Lianna - Lola Curich, Jedi-Basis - Trainingsraum 4 - Gun, Kestrel und Brianna
Brianna nickte, als Kestrel Verständnis dafür bekundete, dass ihre Padawan dieselben Fähigkeiten gerne schon auf Alzoc III besessen hätte. Dass ihre Mentorin ihr Mut machte, was die Fortschritte von Mission zu Mission anging, entlockte der Padawan ein Lächeln – welches ein wenig bitter wurde, als sie noch weiter zurück dachte, an Loronar. Sowohl Meisterin als auch Schülerin hatten sich seitdem zweifellos gehörig weiterentwickelt und die Frage, ob derselbe Kampf inzwischen anders verlaufen würde, begann neben der Bitternis zugleich eine gewisse Faszination auszuüben. Zweifellos ließ sich trefflich darüber spekulieren, und als Echani hatte sie normalerweise ihren Spaß an dergleichen, doch vor dem Hintergrund der Gefangenschaft dachte sie nicht gerne daran, und versuchte das Thema wieder aus ihren Kopf zu bekommen.
Eine ganz andere Frage war die der Figur, welche die Silberhaarige von der Kamera aufgezeichnet abgeben würde. Ihre Freundin schmeichelte ihr, doch sie fragte sich trotzdem selbstkritisch: man sagte, dass man auf Holo oft dicker wirkte als real, was keinesfalls in Briannas Sinne war. Sie wusste, dass sie für eine Frau sehr muskulös war, und das war auch gut so; allerdings nahm sie für sich in Anspruch, zugleich auch sehr schlank zu sein und als Beweis konnte sie anführen, dass es zu ihrem Leidwesen in der ganzen weiten Galaxis keine einzige Hose von der Stange zu geben schien, die ihr passte. Es war ein großes Dilemma, auf Kleidung nach Maß angewiesen zu sein, um gut auszusehen, sich diese jedoch im Grunde nicht leisten zu können. Ironisch schien, dass ausgerechnet der Jedi-Orden, der der Modewelt der Galaxis zweifellos mehr angetan hatte als jede andere Organisation, die sie kannte, einen Teil zur Lösung des Dilemmas beitragen sollte, doch genau das hatte Brianna vor.
Unabhängig davon wollte sie athletisch auf Holo aussehen, fürchtete aber, einen zu massigen Eindruck zu machen. Die Gefahr bestünde überhaupt nicht, wenn sie nur ein Stück größer wäre, dachte sie – mit 1 Meter 80 würde sie bei gleicher Muskelmasse schlanker wirken, doch leider würde dieser Traum nie in Erfüllung gehen. Nicht, dass je wirklich die Chance bestanden hätte, länger als die 1 Meter 72 ihrer leider viel zu früh verstorbenen Mutter zu werden – sie war eine äußerst reinblütige Echani, und stolz darauf. Sie war kein Abkömmling unterlegener Echani/Mensch-Hybriden, und falls daran irgendein Zweifel bestanden hätte, fungierte die enorme Ähnlichkeit zwischen Mutter und Tochter als eindeutiger Beweis.
Anschließend folgte der Kurs, und danach gab Kestrel ihre ausgesprochen positiv klingende Einschätzung ab. Vor allem, dass sie – wer hätte das noch vor einem Jahr von ihr gedacht? – inzwischen sehr sicher in der Macht-Anwendung war, freute die Echani sehr, aber auch das Lob der Schnelligkeit bedeutete ihr viel, wusste sie doch genau, wie viel Spielraum zur Verbesserung noch in diesem Durchlauf steckte. Die junge Echani-Athletin drückte ihre Meisterin vor Rührung ganz fest, als diese sagte, wie stolz sie war.
„Danke! Dafür, dass du mir das alles beigebracht, aber vor allem, dass du an mich geglaubt hast. Manchmal finde ich es unfassbar, wie viel sich verändert hat, dabei glaubte ich mich schon jenseits aller Hoffnung. Nun werde ich doch eines Tages eine Jedi sein!“
Meinte sie und schwelgte in Zukunftsträumen, auch wenn für die nächste Zeit natürlich noch jede Menge Schweiß und Training auf dem Programm stand. Es gab noch so viel zu lernen.
„Selbstverständlich möchte ich mir das Holo ansehen!“
Die Muskelpakete trugen nicht so schlimm auf wie befürchtet – Brianna mochte ihr Aussehen, wie es sich ihr auf der Aufzeichnung präsentierte. Zum Glück hatte sie auf Alzoc III nicht sehr abgenommen, so dass sie immer noch feminin wirkte, und der vorteilhaft figurbetont geschnittene Kampfkunstanzug trug seinen Teil dazu bei. In einer sackartigen Standard-Jedirobe wäre das sicherlich nicht der Fall. Sie würde bestimmt vor allem dick darin aussehen, zumindest auf Holo – doch auch die passten ihr ja nicht wirklich. Das nicht nur optische Desaster des Schneeanzuges durfte sich nicht wiederholen. Davon abgesehen war die Echani überrascht, wie sicher und elegant der Versuch von außen wirkte, selbst an Stellen, an denen sie sich alles andere als sicher gefühlt hatte und es war spannend zu sehen, wie viel länger der Parcours gewirkt hatte, während sie ihn absolvierte, sicherlich nicht zuletzt durch die Macht-Geschwindigkeit.
