Lianna - Lola Curich, Jedi-Basis - Padawanzimmer - Talery und Brianna
Brianna entging durchaus nicht, dass Talery auf die Aussicht, durch Übungen ein noch wesentlich besseres Körpergefühl zu erlangen, nicht gerade euphorisch reagierte. Ihr war zwar bewusst, dass es reichlich Wesen gab, welche Sport allein mit Anstrengung verbanden, während die weißhaarige Athletin mit dieser Form körperlicher Betätigung vor allem geradezu berauschende Eindrücke verband: den außergewöhnlichen Zustand der Reinheit und Entspannung während und nach den morgendlichen Körperübungen; das wohlige Gefühl der Erschöpfung nach ausgedehnten Lauf- oder Schwimmrunden; der Faszination, sich unaufhaltsam und stark wie ein Wookiee zu fühlen, wenn sie ein Mehrfaches ihres Körpergewichts stemmte, bis ihre Beine zitterten und vor allem, worauf alles andere hinführte, Perfektion zu spüren, indem sie Echani-Techniken mit unglaublicher Schnelligkeit und Wucht sowie zugleich tödlicher Eleganz und Präzision einübte, bis die Bewegungsfolgen sich förmlich in ihre Muskeln und Gelenke eingebrannt hatten. Nichts, absolut gar nichts übertraf das unglaubliche Gefühl, das sie empfand, nachdem sie sich auf diese Weise völlig verausgabt hatte, und Brianna glaubte fest daran, dass jede Person in der Galaxis sich wenigstens für eines dieser Dinge begeistern konnte, wenn man erst einmal die nötige Überzeugungsarbeit leistete. Auch die schwächlich und zerbrechlich wirkende Talery würde an den Echani-Körperübungen, wie sie sie bereits Sarid und anderen Jedi beigebracht hatte, Gefallen finden und vielleicht eine Handvoll ausgewählter Kampftechniken erlernen, die zu ihr passten. Die jetzt noch an den Tag gelegte Scheu vor Leibesübungen würde die Caamasi bestimmt schnell ablegen, zumal diese zum Teil auf gehörigem Respekt vor der eindrucksvoll athletischen Statur ihrer Meisterin beruhte, oder zumindest machte Talery den Eindruck.
„Du hast schon recht, die Macht benutzt du durch die Kraft deines Geistes – die körperlichen Fähigkeiten, die eine hat, haben damit zunächst einmal nichts zu tun. Allerdings bin ich der Überzeugung, dass ein starker Geist in einen starken Körper gehört – eine gewisse Fitness ist für eine Jedi einfach unabdingbar. Wenn du dich in der Basis umsiehst, wirst du schnell merken, dass die meisten Ritter und Höherrangigen zumindest etwas trainiert wirken. Aber du musst es keinesfalls so intensiv betreiben wie ich,“
Versuchte die junge Jedi-Ritterin sich in Diplomatie.
„Ich trainiere nicht etwa so hart, weil ich eine Jedi bin, sondern weil ich eine Echani bin. Zu kämpfen, und kämpfen zu können, ist Teil unserer Kultur und es ist meine Aufgabe, dieses Erbe meines Volkes und unsere Kampfkunst zu bewahren und lebendig zu halten, indem ich danach strebe, die bestmögliche Kämpferin zu werden, die ich nur sein kann. Mit dem Orden hat das zunächst einmal nichts zu tun. Die Jedi, die ich kenne, sind längst nicht so fit wie ich, und könnten es wohl auch nicht werden, selbst wenn sie wollten.“
Der Stolz der jungen Frau auf ihre außergewöhnlichen körperlichen Fähigkeiten war nicht zu überhören. Obwohl sie Bewegungsabfolgen schnell lernte und leicht Muskeln aufbaute, hatte sie sich diese hart erarbeiten müssen und es war keineswegs immer leicht, Echani- und Jedi-Training, unter einem Hut zu bringen, so dass es zweifellos ihr gutes Recht war, sich etwas darauf einzubilden – zumal es von nun an mit den zusätzlichen Aufgaben einer Ritterin bestimmt nicht leichter werden würde.
Talerys Vorbehalte dem Lichtschwertkampf gegenüber konnte sie aufgrund der Vorbehalte der Echani Waffen gegenüber, die zu schnell oder aus der Distanz töteten, schon eher nachvollziehen. Anfangs hatte sie diese, was diese Jedi-Waffe anging, ebenfalls gehabt, doch es machte längst zu viel Spaß, den Umgang damit zu üben, zumal sie sich sehr gut dafür eignete, ihre Echani-Kenntnisse einzubringen. Von der Vorstellung, dass Konflikte grundsätzlich gewaltlos lösbar wären, würde sich ihre Padawan nach Briannas Überzeugung früher oder später verabschieden müssen, zumal die Caamasi damit dem Imperium gegenüber offenbar nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein schienen, wie es ihr bitter durch den Kopf ging und dabei an die Datenkarte über Caamas dachte, die sie sich in der Bibliothek hatte geben lassen.
