Der heutige 10.Mai ist ein militärgeschichtlich sehr vielseitiger Jahrestag.
Zum einen begann heute vor 68 Jahren, am 10.05.1940 der Fall "Gelb"
Gelb war seit dem Operationsplan vom 19.10.39 Deckname für den dt. Angriff im Westen, mehrfach (29.10., 20.11., 28.12.) geändert, mit Führerweisung Nr. 10 vom 19.1.40 und Aufmarschweisung für den Fall "Gelb" vom 30.1.40 bestätigt. Die Planungen sahen von Anfang an einen Aufmarsch von drei Heeresgruppen vor, nur war ursprüngl. wie im Schlieffen-Plan des 1. Weltkriegs der Hauptschlag im Norden bei der Heeresgruppe B mit weiträumiger Flügelbewegung vorgesehen, während die Heeresgruppe A im Zentrum zur Deckung des Angriffs die Maas zwischen Namur und Fumay überschreiten und zunächst nur bis zur Linie Luxemburg - Arlon - Bouillon vorgehen sollte; die Heeresgruppe C sollte anfangs v.a. die Oberrheinfront gegenüber der Maginot-Linie sichern. Erst der Mechelen-Zwischenfall (10.1.40), bei dem die Belgier Teile des dt. Plans "Gelb" erbeuteten, brachte die Kritik Mansteins daran zum Tragen. Der später nur noch in Details variierte endgültige Plan vom 24.2.40 wurde bekannt als "Sichelschnitt": Vorstoß starker Panzerverbände der Heeresgruppe A im Zentrum durch die als unpassierbar geltenden Ardennen bis zur Kanalküste und Abschneiden der nach Belgien vorrückenden alliierten Armeen. Der rasche Erfolg im Frankreichfeldzug war nicht zuletzt auf diese Neufassung von "Gelb" zurückzuführen.
(Westfeldzug), Bezeichnung für die militär. Operationen in West-Europa nach dem dt. Angriff am Morgen des 10.5.40 bis zur Kapitulation Hollands (14.5.), Belgiens (28.5.) und Frankreichs (22.6.). Nach den brit. und frz. Kriegserklärungen vom 3.9.39, die Hitler zwingen sollten, den am 1.9.39 gegen Polen begonnenen Krieg zu beenden, hatte Frankreich am 6.9.39 im Raum Saarbrücken eine eher symbol. Offensive mit 2 mot. Divisionen, 2 Infanteriedivisionen und 4 Panzerbataillonen begonnen, die bald im Vorfeld des Westwalls liegen blieb. Nach dem dt. Sieg über Polen kam es an der dt.-frz. Front zunächst zum Sitzkrieg. In dieser Zeit liefen die dt. Vorbereitungen für einen Frankreichfeldzug (Fall "Gelb") an; erster noch unausgereifter Plan vom 19.10.39. Die endgültige Fassung des Operationsplans stammte von General v. Manstein, abgestimmt mit dem Panzerexperten Guderian, und wurde vom OKH am 24.2.40 als neue Aufmarschanweisung ("Sichelschnitt") vorgelegt. Manstein sah einen Frankreichfeldzug in zwei Phasen vor: Vorstoß mit Schwerpunkt südl. Namur gegen Somme und Kanalküste, damit Vernichtung der alliierten Armeen in Belgien, und nach Umgruppierung Vormarsch aller Kräfte nach Süden zur Zerschlagung der übrigen alliierten Verbände. Die Missachtung der Neutralität der Benelux-Staaten war Teil des Plans.
