Malastare

[ Mid Rim / Durstig-Sektor / Malastare-System / Malastare / Pixelito / Starpointcantina / Zimmer 3 ] Mol und Spectre, sowie LaPlace über Holo

Erleichtert schloss Mol die Augen, als LaPlace endlich einknickte und ihnen die Daten übermittelte. Sie hatten es geschafft. Mit einem Seufzer ließ er sich rücklings auf das Bett sinken und gestattete sich einen Augenblick der Ruhe, bevor er sich den Umständen entsprechend zusammenriss. Ohne sich zu rühren oder die Augen zu öffnen sagte er mit schleppender Stimme:

„Okay hör mir gut zu. Ich stehe unter deutlich zu viel Schmerzmitteln und sehe nen Schock auf mich zurollen. Das heißt ich brauch dringnd medizinische Hilfe. Du wirst mich jetzt gleich zur Raum…mall fahren und dort – ohne mich – das ‚Pods Schicksal‘ besuchen. Ist mir egal ob der Besitzer schläft. Wirf ihn meinetwegen aus dem Bett. Sprichst du ihn an, lässt du fallen, dass Gesetze nichts bedeuten. Er wird wissen worums geht…“

Mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete der Zabrak sich auf an begann mit unsicheren Schritten auf die Tür zuzuwanken.

„Oh…und dnach kommst du zurück…und bringst mein Bike zum Vermieter…nicht genug Kohle um Gebühren…zu blechen…“

Murmelte er und stieß die Tür auf. Die Treppe überlebte er vermutlich nur, weil Spectre ihm zur Hilfe eilte und ihn stützte. Auch die Bar überstand er nur mit ihrer Unterstützung, vor der Tür war es jedoch endgültig vorbei mit seiner Selbstbeherrschung. Kaum war die Tür der Starpoint Cantina hinter ihnen zugeschlagen, verdrehte Mol die Augen und fiel wie ein Brett, mit dem Gesicht voran, auf den harten Asphalt des Bürgersteigs.


***


Als Mol die Augen aufschlug, hatte die Szenerie gänzlich gewechselt. Er befand sich nicht länger vor der Cantina, sondern in einem engen Kabuff, das lediglich Platz für ein Bett und einen Infusionsständer bot, der in einem Katheter in seinem rechten Arm mündete. Alles tat ihm weh. Am Schlimmsten pochte seine linke Schulter, doch zog es auch in seiner Nase unangenehm und mehrere Stellen in seinem Gesicht brannten. Etwas weißes ragte von seiner Nase aus in sein Blickfeld und auch seine Schulter zierte ein dicker Verband. Ein Krankenhaus war das hier sicher nicht, das bedeutete, dass er sich bei der Black Sun befinden musste.

Noch einmal versuchte Mol die Augen zu schließen und wieder einzuschlafen, doch jetzt, wo er einmal wach war, war daran nicht mehr zu denken. Das Pochen war zu omnipräsent und jetzt breitete sich auch noch ein unangenehmes Stechen in seinem Schädel aus. Aus Erfahrung wusste er: das war der Kater der Schmerzmittel. Oh Mann. Die nächsten Tage würden unterhaltsam werden. Danke Spectre.

Erschöpft öffnete er die Augen und bemerkte eine Kordel die direkt über ihm hing. Ein Schild mit der Anweisung sie zu ziehen wenn er wach würde. Mol seufzte und hob dann seine gesunde Hand. Einen Augenblick geschah nichts, dann leuchtete ein Lämpchen in der Decke grün auf. Dennoch musste Mol fast eine Viertelstunde warten, bis geantwortet wurde.

Mit einem Klicken öffnete sich die Tür und zwei Wesen betraten den Raum. Schwach nickte Mol Spectre zu, bevor er seinen Blick auf den Dug richtete, der sie begleitete. Grade wollte er ihn ansprechen, doch der Nichtmensch war schneller.


„Willkommen unter den Lebenden, Mister Mol. Sie können von Glück sprechen, dass ihre Kollegin so wenig auf Geschwindigkeitsbeschränkungen oder höfliche Umgangsformen legt. Der Schock hätte Ihnen fast den Rest gegeben, auch wenn Ihre Verletzungen an sich nicht so schlimm sind. Ich denke Sie wollen ihr nachher ein Bier ausgeben.“

Stellte er fest und lachte.

„Was Ihre Mission angeht so kann ich nur sagen: Erfolg. Hatte es fast nicht für möglich gehalten dass diese Menschensau sich tatsächlich etwas Brauchbares aus dem Arsch ziehen lässt. Aber nein, alles gut und sogar von seinem persönlichen Datapad gesendet. Das Erpressen können jetzt meine Leute ganz gepflegt von zuhause aus erledigen. Das Honorar wird ihnen diese Woche noch auf Ihr Konto überwiesen. Abzüglich der medizinischen Kosten, selbstverständlich. Lässt zwar nicht viel übrig, aber mit hundert Credits Rest kann man sich immerhin etwas Schönes kaufen.“

Wäre der Zabrak in besserem Zustand gewesen, er hätte vermutlich protestiert, doch so blieb ihm nichts anderes übrig als schwach zu nicken. Blieb nur zu hoffen, dass der Raubzug gegen den Frachter ordentlich etwas abwarf, sonst würde er finanziell ernsthaft in Bedrängnis kommen.

„Und nun zu Ihnen, Miss Spectre. Ihr Beitritt zur Familie dürfte keine Probleme bereiten. Wir benötigen immer brauchbare Leute mit Insiderwissen und ihren Fähigkeiten. Wenn es Ihnen nichts ausmacht werde ich das direkt hier vollziehen, ich habe noch ein paar wichtige Termine um die ich mich zu kümmern habe.“

Der Dug – der sich noch immer nicht vorgestellt hatte – wartete nichtmal eine Reaktion von ihr ab, bevor er fortfuhr:

„Das Ritual ist einfach. Sprechen Sie mir einfach nach:

Als Mitglied der Black Sun gilt meine Loyalität
Der Organisation, ihren Mitgliedern und ihren Regeln.
Meine Waffe wendet sich niemals gegen Meinesgleichen.
Mein Wissen über die Sache dringt niemals nach außen.
Gesetze bedeuten nichts; der Kodex bedeutet alles.“

Einen Augenblick schwieg er, dann zog er eine Inketionspistole. Ach stimmte ja, die Sun nahm ja auch Blutproben. Mols eigener Beitritt schien so lange her…

