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Text:
Unternehmen Barbarossa: Verschenkter Sieg ?
Hitler stand an der Spitze der schlagkräftigsten, diszipliniertesten, erfahrensten Wehrmacht der Welt; Strategie und Taktik entsprachen einer modernen Kriegsführung.- Die Russen würden sie erst mühsamer lernen müssen.
Deutsche Generalstäbler, mehr noch: alliierte Generale und Politiker sagten es: Die Auseinandersetzung werde Deutschland einen klaren Sieg erbringen, die Rote Armee werde schnell aufgerieben Churchill, mit einem Seitenhieb gegen die deutschen „Hunnen“, meinte: Wie Vieh werden sie sie zusammentreiben!
Hitler verfügte über das beste strategische Konzept seiner Feldherrenlaufbahn. Es wurde den drei Hauptkategorien jeder Kriegsführung, Raum, Zeit, Kraft, auf ideale Weise gerecht.
Hitler war 1941 in Deutschland (so schien es) der einzige, der die Gefahr im Osten erkannte. In ihm besaß das deutsche Reich 1941 den führenden Mann, der fähig war, diesen denkbar kühnsten Entschluss zu fassen: den unheimlichen Feind im Osten Präventiv anzugreifen. Kein bürgerlicher Politiker, kein Parteiführer, kein Feldmarschall oder General (so schien es ebenfalls) hätte die Entschlusskraft dazu gehabt.
Denn noch zeigte der deutsche Staatschef keine Überhebung, keinen Übermut; er gab sich ernst, verantwortungsvoll – machte sich die Entscheidung nicht leicht, war auf alles gefasst, sprach vom schwersten Kampf in diesem Krieg, der Deutschland bevorstehe.
War es angesichts dieser /(einmaligen) Voraussetzungen ein „Babanque-Akt“, das Unternehmen Barbarossa“ zu wagen – wie die meisten Historiker, auf das Kriegsergebnis fixiert, zu wissen meinen? Nein – kaum; eher war das Gegenteil wahr. Dr. Peter Kleist, ein guter Kenner der politischen und militärischen Ost-Verhältnisse, hält die Gegenthese nicht nur für richtiger, sondern auch für nützlicher: „Dieser Krieg hätte eigentlich überhaupt nicht verloren werden können!“ (Nützlich, wie sie darüber nachdenken lässt, durch welche törichten, schier unglaublichen Fehler die Deutschen den Ostkrieg verloren):
Wie sah er aus, der „Urplan Barbarossa der dem scheinbar starken Diktator noch vor seiner Ausführung von den eigenen Leuten aus den Händen geschlagen wurde?
Das deutsche Heer sollte mit drei Heeresgruppen angreifen: im Norden über das Baltikum, in der Mitte auf Moskau zu, im Süden Russlands in Richtung Schwarzes Meer und den Kaukasus. Der mittlerer Vormarsch enthielt ein Täuschungsmoment: die feindlichen Massen würden versuchen, den Weg in ihrer Hauptstadt zu verbauen, müssten so, da sie sich vermutlich „stellten“, in mehreren Kesselschlachten ihren widerstand mit Tausenden Gefangenen, Verwundeten und Toten bezahlen. Danach würden die deutschen motorisierten Verbände, vor allem die Panzerdivision, überraschend nach Süden und Norden ausschwenken. Damit käme die Mittelfront vorerst zum Stillstand (etwa bei Smolensk), und die ratlosen Sowjets, vor den anrückenden Deutschen gerade erst verstärkt, dürften nicht riskieren, die Moskauer Verteidigungslinien zugunsten ungeplanter, gewagter Offensiven zu verlassen.
Inzwischen sollte im Norden Leningrad fallen. Die ideologische Hauptstadt der Sowjets bot dem deutschen Angreifer einmalige Eroberungschancen. Sie lag nur ca. 700 Kilometer von Ostpreußen entfernt, konnte im Westen über die anliegende Ostsee von deutschen Marineverbänden, vom Norden durch den angrenzenden finnischen Bundesgenossen, im Süden von deutschen Panzereinheiten bedroht werden.
Die Stadt würde sich. So allseitig attackiert, nicht lange halten; die Russen verlören ihre größte Panzerproduktionsstätte; die sowjetische Ostseeflotte büßte mit der nahen Insel Kronstadt ihre Zufluchtsstätte ein.
Der Fall der Stadt öffnet den Schienenweg nach Norden zu den Finnen, sicherte den Nachschub zum Kampf um Murmansk. Ein schneller deutscher Panzerarm würde mehrere überrumpelte sowjetische Armeen zur Ostseeküste abdrängen und nun auch die Eisenbahnverbindung nach Moskau durchtrennen.
