Jedibasis - Kantine - Sarid, Visas, Tenia, Joras, Martarr, Laurin und Rilanja
Die Falleen fragte sich unwillkürlich warum sie sich auf Alzoc III nicht hatte vorbereiten müssen, auch wenn sie annahm, dass ihre Meisterin die entsprechenden Nachforschungen vorgenommen hatte. Eigentlich hätte sie angenommen diese Arten von Arbeiten würden eher an Padawane delegiert werden, aber sie wollte sich nicht wirklich darüber beschweren.
Dass der Jedi-Orden gemeinnützig war war tatsächlich eine neue Information für Rilanja, die bisher immer angenommen hatte die Organisation wäre, nun, eine Art Fakt, also einfach eine Gruppe, die mit samt ihren Besitztümern und Mitgliedern einfach existierte und legal eine Sonderrolle einnahm. Also etwas das es einfach gab und das es weiter geben würde, höchstens mal in leicht geänderter, äußerer Form.
Auch der Gedanke an die Jedi spenden zu können war ihr neu, und sie fand die Idee interessant, doch die ganze Thematik warf auch nach Sarids Erklärung immer mehr Fragen auf... Gemeinnützige Organisationen wie beispielsweise die “Mildtätigen Wookiees” oder “Bacta für den Sektor” standen schließlich nicht über dem Gesetz wie es die Jedi zumindest dem Anschein nach taten.
Aber im Moment schienen ihre bohrenden Fragen fürs erste ein Ende gefunden zu haben, solange sie die Rätin nicht zu sehr bedrängen wollte, und natürlich war das nicht die Absicht der Padawan.
Sie verkniff sich also die Frage danach, ob der gemeinnützige Status der Jedi regeömäßig geprüft wurde, ob es eine legale Grundlage dafür gab, dass Gesetzesübertretungen im Orden intern gehandhabt wurden, ob es eine Rechtsabteilung gab, die sich mit den verschiedenen Gesetzen auf den unzähligen Planeten befasste, auf denen Jedi unterwegs waren, und ob das spenden an den Orden für Padawane verpflichtend war. Überhaupt ließ sie den ganzen Komplex der Finanzierung des Ordens unberührt, und nahm sich vor ihre Fragen etwas besser zu verteilen.
Also wünschte die Falleen ihrer Meisterin eine gute Nacht, verteilte den Wunsch auch an alle noch anwesenden Mitpadawane und -jedi, und verließ die Kantine ohne Ziel und getrieben von dem Wunsch niemandem zu zeigen, dass sie keine Ahnung hatte wo sich ihr Quartier befand - wenn sie überhaupt schon eins hatte.
Nach kurzem entschlossenen aber ziellosen Herumirren durch Gänge, die sie an Szenen aus Fabrikhallen oder, schlimmer noch, Militärlaboratorien aus Filmen geringer Produktionskosten erinnerten, und vorbei an Türen hinter denen billige aber dennoch furchteinflößende Monstrositäten aus Stärkebrei und Metallfolie warten würden, entschloss sich die Padawan zur Befragung eines der Terminals, das sie auf ihrem Weg passiert hatte.
Wider Erwarten fand sie in der Liste der Quartierzuteilung einen Eintrag für eine Padawan Xulian, eingeteilt für ein Padawan-Doppelzimmer gemeinsam mit einer anderen Padawan mit Namen Bue-sah, Rasse nicht eingetragen.
Rilanja hatte auf ihren Reisen - ein Teil von ihr nannte sie lieber Fluchten, auch wenn dieser Teil sich selten Gehör verschaffen konnte - bereits des öfteren Quartiere mit anderen Reisenden geteilt, meistens weil solche Passagen üblicherweise häufiger und billiger waren und sie meistens weder besonders viel Zeit zum Warten noch nennenswerte Reserven präsent gehabt hatte.
Meistens war es ganz lustig andere Wesen kennen zu lernen, und manchmal fühlte sie sich durch so eine Erfahrung sogar bereichert, in dem Sinn, dass sie durch die Begegnung neue Ideen oder Erklärungen für bestimmte Filmzusammenhänge erlangte oder sogar Leute traf, also echte Leute, mit denen sie über Filme oder in seltenen Fällen auch einzelne Szenen diskutieren konnte.
Allerdings zügelte sie ihre Erwartungshaltung auf dem Weg zu ihrem designierten Schlafplatz, schließlich musste sie mit einer Padawan rechnen, die ganz auf ihre Studien konzentriert war und vielleicht sogar früh schlafen wollte.