[ Mid Rim / Durstig-Sektor / Malastare-System / Malastare / Pixelito / Altes Lagerhaus / Lagerraum ] Mol und Spectre, sowie Secarda
 
[ Mid Rim / Durstig-Sektor / Malastare-System / Malastare / Pixelito / Starpointcantina / Zimmer 3 ] Mol und Spectre


Sie hatte den muskelbepackten Zabrak stützen müssen und ihr Rücken ächzte bereits nach der Treppe in die Cantina. Aber als er dann zusammenbrach konnte sie ihn nicht mehr halten. Ihre bescheidenen Kenntnisse in Sachen Erster Hilfe sagten Ihr, dass mit seinem Zustand nicht zu spaßen war. Aber ein Krankenhaus kam nicht in Frage, dann würde alles auffliegen und dazu kam noch, dass sie so ihre Problemchen mit Gleitern und anderen fahrbaren Geräten hatte. Sie konnte mit den Dingern einfach nichts anfangen. Kopfschüttelnd fuhr sie sich mit der Hand über das Gesicht. Sollte es das jetzt gewesen sein? Sie hatte die Daten, alles war klar und jetzt ließ sie ihr einziger Kontakt zur Black Sun im übertragenen Sinne hängen? Sie sah sich kurz um und bemerkte einen stämmigen Menschen, der gerade aus einem alten Gleiter stieg, der auch schon einmal bessere Tage gesehen hatte. Wahrscheinlich einer der Verladearbeiter am Raumhafen, zumindest lies sein Overall auf eine entsprechende Tätigkeit schließen. Sie gab sich einen Ruck und setzte ihr bestes Verzweiflungsgesicht auf als sie auf ihn zuging.

„Entschuldigen Sie? Würden Sie sich gerne 500 Credits verdienen und gleichzeitig eine gute Tat vollbringen?“

Ob es ihr Aussehen, das Geld oder die gute Tat war konnte sie nicht sahen, aber es war am Ende auch egal. Der Typ half ihr. Er brachte Mol mit Ihr in seinem Gleiter zum „Pods Schicksal“ und brachte den Gleiter zum Vermieter. Er stellte keine Fragen, alleine die Höhe der Summe hatte ihm gesagt, dass er das wie und warum nicht zu wissen brauchte. Als Mol abgeladen war, stürmte sie wie eine blaue Furie in den Laden, der zum Glück bereits geöffnet hatte. Sie rannte zu dem Dug an der Theke funkelte ihn an während sie den von Mol erwähnten Satz sagte mit dem Zusatz, dass es dringend war und sie dem Barkeeper persönlich für jede Sekunde ein Glied nach dem anderen brechen würde.

****​

Jetzt, im Nachhinein betrachtet, war sie froh, dass der Dug Secarda, wohl wenig nachtragen war. Er hatte den Zabrak hineinschleppen lassen und in eines der Hinterzimmer verfrachtet, wo sich Ärzte um ihn kümmerten. Es würde ein paar Stunden dauern, bis Mol wieder zu sich kam und so hatte sie die Datendisk dem Dug gegeben.

Dann hatte sie gewartet. Der mit einem rauen Stoff bezogene Plastistuhl war unbequem und sie fand nicht wirklich Ruhe. Wie gern hätte sie jetzt ihr geliebtes Nightstinger auseinandergenommen und gereinigt. So wie sie es immer tat. Sie hasste solches Warten. Warten ohne etwas tun zu können. Das war anders als zu warten bis ein Ziel auftauschte. Secarda tuschelte mit dem Arzt, einem Menschen, der ohne seinen Kittel schmieriger nicht hätte sein können. Ein Straßendoc wie er in den schlechtesten Romanen nicht vorkam. Aber er hatte geholfen, das war alles was zählte. Dann verschwanden beide wieder und Spectre sah sich gedankenverloren in dem Gang um, aber auch die Tapete, die ein völlig wildes Muster hatte, wurde nach 2 Minuten langweilig. Sie zog ihren DH-23 und begann diesen zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen. Als sie fertig war besah sie sich kurz den Blaster, seufzte und begann von vorne. Immer wieder.

Sie war so vertieft in dieses Ritual, dass sie die Lampe über Mols Tür nicht registrierte. Erst als Secarda vor sie trat, sah sie auf. Er grinste, oder was auch immer der Gesichtsausdruck bei einem Dug war, den er an den Tag legte und deutet auf die Lampe.

Dann ging er hinein. Spectre folgte ihm. Mol war inzwischen wach, aber man sah ihm an, dass es ihn stark mitgenommen hatte. Trotzdem sah sie an seiner Reaktion, dass ihm das Honorar nicht gefiel. Aber bevor sie etwas sagen konnte wandte sich der Dug an sie.

Sie hörte zuerst gar nicht wirklich was er sagte und ihr Gehirn setzte irgendwo nach brauchbare Leute und Insiderwissen ein. Sie hatte es tatsächlich geschafft…


„Als Mitglied der Black Sun gilt meine Loyalität

Der Organisation, ihren Mitgliedern und ihren Regeln.

Meine Waffe wendet sich niemals gegen Meinesgleichen.

Mein Wissen über die Sache dringt niemals nach außen.

Gesetze bedeuten nichts; der Kodex bedeutet alles.“


Wiederholte sie die Worte des Dug und hielt mechanisch den Arm hin. Blutproben… wenn sie noch nur zählen könnte wie viele sie davon in ihrem Leben schon abgeben musste.

Er nickte zufrieden und drehte sich zum Ausgang.


„Ach ja… willkommen in der Familie Miss Spectre…“

Dann schloss sich die Tür hinter ihm und sie war mit Mol alleine. Zähe Sekunden vergingen, ehe ihr klar wurde, dass sie etwas sagen sollte. Irgendetwas. Aber was sagte man in so einem Augenblick?

„Gut dass du wieder wach bist.“

Sagte sie trocken.

