Der Tag wurde nicht viel besser. Die bunt zusammengemischte Gruppe aus Klonen, Zabrak, Mirilanerin und Mensch schleppte sich durch die nassen Gassen und ließ sich die Flüssigkeit der Dachrinnen auf die Köpfe tropfen. „Meister, wissen Sie den Weg?“, fragte Zay nun vorsichtig nach, da nicht einmal er Spaß daran fand, jetzt jemanden zu reizen. Mace blieb stehen und beugte sich zu dem Jedi-Ritter. „Ehrlich gesagt nein. Ich verlasse mich gerade auf … die Macht.“ Die letzten Worte sagte er leise, man konnte nie wissen, wer ihrem Gespräch zuhörte. Außer feiner Gesellschaft trieb sich auch die gesamte Schmugglerbande der Unterwelt hier herum – es war schließlich die zweite Hauptstadt Rodias, ein perfekter Ort für Taschendiebe und derartiger Sorte.
Zay nickte, für das Erste zufrieden gestellt und Luminara winkte den Zweien zu, sie sollten sich beeilen. „Wir sind auf dem Weg zum Senatsgebäude, ich bin mir sicher. Allerdings spüre ich auch etwas anderes. Wie hieß der Senator doch gleich, den wir suchen?“ Mace brauchte einige Sekunden, um in seinem vernebelten Hirn auf eine Antwort zu stoßen, fand sie letztendlich zu seiner Erleichterung irgendwo in der Abteilung 'Übel, Langweiler und solche, die es noch werden'.
Schon beim früheren Treffen mit dem etwas dicklichen Senator von Dantooine hatte er ihn ohne zu Zögern in die Kategorie Langweiler eingestuft. Er redete viel und fand dabei keine Lösung, sondern wiederholte lediglich die langen Reden der anderen Senatoren.
„Senator Geeran.“
„Der?“
„Ja.“
Luminara entglitt kurz die Kontrolle über ihre Gesichtsmuskeln und sie brachte ein ungläubiges Kichern hervor, dass sie – ganz gegen ihren Gewohnheiten, still zu sein – überkommen war. Sie hatte den Senator häufiger am Hals gehabt, aber die Meisterin hatte sowieso viel mit den verschiedenen Senatoren zu tun gehabt, deshalb entfielen ihr dann und wann ihre Namen. Ausgerechnet Geeran? Ein Senator, der nicht ungeeigneter bei der Mission sein könnte!
„General, ich habe den richtigen Weg entdeckt! Kommen Sie mit.“ Rasch drehte sich Mace um und blickte dem Klon entgegen, den er gerade vorausgeschickt hatte. Er trieb die Gruppe zur Eile an und zusammen hasteten sie die dreckige Gasse entlang. „Können wir nicht vorher bei McRod anhalten? Ich habe Hunger...“, murrte Zay, was Mace glatt überging. Er hatte nun wirklich keinen Nerv, die Essensgewohnheiten und den Hunger des Zabrak zu beachten. Ein schmutziges Schild, an einer Mauer verkündete die Worte 'Tez Kahwrin', was übersetzt 'Senatsgebäude' hieß. Mace zeigte darauf. „Dort entlang!“
Das ebenso große wie breite Gebäude erstreckte sich auf einer freien Ebene, offenbar ein öffentlicher Park. Es besaß lediglich einen Turm, im Gegensatz zu den meisten anderen Gebäuden der Stadt, die mit Türmen gespickt waren! Ganz zur Begeisterung Zays, der scheinbar nie genug davon bekommen konnte, sich über die Spitzen der Türme hinweg zu schwingen und damit eine ganze Menschenschar zu erstaunen. Zur Spitze hin bestand der einzelne Turm nur noch aus Fenstern.
Eine eigenartige Stille hatte sich über die Ebene und das Gebäude gesenkt. Aber das war normal, wenn die Diskussionen des Senates stattfanden, denn die Mauern ließen keinen Lärm nach außen vordringen. „Gut, bitte noch eines, bevor wir hineingehen. Überlasst mir und Meisterin Luminara das Wort, da wir die Mission geplant haben und dementsprechend etwas mehr über den eigentlichen Vorfall wissen. Falls Fragen deinerseits auftreten, Zay, warte, bis Senator Geeran ausgeredet hat.“
Zay sah aus, als ob er gerade das Spezialgetränk „Rowater“ - eine hiesige Spezialität und nicht für ungeübte Gaunen in Sachen rodianische Mahlzeiten geeignet – probiert hätte. Er verzog seine Mundwinkel deutlich nach unten und wollte anscheinend etwas laut erwidern, flüsterte aber nur: „Ich bin ein Jedi-Ritter! Ich weiß das!“ Luminara nickte Mace zu und er durchquerte den feuchten Rasen, bis zu einem verzierten Tor mit einem riesigen Ausmaß. Er hielt sein Identichip vor den Scanner und ein mechanisches Klicken in der Tür war zu hören. Einige Sekunden später wurde es automatisch geöffnet.