Revolutionär an dem Vorhaben, das in der dt. Generalität höchst skeptisch beurteilt wurde, war der Stoß starker Panzerverbände durch die dichtbewaldeten, wegearmen Ardennen - wie sich zeigen sollte, der spätere Angelpunkt der alliierten Niederlage. Manstein rechnete mit einem brit.-frz. Einrücken in Belgien, wie es im sog. Dijle-Plan vorgesehen war. Trotz der belg. und niederländ. Neutralitätserklärungen beschloss das alliierte Oberkommando unter General Gamelin am 23.11.39 diesen Vorstoß unter Verlängerung des linken Flügels bis nach Süd-Holland hinein für den Fall eines dt. Angriffs. Der dt. Aufmarsch sah daher bei Angriffsbeginn so aus: Im Norden die Heeresgruppe B (v. Bock) mit den Armeen 18 (v. Küchler) und 6 (v. Reichenau), unterstützt durch die Luftflotte 2 (Kesselring), gegen die niederländ. Armee (Winkelman) mit 1 leichten, 8 Infanteriedivisionen, 1 Sperrdivision, 3 gemischten Brigaden und 46 Grenzschutzbataillonen, die belg. Armee (König Leopold III.) mit 2 Kavallerie-, 2 Ardennenjäger- und 18 Infanteriedivisionen und die frz. Heeresgruppe 1 (Bilotte) mit den British Expeditionary Forces (Gort) und den frz. Armeen 7 (Giraud) und 1 (Blanchard), insges. 29 dt. gegen rd. 60 alliierte Divisionen. Der Angriffsschwerpunkt lag bei den Panzergruppen der Heeresgruppe A (v. Rundstedt) im Mittelabschnitt mit den Armeen 4 (v. Kluge), 12 (List) und 16 (Busch), unterstützt durch die Luftflotte 3 (Sperrle), gegen die frz. 9. und 2. Armee (Corap und Huntziger), d.h. 45 dt. gegen 18 frz. Divisionen. Im Süden marschierte im Westwall-Bereich und an der Oberrheinfront die Heeresgruppe C (v. Leeb) mit den Armeen 1 (v. Witzleben) und 7 (Dollmann) auf. Ihnen gegenüber lagen die frz. Heeresgruppen 2 (Prételat) und 3 (Besson) mit den Armeen 3 (Condé), 4 (Réquin) und 5 (Bourret) bzw. 8 (Garchery) und 6 (Touchon), d.h. 19 dt. gegen 27 frz. Divisionen. Die frz. Armee bot 3 Panzer-, 5 leichte Kavalleriedivisionen, 1 Kavalleriebrigade, 4 leichte mech., 7 mot., 55 Infanterie- , 14 Kolonialdivisionen und 3 Spahi-Brigaden auf. Großbritannien entsandte 10 Infanteriedivisionen und später 1 Panzerdivision; daneben bestand eine poln. Division: insges. 131 alliierte Divisionen und 7 Brigaden mit 3373 Panzern gegenüber 137 dt. Divisionen mit 2445 Panzern (10 Panzer-, 7 mot., 1 Kavallerie-, 1 Luftlande- und 1 Flieger- sowie 117 Infanteriedivisionen). Gegen die 3834 dt. Flugzeuge (davon 1482 Bomber und Sturzbomber, 42 Schlachtflugzeuge, 1016 Jäger und 248 Zerstörer) boten die Alliierten 2372 Maschinen (davon 1151 Jäger) auf.
Der dt. Angriff begann am 10.5.40 um 5.35 Uhr, um 7.00 Uhr befahl der alliierte OB Gamelin das Einrücken in die Dijle-Stellung, die Besetzung Zeelands und den Vorstoß auf Rosendael, Breda und Tilburg. Trotz zahlenmäßiger alliierter Panzerüberlegenheit nahm der Frankreichfeldzug den von dt. Seite geplanten Verlauf. Nach Luftlandungen in der "Festung Holland" und einem verheerenden Luftangriff auf Rotterdam brach der niederländ. Widerstand rasch zusammen. Am Morgen des 15.5. unterzeichnete General Winkelman die Kapitulation seiner Armee (2890 Tote, 29 Vermisste, 6899 Verwundete). In Belgien wurde die Festung Eben Emael am Albertkanal durch in Lastenseglern abgesetzte Kommandos ausgeschaltet, am 16.5. durchbrach die Heeresgruppe B die Dijle-Stellung, am 17.5. fiel Brüssel. Am 19.5. erreichten dt. Panzer