„Die Jedi wären zweifellos die Letzten, um die Anwendung von Gewalt als bevorzugte Lösungsmöglichkeit von Konflikten zu propagieren,“
Erklärte die Silberhaarige lehrerhaft.
„Aber trotzdem ist es unausweichlich, dass du über die Fähigkeit verfügst, dich zur Wehr zu setzen. Früher oder später wirst du dich oder andere gegen jemanden verteidigen müssen, ohne dass du Gelegenheit bekommst, mit ihm zu reden, oder der zu fest entschlossen dafür ist. Zum Beispiel wurden meine Meisterin Kestrel und ich einmal von Sith angegriffen, und ich komme auch gerade von Alzoc III, wo wir dessen friedliche Bewohner vor Piraten und Sklaventreibern beschützt haben. Selbst wenn das einzige, wofür du das Lichtschwert jemals tatsächlich benutzen wirst, das Abwehren von Blasterschüssen sein sollte, musst du es doch beherrschen. Abgesehen davon ist es ein Symbol der Jedi. Sieh mich an: ich kann fast jeden vorstellbaren Gegner mit bloßen Händen besiegen und habe doch eines.“
Hoffentlich begann Talery nicht zu denken, als Jedi würde vor allem gekämpft, ein Gedanke, der ihr zweifellos nicht gefiel. In beschwichtigendem Tonfall fügte sie daher hinzu:
„Wenn deine Stärken in der Diplomatie liegen, werden die Jedi deine Dienste sicherlich gut gebrauchen können. Vielleicht wirst du eines Tages eine große Vermittlerin sein, die ihr Lichtschwert tatsächlich nur als Symbol oder als Schutz in höchster Not trägt, nur weiß ich nicht, inwieweit ich dir auf diesem Weg helfen kann. Ich bin eine begabte Heilerin, aber was ich am besten kann, ist nun einmal zu kämpfen.“
…und das war auch schon so ziemlich das Einzige, was sie ihrer Caamasi-Padawan beibringen konnte, falls es mit der Heilung nicht klappte – irgendwo recht deprimierende Aussichten, wenn ihre Schülerin sich ausgerechnet dagegen spreizte.
Dass das Vogelwesen über einen exzellenten Geruchssinn verfügte, offenbarte der Echani, dass sie noch sehr wenig über diese Spezies wusste. Hoffentlich enthielten ihre Datenkarten auch Informationen über die Rasse an sich. Je besser sie wusste, wie Caamasi tickten, desto besser konnte Brianna auch ihr Training darauf abstellen – oder Hebel finden, sie von der Notwendigkeit von Sport und Kampfkünsten zu überzeugen.
„Nein danke, darauf verzichte ich,“
Erwiderte die 24jährige Jedi und verzog das Gesicht, da sie keine Lust hatte zu erfahren, für was der schmucklose Gewerbebau, den man hier Basis nannte, zuvor benutzt worden war. Düfte waren also sehr wichtig für Talery – die Silberhaarige fragte sich, wonach sie in ihren Augen, oder eher Nase, wohl roch.
„Aber wenn der Geruchssinn wirklich so bedeutsam für dich ist, dann kann ich mir schon vorstellen, dass du diesen durch die Macht unbewusst verstärkt hast. Ich gehe jedenfalls sehr davon aus, dass du dir das nicht nur eingebildet hast. Infolgedessen vermute ich auch, dass du die Macht tatsächlich am deutlichsten als Duft wahrnehmen wirst. Konzentriere dich darauf, ich versuche dir, die Macht zu zeigen,“
Der Ankündigung folgend sprang Brianna leichtfüßig von ihrem Bett und landete federnd vor ihrer Padawan. Sie setzte sich neben ihr, bemühte sich, das Gefühl der Entspannung von zuvor wieder wachzurufen und berührte sanft ihre fedrigen Wangen.
„Entspanne dich und denk' an vorhin, als du deinen Körper gespürt hast und die Energie, die durch ihn fließt. Ich werde jetzt die Macht anwenden, als wollte ich dich heilen, und mit etwas Glück kannst spürst es auch ein wenig spüren,“
Erklärte sie ihr, schloss dann selbst die Augen und konzentrierte sich. Es dauerte ein wenig, bevor sie die heilende Wirkung der Macht auf Talery richten konnte. Langsam begann sich der Energiefluss im Körper ihrer Padawan abzuzeichnen und wo Ungleichgewicht in ihm herrschte. So hundertprozentig gesund schien sie tatsächlich nicht zu sein – kein Wunder, so zierlich, wie sie war.
„Deinem Magen geht es nicht besonders gut,“
Stellte sie beiläufig fest.
„Kein Wunder, wo du ja nicht ordentlich isst.“
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