Gordon Aaronson
Commander
[Grenze beim Metellos-System | Imperiale Seite | DRD Nova (im Verband mit VIN Liquidator und GSD Tyranny) | Luftschleuse] Gordon Aaronson
Bei der Luftschleuse warteten bereits die angeforderten Sturmtruppen. Es war das erste Mal, dass Gordon Aaronson diese Elitesoldaten zur Verfügung standen: Auf seinem früheren Kommando, der Silver Bullet, hatte es keine gegeben. Aber als ehemaliges Flaggschiff von Commodore Sayer war die Nova natürlich bedeutsam genug, um eine kleine Einheit auf ihr zu stationieren. Sie erwarteten ihn als zweireihiges Spalier und nahmen Haltung an, als er kam. Gordon fühlte sich zugleich sicher und ein wenig beklemmt, als er zwischen den Männern in ihren anonymen weißen Rüstungen trat. Ihr Anführer meldete:
»Sir, die Einheit ist bereit und erwartet Ihre Befehle!«
Der Captain versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie unerfahren er im Befehligen von Bodentruppen war, und antwortete:
»Ihre Männer sollen sich bereit-, aber auch zurückhalten. Sie greifen nur ein, wenn die Republikaner sich feindselig verhalten.«
»Sollen wir sie nach Waffen und Sprengstoff durchsuchen?«
»Durchsuchen nicht, aber passiv scannen. Geben Sie mir ein Zeichen, wenn Sie etwas Verdächtiges entdecken. Ich gehe mit den Gästen dann in den Besprechungsraum in Sektion sieben. Eskortieren Sie uns bis dorthin. Wenn der Commander alleine kommt, nur zwei Soldaten; kommt eine ganze Gruppe, dann in voller Zahl. - Nein, auf jeden Fall muss eine Wache an der Luftschleuse zurückbleiben.«
Der Sturmtruppler bestätigte den Befehl und schien dann in seiner Rüstung zu erstarren. Der Mygeetaner beneidete die Soldaten für ihre Helme, denn sie versteckten sehr effizient, was sie dachten und fühlten. Er hingegen empfand die kurze Zeit bis zum Eintreffen des Shuttles als große Belastung und konnte seine Anspannung sicherlich nicht vollständig verbergen. Noch einmal gingen ihm alle denkbaren Möglichkeiten durch den Kopf. Auch der Gedanke, den republikanischen Commander als Geisel zu nehmen und das Shuttle samt allen brauchbaren Informationen zu erbeuten, kam ihm erneut, wurde aber ein weiteres Mal verworfen. Er hatte freies Geleit versprochen und fühlte sich als Offizier Seiner Majestät an sein Wort gebunden, selbst einem Feind gegenüber. Leider waren die Republikaner in dieser Situation tatsächlich als Feinde zu betrachten, Friedensvertrag hin oder her. Verbündete verhielten sich anders, Neutrale ebenfalls. Es behagte ihm nicht, einen Gegner auf sein Schiff zu lassen und sich mit ihm an einen Tisch zu setzen. Doch er sah keine andere Möglichkeit. Keine, die ohne Blutbad und den Verlust weiterer imperialer Schiffe zu bewerkstelligen war, da mochte Operative Soutenne denken, was sie wollte. Im Gegensatz zu ihr war er auch seinen Männern verpflichtet, die zwar zu einem Opfer für das Imperium bereit waren, zugleich aber darauf vertrauten, dass er sie nicht sinnlos verheizte.
Das Shuttle erreichte die Nova, ohne dass jemand das Feuer eröffnete. Es machte an der Luftschleuse fest, ohne zu explodieren. Als sich die Luken öffneten, stürmte kein schwer bewaffnetes Marinekommando in den Korridor. Soweit, so gut. Der republikanische Commander betrat den Dreadnaught nur in Begleitung eines Protokolldroiden. Das war eine mutige Tat, wie Captain Aaronson anerkennen musste. Dennoch fiel es ihm schwer, in dem kleinen, vermummten Geschöpf einen Offizier zu sehen. In natura sah das Wesen noch kümmerlicher aus als in der holografischen Übertragung. Außerdem stieg ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase. Vielleicht kein Zeichen von mangelnder Reinlichkeit, sondern der normale Körpergeruch dieser Spezies, aber das machte es nicht angenehmer. Gordon konnte es einfach nicht leiden, sich mit Nichtmenschen in einem Raum zu befinden. Er rümpfte unwillkürlich die Nase, was man auf seinem ernsten, ohnehin in tiefen Falten liegenden Gesicht jedoch nicht erkennen konnte. Der Gast stellte sich vor und behauptete, dass es ihm eine Freude sei, Gordon kennenzulernen. Dieser ergriff die dargebotene Hand ohne Zögern, aber er ließ sie auch rasch wieder los.
