Zuerst einmal zum Punkt, dass da überhaupt eine Freundschaft sein muss: Ich denke du entnimmst das den Aussagen von Obiwan aus Episode IV, oder? Ich kann verstehen, dass man auch über die Trilogien hinweg einen logischen Ablauf haben will und kann daher auftauchende Unterschiede zwischen den Trilogien durchaus als gerechtfertigte Kritik ansehen. Da aber die PT zeitlich gesehen vorher spielt, müsste eine Freundschaft zwischen den beiden nicht zwangsläufig vorhanden sein, um den Fall von Anakin zu zeigen. Obwohl ich das natürlich nicht missen will, da es sonst weniger dramatisch wäre.
Zur gezeigten Freundschaft in der PT: Hierbei muss man wie
@Jeff "Joker"Moreau bereits geschrieben hat, beachten, dass es aufgrund des Lehrer-Schüler-Verhältnisses jetzt nicht wie ein klassisches Freundschafts-Verhältnis dargestellt wird. Jedoch ist IMO keinesfalls so, als würden sich Anakin und Obiwan gar nicht leiden können. Ja sie haben so ihre Problemchen, aber das ist halt nun mal so, in einer Lehrer-Schüler-Beziehung, dass man da auch häufig mal unterschiedliche Meinungen vertritt, insbesondere wenn man auf Schüler Seite einen außerordentlichen begabten, aber auch impulsiven und etwas arroganten Anakin hat. Das heißt aber doch noch lange nicht, dass sie sich nicht mögen und dass sie nicht befreundet sind. Man sieht durchaus auch Sympathie, Vertrautheit und sogar Bewunderung in den Episoden II und III (bei I gebe ich dir Recht, da besteht kaum Kontakt). Spontan würden mir dazu folgende Szenen einfallen: In II die Reaktion von Anakin auf die Aussage von Obiwan, dass Anakin nochmal sein Tod sein wird oder die Szene in III, in der Anakin sich entschuldigt, dass er die Ausbildung nicht genug wertgeschätzt habe und es gibt da mit Sicherheit auch noch einige weitere Szenen, die man theoretisch anführen könnte.
Ich denke es gibt Filme die ziemlich gut Freundschaften darstellen können und ich würde sogar soweit gehen aus subjektiver Beobachtung zusagen, dass es meistens so ist, dass die Freunde recht unterschiedliche Charaktere sind. Bestes Beispiel ist denke ich Lethal Weapon. Riggs und Murtaugh sind völlig unterschiedlich und doch kauft man ihnen ab beste Kumpel zusein. Gut es ist kein Schüler-Lehrer Verhältnis aber ich verstehe nicht, wieso es nun diese Darstellung bedeuten muss. Man hätte problemlos darstellen könne, dass Obi-Wan anderer Meinung ist als der Rat und trotz unterschiedlichen Charakters zu Anakin steht oder man hätte eben auch Anakin anders darstellen können, mit bedeutend mehr Verständnis für die Kritik. Seine Meinung wäre nämlich auch weitaus nachvollziehbarer, wenn er am Ende tatsächlich tut was man ihm sagt oder sich beweist aber das dann nicht genug wäre. Doch so bestätigt er im Gegenteil sowohl Obi-Wans als auch die Ansichten des Rates.
Es ist nicht entscheidend, ob der Film vor oder nach ANH spielt. Wir haben unsere Beschreibung von Obi-Wan Kenobi, die uns einen Eindruck der Geschichte geben. Und solange man nicht die Absicht hatte Obi-Wan lügen zu lassen, ist es eine der wichtigsten Aufgaben dieser zu entsprechen, wenn man nach zwanzig Jahren die Geschichte fortsetzt. Natürlich kann man auch davon abgehen, schließlich hat man ja bei der direkten Fortsetzung Obi-Wan auch schon eher von einem gewissen Standpunkt aus sprechen lassen aber wenn man das wiederholt tut, dieses dann womöglich auch nicht in befriedigender Art ("ich bin dein Vater" hat immerhin Kinogeschichte geschrieben, Anakins Gejammer in Episode II nicht), dann sind die Reaktionen wenig verwunderlich.
Natürlich ist da nun nicht gar nichts aber es ist eben viel zu wenig, weil wie ausgeführt beide einfach kaum zusammen auftreten und und wenn sie es tun oder nicht tun, sogar ein deutlicher Zwist erkennbar ist. Hätte man diesen abgemildert, wäre schon viel geholfen gewesen. Wenn Obi-Wan eine Bezugsperson gewesen wäre, ja wenn ER auf der Hochzeit anewesen gewesen wäre, boy was wäre das für ein Bild gewesen, insbesondere mit passenden Dialogen zuvor in denen Obi-Wan nicht nur seinen Schützling, sondern obendrein seinen Freund gedeckt hätte.