„Ich schulde dir was…“



[ Mid Rim / Durstig-Sektor / Malastare-System / Malastare / Pixelito / Altes Lagerhaus / Lagerraum ] Mol und Spectre
 
[ Mid Rim / Durstig-Sektor / Malastare-System / Malastare / Pixelito / Altes Lagerhaus / Lagerraum ] Mol und Spectre, sowie Secarda

Spectre war wieder ganz sie selbst, als sie den Schwur wiederholte. Uniwillkürlich versuchte Mol sich an den Tag zu erinnern, als er selbst ihn geleistet hatte. Damals, vor Shinbone. Bevor Elias ins Koma gefallen und Thessa ihn verraten hatte. Er konnte es nicht. Es war zu lange her, obwohl es nur ein paar Monate, vielleicht ein Jahr gewesen mochte. Mit steinernem Gesicht beobachtete er, wie der Dug der Chiss Blut abnahm und sich dann zum Gehen wandte. Geräuschvoll schlug die Tür hinter ihm zu, dann waren sie alleine.

Trocken stellte Spectre fest, dass es gut war, dass er wieder wach war. Und dass sie ihm etwas schulde. Unwillig schüttelte er den Kopf und sagte mit ausdrucksloser Stimme:


„Schon gut, Spec. Nicht der Rede wert. Lass uns gehen.“

Ächzend erhob er sich und legte seinen linken Arm in eine Schlinge. Ungeschickt warf er sich seinen Mantel über, der an einem Haken an der Wand gehangen hatte und verließ den Raum. Das Gebäude in dem sie sich befanden, mochte ein altes Lagerhaus sein. Einige Kisten füllten einen größeren Raum, in dem mehrere Wesen – der größte Teil Nichtmenschen – ihren Geschäften nachgingen. Das große Eingangsportal stand offen und grade trugen zwei Duros einen weiteren Container herein. Gemächlich schritt der Zabrak darauf zu und zog sein Com. Gleich mehrere Mitteilungen blinkten. Mit einem Stich stellte er fest, dass eine von seinen Eltern stammte, die seit seiner Desertion nichts mehr von ihm gehört haben konnten. Trotzdem öffnete er zuerst die Nachricht Mallorys. Rasch überflog er sie und erfuhr, dass die Eisenheim aus Malastare angekommen war und sich in derselben Landebucht befand, in dem er eigentlich die Anabell abgestellt hatte.

Das Lagerhaus war in Laufreichweite des Raumhafens. Dennoch dauerte es eine gute Dreiviertelstunde, bevor sie den Weg an diesem eher trüben Morgen hinter sich gebracht hatten. Schließlich bogen sie in die Landebucht ein und tatsächlich. Die Anabell war verschwunden und an ihrer Stelle befand sich die Eisenheim, so schmutzig und angerostet wie immer. Offenbar hatte niemand auf Vergesso es für nötig gehalten sie zu reinigen. Noch immer klebte Dxun an ihrer Außenhaut, und jetzt auch der Asteroidengürtel in dem sie den Großraumfrachter aufgebracht hatten.

Langsam trat der Zabrak an die geschlossene Laderampe heran und hämmerte mit seiner unversehrten Rechten dagegen. Kurz überlegte ob er irgendetwas pseudolustiges sagen sollte, ließ es dann aber doch bleiben. Zäh zogen sich die Sekunden, dann piepte es und die Rampe begann sich zu senken. Mit einem Knirschen setzte sie auf dem Durabeton auf und Mol nickte Spectre zu, ihm ins Innere zu folgen. Drinnen erwartete sie bereits Paloo, bei dessen Anblick Mol unwillkürlich zurückzuckte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte man den Ewok rasiert und damit eine wahre Alptraumkreatur erschaffen. Die Haut die unter dem Pelz zum Vorschein gekommen war, war faltig und hatte eine unschöne Schattierung von Braun. Auch sah sein Gesicht nun eher wie ein eiskalter Scharfschütze aus, als wie ein knuddeliger Teddybär, an den er normalerweise erinnerte.


„DU siehst Scheiße aus, Mol. Wasn passiert?“

Fragte der Ewok mit einem schiefen Grinsen, dass seine spitzen Zähnchen noch stärker hevorbrachte.

„Berufsrisiko.“

Stellte der Zabrak lapidar fest, bevor er die Frage stellte, die ihm auf der Zunge brannte.


„Und was bei Malachor ist bei dir falsch gelaufen?“

„Berufsrisiko“

Paloos Grinsen wurde noch breiter.

„Nee. Wir fliegen durch republikanisches und imperiales Hoheitsgebiet. Das sollte meiner falschen ID helfen falls wir kontrolliert werden. Ich bin jetzt kein Ewok mehr sondern ein…ähh…ach egal. Frag Mallory. Seine Idee.“

Zweifelnd hob Mol die Augenbrauen und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sah schon worauf das hinauflief. Die Familie schickte sie auf eine weitere Mission, ohne ihnen überhaupt eine Chance zu geben sich zu erholen. Na großartig.

„Apropos. Der Mann ist im Cockpit, er erklärts dir am besten selbst. Wir sehen uns nachher. Ach, und hi Spectre.“

Der Ewok nicke ihr zu, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand in den Quartieren. Wortlos warf Mol ihr ebenfalls einen Blick zu, dann setzte er sich wieder in Bewegung. Die Leiter ins Cockpit war eine Qual, doch schließlich hatten sie es geschafft und sie standen vor Mallory und Yannic, die grade die Eisenheim in die Atmosphäre steuerten. Auf einen kurzen Befehl des Menschen übernahm der Rodianer komplett und Mallory drehte sich zu ihnen um.

„Mission erfolgreich. Sie ist jetzt in der Familie.“

Stellte Mol fest und sein Gegenüber nickte.

„Schon gehört. Sie wird uns auf die nächste Mission begleiten.“

„Worum geht’s?“

„Keine Ahnung. Wir sollen uns aber so schnell wir es einrichten können auf Coruscant einfinden. Für die Reise werden uns Fake-IDs zur Verfügung gestellt, da manche von uns entweder in der Republik, dem Imperium oder beidem nicht gern gesehen Gäste sind.“

Gemächlich zog er zwei Kärtchen aus der Tasche und überreichte sie Mol und Spectre. Kurz warf der Zabrak einen Blick darauf und steckte sie dann ein.

„Mister Mol, Sie können gehen. Miss Spectre, Mister Wac wird sie auf dem Schiff herumführen und Ihnen Ihr Quartier zeigen.“

Wieder nickte Mol und drehte sich zur Leiter um. Der Abstieg war einfacher, da er einfach springen konnte. Sein Weg führte ihn zum Laderaum, in dem er Thessa gehäutet hatte. Das Blut war inzwischen verschwunden, doch hatte man eine der Scherben der Schnapsflasche die er zertrümmert hatte übersehen. Widerwillig zog er sein Comlink und las die Sätze die ihm seine Eltern gesendet hatten. Der Text trieb ihm beinahe die Tränen in die Augen. Sie schrieben dass sie ihn vermissten und dass sie hofften, dass es ihm gut ging. Langsam begann Mol eine Antwort zu tippen, löschte sie dann jedoch plötzlich und schloss die Nachricht. Er hatte keine Worte die es ausdrücken konnten was er dachte.