»Ich bin Captain Gordon Aaronson, Befehlshaber dieses Schiffes und der Taskforce. Dass es mir ein Vergnügen ist, kann ich nicht behaupten,« sagte er mit undiplomatischer Ehrlichkeit, »aber ich bin dennoch sehr froh, dass dieses Treffen zustande kommt. Willkommen auf der Nova, Commander. Bitte folgen Sie mir: Wir haben keine Zeit zu verlieren, wenn wir diese Sache klären wollen, bevor die Verstärkungen eintreffen und uns die Entscheidung aus der Hand genommen wird.«
Er schritt voraus, in Richtung des nahe gelegenen Besprechungsraums. Dabei folgten ihm, Het'kar und dem Droiden wie befohlen nur zwei der Elitesoldaten, die Waffen zwar in Händen, aber nicht auf den Besucher gerichtet. Der Rest der Einheit blieb beim Shuttle zurück, in dem sich, wie sie wussten, noch mehrere Republikaner befanden. Noch immer war ein Angriff oder eine Hinterlist nicht auszuschließen und Gordon fühlte sich wesentlich wohler, solange er wusste, dass ein Sturmtrupp zwischen den Rebellen und dem Innern des Schiffes stand.
Sie erreichten rasch den Raum, den er für das Gespräch vorgesehen hatte. Es war eine kleine, militärisch-zweckdienlich eingerichtete Kammer, die normalerweise nicht für den Gebrauch durch hohe Offiziere gedacht war, sondern zu Unterredungen zwischen Vorgesetzten und Untergebenen im unteren Spektrum der Hierarchie diente. Viel mehr als ein Tisch, ein paar Stühle und ein Computerzugang waren nicht vorhanden. Das genügte vollkommen. Gordon nahm an einer Seite des Tisches Platz und deutete auf einen gegenüberliegenden Stuhl.
»Bitte nehmen Sie Platz, Commander.
Wir wissen beide, warum wir hier sind, also lassen Sie uns gleich zum Thema kommen: Wir sind hier, um Darrenholm und seine Crew entweder gefangenzunehmen oder auszuschalten. Ich weiß nicht was er Ihnen erzählt hat und warum Sie denken, dass er Ihre Unterstützung wert ist. Aber vielleicht überdenken Sie Ihren Entschluss noch einmal, wenn Sie diese Aufnahme gesehen haben.«
Er schob einen kleinen Datenträger in den Computer, der in der Tischplatte integriert war. Sofort baute sich ein Hologramm auf. Es zeigte die Szene, welche die Yevethaner unmittelbar nach ihrem erfolgreichen Sturm auf den Gouverneurspalast im N'Zoth-System verbreitet hatten. Sie beinhaltete auch die Übersetzung von 15t88, dem Droiden von Aviendha Cain. Nsci Het'kar würde das Hologramm genau so sehen und hören wie Gordon seinerzeit.
Gordon atmete schwer, als die Aufzeichnung zu Ende war. Sie hatte ihn abermals ziemlich mitgenommen und all die schlimmen Erlebnisse wachgerufen, die er seit Beginn des Aufstands durchgemacht hatte. Was sein Besucher dachte, wusste er nicht: Der Commander schwieg zunächst und die gelben Äuglein, die unter der Kapuze hervorfunkelten, verrieten ihm nichts. Sicherlich sah der Republikaner die Dinge anders. Womöglich freute er sich sogar darüber, dass Imperiale von einem angeblich unterdrückten Volk ermordet wurden. Nicht auszuschließen, dass er die Yevethaner für mögliche Verbündete hielt. Doch er hatte nicht gesehen, was Gordon erlebt hatte. Genau das wollte er ihm nun vermitteln.