Was nun die Heldentat angeht. Wie gesagt, es ist diskutabel und IMO sollte es das eben nicht sein. Es sollte eindeutig sein. Auch Riggs ist ein Hitzkopf, der sicher Fehler macht aber er ist nichts desto trotz fähig. Das Droidenkontrollzentrum zu zerstören ist eine tolle Sache, hat jedoch kaum etwas mit Fähigkeit zutun als mit schieren Glück. Man stelle sich vor, Luke wäre per Autopilot zum Todesstern geflogen, hätte eine Rolle gemacht, wäre dann abgestürzt und hätte mal pew pew gemacht. Ich will damit nicht mal sagen, dass Luke nicht auch Glück hatte aber die Darstellung des Angriffs auf den Todesstern besitzt verschiedene Elemente, die beide Charaktere unterschiedlich dastehen lassen. Da ist das Alter der Personen, ein Kind gegen einen (fast) Erwachsenen, da ist der Zufallsfaktor durch Autopilot beim einen, der bewusste Angriff beim anderen, da sind die anderen die erfolglos ihre Angriffe führen, die beim einen eher Statisten sind beim Anderen dagegen ihr Glück im Abschuß versuchen, da ist die Bedrohung die bei Naboo kaum vorhande ist, wohingegen Luke mehrmals gerettet wird und am Ende ist da natürlich die Macht und der perfekt getimte Abschuß beim einen, während der andere halt einfach nur auf das Feuer gegen ihn reagiert und gar nicht weiß was er tut. Schlußendlich macht es Anakins Aktion wohl noch einfacher die Kapitulation zu erzwingen aber in Anbetracht dessen, dass der Vize-König als Geisel genommen wurde, wurden eigentlich hauptsächlich die Leben einiger Piloten gerettet. Lukes Aktion auf der anderen Seite rettete die gesamte Rebellion, die nur wenige Sekunden später mit dem gesamten Mond pulverisiert worden wäre.
Ich finde es auch schon wichtig, dass Anakin heldenhaft ist um den Fall von Hell auf Dunkel zu zeigen, denn wenn das nicht stattfindet, wo ist dann der Fall? Wir brauchen ja eie Fallhöhe, wir brauchen einen Wechsel, es muss vorher etwas anders sein, sonst bleibt alles beim Gleichen. Wenn jemand ein arroganter, selbstbezogener, hitzköpfiger Mörder ist, ist das eine gute Voraussetzung um einen wechsel zu Demut, Altruismus und Selbstlosigkeit zu zeigen aber nicht zur dunklen Seite, in der das Morden dann auch noch weitergeht. Und an der Stelle tritt auch Dooku. Dooku war geschlagen, es wurde im Film selbst gesagt, dass das nicht die Art der Jedi ist, Anakin hat Dooku ohne Notwendigkeit hingerichtet. Daran ist nichts aber auch gar nichts heldenhaft. Man kann nicht abstreiten, dass Anakin auf der Seite der Jedi gekämpft hat aber man kann bestreiten, dass er ein guter Mensch und Held war, denn auch eine gute Tat wiegt noch lange nicht einfach eine schlechte auf. Und dass er auf Seiten der Jedi gekämpft hat ist überhaupt nicht entscheidend, wenn er dabei nicht auch wie ein Jedi handelt.
Was den Attentatsplot angeht: Hätte man konsequent weiterhin Amidala töten wollen, hätte man auf Naboo und Tatooine leichtes Spiel gehabt. Da dieser Teil des Films aber wie eine heisse Kartoffel fallengelassen wird, hat Anakin noch mal Glück gehabt.
Schließlich die Verführung:
Keine Sicherheit, keine Lösung, keine Verführung. Ja Anakin hatte die Vorahnung seiner Mutter aber wir sehen nicht wirklich dass Padme in der Vorahnung stirbt, was für den Zuschauer nun Mal schlecht ist, denn es heisst nicht umsonst "Show don't tell". Man kann das natürlich trotzdem gerne Annehmen, das ist ja nicht schlimm aber dann sollte der Film einem auch Bestätigung geben und der Charakter nachvollziehbar handeln und das heisst: Herausfinden ob dieses Schicksal tatsächlich eintreffen könnte. Anakins logische, nachvollziehbare Reaktion wäre gewesen: Ärzte aufsuchen. Diese Ärzte hätten feststellen müssen "Ja da ist etwas aber wir wissen nicht was wir tun sollen". Das weltliche hätte versagen müssen. Danach hätte er spirituelle Hilfe suchen müssen und auch hier hätte man direkt das Problem ansprechen müssen, was nämlich bei dem Dialog mit Yoda gar nicht passiert ist und Yoda hätte statt ein empathieloser Arsch zusein deutlich machen müssen, dass diese Zukunft unausweichlich ist. Das Spirituelle muss versagen. UND DANN, in aller Verzweiflung, hätte der Teufel auf den Plan treten und helfen müssen, womit man dann auch einem Bruch mit der Originaltrilogie aus dem Weg geht aber der Preis ist eben der Verkauf der Seele also Übertritt zur dunklen Seite.
Wenn weder Anakin, noch wir wissen, ob sie stirbt, dieses Schicksal offenkundig nicht anders lösbar ist, ist es auch nicht nachvollziehbar sich der dunklen Seite anzuschließen, insbesondere wenn der Verführer nur eine vage Möglichkeit einer Lösung irgendwann in der Zukunft parat hat.
Die Umschmeichelungen von Palpatine sind in I und II kaum vorhanden. In I gibt es das gar nicht, da meint Palpatine zu ihm nur, dass er seinen Werdegang beobachtet, halt ein typischer diplomatischer Politiker-Kommentar. In II schmiert er ihm zwar Honig ums Maul "Du bist der beste Jedi und wirst sicher stärker als Yoda!" aber eine freundschaftliche Verbindung, mit soviel Vertrauen dass der eine dem anderen von begangenen Morden berichtet, ist nicht vorhanden.