Eine weitere Nachricht blinkte und so rief er sie auf. Diese war von Butch, dem Zabrak dem er Sliff anvertraut hatte. Hoffentlich ging es dem Insektoiden gut und er hatte eine neue Heimat fern ab der Sith woauchimmer gefunden. Während er die Nachricht las, weiteten sich Mols Augen mit jeder Zeile mehr. Die Station wo der Kobok untergekommen war, war überfallen worden. Von Sith. Butch konnte nicht sagen ob Sliff noch lebte. Die überlebenden Flüchtlinge hatten sich jedoch auf The Wheel eingefunden.

Ein wütender Schrei entrang sich Mols Kehle und mit mörderischer Gewalt knallte sein schwerer Stiefel gegen die Lagerraumwand, wo er eine deutliche Delle hinterließ. Wieder holte er aus und trat zu. Noch einmal. Und noch einmal. Lack platzte ab und der Durastahl bog sich immer mehr nach innen. Nach fünf Minuten war die unbändige Wut verraucht und Mol ließ sich erschöpft nach hinten gegen die Wand sinken. Das konnte doch nicht sein. Er musste nach The Wheel! Diesmal würde er Sliff an Bord nehmen und persönlich auf den Kobok aufpassen. Es war egoistisch gewesen seinen Kameraden einfach so abschieben zu wollen.

Mit einem Stöhnen richtete er sich auf und hastete, den Schmerz in seiner Schulter vergessend, ins Cockpit.


„Mallory, wir müssen nach The Wheel fliegen!“

„Warum?“

„Ein Freund von mir hat Probleme.“

„Nein.“

Wieder kochte Wut in Mol hoch, doch er beherrschte sich.

„Es wird nicht lange dauern. The Wheel ist nur ein paar Tage von Coruscant weg!“

„Nein.“

„Du schuldest mir etwas! Ich habe dir das Leben gerettet.“

„Gut. Danach sind wir quitt.“

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Die Serial schwebte im Orbit um Malastare und wartete auf Landefreigabe auf dem Raumhafen von Pixelito. Pixelito… die Bar im Raumhafen… Mol… sie seufzte und kämpfte gegen den Kloß in ihrem Hals an und hielt stattdessen die Hand des älteren Mannes neben Ihr.


„Aber Du musst doch keine Angst haben… Ich bin ja da.“


Sie lächelte den reichen Industriellen an, mit den sie seit dem letzten Zwischenstopp „liiert“ war. Liiert war sie natürlich nicht mit ihm, aber sie brauchte jemanden, der sie schnell an den Kontrollen vorbeibrachte. Kein unnötiges Risiko. Sie legte seufzend Ihren Kopf an die Schulter des Menschen.


„Ich bin ja schon so gespannt auf dieses Pod-Rennen und deine Crew. Ich steh‘ auf heiße Maschinen und starke Männer….“


Säuselte sie ihm ins Ohr und legte ihre linke auf seine Brust. Tatsächlich hatte sich der Mittfünfziger gut gehalten und war erstaunlich gut in Form. Sanft hob er Ihren Kopf und küsste die Chiss fordernd. Er war jemand der die Kontrolle haben musste, Macht ausüben. Deshalb hatte Spectre sich ihn ausgesucht. Reich, arrogant und dominant, die besten Voraussetzungen um Schwierigkeiten bei den Kontrollen zu umgehen. Das er hier mit Ihr in der ersten Klasse saß, war selbstverständlich. Im Bauch der Serial war der genannte Pod-Racer, die Crew und Mechaniker waren bereits vor Ort. Lieferschwierigkeiten bei einem Ersatzteil…

Sie musste Lächeln, was der Mann natürlich auf seinen Kuss bezog. Spectre dachte allerdings daran, wie sie die Lieferadresse geändert hatte, auf Ihre, und so den Kontakt vor einer Woche hergestellt hatte. 4 Wochen war sie bereits unterwegs, 4 Wochen Vorbereitungen und Planung, 4 Wochen ohne…. Sie verdrängte den Gedanken an Etara. Der Transporter ging in den Sinkflug über und sie krallte sich in die Sitzlehne um das Bild der durchgeknallten hübschen Pod-Groupie mit Flugangst zu vervollständigen.

Natürlich hatten sie die Suite im besten Haus am Platz. Ein gesonderter Lift führte von der Tiefgarage nach oben um Diskretion zu waren. Die elitären Menschen waren eben nur so fremdenfeindlich bis die richtige Münze von einem der Ihren klingelte. Die Kontrollen waren nur oberflächlich gewesen nachdem sie ihn überzeugt hatte beim Ausladen der Racers dabei sein zu dürfen. Ihre Freude und die gespielte Erregung hatten ein übriges getan um schnell ins Hotel zu kommen.

Sie schluckte und legte den Kopf auf die Knie. Das Wasser der Dusche rieselte auf ihren Nacken und sie zog die Beine an. Hier war alles in Ordnung, sie war alleine und sicher. Die KO-Tropfen im Getränkt würden dafür sorgen, dass er noch etwas schlief. Sie musste zum Treffpunkt.





Die Bar kam ihr jetzt viel schäbiger vor als zu dem Zeitpunkt als sie mit Mol den ansässigen Vertreter der Black Sun getroffen hatte. Nach der üblichen Bestellung wurde sie kontaktiert und anschließend ein File an Ihr Pad übertragen. Die Black Sun hatte das Ziel nicht aus den Augen verloren und die Intel bereits erledigt. Wohnort, Kontakte, Familie, Tagesablauf. Es war alles vorhanden. Aber hier war nicht der Ort um die Daten im Detail zu sichten. Also trank sie ihren Corellian Run aus und zahlte ehe sie sich wieder auf den Weg ins Hotel machte.