»Dieses Volk, die Yevethaner... sie haben bei ihrem Aufstand unzählige Menschen getötet«, erläuterte er. »Nicht nur Soldaten und Beamte. Auch Zivilisten jeden Alters und Geschlechtes und jeder Spezies. Ich war dort und habe gesehen, wie sie kämpfen. Diese Morde waren nicht nur ein spontaner Gewaltexzess und ein Racheakt an den ungeliebten Herrschern. Diese Blutgier liegt im Wesen der yevethanischen Rasse. Sie sehen nicht nur Imperiale und auch nicht nur Menschen als ›Ungeziefer‹ an, sondern alles, das nicht so ist wie sie. Nach der Eroberung ihres Systems haben sie nicht Halt gemacht: Ich habe die Kolonie von New Brigia gesehen, leblos und ausgebombt. Sie haben die Welt vollständig entvölkert. Ich war dabei, als sie Doornik-881 angegriffen haben, dessen friedliche Bewohner nur knapp einem Massaker entgangen sind.
Dieses Schicksal wollten wir Galantos ersparen, einer Welt mit einer halben Million Einwohner. Die meisten davon Fia, Nichtmenschen, aber Untertanen des Imperiums, die zu schützen unsere Aufgabe war. Auch die von Commander Darrenholm. Doch die Keeper hat kurz nach Beginn der Kämpfe die Flucht ergriffen und die Verteidigung gegen die Yevethaner damit empfindlich geschwächt. Galantos ist verloren und ich weiß nicht, was nach unserem Abzug dort geschehen ist. Aber ich fürchte das Schlimmste! Darrenholm und seine untreue Crew tragen eine Mitschuld daran! Als wir nach Widek kamen, war er schon fort. Und wir erfuhren, dass er uns zu den Verrätern erklärt hatte. Er hat nicht nur zugelassen, dass Hunderttausende Zivilisten in die Hand dieser Monster fallen - er hat auch das Ansehen der vielen Tausenden beschmutzt, die für deren Verteidigung in den Tod gegangen sind!«
Er beugte sich zu seinem Gesprächspartner vor und blickte ihm direkt in die golden glitzernden Augen:
»Commander Het'kar, wenn Sie wissen, was Ehre und Loyalität bedeuten, dann ist Ihnen jetzt klar, warum wir alles riskieren werden, um Darrenholm zur Rechenschaft zu ziehen - so wie ich meine Karriere und mein Leben riskiere, indem ich ohne Genehmigung geheime Informationen an Sie weitergebe. Diese Leute verdienen nicht nur nach imperialem Recht eine Strafe, sondern nach allen Grundsätzen, die irgendeine zivilisierte Gesellschaft zusammenhalten können. Ich bitte Sie inständig: Stehen Sie uns nicht im Weg! Zwingen Sie uns nicht, gegen Sie zu kämpfen und damit einen neuen Krieg zu beginnen! Darrenholm ist es nicht wert, dass wegen ihm noch weitere Millionen sterben. Aber ich kann ihn unmöglich einfach davonfliegen lassen. Ich hoffe, Sie verstehen das jetzt!«
[Grenze beim Metellos-System | Imperiale Seite | DRD Nova (im Verband mit VIN Liquidator und GSD Tyranny) | Besprechungsraum] Gordon Aaronson, Nsci Het'kar
Bei der Luftschleuse warteten bereits die angeforderten Sturmtruppen. Es war das erste Mal, dass Gordon Aaronson diese Elitesoldaten zur Verfügung standen: Auf seinem früheren Kommando, der Silver Bullet, hatte es keine gegeben. Aber als ehemaliges Flaggschiff von Commodore Sayer war die Nova natürlich bedeutsam genug, um eine kleine Einheit auf ihr zu stationieren. Sie erwarteten ihn als zweireihiges Spalier und nahmen Haltung an, als er kam. Gordon fühlte sich zugleich sicher und ein wenig beklemmt, als er zwischen den Männern in ihren anonymen weißen Rüstungen trat. Ihr Anführer meldete:
