[Lianna | Lola Curich | Jedibasis] Nen-Axa
Nachdem er sich von Krazark verabschiedet hatte, setzte Nen-Axa sich nochmals mit Yeedle in Verbindung, um mit diesem über Details ihrer Mission zu sprechen. Sie mussten alles erfahren, was es über die verschollene Jediritterin zu wissen gab, und sich zugleich einen Eindruck davon verschaffen können, wie glaubwürdig diese Informationen waren. Der Meister sagte zu, die Daten zur Verfügung zu stellen und sie ihnen am Morgen zu bringen. Dies genügte dem Arconier vollständig und er verlor keine weitere Zeit, nach hause zu kommen. So gerne er sich auch in der Basis aufhielt: Noch viel lieber kam er zu seinen Kindern, und dementsprechend war der Ort an dem sie lebten viel mehr sein Zuhause als die Heim- und Wirkstätte des Ordens.
Als er heimkam, gelang es ihm so schnell, sich vom Ritter in den Familienvater zu verwandeln, wie der graue Mantel abgelegt war. Sonst gehörte es zu den ersten routinemäßigen Handgriffen, sein Lichtschwert kindersicher wegzuschließen, doch da er keines mehr besaß, verlor er damit keine Zeit. Während der Waffenschrank leer blieb, waren Nen-Axa, Noi und Jem sofort in ein Spiel vertieft.
Natürlich erzählte der Arconier auch davon, dass er Lianna und damit auch sie schon wieder verlassen musste, um auf einen anderen Planeten zu fliegen. Diesmal sogar auf die Heimatwelt ihres Volkes. Und sie konnten ihn schon wieder nicht begleiten. Das stimmte sie natürlich traurig und dem kleinen Jem entfuhr ein Kraftausdruck, von dem keiner wusste, wo er ihn wohl aufgeschnappt haben mochte. Aber schon nach kurzer Zeit vergaßen sie die schlechte Nachricht über das Spielen auch wieder. Das war selbstverständlich gut, zugleich bedeutete es für Nen-Axa aber auch einen Stich ins Herz. Es war ihm natürlich lieber, wenn sie keine große Szene machten, wann immer er auf eine Mission gehen musste. Aber noch viel weniger wollte er, dass sie sich irgendwann einfach damit abfanden, dass ihr Vater nicht bei ihnen war; dass sie es als Normalität empfanden. Er wollte nicht zu einem Gast, zu einem Fremden in seiner eigenen Familie werden.
An diesem Abend achtete niemand darauf, dass die beiden Kleinen ihre gewohnten Bettzeiten einhielten. Als sie schließlich doch schlafen gehen mussten, waren beide so müde, dass sie gar nicht mehr versuchten, Widerstand zu leisten. Nen-Axa unterhielt sich noch eine Weile mit Las Eru, dann gingen auch die beiden Erwachsenen in ihre Betten. Der Jedi schlief nicht sogleich ein. Ihn belasteten Sorgen, die er nur schwer in den Griff bekommen konnte. Dabei ging es nicht um die Gefahren und Probleme, die sie im imperialen Raum erwarten würden. Er sorgte sich darum, zuviel vom Leben seiner Kinder zu verpassen vielleicht irgendwann gar kein Teil davon mehr zu sein. Las hatte viel mehr die Vaterrolle inne als er, obwohl der alternde Arconier nicht einmal mit ihnen verwandt war. Nen-Axa war zwar noch immer ihr Papa, aber wie lange noch, bis die Bindung zu dem Mann, der jeden Tag für sie sorgte, für sie da war, ihre Sorgen teilte und ihre Gutenachtgeschichten erzählte, enger wurde als zu ihm? Womöglich war das längst der Fall. Doch das war nichts, womit er sich ohne Weiteres abfinden konnte. Noch nie war es leicht gewesen, die Mitgliedschaft im Orden der Jedi mit der Erziehung kleiner Kinder zu vereinbaren, doch schien es seit seinem Ritterschlag noch schwerer geworden zu sein.
Am nächsten Morgen brach er bereits vor Sonnenaufgang auf. Die Kinder schliefen noch - dass er sich von ihnen verabschiedete, bekamen sie kaum mit. Für eine Abreise vom Planeten auf unbestimmte Zeit war das eindeutig zu wenig, doch noch hatten sie ja kein Schiff gefunden und waren noch nicht reisefertig - er rechnete sich also die Gelegenheit aus, später eine ordentliche Verabschiedung nachzuholen. Und wenn die Mission sich deshalb ein wenig verzögerte, sollte es ihm auch recht sein.
Es war kühl in den finsteren Straßen von Lola Curich, als Nen-Axa zu Fuß zur Basis ging. Kälter als die Wettervorhersage angekündigt hatte - meteorologische Fehlprognosen geschahen auch bei der besten Technik und jahrhundertelangen Erfahrungs- und Vergleichswerten noch hin und wieder. Dementsprechend kam er nur langsam voran: Sein wechselwarmer Körper kam einfach nicht auf Touren. Er musste eine langsame, etwas schleppende Gangart einschlagen, weshalb er sich etwas verspätete. Zwar hellte der Himmel sich unterdessen auf, aber erst als er die Basis schon sehen konnte, trafen ihn die ersten SOnnenstrahlen direkt, um ihn aufzuwärmen und damit auch seine Vitalität zu steigern. Hier waren warmblütige Wesen klar im Vorteil: Krazark Shaat und Meister Yeedle, die ihn vor dem Eingang erwarteten, teilten dieses Handicap nicht.