Leise öffnete sich die Tür zum Lift und sie hörte das sonore Schnarchen des Mannes. Kurz kam ihr die Galle hoch als sie daran dachte, was sie mit ihm tun musste. Im Gegensatz zu ihrer Freundin hatte die Maritima keinen Spaß daran mit jedem herumzumachen. Es war manchmal nötig und es ging darum einen Auftrag zu erfüllen, aber es war weit von dem entfernt was die Chiss als Spaß oder Freunde empfand. Sie gab sich einen Ruck und schlüpfte aus Ihrer Kleidung um sich unter die Decke an den Menschen zu kuscheln in Gedanken jedoch weit entfernt.



Über ihren Freund, der auf Malastare an Einfluss gewinnen wollte, konnte sie an die VIP-Liste des Rennens werfen und wenige Stunden später fand sich ein Francoise LaPlace darauf wieder. Einen Kommander der SpaceRangers sollte man sich als Industrieller, der Waren versendete, schließlich warmhalten. LaPlace hatte etwas für die Rennen übrig, wie Spectre aus dem letzten Besuch im Büro des Beamten wusste. In einer kleinen Vitrine waren einige Model-Pod-Racer aufgestellt gewesen. Am Vortag des Rennens eröffnete Ihr schließlich Ihr Gönner, dass er sie nicht mit in die VIP-Lounge nehmen konnte, auch wenn ihm das furchtbar Leid täte. Ein vorauszusehender Zug des Unternehmers, den Spectre mit einer gekonnten Szene quittierte und ihm dafür eine private Besichtigung an diesem Abend aus den Rippen leierte. Eine Rundführung, die der Attentäterin genug über die Einzelheiten der Anlage preisgab. Eine Sicherheit, die einfach zu überwinden war, so lange man nicht an die Racer wollte. Sabotage wurde gut vorgesorgt. Die VIP-Loge war weniger gut gesichert. Trotzdem hatte sie wenig Möglichkeiten hier einen Unfall zu inszenieren. Voller gespielter Aufregung hing sie ihrem Gönner am Arm, als dieser sie wieder zum Hotel brachte. Als der Industrielle später eingeschlafen war, kontaktierte Spectre die Black Sun. Ein Plan war gereift…


Mit einer kleinen Szene, die der Ablenkung diente, hatte sie den Menschen am Morgen verabschiedet. Süffisant grinsend betrachtete sie die ID-Card in Ihrer Hand und verließ das Hotel auf dem Weg zur Gleitervermietung der Organisation. Über die Black Sun hatte sie den teuren Luxusgleiter dort gemietet und die falsche ID würde als Tarnung dienen. So würde es aussehen, als hätte ein Mensch den Gleiter gemietet. Leider konnte sie nicht auf die Resourcen der Maritima zurückgreifen. Daher hatte sie sich am Morgen mit der Szene von Ihrem Gönner ein Geschenk erbeten. Natürlich eines, an dem auch er seine Freude haben würde nach dem Rennen. Also hatte er den Kreditchip ihr überlassen. Eine Bezahlung, die die örtliche Black Sun gerne akzeptiert hatte. Kurz inspizierte sie den Gleiter, der über eine Fernsteuerung verfügte. Ein … unzureichend treues Mitglied der Familie würde den Auftrag bekommen, den Wagen am Raumhafen abzugreifen, ein Exempel für Andere. Der Nerra hatte Spectre offenbart, dass es sich um einen der Spitzel von LaPlace handelte, der vor kurzem entdeckt worden war. Ein mittelmäßiger Dieb und Taugenichts. Ebenso hatte man Ihr Tickets für das Shuttle nach Pax. Von dort war es ihr Problem wie sie wieder wegkam. Aber Dank Ihres großzügigen Gönners hatte die blaue Attentäterin genug Barschaft um fast überall hin zu kommen.

Ein Blick auf das Chronometer sagte ihr, dass die Zeit knapp wurde. Sie stieg ein und programmierte den Zielort: Raumhafen. Selbst fahren wäre ein Fiasko geworden, sie konnte, ganz im Gegensatz zu ihrer fernen Freundin, mit Fahrzeugen einfach nichts anfangen.



Der Gleiter hielt am Raumhafen in einer Parkbucht und sie zog den Schlüsselzylinder ab, nahm ihr Gepäck und verließ den Parkplatz zum Raumhafen. Ohne Hast checkte sie ein und durchquerte die Sicherheit. Flüge innerhalb des Imperiums wurden bei weitem nicht so stark kontrolliert wie Grenzüberflüge. Sie setzte sich in die Lounge und holte ihr Pad heraus und startete die Software.

Der Wagen verließ gerade den Parkplatz und beschleunigte Richtung Arena, in der Sich die VIP-Lounge befand. Sie sah auf den großen Bildschirm im Terminal, in dem das Rennen übertragen wurde, ohne auf die Reihenfolge der Maschinen zu achten, die gerade im Zieleinlauf waren.

Sie schaltete sich auf den Gleiter auf und sperrte die manuelle Kontrolle, sowie die Türen. Aber der Fahrer war zu schnell gewesen und so versuchte Spectre den Wagen an den Rand zu dirigieren um ihn zu parken. Das gestaltete sich schwerer als gedacht und sie verursachte fast einen Unfall. Die Chiss atmete tief aus, als der Gleiter schließlich zum stehen kam. Da erst bemerkte sie den Jungen, er mochte vielleicht so 9 oder 10 sein, der neben Ihr saß und gebannt auf den Bildschirm starrte.


„Was ist das?“


„Das?“


Sie stutzte kurz.


„Ein Spiel… ein Agentenspiel, dass ich zum Zeitvertreib gekauft habe für den Flug. Aber ich komme einfach mit dieser Autofahrt nicht klar.“


Sie lächelte entschuldigend.


„Warum fragst du?“


„Soll ich das machen? Ich bin gut bei sowas?“


„Thomas, lass die Frau bitte in Ruhe.“


Spectre sah zu dem Mann, der sein Wort an den Jungen gerichtet hatte.


„Aber nein, er stört nicht, ich mag Kinder. Wenn sie nichts dagegen haben, dann kann er es gerne probieren. Ich erkläre es ihm.“


Sie setzte ein charmantes Lächeln auf und sah den Menschen mit einem kurzen Liedaufschlag von unten an.


„Ja bitte Papa…“


„Wenn es sie wirklich nicht stört?“


„Nein, gar nicht. Wirklich.“


Der Mann nickte und Spectre lehnte sich zu dem Jungen hinüber.


„Also, in dem Spiel bist du ein Geheimagent, der ein Attentat aufgedeckt hat. Ein Spion der Hutten gibt sich als Kommandant der SpaceRangers ausgegeben, aber alle Beweise wurden vernichtet. Um die Handelsrouten des Imperiums zu schützen müssen wir ihn jetzt aufhalten, damit der echte Kommandant wieder freikommt.“


Sie lächelte.


