral und für die Zusammenarbeit und zwar in diesem Falle nicht nur mit dem Geheimdienst.“
Argumentierte Rornan. Die Jedi-Rätin seufzte. Sie wusste, was er meinte. Der Sieg bei Corellia war ein großes Ereignis und ein großer Erfolg. Diesen entsprechend zu würdigen, trotz der Umstände, setzte ein wichtiges, positives Zeichen in der ganzen Republik.
„Aus diesem Grunde ist es auch wichtig, dass der Orden der Einladung des Kanzlers folgt und wir eine Delegation nach Mon Calamari schicken. Unsere Teilnahme am Siegesball ist wichtig.“
“Weil der Orden eine nicht unwesentliche Rolle in der Befreiung des Planeten gespielt hat.“
Rornan nickte.
„Und wir sollten weder den Kanzler, noch den Senat brüskieren, indem wir uns nicht sehen lassen.“
Das stimmte. Chesara seufzte.
”Lass mich raten, du würdest es für eine gute Idee halten, wenn ich mich freiwillig melde?”
Fragte sie und glaubte, in dem Gesicht des Nichtmenschen so etwas wie Amüsement zu sehen.
„Du hast mich durchschaut. Außerdem würde ich dem Kanzler gerne Padme Masters als Gast melden, nicht zuletzt weil sie persönlich an Corellia beteiligt war.“
“Padme! Weiß man denn schon, wann sie zurück erwartet wird?“
„Ich glaube, sie ist sogar schon zurück.“
Sagte Rornan.
„Jedenfalls, wenn mich meine Augen nicht getäuscht haben.“
“Dann werde ich gehen und sie aufsuchen. Ich habe sie lange nicht mehr gesehen.“
Beschloss Chesara.
“Doch was diesen Ball angeht…“
„Du hast immer gute Kontakte auch außerhalb des Ordens gehabt.“
Erinnerte sie Rornan.
„Es wäre gut, wenn du dich dort sehen lassen würdest.“
“Vielleicht.“
Chesara seufzte wieder einmal.
“Na schön. Ich sehe den Sinn und Zweck dahinter und vielleicht hilft es tatsächlich, einige dieser Kontakte noch einmal aufzufrischen. Es stimmt, der Zusammenarbeit innerhalb der Republik kann dies nur helfen.“
Rornan stimmte ihr zu und versprach, eine Sammelnachricht an alle Jedi zu versenden, um zu ermitteln, wer sich bereit erklärte, der Einladung des Kanzlers zu folgen. Man hatte dem Orden eine bestimmte Anzahl von freien Plätzen in Aussicht gestellt, die sie nach Möglichkeit besetzten sollten. Präsenz in der Öffentlichkeit zu zeigen, gerade wenn sie dazu eingeladen waren, würde sie auch dem Volk noch ein Stück näher bringen. Das wusste vor allem Rornan, der in den letzten Monaten bereits viel daran gesetzt hatte, die Jedi etwas von ihrem unnahbaren, mystischen Image zu befreien. Die beiden Ratskollegen verabschiedeten sich und Chesaras nächste Station war, Padme aufzusuchen, um zu erfahren, wie es ihr ging.. In der Hoffnung, sie über Kom vielleicht zu erreichen, holte sie ihr Komlink hervor, nur um zu sehen, dass die andere Jedi ihr bereits zuvor gekommen war und ihr bereits eine Nachricht geschrieben hatte. Padme bat um ein Treffen im Ratssaal. Chesara runzelte die Stirn. Das waren nicht die unbeschwerten Worte voller Wiedersehensfreude, die sie zu lesen erwartet hatte. War es möglich, dass Padme Probleme oder Sorgen von Corellia mitgebracht hatte? Sie musste gerade eben erst gelandet sein, während Chesara in der Stadt gewesen war, also konnte sie noch nicht viel Zeit gehabt haben, über ein Problem innerhalb der Basis gestolpert zu sein. Um sich selbst ein Bild zu machen und alle Spekulationen im Vorhinein zu vermeiden, beschleunigte Chesara ihre Schritte in Richtung Ratssaal. Dort angekommen öffnete sie die breite Tür, trat in den fast leeren Raum ein und spürte einen Stein der Erleichterung von sich fallen, als sie Padme unversehrt erkannte. Es war lange, ihre letzte Begegnung schien beinahe Ewigkeiten zurück zu liegen doch sie schien gesund.
“Padme!!“
Zuletzt hatten sie sich auf Coruscant gesehen, als sie gemeinsam beschlossen hatten, dort gegen das Imperium aufzubegehren. Welche Ironie, dass sie dem Ziel, das Zentrum der Galaxis noch immer nicht befreit hatten, aber gerade einen Sieg über Corellia feiern konnten. Chesara lächelte ihre Ratskollegin an, doch Padme war nicht alleine. Neben ihr stand eine junge Frau, ein Mädchen fast noch und Chesaras Lächeln erstarb und machte einem Ausdruck von Unglaube und Überraschung platz, als sie sie erkannte. Es war Alisah. Für einen Moment begegnete sie Padmes Blick. Das war also Padmes Problem und ja, sie hatte es tatsächlich mitgebracht, vermutlich direkt von Corellia. Chesara schloss die Tür hinter sich, sodass sie drei alleine waren.
“Seid beide gegrüßt.“
Sagte sie, ihre Stimme ruhig. Hatte sie noch damit gerechnet, dass Alisah jemals ihren Weg zurück finden würde? Sie hatte es zumindest immer gehofft. Gleichzeitig überraschte es sie jedoch, dass sie in Begleitung von Padme hier war. Chesara war nicht klar gewesen, dass die beiden in irgendeiner Verbindung zueinander standen. Nachvollziehbarer wäre es gewesen, hätte sich Alisah bei Adrian gemeldet, mit dem sie auf Malastare noch ihre Kom-Nummer ausgetauscht und sich vorgenommen hatte, mit ihm in Kontakt zu bleiben. Ob sie sich tatsächlich ab und zu geschrieben hatten? Chesara hatte jetzt schon seit einiger Zeit nicht mehr mit Adrian gesprochen.
“Wie geht es euch beiden?“
Sie sah Alisah an.
“Wie geht es vor allem dir, Alisah?“
Das letzte Mal, das sie Adrians Schwester gesehen und mir ihr gesprochen hatte, war ein Tag gewesen, den sie alle sicher mit Freuden aus ihrem Gedächtnis gestrichen hätten, hätten sie gekonnt. Alisah war von der dunklen Seite überrannt gewesen, ohne es zu sehen und Enttäuschung über ihre Familie und Angst um ihre eigene Zukunft hatten sich in Wut verwandelt, die sie an Chesara, Adrian und sogar an Akemi ausgelassen hatte. Alles Reden hatte zu diesem Zeitpunkt nichts geholfen und doch war sie jetzt hier. Chesara war in gebührendem Abstand von den beiden Frauen stehen geblieben. Sie wollte nicht riskieren, dass Alisah sich erneut von ihr bedroht fühlte, obwohl Chesara nie etwas anders getan hatte, als zu versuchen, sie zu beschützen.
- Lianna – Jedi-Basis – Ratssaal – Mit Alisah und Padme –