»Sir, die Einheit ist bereit und erwartet Ihre Befehle!«
Der Captain versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie unerfahren er im Befehligen von Bodentruppen war, und antwortete:
»Ihre Männer sollen sich bereit-, aber auch zurückhalten. Sie greifen nur ein, wenn die Republikaner sich feindselig verhalten.«
»Sollen wir sie nach Waffen und Sprengstoff durchsuchen?«
»Durchsuchen nicht, aber passiv scannen. Geben Sie mir ein Zeichen, wenn Sie etwas Verdächtiges entdecken. Ich gehe mit den Gästen dann in den Besprechungsraum in Sektion sieben. Eskortieren Sie uns bis dorthin. Wenn der Commander alleine kommt, nur zwei Soldaten; kommt eine ganze Gruppe, dann in voller Zahl. - Nein, auf jeden Fall muss eine Wache an der Luftschleuse zurückbleiben.«
Der Sturmtruppler bestätigte den Befehl und schien dann in seiner Rüstung zu erstarren. Der Mygeetaner beneidete die Soldaten für ihre Helme, denn sie versteckten sehr effizient, was sie dachten und fühlten. Er hingegen empfand die kurze Zeit bis zum Eintreffen des Shuttles als große Belastung und konnte seine Anspannung sicherlich nicht vollständig verbergen. Noch einmal gingen ihm alle denkbaren Möglichkeiten durch den Kopf. Auch der Gedanke, den republikanischen Commander als Geisel zu nehmen und das Shuttle samt allen brauchbaren Informationen zu erbeuten, kam ihm erneut, wurde aber ein weiteres Mal verworfen. Er hatte freies Geleit versprochen und fühlte sich als Offizier Seiner Majestät an sein Wort gebunden, selbst einem Feind gegenüber. Leider waren die Republikaner in dieser Situation tatsächlich als Feinde zu betrachten, Friedensvertrag hin oder her. Verbündete verhielten sich anders, Neutrale ebenfalls. Es behagte ihm nicht, einen Gegner auf sein Schiff zu lassen und sich mit ihm an einen Tisch zu setzen. Doch er sah keine andere Möglichkeit. Keine, die ohne Blutbad und den Verlust weiterer imperialer Schiffe zu bewerkstelligen war, da mochte Operative Soutenne denken, was sie wollte. Im Gegensatz zu ihr war er auch seinen Männern verpflichtet, die zwar zu einem Opfer für das Imperium bereit waren, zugleich aber darauf vertrauten, dass er sie nicht sinnlos verheizte.
Das Shuttle erreichte die Nova, ohne dass jemand das Feuer eröffnete. Es machte an der Luftschleuse fest, ohne zu explodieren. Als sich die Luken öffneten, stürmte kein schwer bewaffnetes Marinekommando in den Korridor. Soweit, so gut. Der republikanische Commander betrat den Dreadnaught nur in Begleitung eines Protokolldroiden. Das war eine mutige Tat, wie Captain Aaronson anerkennen musste. Dennoch fiel es ihm schwer, in dem kleinen, vermummten Geschöpf einen Offizier zu sehen. In natura sah das Wesen noch kümmerlicher aus als in der holografischen Übertragung. Außerdem stieg ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase. Vielleicht kein Zeichen von mangelnder Reinlichkeit, sondern der normale Körpergeruch dieser Spezies, aber das machte es nicht angenehmer. Gordon konnte es einfach nicht leiden, sich mit Nichtmenschen in einem Raum zu befinden. Er rümpfte unwillkürlich die Nase, was man auf seinem ernsten, ohnehin in tiefen Falten liegenden Gesicht jedoch nicht erkennen konnte. Der Gast stellte sich vor und behauptete, dass es ihm eine Freude sei, Gordon kennenzulernen. Dieser ergriff die dargebotene Hand ohne Zögern, aber er ließ sie auch rasch wieder los.