Die Eingangshalle war luxuriös eingerichtet, geschmackvoll und sauber. Aber es war dennoch kein Vergnügen, auf einen Senator zu warten, während man im Nebengang das Tröpfeln eines undichten Rohres hörte und dazu noch schweigen musste. Fünf Minuten. Mace starrte auf seine Schuhe, verlagerte sein Gewicht und verhielt sich weitestgehend ruhig. Zehn Minuten. Es fing an, zu regnen und mittlerweile hatte die Gruppe es sich auf einer Bank bequem gemacht. Zwanzig. Mace entschied, dass er lange genug gewartet hatte. „Aufstehen. Wir gehen und schauen, was da gerade vor sich geht.“ Mürrisch erhoben sich die restlichen Gruppenmitglieder, streckten sich und gingen schweren Herzens von dem sauberen Saal in einen der kalten und teilweise unsauberen Gänge.
„Bitte, was haben die hier für Architekten? Überall undichte Stellen in den Wänden und Wasser.“, stellte Zay ärgerlich fest, als er neben Luminara einen langen Gang entlang lief. „Die Rodianer sind normalerweise brillante Architekten. Aber in diesen Kriegszeiten hat es Rodia schlimmer erwischt als sonst. Fast täglich müssen sie dieses Jahr mit ansehen, wie die schutzlosen Städte bombardiert werden.“, entgegnete diese nachdenklich. Zay hatte es am schlimmsten erwischt, denn er lief an die Wand gepresst, genau wie die Klone, unter einem tropfenden Rohr, denn es mangelte an Platz.
Mace bedeutete ihnen zu schweigen und schlich sich entlang einer Galerie. Er schlug einen Weg ein, der nicht oft benutzt wurde. Zu den Luftschächten, die einen Blick auf den großen Diskussionssaal der Senatoren ermöglichten, musste er einen Teil der nun gegenüberliegenden Wand berühren und so den Code eingeben. Es war eine nicht sichtbare Tastatur, aber man konnte – wenn man von dem Gang wusste – ihre Umrisse ausmachen. Mit einem Zischen verblasste die Illusion einer Wand und eröffnete eine dunkle Leiter, die in die Höhe führte.
„Wisst ihr, ich frage mich, warum ich das Ganze mitmache. Wir klettern gerade durch einen verdreckten und stockdüsteren Gang und niemand sagt mir, wohin!“
Das war eine Spezialität Zays. Schimpfen und sich beschweren. „Wie kannst du erkennen, dass er verdreckt ist? Wenn er doch in völliger Dunkelheit liegt.“, fragte Mace nach und Zay antwortete, nun gereizt: „Zufälligerweise kann man die Macht benutzen, um etwas zu erkennen.“
„Hört ihr das?“ Die Frage von Luminara unterbrach den Anfang eines ermüdenden Streitgespräches und die Kletterer lauschten. Der Gang führte senkrecht an dem Saal vorbei.
„Nein. Was soll ich da hören?“
„Eben. Niemals ist es während einer Diskussion so ruhig!“
„Vielleicht essen sie gerade?“
„Sehr witzig. Im Saal? Man darf nicht einmal etwas Wasser oder Energieriegel mit hinein nehmen!“
„Na, an Wasser mangelt es hier nicht gerade.“
Ein Schrei durchbrach die Stille und Mace runzelte die Stirn. Er spürte eine andere Aura in der Macht. Eilig brachte er die letzten Sprossen der Leiter hinter sich und rannte zu dem ersten Schacht, den er entdeckte. Das Bild, dass sich ihm bot war keinesfalls erfreulich. Aber irgendwie auch verwirrend...