Der Nordraum bot noch mehr strategische Vorteile; gab es in der Sowjetunion einen „Blitzfeldzug“, dann hier. Das Gelände im Baltikum, dem in Ostpreußen ähnlich, war den Deutschen vertraut; es war flach, nur gelegentlich hügelig. Wetterfeste Straßen, wie nirgends sonst in der Sowjetunion, führten durchs Land, darunter die große „Rollbahn“ von Stettin, Königsberg über Reval nach Leningrad.
Überall im russischen Raum war der Schienenausbau knapp, hier im Baltikum (und auch noch nördlich davon) verliefen die Verbindungslinien der Bahn ein- oder zweigleisig von den größten Hauptstädten (Libau, Windau, Riga, Reval, Narwa) ins Landesinnere, und die deutschen Angreifer konnten ihre Truppen vom Osten und Westen versorgen (falls sie auch über das Meer herankämen). Ein Angreifer, der seinen Nachschub zügig über Straße, Schiene und See voranbrachte, besaß den Schlüssel zum Sieg!
Die Baltische Rotbannerflotte, nur rein zahlenmäßig stärker als die deutsche und finnische Flotte, manövrierte schwerfällig, war schlecht bewaffnet, an Erfahrung den Angreifern unterlegen. Die hatten also gute Chancen, die Ostsee bald zu beherrschen.
Sie würden damit auch den Transport der kriegswichtigen schwedischen Eisenerze sichern.
Die Balten hassten die Sowjets, liebten die Deutschen; besonders die Letten und Esten hofften eine selbständige Provinz des Großdeutschen Reichs zu werden, mit neuen Schulen, Museen, Bibliotheken. Viele Balten meldeten sich freiwillig zum Kriegseinsatz auf deutscher Seite. Bald könnte man ihnen militärische Ordnungs-, Schmutz- und Sicherungsaufgaben im eigenen Land anvertrauen!
Nach dem Fall Leningrads würde Hitler seine schnellen Panzerdivisionen dort abziehen und sie in anderen russischen Kampfzonen, besonders in Südrussland über die weiten, hügel- und waldarmen Ebenen der Ukraine vorpreschen lassen.
Neben den begeisterten baltischen Verbänden hätten deutsche Landwehrdivisionen, ältere Soldatenjahrgänge, genügt, die deutsche Front und Etappe im Norden Russlands zu schützen.
Im baltischen Gebiet wäre es kaum zu einem Partisanenkrieg gekommen. Die heimtückischen Täter, die Kraftfahrzeuge und Flugzeuge anzündeten, deutsch Landser mit Sensen und Beilen hinterrücks mordeten, duldete dort die Bevölkerung nicht.
Obwohl die Deutschen nicht nach Hitlers Flügelkonzept operierten, Leningrad nicht einnahmen und die Russen aus dem nördlichen Raum bei Murmansk nicht vertreiben konnten, blieben die Partisanenzahlen in den baltischen Staaten gering (etwa 5.000 Partisanen gegenüber 400.000 in Weißrussland).
Den Führer bewog noch ein weiterer, wesentlicher Grund, im Norden Russlands aufzupassen. Mit Murmansk an der Barentsee verfügten die Russen über einen eisfreien Hafen; sie hatten ihn mit schweren Artillerie und Spezialgranatwerfern ausgerüstet und dort 60.000 Mann stationiert. Mit der 1.415 Kilometer langen Murmanbahnstrecke und dem Weißmeerkanal besaßen sie eine sichere Verbindung zum Hinterland; den Hafen Archangelsk hatten sie über ein fast 500 Kilometer lange Eisenbahnlinie angebunden.
Die Westalliierten, die sich auf Island einen Stützpunkt schufen, konnten während des Krieges, Flugzeuge, Panzer, Lkws liefern und benutzten dafür vom Nordmeer aus Murmansk als Anlieferungshafen. Hitler wollte ihn zusammen mit den Finnen erobern, um Stalin diese Versorgungsader zu durchschneiden.
Dabei ging er zunächst diplomatisch vor, versuchte die Finnen mit Raumgewinn auf der Halbinsel Kola zu ködern. 1939/40 von Stalin gedemütigt und beraubt, voller Vergeltungsdrang und unter Hitlers Suggestion nicht unentschlossen, wollten sich die Finnen das Ihrige „zuzüglich Zinsen“ wieder zurückholen; kampferprobte Männer hatten sie dafür.