»Ich bin Captain Gordon Aaronson, Befehlshaber dieses Schiffes und der Taskforce. Dass es mir ein Vergnügen ist, kann ich nicht behaupten,« sagte er mit undiplomatischer Ehrlichkeit, »aber ich bin dennoch sehr froh, dass dieses Treffen zustande kommt. Willkommen auf der Nova, Commander. Bitte folgen Sie mir: Wir haben keine Zeit zu verlieren, wenn wir diese Sache klären wollen, bevor die Verstärkungen eintreffen und uns die Entscheidung aus der Hand genommen wird.«
Er schritt voraus, in Richtung des nahe gelegenen Besprechungsraums. Dabei folgten ihm, Het'kar und dem Droiden wie befohlen nur zwei der Elitesoldaten, die Waffen zwar in Händen, aber nicht auf den Besucher gerichtet. Der Rest der Einheit blieb beim Shuttle zurück, in dem sich, wie sie wussten, noch mehrere Republikaner befanden. Noch immer war ein Angriff oder eine Hinterlist nicht auszuschließen und Gordon fühlte sich wesentlich wohler, solange er wusste, dass ein Sturmtrupp zwischen den Rebellen und dem Innern des Schiffes stand.
Sie erreichten rasch den Raum, den er für das Gespräch vorgesehen hatte. Es war eine kleine, militärisch-zweckdienlich eingerichtete Kammer, die normalerweise nicht für den Gebrauch durch hohe Offiziere gedacht war, sondern zu Unterredungen zwischen Vorgesetzten und Untergebenen im unteren Spektrum der Hierarchie diente. Viel mehr als ein Tisch, ein paar Stühle und ein Computerzugang waren nicht vorhanden. Das genügte vollkommen. Gordon nahm an einer Seite des Tisches Platz und deutete auf einen gegenüberliegenden Stuhl.
»Bitte nehmen Sie Platz, Commander.
Wir wissen beide, warum wir hier sind, also lassen Sie uns gleich zum Thema kommen: Wir sind hier, um Darrenholm und seine Crew entweder gefangenzunehmen oder auszuschalten. Ich weiß nicht was er Ihnen erzählt hat und warum Sie denken, dass er Ihre Unterstützung wert ist. Aber vielleicht überdenken Sie Ihren Entschluss noch einmal, wenn Sie diese Aufnahme gesehen haben.«
Er schob einen kleinen Datenträger in den Computer, der in der Tischplatte integriert war. Sofort baute sich ein Hologramm auf. Es zeigte die Szene, welche die Yevethaner unmittelbar nach ihrem erfolgreichen Sturm auf den Gouverneurspalast im N'Zoth-System verbreitet hatten. Sie beinhaltete auch die Übersetzung von 15t88, dem Droiden von Aviendha Cain. Nsci Het'kar würde das Hologramm genau so sehen und hören wie Gordon seinerzeit.
Dem Kenner offenbarten sich sofort die imposanten Treppenstufen zur Haupthalle des imperialen Palastes in Giat Nor, der den imperialen Gouverneuren als Amtssitz diente. Die Umgebung allerdings war gefüllt mit Yevethanern, die sich um die Stufen versammelt hatten, auf der eine bedeutend kleinere Gruppe über der Menge thronte. Deutlicher zu erkennen war diese, als die Kamera näher heranfuhr und mehrere Träger imperialer Uniformen sowie Rüstungen der Sturmtruppen offenbarte, allesamt auf dem Boden kniend und flankiert von zum Teil schwer bewaffneten Yevethanern. Bei dem Menschen ganz rechts handelte es sich um Livius Kerrigan, den Gouverneur von N’zoth, erkennbar an den fast trotzig im Licht der Sonne funkelnden Rangabzeichen. Die Menge tobte, als ein überraschend elegant gekleideter Yevethaner neben Kerrigan hervortrat und seine Arme in großer Geste nach ihr ausstreckte – beide Klauen der Kreatur waren deutlich zu sehen und an ihnen klebte Blut.
„Darama! Darama! Darama!“, erscholl es in solcher Lautstärke über den Platz, dass man sich auch anhand der Übertragung vorstellen konnte, wie die Stimmen tausender Yevethaner von den Wänden der umliegenden Gebäude widerhallten.