Als sie die Tür in einem abgelegenen Seitengang eines unwichtigen Teils des ersten Geschosses erreichte kostete es die junge Frau Überwindung den Öffner zu betätigen, schließlich war das hier keine Kabine an Bord eines billigen Seelenverfrachters, sondern ein permanentes Quartier in der im Moment offiziellsten Basis des Jedi-Ordens.
Andererseits war es auch ihr permanentes Quartier, und trotz des Essens spürte sie die Erschöpfung des Trainings in ihren Armen und Beinen, die bald Ruhe brauchten um den Energieschub aus der Nahrung für Reparaturarbeiten einsetzen.
Der Gedanke an das wofür sie trainiert hatten ließ sie schließlich eintreten. Das Quartier wäre permanent ihres, bis sie mit ihrer Meisterin nach Corallia auftreten würde um an einer Schlacht teilzunehmen, die in jedem Fall tödlich enden würde - unter Umständen auch für sie.
Der Raum war spärlich eingerichtet, ein Doppelstockbett vermittelte gekonnt den Eindruck von Personenlagerung im Gegensatz zu Wohnraum, und eine kleine Erfrischungszelle direkt im Zimmer komplettierte das subtile Gefühl von Billighotel oder Schulausflug.
Dennoch, eine gewisse Euphorie überkam die junge angehende Jedi - das hier war ihr Raum im Jedi-Te... in der Jedi-Basis, und von hier aus würde sie die Galaxis ero... sehen, um danach von ihren Heldent... lebendig zurück zu kommen, um hier erschöpft ins Bett zu fallen.
Allerdings war sie dabei nicht die erste, denn das obere Bett war erkennbar bereits befüllt. Die Frau, die dort lag, war definitiv ungewöhnlich proportioniert, zumindest was die Silhouette unter der Decke anging. Zumindest war sie sich sicher, dass die andere Padawan weder Mensch noch Falleen noch Zabrack oder irgendetwas anderes weitgehend ähnlich geformtes war. Dafür war die Beule in der Mitte zu groß, auch wenn sie der anderen Frau natürlich nicht zu nahe treten wollte.
Genausowenig wollte sie ihre Mitpadawan wecken, also schlüpfte sie aus ihren Stiefeln und schlich sich an das untere Bett. Die Erfrischungszelle zu benutzen traute sie sich kaum, doch die Natur ließ ihr dabei keine Wahl, und tatsächlich war das Gerät weitgehend geräuscharm, und die Schlafende bemerkte von Rilanjas Bedürfnissen nichts.
Wenige Minuten später lag Rilanja im unteren Bett, bekleidet mit einem ihrer bequemeren Bikinis, da sich in ihrem spärlichen Gepäck nichts einem Nachthemd ähnelndes befunden hatte. Allerdings war sie wieder über das Kleid gestolpert, das sie auf Naboo gekauft hatte, und sie brannte darauf es am nächsten Morgen anzuziehen, allein schon um zu sehen, was ihre Meisterin dazu sagen würde.
Es waren Träume heldenhafter Taten, schlagkräftiger Lichtschwertkombos mit integrierter Hebefigur, und ebenso treffsicherer Spitzen im dem epischen Duell vorausgehenden verbalen Schlagabtausch mit beliebig austauschbaren, meist filmentliehenen Gegnern, die sie langsam in den Tiefschlaf gleiten ließen-
Bis sie plötzlich von so etwas wie einer Mischung aus abhebendem Raumjäger aus nächster Nähe und landendem Ronto von oben geweckt wurde und senkrecht im Bett saß, wenige Zentimeter vor dem Unterbau des darüber liegenden Bettes.
Für einen Moment erwartete die Falleen einen Angriff, sponn Ideen von herabstürzenden imperialen Bombern über der Stadt und machtgetarnte Agenten der Sith in der Basis, doch schließlich bahnte sich eine Beobachtung den Weg durch ihre schlaftrunkenen Fantasien - vom oberen Bett hing etwas herunter, das sich bewegte, rythmisch und gleichmäßig wie... Ja, da hing ein Mund, Lippen breit und rot, der atmete und von Zeit zu Zeit ein leichtes Summen abgab.
Konnte das der Ursprung des gemeinen Tons von eben gewesen sein? Und noch wichtiger, war dieser Mund Teil ihrer Kollegin?