Der Saal bestand aus einem langen Tisch und vielen einzelnen Stühlen, luxuriös erstreckten sich Stufen in die Höhe und endeten an den Luftschächten. Dort saßen die Senatoren, an dem Tisch in der Mitte saßen die wichtigsten unter ihnen. Nun blockierte etwas die erschreckend dunkle Aura und Mace war sich sicher, dass in dem Saal anderes als nur streitsüchtige Senatoren lauerten.
Zay, Luminara und die Klone gesellten sich zu ihm und sahen sich die Szenerie an.
Ein paar Meter weiter des Tisches lag ein junger Senator am Boden, offenbar am Rande einer Ohnmacht. „Eine Blockade.“, murmelte Luminara neben ihm, „aber wofür? Keiner der anwesenden Senatoren ist machtsensitiv!“ Mace verengte seine Augen und betrachtete die Wartenden. Geeran war nicht dabei. „Verdammt, was war das für ein Schrei? Ich kann...nichts fühlen...“ Zay fasste sich an den Kopf, ein Zeichen, dass jemand nicht nur seine Persönlichkeit mit der Macht blockierte, sondern wusste, dass sie hier waren.
„Sie wissen, dass wir in den Schächten sind. Falls sie angreifen, haben wir größere Chancen uns zu verteidigen, wenn wir im Saal sind.“ Mace zögerte nicht, sondern öffnete den Schacht und kletterte rasch hinaus. Einige der Senatoren taten überrascht, andere nahmen ihn nicht einmal war. Nur der junge Mann stöhnte und blieb am Boden liegen. Mace trat respektvoll zu dem Tisch, verneigte sich und sagte:
„Entschuldigt unser überraschendes Eindringen. Ich bin Jedi-Meister Windu, in Begleitung von Meisterin Unduli, Ritter Ewok und dem Klontrupp Alpha. Wir hörten einen Schrei. Ist etwas vorgefallen?“
Eine Senatorin namens Chee drehte sich zu ihm um und deutete mit ihrem Daumen auf den liegenden Senator. „Er wollte an seinen Platz zurückkehren. Gestolpert.“
Die wortlose Begrüßung verunsicherte Mace, ebenso wie die offensichtliche Lüge. Irgendetwas war im Gange, aber der Meister war unfähig, zu helfen. Die anderen Senatoren reagierten abweisend auf seine Frage und drückten mit ihrer Haltung aus, dass sie hier nicht erwünscht waren. Ein guter Grund zur Annahme, etwas schlimmeres wäre vorgefallen, wollte ihm nicht wirklich einfallen. Sie würden sagen, er habe sich getäuscht, als er eine andere Aura gespürt hatte. Kein Widerstand.
„Wir wären... Es wäre uns recht, wenn sie nun in der Eingangshalle gehen würden, wir wissen, wozu sie uns besuchen. Aber Senator Geeran kommt erst in ein paar Minuten.“, ergriff ein männlicher, rodianischer Senator das Wort.
„Wie Ihr wünscht. Dennoch lasse ich den Klontrupp und Ritter Ewok hier. Sicherheit kann nicht überall gewährleistet werden, aber ein unnötiges Risiko will ich nicht eingehen.“
„Ja... Senator Warklat, gehen sie mit dem Medi-Droiden in das Behandlungszimmer.“
Der jüngere Mann stand langsam auf und stützte sich auf den Droiden, wankte mit ihm davon. Nun wurde von Mace und Luminara erwartet, zu gehen.
Als die beiden in der geräumigen und von weißen Säulen gestützten Eingangshalle ankamen, wandte sich Luminara an den hochgewachsenen Meister.
„Ich weiß nicht, ob es klug war, Zay alleine mit ein paar Klonen dort zu lassen.“
„Allerdings sinkt dann das Risiko eines Angriffs auf die Senatoren und wenn wir Glück haben, will der Unbekannte lieber uns als ihn schachmatt setzen.“
„Hoffen wir es.“, erwiderte Luminara und man sah ihr an, dass sie dennoch Bedenken hatte.
Aber eine erneuerte Änderung war nicht mehr möglich und es würde keine Sympathie zwischen Jedi und Senatoren einbringen. Dementsprechend beließen die beiden es dabei und setzten sich auf eine Bank, nahe eines Springbrunnens, der die Mitte des Raumes einnahm.
Nach einer Weile ertönte die blecherne Stimme des Medi-Droiden. „Senator Warklat will mit ihnen reden. Kommen Sie mit mir.“