Ich werde vermutlich nie so richtig nachvollziehen können, wieso Handlungen Anakins, die schon der Film mit einer ganz klaren Intention zeigt, immer wieder relativiert werden.
Das ist mir schon seinerzeit bei der Diskussion aufgefallen, als jemand die Ermordung der Tusken als auch nicht so schlimm abgetan hat. Der Film will und wollte die schlechten Handlungen Anakins doch nie als gerecht oder angemessen darstellen. Auch der Mord an Dooku wird doch im Film nicht als richtig, gerecht oder verdient dargestellt. Es ist im Prinzip einer der Sargnägel für Anakins Jedi-Dasein, schon weil der Einzige, der das jemals rechtfertigt, ja nichtmal Anakin selbst ist, sondern ausgerechnet Palpatine! Anakin bereut es sofort und weiß, dass das einem korrekten moralischen Kompass einfach völlig zuwiderläuft. Mir ist jetzt nicht klar, wieso man ausgerechnet an der Stelle Anakin mal nicht zustimmt, wo er ausnahmsweise mal Recht hat, als er sagt, dass er das nicht hätte tun dürfen. Für mich ist das einer der wenigen Sätze, in denen die Figur überhaupt mal was moralisch richtiges sagt. Stattdessen schließt man sich der Bewertung Palpatines an? Daran könnte man eventuell bemerken, dass der Film einem wohl offensichtlich einfach was ganz anderes mitteilen wollte.
Doch, na klar war schon genau das an sich das Problem. Im Gegenteil sind meiner Meinung nach die Gefühle selber überhaupt nicht das größte Problem, sondern die Handlung als solche. Es entspricht einfach einem gewissen zivilisatorischen Mindeststandard, dass man Leuten, die wehrlos oder geschlagen sind, eben nicht weiter zusetzt. Verlagern wir das auf die reale Ebene ist man ja schon immer - zu Recht - entsetzt, wenn prügelnde Jugendliche weiter auf Leute eintreten, die bereits am Boden liegen. Das gilt gemeinhin als eines der verachtenswertesten Dinge, die man überhaupt machen kann. Denke, wenn Anakin jetzt minutenlang auf den knienden Dooku eingetreten hätte, wären sich da auch sofort alle einig gewesen, weil es einem die Brutalität ganz plastisch vor Augen geführt hätte. Seltsamerweise hier aber jetzt nicht, obwohl Anakin doch etwas viel Drastischeres macht, indem er seinen Gegner sogar enthauptet.
Was die Gefühle angeht, ist das für das Handeln oder seine Rechtfertigung hier meiner Meinung nach nicht groß von Relevanz. Die subjektive Komponente ist natürlich ein Teil einer Tat, aber eine Handlung allein nach der Intention zu beurteilen, ist sehr, sehr problematisch. Denn dann muss man auch so konsequent sein und das Töten der Jünglinge auch nur als gerechtfertigt ansehen, denn das tut Anakin doch
allein aus Liebe zu Padmé und zu ihrer Rettung heraus. Wie kann etwas aus dem Gefühl der Liebe und des Lebensschutzes denn schlecht sein, wenn eine Handlung immer am Subjektiven gemessen werden muss? So eine Bewertung funktioniert meiner Meinung nach also nicht.
Wenn ein Polizist einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher auf der Straße trifft, darf der auch nicht einfach seine Waffe ziehen und dem ins Gesicht schießen, immerhin habe der andere ja Verbrechen begangen. So geht das halt einfach nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass Anakin kein Gericht ist, das die persönliche Beteiligung Dookus erst einmal feststellen müsste, bevor man jemanden wegen seiner Verbrechen richten dürfte.
Sicherlich kann man jetzt einwenden, dass in der Situation, in der Anakin war, gerade Krieg stattfand und das daher nicht vergleichbar ist. Das ändert allerdings nicht viel daran, denn auch im Krieg ist es verboten, jemanden, der kapituliert hat, einfach so umzubringen. Und nichts anderes macht Dooku da, als er vor Anakin in die Knie geht. Anakin maßt sich hier einfach (wieder) von selbst an, über Leben und Tod von Personen zu entscheiden. Nebenbei bemerkt, ist ja genau diese Anmaßung als Motiv (Padmés Leben retten) doch überhaupt erst Grund für den Sturz in die Dunkle Seite, was Lucas hier also sogar mal ganz nett konstruiert hat. Insofern kann die logische Lehre, die der Film einem aufzeigen möchte, eigentlich auch nur sein, dass man genau diese Taten von Anakin eben gerade ablehnen soll, ohne sie in irgendeiner Weise zu beschönigen oder zu rechtfertigen und dass der Zweck gerade nicht die Mittel heiligt.