„Sie rufen „Auserwählter“, erläuterte 15t88 leise, während der so gepriesene Yevethaner langsam die Reihe der knienden Imperialen abschritt, denen man ihre Dienstmützen oder Helme genommen hatte. Selbst die Augen einiger der Sturmtruppler, allesamt höhere Offizier des Korps, schienen Furcht zu verraten, als die Kamera jeden von ihnen kurz ins Bild fasste. Dann schweifte sie über ein Banner, das einer der Yevethaner trug, ein scharlachrotes Feld und darauf ein Doppelring aus Dreipunktsternen. 15t88 war diese Symbolik gänzlich unbekannt.
Erneut streckte der Yevethaner einen blutrot glänzenden Arm aus – und die Menge verstummte. Als er dann begann, irgendwie (wohl über ein kleines mit einer Lautsprecheranlage verbundenes Mikrofon) elektronisch verstärkt in der Sprache der Yevethaner zu reden, bemühte 15t88 sich darum, seine Worte simultan zu übersetzen.
[„Volk von N’zoth! Meine Brüder!“]
Wieder brandeten vereinzelte „Darama!“-Rufe auf.
[„Lange genug habt Ihr das Ungeziefer auf unserem geliebten Planeten ertragen. Lange genug hat ihr schwächliches Blut das Antlitz unserer Heimat besudelt. Lange genug haben wir vor einem sogenannten Imperator des Rückgrat gekrümmt, der über weniger Ehre und Stärke verfügt als selbst der schwächste Unberührbare!“]
Frenetischer Jubel.
[„Wir mussten uns in Geduld üben, Beleidigung um Beleidigung über uns ergehen lassen, durch das Ungeziefer, das sich in seiner Verblendung als Herrscher N’zoths, als Herrscher der Yevethaner fühlte!“]
Der Yevethaner trat an einen der Sturmtruppenoffiziere heran, der ihm daraufhin vom dahinterstehenden Wächter entgegengedrückt wurde.
[„Seht sie euch an!“]
Eine blitzartige Bewegung der rechten Klaue und ein hässlicher, roter Strich zog sich über die Kehle des Offiziers, der daraufhin vor den Füßen des Yevethaners zusammenbrach. Unter dem Gejohle der Menge spuckte dieser verächtlich aus.
[„Ihr Blut ist es nicht wert, unsere Kinder zu nähren! Ihre Anwesenheit macht unseren Planeten, macht unsere Gesellschaft schwach. Sie sind Ungeziefer, eine Pest, der man nur auf eine Art begegnen kann!“]
Langsam, mit der Gelassenheit eines siegessicheren Raubtieres, schritt der Yevethaner wieder ans andere Ende der Gefangenenreihe, hin zu Kerrigan, auf dessen Stirn man nun selbst aus der Ferne Schweißperlen erkennen konnte.
[„Und das hier ist das Exemplar, welches vom Ungeziefer dazu auserkoren wurde, sich die Herrschaft über diesen Planeten anzumaßen. Um den Willen seines… „Imperators“ zur vollstrecken.“]
Der Yevethaner bleckte seine Zähne.
[„Nun, ich, Kal Fraan, Vizekönig von N‘zoth, Vertreter des yevethanischen Volkes, habe eine Botschaft an diesen „Imperator“!“]
Dann holte der Yevethaner, Kal Fraan, zu einem grausigen Hieb mit seiner Klaue aus, ein Hieb von solcher Gewalt, dass er nicht nur die Kehle Kerrigans aufschlitzte, sondern dessen Kopf sauber, wie von einer Vibroklinge geschnitten, vom Rumpf des Menschen trennte. Mit einem nur als bestialisch zu bezeichnenden Schrei präsentierte er der Menge seine bluttropfende Trophäe.
[„Die Zeit des Ungeziefers ist vorüber! Rennt um euer Leben, denn vom Volk der Yevethaner werdet ihr keine Gnade zu erwarten haben!“]
Diese Menge explodierte in unbeschreibliches Gejohle, während die Yevethaner auf den Treppenstufen die restlichen Gefangenen brutal niedermachten. Aus allen Richtungen ertönten „Kal Fraan! Darama!“-Rufe, ehe die Verbindung abrupt abbrach und auf der Brücke der Volcanic nur bleierne Stille zurückließ.