„Also einfach den Wagen fahren und dann auf den Kommandanten lenken. Ich zeig dir wo er ist. Ich habs nicht geschafft. Du schaffst das sicher.“


Zum Glück hatte sich der Vater in ein Buch vertieft. Gespannt beobachtete die Maritima, wie der Junge sich geschickt in den Verkehr einfädelte und beschleunigte.


„Da vorne rechts müsste er sein, an diesem halbrunden Gebäude.“


Und da war er auch, gerade lief er in Richtung eines Dienstwagens.

„Schneller, sonst entkommt der Verbrecher…“


Es kostete sie viel Kraft es den Jungen machen zu lassen und nicht selbst einzugreifen. Angespannt sah sie zu, wie der Junge den Wagen in die Menge lenkte. Dann erlosch das Bild.
Schnell nahm sie dem Jungen das Pad ab und lächelte ihn an.


„Vielen Dank, das war wirklich spitze.“


Der Junge lächelte verlegen, musste aber auch grinsen. In diesem Moment kam der Aufruf zu ihrem Flug an Bord der Eternity. Sie stand auf und löschte mit ein paar Befehlen das Programm auf dem Pad. Dann ging Sie zum Schalter und betrat das Schiff um sich auf die Suche nach Etara zu begeben.




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Samin, Cain & NPCs

Seit zwei Tagen war Samin nun auf Malastare. Nachdem man die Wolves im Zuge des Stapellaufs der Allegiance-Klasse das Prädikat der Imperialen Legion, und damit auch ganz offiziell und von höchster Stelle aus zur Elite-Einheit des Imperiums erkläre, hatte es sich die KOMENOR nicht nehmen lassen, diese neue Entwicklung in jeder erdenklichen Form auszuquetschen. Da die Lieutenant als Vertreterin des Majors öffentlichkeitswirksam bereits die Auszeichnung entgegengenommen und brav in die Kameras gelächelt hatte, war es nun an ihr, auch die nachfolgenden Aufgaben wahrzunehmen, während ihr Staffelführer, Sakura und Pilot Officer Irimore im Eadu-System anderen Aufgaben nachgingen. Vermutlich hatten sie den größeren Spaß. Die Halb-Chiss war eigentlich nicht Pilotin geworden, um von Pressetermin zu Pressetermin zu eilen. Ihr war jedoch klar, dass irgendeiner diese Aufgabe übernehmen musste, wenn die Staffel ihren Sonderstatus behalten wollte. Zumindest gab ihre Interpretation der Stellvertreterposition her, dass sie ihrem Major den Rücken frei hielt, in sämtlichen Belangen. Die Zeit des besten Piloten der Galaxis war zu kostbar, um sie hier auf Malastare zu verschwenden. Es war ganz und gar spürbar, dass sie sich hier am anderen Ende des imperialen Herrschaftsbereichs befanden.

Offiziell zu Mittleren Rand zählend, beherberge dieser Planet vermutlich mehr Gesindel und Abschaum als man bei den Hutten hätte finden können. Bastion war von hier aus ziemlich weit weg, sowohl geografisch als auch ideell. Aber nicht zuletzt deshalb war sie ja hier. Gestern erst hatte sie eine der riesigen Fabriken besucht, die Teile für Repulsorlift-Antriebe herstellte, die von hier aus in unzählige Systeme des Imperiums versendet wurden, um dort eine Rede vor einen Teil der versammelten Belegschaft zu halten. Dafür hatte man draußen eigens einen Lagerplatz geräumt, um die etwa eintausend Arbeiter, von denen die wenigsten Menschen waren, unterzubringen. Links und rechts hatte man übergroße Fahnen platziert, auf einer Holo-Leinwand wurden parallel zu ihrer Rede heldenhaft wirkende Szenen aus Gefechten der Wolf-Staffel gezeigt. Darunter Nahaufnahmen von Samins Gesicht im Cockpit, während sie die lächerlichen Feinde ihres Reiches in den Tod jagte. Natürlich waren die gestellt. Jeder halbwegs intelligente Bürger hätte gewusst, dass TIE-Piloten Helme während ihrer Flüge trugen. Dennoch hatten die Zuhörer, zum Großteil Dugs und Gran, artig geklatscht und gejubelt.


Malastare war also nicht nur strategisch – schließlich war ein Teil der Republik einen Hyperraumsprung entfernt – sondern auch industriell von ausreichender Bedeutung, um ihren Besuch hier zu rechtfertigen. Man wollte zeigen, dass die Finger der Imperialen Elite auch bis hierher reichten. Die Vertreter der KOMENOR wurden deshalb nicht müde, den neu erworbenen Status der Staffel bei jeder nur erdenklichen Gelegenheit zu gebetsmühlenartig zu wiederholen. Cain, ihr eigenwilliger Kamerad und Flügelmann, der sie begleitete, hatte sich schon das ein oder andere Mal ertappen lassen, wie er sich darüber lustig machte. Im richtigen Moment wusste der charismatische Mann jedoch, wie man in die Kamera lächeln musste, um die Herzen der Leute für sich zu gewinnen, worüber Samin nicht undankbar war. Es brauchte jemanden wie ihn, mit dem das Volk sympathisieren konnte. Samin lächelte gerne und häufig, jedenfalls für eine Chiss. Nach Tagen der Propaganda-Beschallung wurde es allerdings auch ihr Mal zu anstrengend. Solche Phasen schien DéSkalz, trotz seiner machohaften Erscheinung, zu spüren und lockte die Kameras und Aufmerksamkeit mit einem flotten Spruch auf sich.