Ähm... hallo? Geht es ihnen gut?
fragte die Echsin leise, dann noch mal etwas lauter. Der Mund verschwand als sich die Frau im oberen Bett drehte und sich scheinbar besser zudeckte. Beim dritten, etwas lauteren Mal schließlich schien sie zu der Frau durchzudringen, und schließlich schob sich ein breiter, beinahe dreieckiger Kopf mit einem weit nach vorne gesetzten Mund über die Bettkante und sah sie verschlafen an.
Hallo? Oh, ja, Padawan Xuliuan nehme ich an, ich hab mich schon gefragt... Oh... Habe ich etwa gesungen?
Für einen Moment war Rilanja versucht die Nichtfalleen zu beruhigen, da diese sichtlich peinlich berührt wirkte, doch dann zöterte sie. Könnte das Gesang gewesen sein? Offenbar sah man ihr in ihrer ungewohnten Sprachlosigkeit ihre Unsicherheit an, denn das Gesucht fuhr fort,
Och das ist mir jetzt aber peinlich... So peinlich... Weißt du, das ist einer der Gründe warum ich hier bin, also das ich lerne meinen Gesang zu kontrollieren...
Scheinbar änderte sich der Gesichtsausdruck der geschuppten Padawan trotz der Erklärung nicht, und sie selbst kostete es Überwindung nicht einfach weiter mit offenem Mund zu starren während sie versuchte aus den Worten der anderen etwas Sinn zu filtern.
Es tut mir leid, aber... Gesang?
Ja, mein Gesang. Jemine, ist mir das peinlich... Du bist eine... Eine Fahlihn, nicht wahr?
Falleen
berichtigte Rilanja mechanisch, ohne wirklich zu wissen worauf ihr Gegenüber abzielte.
Nun, ich bin eine Pa'lowick, und wir... Tja, für uns ist Gesang wichtig, ja, sehr wichtig, ah, es ist für uns eine Art, ja, heilige Pflicht zu singen und die, tja, traditionellen Weisen und Rythmen, ah, weiterzugeben. Es ist unsere Pflicht das sie niemals verstummen, ja, und ich... Ich bin Schlafsängerin.
Rilanja nutzte die Pause, die die andere Padawan machte, scheinbar um auf eine Reaktion zu warten, um sich im Schneidersitz aufs Bett zu setzen und zu versuchen Ordnung in ihre Gedanken zu bringen.
Sie glaubte den Namen der Rasse irgendwo mal gehört zu haben, aber viel mehr fiel ihr dazu nicht ein. Genausowenig klingelte es bei der Beschreibung der Kultur, und erst recht nicht bei der letzten Aussage, auch wenn sich die Falleen vage vorstellen konnte was die andere damit meinte.
Meinst du damit du singst im Schlaf?
Der Mund der Pa’lowick bewegte sich auf und ab.
Ja, ah, so in etwa. Auf meiner Heimatwelt sagen sie, ja, ich habe diesen Drang in mir, ah, den Drang zu singen, ja, die alten Weisen zu finden, ah, jene die beinahe vergessen wurden. Da ich auch einen Zugang zur Macht habe haben sie gemeint, ah, dass mir die Jedi vielleicht helfen könnten. Ja, und dieser Drang, ah, der macht auch nicht davor Halt wenn ich, ja, wenn ich schlafe. Es stört dich doch nicht, oder?
Rilanja wusste nicht ob die Frage ernst gemeint war, aber es schien so, und schließlich antwortete sie,
Also ich kenne diese Art zu singen zwar nicht, aber sie klingt... traditionell, ich meine so wie etwas, das man schon immer so gemacht hat und nie hinterfragt, ich meine etwas, das man unbedingt beibehalten sollte, also aus kulturellen Gesichtspunkten, und... Es kommt nicht oft vor, oder?
Die Padawan im oberen Bett schüttelte heftig den Kopf, und ihr Mund schwang noch einen Moment nach nachdem sie aufgehört hatte.
Nein, höchstens vier oder fünf Mal wurde mir gesagt, und ich singe auch nur die komplexen Passagen der alten Choräle, und meistens nicht mehr als zwei oder drei Verse. Es kann sein, dass ich einzelne Töne im Liegen nicht genau treffen kann, das macht dir doch nichts aus, oder?
Wieder war sich die Geschuppte nicht sicher was sie hier antworten sollte. Die Langmündige schien sehr stark für ihre Musik zu fühlen, und erwartete wohl halbwegs, dass Rilanja sich mit der traditionellen Musik ihres Volkes auskannte.