Der finnische Präsident Ryti und der finnische Oberbefehlshabern von Mannerheim stellten indes den Deutschen eine Bedingung: die sollten zuerst Leningrad besetzen! Da der deutsche Generalstab den Kampf im Norden als „Nebenkriegsschauplatz“ ansah und die motorisierten Verbände für den (strategisch falschen) Stoß auf Moskau abzog, musste sich Hitler mit der Zernierung der Stadt begnügen. – Die Finnen versagten sich deshalb als Bundesgenossen im hohen Norden.
Im Süden Russlands sollte inzwischen der strategisch noch bedeutendere Vormarsch ablaufen. Hier stand die stärkste Armee der Welt, Stalins 9. Armee, mit mehr als 3.300 Panzern und 250.000 Mann, gegenüber der rumänischen Grenze, nicht weiter als 180 Kilometer vom Ploester Erdölgebiet entfernt, um das Hitler bangte. Der plante jetzt, den Feind an die Karpatenberge abzudrängen und ihn dort in einer dichten „Mausefalle“ einzufangen. Wie im Norden die Ostseeküste die unüberwindliche Flanke des Angreifers bildete, so übernahm im Süden das Karpatengebirge rechterhand die für den Eindringlich günstige Funktion. Griff er an, so kalkulierte der deutsche Feldherr, schützte die Operation nicht zur die Ölzüge aus Rumänien, sondern sie kämpften zugleich den langen Weg in Stalins eigenes Ölgebiet frei. Aus Notwehr würde Überrumpelung und Sieg durch Angriff.
Die Wetterverhältnisse im Süden Russlands begünstigten den Angreifer: hier dauerten die Sommer länger als in Mittel- und Nordrussland, die Winter fielen milder aus; für militärische Operationen bliebe mehr Zeit.
Waren im Norden die Finnen Verbündete, so hier die Rumänen: Auf natürliche Weise drückte die geographische „Nase“ des Landes in den „Unterleib“ der Sowjetunion. Ein rumänischer Vorstoß über das zum Greifen nahe Odessa in Richtung Kiew – und eine deutsche Offensive im Norden Lembergs über Dubno und Rowno: sie müssten mit einem Riesenzugriff die ganze ukrainische Südfront aus den Angeln heben!
Dabei gewännen die Angreifer das Schwarze Meer, schalteten hier die russischen Flotten- und Luftstützpunkte aus – und machten das Meer zur „Basis“ ihres eigenen Schiffsverkehrs: über die Donau, durch Kanäle dem Main und der Oder verbunden, sollten die Transporte mit Waffen, Munition, Lebensmitteln und Medikamenten zur Truppe fließen; durch das Schwarze Meer wollte Hitler das Reich über die Donau in der Odessabucht bei Nikolajew mit dem Bug verbinden, bei Chersson mit den Dnjepr, in der Bucht von Donez. So könnten sich nicht nur die Truppen in der Ukraine versorgen, sondern auch die schon weiter vorgedrungenen Verbände am unteren Don – bei Stalingrad, an der Wolga, bei Astrachan am Kaspischen Meer. Die Planer wussten: im zivilisatorisch rückständigen Russland durften sie sich nicht nur auf Schienen und Straßen verlassen; zudem würde der Wasserweg die Partisanen an heimtückischen Überfällen hindern.
Gerade auf den schnellen Vorstoß im Süden Russlands sollte alles ankommen. Stalin hatte den Kaukasus militärisch entblößt, er brauchte seine Truppen zum Angriff auf den westlichen Positionen: bei Lemberg, vor den Karpaten, an den Grenzen zu Ostpreußen und zum Generalgouvernement in Ostpolen. Die Chance, im Kaukasus auf niemanden zu stoßen, der an hoher Stellen den Widerstand organisierte, die Kampfkräfte konzentrierte und einen unerwarteten Eindringling abwehrte, würde für keinen Angreifer wiederkehren.
Hitler war versessen auf das rote Öl; zur Kriegsführung benötigte er ein Minimum von 300.000 bis 350.000 Tonnen Rohöl monatlich; Rumänien lieferte 150.000 Tonnen. Wie die Vorräte Stalins, so reichten die Vorräte Hitlers für zwei Monate. Gelang es den Deutschen, sich (sobald wie möglich) in den Ebenen des Südkaukasus einzunisten, auf der Straße von Machatschkala an der Westküste des Kaspischen Meers nach Baku vorzudringen und die Erdölfelder unversehrt zu gewinnen, hielten sie den Sieg in den Händen!