So verhielt es sich auch nun. Nachdem Samin mit Holo-Kamera-Team im Schlepptau schon früh morgens aufgebrochen war, um sich beim Gespräch mit einer lokalen Podrenn-Größe filmen zu lassen, saßen die beiden Wölfe nun an einem viel zu großen Tisch auf einem Podium im Hangar einer planetaren TIE-Staffel, schüttelten Hände, stellen Autogramme aus und dankten den imperialen Piloten für ihren heldenhaften und ehrenvollen Dienst für das Imperium. Ein aufmerksamer Beobachter hätte ihr die Müdigkeit und die dunklen Ränder auf der blauen Haut unter ihren Augen durchaus anmerken können, doch Cain war standhaft und scherzte mit den Piloten, als wären es alte Freunde. Ihr blieb somit die dankbare Aufgabe, nur passabel auszusehen und höflich zu lächeln. Nachdem augenscheinlich jedes Mitglied des Geschwaders – ihr fiel auf, dass hier im Gegensatz zur Fabrikbelegschaft ein Großteil aus Menschen bestand – einmal die Hand geschüttelt und lobende Worte empfangen hatte, sollte es noch ein besonderen Leckerbissen geben. Eine im Vorfeld ausgewählte Personenzahl hatte die Gelegenheit, sich im Simulator-Raum selbst von den Fähigkeiten der Wolves überzeugen zu können. Samin freute sich über die Aussicht, sich zur Abwechslung endlich mal wieder in ein Cockpit begeben zu können, auch wenn es sich nur um einen Simulator handelte. Bei all der Lobhudelei, dem Handgeschüttel und dem Lächeln in die Kamera, hätte sie fast vergessen können, dass sie – ohne Zweifel – die beste Pilotin der Galaxis war. Über ihr stand nur noch Aiden Thiuro, aber einer solchen Legende gönnte sie ihren Status. Sie verfügte schließlich über das außergewöhnliche Glück, eben jenen auf ihrer Seite zu haben. Und so grinste sie das erste Mal an diesem Tag ehrlich, als man sie zum Simulator führte und sie unter Applaus, vereinzelten Jubelrufen und angespornten Pfiffen hineinkletterte. Ein höfliches und dankendes Winken, dann verschwand sie in der Kapsel.

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Samin, Cain & NPCs
 
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Samin, Cain & NPCs

Endlich befand Samin sich wieder in einem Cockpit. Das leichte Summen der Geräte, die leuchtenden Knöpfe, Schalter und Hebel ließen sie beinahe vergessen, dass es sich nur um einen Simulator handelte. Natürlich würden diese Dinger nie den wahren Flug im All ersetzen können, aber sie waren allemal besser als die Anstrengungen, die aus stundenlangem Händeschütteln und dem Posieren für die Holo-Kameras resultierten. Beinahe genüsslich ließ sie daher ihre Finger über Armaturen und Steuerknüppel gleiten, ehe sie sich die Handschuhe überstreifte. Der letzte Flug, der im Rahmen des Stapellaufs der Allegiance stattgefunden hatte, lag eine gefühlte Ewigkeit zurück. Es war eine Schande, dass diese hochnäsige Myra Juran ihr einen perfekten Flug versaut hatte. Das würde sich heute nicht wiederholen. Diesen Schlag arroganter, selbstgefälliger menschlicher Piloten hatte sie schon zu Akademie Zeiten auf Anaxes reihenweise in die Bedeutungslosigkeit gepustet. Die Zeit bei den Wolves hatte dafür gesorgt, dass sie weich geworden war. Sie hatte fast vergessen, welchen Eifer und welch trotzige Höchstleistung sie in den weniger begnadeten Piloten - wie Officer Juran - auslösen konnte, die sich eine Niederlage gegen eine Chiss unter keinen Umständen bieten lassen wollten. Das würde so schnell nicht wieder geschehen. Sie musste jeden Kontrahenten ernst nehmen.

Flackernd erwachten die Facetten-Scheiben des Cockpits zum Leben. Gemächlich liefen Ladebalken durch die unterteilte Fenster-Halbkugel, die in Wahrheit aus mehreren verknüpften Bildschirmen bestand und die gewünschten Bilder einer simulierten Außenwelt projizierten. Samin hatte schon im Vorfeld erfahren, dass ein Angriff auf Malastare simuliert werden würde, weshalb sie nicht überrascht war, als sich plötzlich ein täuschendechtes Abbild des Planeten vor ihr auftat. Sie befand sich in einem TIE/ln, dem grundlegendsten aller Jäger im Imperium. Es war das bei Weitem verbreitetste Modell und bildete natürlich auch das Rückgrat der Systemverteidigungskräfte von Malastare. Das Szenario war recht simpel. Ihr Gefecht würde lediglich einen begrenzten Bereich einer monströsen Raumschlacht widerspiegeln, wobei der Planet von einer undefinierten Partei, dessen Schiffe eine wilde Mischung aus vorwiegend in der Republik üblichen Modellen darstellte, angegriffen wurde. Da sich einige Entscheider darauf geeinigt hatten, dass sie im Anbetracht beidseitiger Friedensbemühungen keine Schlacht gegen die Neue Republik im breiten Auge der Öffentlichkeit simulieren konnten, hatte man Fingerspitzengefühl beweisend festgelegt, dass die gegnerischen Jäger und Kapitalen Schiffe nicht in den Farben des ehemaligen Rebellenstaats simuliert, sowie jegliche Hoheitszeichen von den Außenhüllen verschwinden würden. Samin war während dieser Gespräche zwar anwesend gewesen, hatte sich jedoch kaum daran beteiligt. Ihr war es herzlich egal und es war auch nicht ihre Aufgabe, etwaiges Politikum im Auge zu behalten. Es war an Sage Doha, dem Kontaktmann der Wölfe zur KOMENOR und in gewissem Maße Hauptplaner und Organisator dieser Rundreise, solche Dinge zu regeln. Ihr Auftrag war das Fliegen, das Gewinnen, das Händeschütteln und das Posieren. Nicht mehr.

Die Flight Lieutenant legte ein paar Hebel über ihrem Kopf um, dann ging es los. Sie trat in die Pedalen und rüttelte am Steuerknüppel, um ein paar Kreise zu ziehen und so das Gefühl fürs Fliegen zurückzugewinnen.


„Bereit, Wolf Elf?“

Ein Klicken der Kommunikationseinheit folgte. Das durch Betätigen und sofortige Loslassen des Sende-Knopfs ausgelöste Geräusch stand im Allgemeinen Piloten-Jargon für eine positive Rückmeldung. Cain DéSkalz hatte kurz nach ihr den Simulator zu ihrer Rechten betreten. Gefolgt waren zehn Ausgewählte, die im Losverfahren die restlichen Plätze in der simulierten Staffel ausfüllen würden. Als sie auf den entsprechenden Kanal umschaltete, hörte sie bereits wildes Geplapper.