»Guten Morgen, Meister Yeedle, Krazark«, grüßte Nen-Axa. »Entschuldigt die Verspätung, die unerwartet niedrigen Temperaturen beeinträchtigen uns.« Zur Erklärung an Krazark fuhr er fort: »Du wirst sicherlich Wesen kennen, die bei Kälte und Nacht erstarren und sich am Morgen in der Sonne aufwärmen müssen, bevor sie wieder flink und beweglich werden. Unser Volk teilt diese Eigenschaft. Je kühler es ist, um so schwerer fällt es uns, körperlich aktiv zu werden. Ich muss mich also noch ein wenig von der Morgensonne aufheizen lassen, bevor wir Sport treiben und unsere anderen Aufgaben in Angriff nehmen können.«
Er legte den Mantel ab und suchte sich eine schattenfreie Stelle, an der die energiereichen orangeroten Strahlen ihn vollständig bescheinen konnten. Schnell spürte er, wie angenehme Wärme ihn durchströmte. Nicht nur dass Kälte ihn beeinträchtigte, er empfand sie auch als sehr unangenehm.
Meister Yeedle zog unterdessen ein Datapad aus seiner Robe und reichte es ihm.
»Die Daten die ihr braucht, hier gespeichert sie sind«, erklärte der kleinwüchsige Humanoide. »Aufzeichnungen über Va’alii Thinos - nur weniges über sie aufgezeichnet wurde vor der Flucht von Coruscant, oder nur wenig davon erhalten ist. Die Informationen über ihren Aufenthalt auf Cona von Händlern stammen, die bereisen das Imperium und die Augen offenhalten für den Orden. Meist zuverlässig sie sind, doch nicht immer, und diesmal selbst nur Gerüchte sie gehört, die weitergegeben wurden an einen unserer Ritter, bis schließlich aus drittem Munde an den Rat sie gelangt. In einer kleinen Gemeinschaft von Individuen ihres Volkes sie sich befunden haben soll, nahe des südlichen Pols von Cona und weitab des Einflussbereiches des Imperiums. Erst nachdem gestorben sie war und unmöglich geworden, dass in die Hand des Imperators sie fiel, über ihr Wirken ihre Leute sprachen. Viel mehr nicht erzählt wurde, doch vielleicht mehr daraus schließen jemand kann, der die Berichte liest mit Wissen über den Planeten.«
Damit war selbstverständlich der Arconier gemeint. Dieser nahm den elektronischen Datenbock entgegen und rief die Daten auf. Viel erkennen konnte er darauf mit seinen Facettenaugen allerdings nicht: Das Display und die Schrift waren viel zu klein, um in dem unscharfen Bild, das er empfing, noch lesbar zu sein. Er musste die Daten auf andere Geräte übertragen, um sie für sich erkennbar zu machen. Ein weiteres Handicap in einer Welt der Humanoiden, die meist über ein deutlich besseres Sehvermögen verfügten.
»Wir werden sie gründlich studieren«, versprach er. »Die ungefähre Gegend zu kennen und zu wissen, dass sie unter anderen H'nemthe lebt, wird schon sehr hilfreich sein.«
Wenn die Berichte so zutrafen, war es mutig von ihrer Gemeinschaft, nach ihrem Tod über sie zu sprechen. Zwar war Thinos selbst dem Zugriff ihrer Feinde nun entzogen, doch drohten auch denjenigen schlimme Strafen, die Jedi unterstützten oder sie bei sich verbargen. Dies konnte nicht nur die H'nemthe in Gefahr bringen, sondern auch die Aufzeichnungen, welche die Ritterin zu Lebzeiten besessen hatte. Was wohl aus ihnen geworden war? Und ob wohl noch andere davon gehört und sich bereits auf die Suche begeben hatten?
»Euch verlassen ich nun werde«, verabschiedete sich Yeedle. »Die Informationen ihr nun schon habt, und alles weitere bekommen ihr werdet. Nicht länger von Nutzen ich sein kann. Möge die Macht mit euch sein!«
»Und auch mit Euch!« antwortete Nen-Axa, bevor der Meister in der Basis verschwand.
Daraufhin wandte er sich zu Krazark um. Diese Bewegung verlief nun deutlich flüssiger: Die intensiven Sonnenstrahlen vertrieben die Kälte rasch aus seinen Gliedern, ein Prozess, den er mit der Macht etwas unterstützte.
»Dann wollen wir nun etwas für unsere körperliche Ertüchtigung tun. Leibliche Fitness fördert auch den Geist. Wir werden zunächst eine Runde laufen, denn das führt dazu, dass du auch die Umgebung der Basis kennenlernst. Bist du ein guter Läufer?«
Nach einigen Lockerungs- und Dehnübungen konnte es losgehen. Nen-Axa gab noch seinen überflüssigen Mantel und Yeedles Datenkarte am Eingang ab, dann setzten sie sich in Bewegung. Zu Anfang musste Krazark sich noch etwas zügeln, um seinem Meister nicht davonzulaufen, doch der Arconier wählte eine Strecke, die um diese Zeit kaum schattige Stellen hatte, so dass er weiter ›auftaute‹ und immer vitaler wurde.
[Lianna | Lola Curich | Straßen] Nen-Axa, Krazark Shaat