Gordon atmete schwer, als die Aufzeichnung zu Ende war. Sie hatte ihn abermals ziemlich mitgenommen und all die schlimmen Erlebnisse wachgerufen, die er seit Beginn des Aufstands durchgemacht hatte. Was sein Besucher dachte, wusste er nicht: Der Commander schwieg zunächst und die gelben Äuglein, die unter der Kapuze hervorfunkelten, verrieten ihm nichts. Sicherlich sah der Republikaner die Dinge anders. Womöglich freute er sich sogar darüber, dass Imperiale von einem angeblich unterdrückten Volk ermordet wurden. Nicht auszuschließen, dass er die Yevethaner für mögliche Verbündete hielt. Doch er hatte nicht gesehen, was Gordon erlebt hatte. Genau das wollte er ihm nun vermitteln.
»Dieses Volk, die Yevethaner... sie haben bei ihrem Aufstand unzählige Menschen getötet«, erläuterte er. »Nicht nur Soldaten und Beamte. Auch Zivilisten jeden Alters und Geschlechtes und jeder Spezies. Ich war dort und habe gesehen, wie sie kämpfen. Diese Morde waren nicht nur ein spontaner Gewaltexzess und ein Racheakt an den ungeliebten Herrschern. Diese Blutgier liegt im Wesen der yevethanischen Rasse. Sie sehen nicht nur Imperiale und auch nicht nur Menschen als ›Ungeziefer‹ an, sondern alles, das nicht so ist wie sie. Nach der Eroberung ihres Systems haben sie nicht Halt gemacht: Ich habe die Kolonie von New Brigia gesehen, leblos und ausgebombt. Sie haben die Welt vollständig entvölkert. Ich war dabei, als sie Doornik-881 angegriffen haben, dessen friedliche Bewohner nur knapp einem Massaker entgangen sind.
Dieses Schicksal wollten wir Galantos ersparen, einer Welt mit einer halben Million Einwohner. Die meisten davon Fia, Nichtmenschen, aber Untertanen des Imperiums, die zu schützen unsere Aufgabe war. Auch die von Commander Darrenholm. Doch die Keeper hat kurz nach Beginn der Kämpfe die Flucht ergriffen und die Verteidigung gegen die Yevethaner damit empfindlich geschwächt. Galantos ist verloren und ich weiß nicht, was nach unserem Abzug dort geschehen ist. Aber ich fürchte das Schlimmste! Darrenholm und seine untreue Crew tragen eine Mitschuld daran! Als wir nach Widek kamen, war er schon fort. Und wir erfuhren, dass er uns zu den Verrätern erklärt hatte. Er hat nicht nur zugelassen, dass Hunderttausende Zivilisten in die Hand dieser Monster fallen - er hat auch das Ansehen der vielen Tausenden beschmutzt, die für deren Verteidigung in den Tod gegangen sind!«
Er beugte sich zu seinem Gesprächspartner vor und blickte ihm direkt in die golden glitzernden Augen:
»Commander Het'kar, wenn Sie wissen, was Ehre und Loyalität bedeuten, dann ist Ihnen jetzt klar, warum wir alles riskieren werden, um Darrenholm zur Rechenschaft zu ziehen - so wie ich meine Karriere und mein Leben riskiere, indem ich ohne Genehmigung geheime Informationen an Sie weitergebe. Diese Leute verdienen nicht nur nach imperialem Recht eine Strafe, sondern nach allen Grundsätzen, die irgendeine zivilisierte Gesellschaft zusammenhalten können. Ich bitte Sie inständig: Stehen Sie uns nicht im Weg! Zwingen Sie uns nicht, gegen Sie zu kämpfen und damit einen neuen Krieg zu beginnen! Darrenholm ist es nicht wert, dass wegen ihm noch weitere Millionen sterben. Aber ich kann ihn unmöglich einfach davonfliegen lassen. Ich hoffe, Sie verstehen das jetzt!«
[Grenze beim Metellos-System | Imperiale Seite | DRD Nova (im Verband mit VIN Liquidator und GSD Tyranny) | Besprechungsraum] Gordon Aaronson, Nsci Het'kar