„An Ihren Stimmen meine ich auszumachen, dass es losgehen kann?“, fragte Samin in die Runde, wobei sie so freundlich wie möglich klang. Es folgten ein paar Klicks, aber auch ein ungeordnetes Gewirr aus Stimmen, die sagten Dinge wie:
„Jawohl, Lieutenant!“
„Aber sowas von, Wolf Zehn!“
„Legen wir los.“


Wenn sie sich nicht sehr täuschte, meinte sie auch ein „Ja, Baby“ gehört zu haben. Auch wenn sie schlucken musste, war ihr irgendwie klar, dass eine Situation wie diese das Vergessen der Funkdisziplin durchaus begünstigte. Darüber hinaus waren Piloten ohnehin von einem besonderen Schlag. Die Chiss hatte schon schlimmeres erlebt.

„Die Simulation beginnt in Drei … Zwei … Eins …“ Irgendjemand an den Kontrollkonsolen im Simulator-Raum war so gnädig, sich an ihrem Countdown zu orientieren, woraufhin aus heiterem Himmel das Chaos ausbrach. Überall um sie herum erschienen Schiffe, Jäger, Wrackteile, Explosionen, feine rote und grüne Lichtfäden und, im dreidimensionalen Raum unter ihnen, ein stark beschädigtes Lazarettschiff.

„Feindjäger im Anflug aus 4 Uhr, Planquadrant 2. Die ‚Hope of Malastare‘ ist stark beschädigt. Auftrag: Abfangen und Vernichten der Gefahr für die 900 Patienten an Bord des Lazarettschiffs“, rezitierte sie das Missionsprofil aus der Vorbesprechung. Sie konnte sich noch im Detail daran erinnern, wie darüber gesprochen wurde, was den Feind möglichst grausam erscheinen ließe.

„Folgt mir in Abfang-Formation Vev, lasst keinen durch.“

Daraufhin presste sie ihren Steuerknüppel nach vorn und flog voran, dicht gefolgt von Cain und den anderen zehn Piloten, die jeweils eine doppelte Jägerlänge zur Seite und zum Vordermann versetzt eine Pfeil-Formation bildeten. Die Jäger der simulierten Gegner, hauptsächlich B- und Y-Wings wären viel zu breit, um durch diese Lücken stoßen zu können. Sie konnten nur in sie hineinfliegen und sich damit in tödliche Dogfights mit den elitär ausgebildeten imperialen Piloten begeben, oder im Raum relativ zu ihrer Position nach Oben oder Unten ausweichen, was den Imperialen jeweils vorzügliche Chancen auf ein leichtes Spiel bot. Sie würden die Jäger einfach aus dem All schießen können. Auf halber Strecke fiel Samin jedoch zunehmend auf, dass sowohl sie selbst, als auch Cain den anderen davon jagten und so die Formation auseinanderrissen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass geschlagene zehn Piloten die genormte Geschwindigkeit für einen Abfangflug vergessen würden, die in jedem Imperialen Pilotenhandbuch zu lesen war, welche ihnen in den Akademien solange in die Köpfe geprügelt wurden, dass sie sie im Schlaf neu verfassen könnten. Bevor sie jedoch irgendjemanden auf dieses Problem aufmerksam machen konnte, holten die anderen wieder auf und schlossen die Lücken. Damit hatte sich das Thema zunächst erledigt.

Als sie aufeinandertrafen, war es leichtes Spiel. Samin hatte kaum den Abzug betätigt, da ging ein B-Wing in einem Feuerball auf. Sie hatte Ewigkeiten nicht mehr in einem einfachen TIE-Jäger gesessen, war allerdings überrascht von der Geschwindigkeit und Wendigkeit, die diese Dinger aufwiesen. War sie anfänglich noch bedächtig und vorsichtig in ihren Manövern gewesen, trieb sie das Gerät nun zunehmend an die Grenzen des technisch machbaren – und für ihr Gefühl sogar darüber hinaus. Manche ihrer Wenden, Kurven und Rollen konnte keiner mithalten, weder Flügelmann, noch Gegner. Es war jedoch Cain, der ihr ungutes Gefühl letztendlich bestätigen sollte, als er sich auf privatem Kanal meldete.

„Die haben unsere Maschinen verbessert. Ich hab‘ schon neun Abschüsse, du mindestens genauso viele. Die anderen haben zusammen vielleicht drei. Fünf von uns sind ausgeschieden.“

„Ist mir auch aufgefallen“
, raunte die Chiss in ihr Sprechgerät. In diesem Moment meinte sie sogar wahrzunehmen, dass ihre Laserschüsse minimal die Richtung änderten und mit einer Genauigkeit ein Ziel fanden, die nicht im Bereich des Normalen lag.Da will jemand, dass wir hier alles vernichten. Die Gegner und unsere eigenen Mitstreiter.“

„Doha“, war die Antwort ihres Flügelmannes. Sie beließ es bei einem mehrdeutigen Raunen. Absolute Gewissheit hatten sie, als Samin sich absichtlich in einen ganzen Feuerhagel des Geschützes eines Y-Wings warf, den kein TIE der Galaxis überstanden hätte, der nicht über sehr sehr dicke Schilde verfügte. Bis auf ein paar lächerliche Systemausfälle und Einbußen in der Manövrierbarkeit reagierte ihr Simulator jedoch nicht im Geringsten darauf. Hier war getrickst worden. Und zwar erheblich.

So war es auch kein Wunder, dass sie zusammen mit Cain ein übermenschliches Gespann bildete, das ihre Gegner mit spielerischer Leichtigkeit außer Gefecht setzte, während ihre eigenen Mitstreiter einer nach dem anderen aus der Simulation geschossen wurde. Als diese Farce dann endlich beendet war, blieb Samin nichts, als mit den Zähnen zu knirschen, bevor sie die Klappe des Simulators öffnete und den Wartenden ein freundliches Lächeln schenkte. Es musste sehr gezwungen aussehen. Innerlich kochte sie vor Wut und Frust. Glaubte Sage Doha wirklich, dass er auf solche niederen Spielereien zurückgreifen musste, damit die Wölfe ihre Überlegenheit im Raumkampf unter Beweis stellen konnten? Sie waren die Elite der Galaxis. Dieses Verhalten war nicht nur Unehrenhaft, es konnte den ganzen Ruf der Wolves in den Dreck ziehen, wenn sich das unter den Piloten verbreitete. Wenn sie aus dieser verdammten Propaganda-Veranstaltung herauskäme, würde sie diesem dickbäuchigen Schnauzbartträger ein paar ernste Fragen stellen.

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