Abbeville, am 20.5. die Sommemündung. Alliierte Maßnahmen zum Aufhalten der dt. Panzerkorps Hoepner, Hoth, Reinhardt und Guderian erfolgten zu spät und unter Verkennung der tatsächl. Bedrohung mit zu schwachen Kräften. Das Tempo des dt. Vordringens und das massive Eingreifen der dt. Luftwaffe zur Unterstützung des Heeres untergruben die Kampfmoral vieler frz. Verbände. Die anhaltenden alliierten Niederlagen führten am 19.5. zur Ablösung des OB Gamelin durch General Weygand. Nach nur 10-tägigen Kämpfen waren alle nördl. des dt. "Sichelschnitts" operierenden alliierten Armeen abgeschnitten. Die belg. Armee kapitulierte am 28.5. mit rd. 500 000 Mann, nachdem sie auf engem Raum zusammengedrängt worden war und Maßnahmen zur Evakuierung nicht existierten. König Leopold III. ging mit seinen Soldaten in Gefangenschaft. Belgien hatte 7500 Gefallene und 15 850 Verwundete zu beklagen. Von den im Raum Dünkirchen eingeschlossenen alliierten Soldaten konnten durch Zusammenraffen aller verfügbaren Schiffe (848) 338 226, darunter 123 000 Franzosen, unter Verlust der ges. Ausrüstung nach Großbritannien evakuiert werden (Operation "Dynamo"). Ihr Entkommen wurde durch einen Haltbefehl Hitlers, der eine Überdehnung der Flanken befürchtete, für die Panzer am 24.5. begünstigt. Die Luftwaffe flog rd. 2000 Einsätze gegen die Einschiffungsplätze, konnte aber, u.a. wegen der verminderten Bombenwirkung am Strand, die Evakuierung ledigl. behindern. Am 5.6.40 leitete die dt. Heeresgruppe B mit der zweiten Operationsphase ("Rot") den eigentl. Frankreichfeldzug ein. Vergebl. versuchten 49 frz. Divisionen der Heeresgruppe 3 mit den Armeen 10 (Altmeyer), 7 und 6 in der an der Somme und unteren Aisne improvisierten "Weygand-Linie" das Unheil aufzuhalten. Als am 9.6. die Panzergruppe Kleist die untere Seine erreichte, trat auch die Heeresgruppe A mit den Armeen 2 (v. Weichs), 12 und 16 sowie der Panzergruppe Guderian an der oberen Aisne und der Maas in allg. Richtung SO zur Offensive an. Die frz. Hauptstadt fiel kampflos am 14.6. Am gleichen Tag begann der Angriff der dt. Heeresgruppe C gegen die Maginot-Linie, die am 16.6. durchbrochen wurde. Am nächsten Tag erreichten Guderians Panzer bei Pontarlier die Schweizer Grenze, sodass die frz. Armeen 2, 3, 5 und 8 (rd. 500 000 Mann) in der Maginot-Linie und in Lothringen eingeschlossen waren. In dieser krit. Lage unterbreitete der brit. Premier Churchill am 16.6. der zwei Tage zuvor nach Bordeaux ausgewichenen frz. Regierung den Vorschlag, eine Union ihrer beiden Staaten zu bilden (eine Staatsangehörigkeit, eine Regierung, eine Wehrmacht). Churchill wollte den Krieg von den frz. Kolonien aus weiterführen und die starke frz. Flotte für Großbritannien sichern. Das frz. Kabinett aber lehnte den Unions-Plan ab und trat zurück. Marschall Pétain wurde neuer Regierungschef und suchte am 17.6. in aussichtsloser Lage um Waffenstillstand nach, der am 22.6. im Wald von Compiègne unterzeichnet wurde, mit Italien, das am 10.6. in den Krieg eingetreten war, am 24.6. in Rom. Am gleichen Tag trat bei St. Ursanne das frz. XXXXV. Korps (Daille) mit 29 700 Franzosen, 13 022 Polen und 75 Engländern in die Schweiz über. Inzwischen hatten brit. und frz. Schiffe zwischen dem 14. und 25.6. in weiteren Evakuierungsoperationen ("Cycle" und "Aerial") noch 191 870 überwiegend brit. Soldaten nach Großbritannien überführt.