Schließlich nickte die Geschuppte und schlüpfte wieder unter ihre Decke.
Ich bin mit diesen Chorälen nicht so vertraut, aber ich denke man kann sich reinhören...
meinte sie möglichst neutral, und fragte sich insgeheim ob die andere Padawan beleidigt wäre wenn Rilanja sich am Morgen Schalllöschstöpsel besorgen würde. Diese Überlegungen sah die Nichtfalleen ihr offensichtlich nicht an, und nickte halbwegs begeistert.
Vielleicht kann ich dir ja morgen etwas vorsingen, ah, bevor wir zu unserem Training gehen. Ich will versuchen Lehrstunden bei einem Meister des Gesangs zu bekommen, einem Bith. Mein Name ist übrigens Lyk, es freut mich dich kennen zu lernen.
Rilanja nahm die von oben dargebotenen Hand und schüttelte sie.
Ich bin Rilanja, und ich würde mir gerne etwas anhören, wenn wir ausgeschlafen haben. Es war ein anstrengender Tag...
Ich bin heute erst angekommen, aber ich schätze, ja, morgen wird es mir genauso gehen. Ah, ich will dich nicht von deinem Schlaf abhalten,
meinte Lyk mit so etwas wie einem verschwörerischen Grinsen, das sich die Echsin aber vielleicht im Halbdunkel nur einbildete, und legte sich selbst wieder hin.
Nachdem sich die beiden Frauen noch eine gute Nacht gewünscht hatten dauerte es nicht lange, bis Rilanja wieder an ihren Träumen vorbei in den Tiefschlaf versank, und ihrem Gefühl nach hatte sie mehr als genug Zeit um unten anzukommen bevor die Pa’lowick zum ersten Mal die Herde brünftiger Nerfs auspackte - zumindest klang es im ersten Moment so, bis die grüne Padawan wieder auf ihre Matratze sank.
Am nächsten Morgen stand Rilanja auf als Lyk noch schlief, erledigte ihre Morgenbedürfnisse möglichst leise und verließ das Quartier bekleidet mit ihrem Kleid aus dunkelbraunem Stoff mit Leder unbekannter Viecher, figurbetont und für Beinfreiheit geschnitten. Nach draußen begleitete sie eine überzeugende Immitation des Todesgrunzens eines an massiver Flatulenz versterbenen Hutten, und an der nächsten Ecke hielt die Falleen einen Moment inne um tief durchzuatmen und sicherzustellen, dass sie ihre Mitbewohnerin auch wirklich nicht geweckt hatte.
Als sie einige Minuten später die Kantine erreichte fand sie diverse ihr unbekannte Padawane vor, und auch ein paar bekannte Gesichter, aber niemanden der den Eindruck machte sie im Moment kennen zu wollen. Als sie sich mit einem Tablett voller Getreidebrei mit Fruchtmatsch und Insektensabber an einen weitgehend unbesetzten Tisch setzte stellte sie fest, dass sie sich ausgeruhter fühlte als sie erwartet hätte, was nach den Unterbrechungen der Nacht etwas aussagte, aber im Endeffekt war es wohl auch die Vorfreude auf den heutigen Tag und die mit ihrer Jedigkeit verbundenen Übungen, die ihr neue Energien erschlossen.
Was wir heute wohl lernen werden?
meinte die mehr oder weniger zu niemand betimmtem, höchstens zu den Resten ihres Frühstücks. Vielleicht wartete Sarid im Trainingsraum schon auf ihre Padawane. Da sie mit ihrem Frühstück fertig war verließ sie die Kantine, und wenige Momente später betrat die Padawan den Übungsbereich des Gebäudes und fand tatsächlich ihre Meisterin in einem der Räume vor.
An der Tür hielt Rilanja kurz inne, um ihr Kleid glatt zu streichen und zu richten, dann ging sie hinein und zu ihrer Meisterin.
Guten Morgen, Meisterin Horn. Klingt irgendwie komisch, so ungewohnt, aber, also, ich meine, hast du gut geschlafen?
plapperte sie mehr oder weniger unkontrolliert, und fragte sich ob sie zwischen der Simulation einer Artillerieattacke auf eine Munitionsfabrik und der Interpretation eines von Wahnläusen befallenen Wookiee-Orchesters vielleicht doch nicht genug Schlaf bekommen hatte.
Jedibasis - Trainingsraum - Sarid und Rilanja