Nach einigen Schlucken Wasser und einem kleinen Happen ging es weiter, und auch für den folgenden Durchlauf verband sich die Padawan wieder die Augen. Dennoch würde es kein reiner Sicherheitsdurchgang werden, das Erreichte zu festigen, denn Kestrel aktivierte zusätzlich die Droiden. Obwohl der Gedanke zunächst bedrohlich erschien, versuchte sie die Dinge positiv zu sehen, als Zeichen, wie gut sie ihre Meisterin schon einschätzte. Brianna dachte an sie und an ihr Vertrauen in ihre Schülerin, in sie, und fühlte sich nach einiger Zeit besser, als würde das Band, das zwischen ihnen bestand, ihr Halt geben.
Ein Vorteil der Macht-Sicht war, dass man sich nach und nach zunehmend daran gewöhnte, zudem hatte Brianna nunmehr bereits Erfahrungen im blinden Absolvieren des Kurses gesammelt. Wild entschlossen, Zeit gutzumachen, startete sie, sowie sie bereit war. Den Schwebebalken absolvierte sie schneller, aber unsicherer, was aufgrund ihrer Geschicklichkeit jedoch kein Problem darstellte. Auf dem Seil kam die Schwierigkeit des Droiden hinzu – die Silberhaarige hätte ihr Lichtschwert benutzen können, fand jedoch, dass dies verglichen mit der Bedrohung unangemessen viel Zeit gekostet hätte.
Wie sich herausstellte, waren die energiegeladenen Schüsse in der Macht sehr deutlich und frühzeitig zu erkennen und ihr ging eine Variation des Tricks durch den Kopf, den der sonderbare Jedi-Ritter am Nachmittag gezeigt hatte: sie zog ihre Beine nach vorne hoch und kreuzte sie über dem Seil, die Arme zog sie an, so dass die ersten Schüsse unter ihr hindurch sausten. Die zurückgelegte Strecke gab sie natürlich nicht freiwillig wieder auf: mit der Kraft und Gelenkigkeit einer Zirkusartistin ließ sie ihren Oberkörper fallen und nutzte den Schwung, ihren Rücken fast zu einem „U“ zu verbiegen und das Seil eine knappe Körperlänge vor ihr mit den Händen wieder zu greifen. Ein weiterer Blasterblitz zischte über ihre unangenehm gekrümmt aussehenden Kehrseite hinweg, und allein dadurch hatte sie bereits einen Gutteil des Seiles zurückgelegt. Auch den Medizinball unter ihr verfehlte sie diesmal nicht, hier hatte sie eindeutig hinzugelernt.
Auch der folgende Teil des Kurses verlief fehlerfrei, obwohl sie zu sehr die Zeit im Kopf hatte und dadurch selbst das Gefühl hatte, durch den selbst auferlegten Zeitdruck hektischer und nicht so sauber zu laufen wie zuvor. Beim Slalom auf dem Tau entlang geriet sie ein weiteres Mal ins Visier des Automaten und sie realisierte, dass etwas langsamer und dafür mit Bedacht vorgehen musste. Sie versuchte, einen gewissen Rhythmus zu entwickeln, die Schüsse des Droiden so abzupassen, dass sie nicht durch die Slalomstangen behindert wurde und ihre Gelenkigkeit erneut ausspielen konnte, um den Schüssen auszuweichen, was ihr auch gelang. Nun stand nur noch das Loch in der Wand zwischen ihr und einem fehlerfreien Durchgang. Brianna hielt einen Moment lang inne, dachte an den letzten Versuch, spürte den Medizinball jenseits des Hindernisses und setzte schließlich von ihrer großen Sprungkraft getrieben mit ausgestrecktem Körper durch das Loch hindurch. Die Landung auf dem Ball mit den Unterarmen zuerst sah zweifellos nicht sehr elegant aus und erinnerte vermutlich an einen Baumfrosch von Kashyyyk, doch es spielte keine Rolle, denn sie hatte den Parcours geschafft!
„Na, was sagt ihr?“
Meinte sie zu ihren Zuschauern, als sie sich breit grinsend zu ihnen begab. Ein Punkt war natürlich besonders wichtig, und selbst verdammt schwer einzuschätzen.
„Wie schnell war ich denn?“
Lianna - Lola Curich, Jedi-Basis - Trainingsraum 4 - Gun, Kestrel und Brianna