Seit dem 25.6. um 1.35 Uhr herrschte Waffenruhe in Frankreich. Insges. 1,9 Mio. Kriegsgefangene befanden sich in dt. Hand; Verluste Frankreichs: 121 037 Gefallene und 250 107 Verwundete; Deutschland: 27 074 Gefallene, 18 384 Vermisste und 111 034 Verwundete; Großbritannien: 68 111 Tote, Verwundete, Vermisste und Gefangene, dazu 1526 Mann der RAF. Die dt. Panzerwaffe büßte im Frankreichfeldzug 683 Kampfwagen und 157 Panzerspähwagen ein, die Luftwaffe verlor im Mai und Juni 40 durch Feindeinwirkung 1220 Maschinen sowie 659 weitere durch Unfälle o.ä. Die Beute der dt. Truppen umfasste u.a. 790 000 t Kraftstoff, immens wichtig bei einem dt. Vorrat, der am 10.5.40 gerade für vier Monate uneingeschränkte Kriegführung gereicht hätte. Nach dem Waffenstillstand blieb Frankreich bis zur Linie westl. von Genf - Dôle Tours - Mont de Marsan - span. Grenze besetzt. Die Regierung Pétain amtierte fortan in Vichy. In London rief Brigadegeneral de Gaulle am 18.6. zur Fortsetzung des Widerstands auf (Résistance) und bildete eine Exilregierung. Hitler aber schien mit dem Sieg im Frankreichfeldzug endgültig die dt. Hegemonie über Kontinentaleuropa errungen zu haben.
Am 10.05.1941 startete der Stellvertreter Adolf Hitlers in der Führung der NSDAP, Reichminister ohne Geschäftsbereich Rudolf Heß, zu seinem "Freidenflug" nach Großbritanien.
Am 10.05.1890 wurde der ehemalige Chef des Wehrmachtsführungsstabes, Generaloberst Alfred Jodl in Würzburg geboren.
im 1. Weltkrieg Artillerieoffizier, 1.10.19 von der Reichswehr übernommen, 1.7.35 Chef der Abt. L (Landesverteidigung) im Reichskriegsministerium, März-Oktober 38 und wieder seit 23.8.39 Chef des Wehrmachtführungsamts (8.8.40 in Wehrmachtführungsstab umbenannt) im OKW, 1.4.39 Generalmajor. Jodl war als Hitlers engster militär. Berater an allen Kriegsplanungen beteiligt und nach anfängl. Zögern von dessen "Genie" überzeugt. Nach dem siegreichen Frankreichfeldzug zum General der Artillerie ernannt (19.7.40), arbeitete er mit an den Angriffsplanungen gegen die UdSSR ("Barbarossa"), wobei in seiner Abt. auch der Kommissarbefehl formuliert wurde, der allerdings die Unterschrift von OKW-Chef Keitel trug. Bei sich verschlechternder Kriegslage kam es zuweilen zu sachl., zunächst aber kaum polit. oder moral. Differenzen zwischen Jodl und Hitler, der Ende 42 die Ablösung seines Amtschefs durch Paulus erwog, was aber durch dessen Gefangennahme in Stalingrad illusor. wurde. Obwohl der Wehrmachtbericht, der in Jodls Verantwortung herausgegeben wurde, unvermindert Siegeszuversicht verbreitete, hielt Jodl schon bald die Niederlage für unvermeidl., ohne freil. persönl. Konsequenzen aus dieser Erkenntnis zu ziehen oder auch nur mit dem Gedanken einer Teilnahme am Umsturzversuch vom 20 Juli 44 zu spielen. Erst als Hitler im Frühjahr 45 erwog, die Genfer Abkommen zu kündigen, widersprach Jodl entschieden. Ende April 45, bei Teilung des OKW, ging er nach Flensburg zu Dönitz, in dessen Auftrag er am 7.5.45 in Reims die Bedingungslose Kapitulation unterschrieb und mit dessen Regierung er am 23.5.45 verhaftet wurde. In Nürnberg vor Gericht gestellt, sprach ihn der Internationale Militärgerichtshof in allen Punkten der Anklage schuldig und verurteilte ihn am 1.10.46 zum Tod. Eine dt. Spruchkammer rehabilitierte Jodl am 28.2.53 als nicht schuldig, allerdings unter Ausklammerung des umstrittenen, weil nachträgl. eingeführten Anklagepunkts des Verbrechens gegen den Frieden (Planung und Führung eines Angriffskrieges).
Alfred Jodl :
Am 10.05. 1891 wurde ebenfalls ein Opfer alliierter Willkürurteile geboren, welcher allerdings eher nur den militärgeschichtlich sehr interessierten Leuten bekannt ist geboren.
General der Infanterie Anton Dostler,welcher von den USA wegen der Exekution von 15 US-Soldaten, welche in in Zivil aufgegriffen wurden(deren Hinrichtung nach dem geltenden Kriegsrecht also rechtmäßig war) am 01.12.1945 erschoßen wurde.