.. Nach hier eingetroffenen Telegrammen haben die Hereros durch Einschließung Okahandja und durch die Zerstörung der Eisenbahnbrücken bei Osona, etwa drei Kilometer südöstlich von Okahandja, sowie durch Unterbrechung der Telegraphenverbindungen mit Windhuk die Feindseligkeiten eröffnet ... Wegen der durch den Ernst der Lage sofort gebotenen Maßnahmen schweben zwischen den beteiligten Ressorts Verhandlungen." Dieses durch das "Wolffsche Bureau" veröffentlichte Telegramm schreckte wie ein Blitz aus heiterem Himmel in der Frühe des 14. Januar 1904 die Gemüter in Deutschland höchst unbehaglich aus ihrer kolonialen Gleichgültigkeit auf. "Wie ist das möglich? Wo liegen die Ursachen zu dieser so unerwartet kommenden Empörung?" Das war in der Heimat die allgemeine Frage die bei diesen so unerwartet kommenden Nachrichten. Verständlich waren sie nur dem Kenner der geschichtlichen Entwicklung der eingeborenen Bewohner Südwestafrikas.
Ursprünglich war Südwestafrika (das heutige Namibia) von Buschmännern und Bergdamaras bewohnt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgte von Nordosten her, über den Okawangofluß, die Einwanderung der Hereros. Kurz darauf erfolgte von Süden her, über den Oranje, in mehreren Zügen die Einwanderung der Hottentottenstämme. Der Name "Hottentotten" ist eine zeitgenössische Bezeichnung für das Volk der Nama. Holländische Siedler gaben ihnen, ihrer eigentümlichen Sprache wegen, den Namen "Hottentotten" (Stotterer). Sie selbst bezeichnen sich als Khoi-Khoi (die wahren Menschen) oder als Nama - nach ihrem Siedlungsgebiet Namaqualand, das wiederum nach einem Herrscher aus grauer Vorzeit benannt ist. Zu Begin des 19. Jahrhunderts folgten die Afrikaner-, Bersabaer- und Witboi-Hottentotten. Den kriegerischen Stämmen der Einwanderer gelang es schnell die ursprünglichen Bewohner des Landes zu unterjochen und teilweise auszurotten. Zwischen den Hereros und den "Hottentotten" kam es zu jahrzehntelangen Kriegen. Anfangs waren die Hereros im Vorteil, als aber Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts Hendrik Witbooi die Führung übernahm, konnten die "Hottentotten" das Gleichgewicht einigermaßen wieder herstellen.
1897
Die Rinderpest, von Südafrika eingeschleppt, wütet im Lande. Rund 60% des Viehbestandes der Einheimischen und 30% der Weißen gehen verloren. Händler und Spekulanten kaufen Farmland auf, wofür die Reichsregierung in Berlin auch den Ankauf von Hereroland erlaubt. Im Lande herrscht große Teuerung; u. a. steigen die Preise für Rindfleisch auf das Dreifache (45 Pfennig für 500g). Wer seine Schulden nicht zurückzahlen kann, verliert erst das Vieh und dann das Land. Besonders die Hereros leiden unter dieser Politik.
1899-1902:
Aus den Niederlanden stammende Siedler (Buren) hatten im Süden Afrikas zwei unabhängige Staaten, Transvaal und den Oranje-Freistaat, gegründet. Als große Goldfunde immer mehr britische Einwanderer aus der Kapkolonie nach Transvaal lockten, verschlechterten sich die Beziehungen zusehends. Zudem hatte Großbritannien stets Sorge, die deutschfreundlichen Buren-Republiken würden auch enge militärische Verbündete des Hauptkonkurrenten Deutschland werden. Als britische Soldaten die Goldgebiete besetzten, forderten die Burenrepubliken ultimativ den Rückzug des Militärs. Da die Briten nicht reagierten, kam es im Oktober 1899 zum Krieg. Nach anfänglichen militärischen Erfolgen der Buren gerieten diese Anfang 1900 in die Defensive und gingen zu einem Guerillakrieg über. Der Führer der britischen Armee, Lord Kitchener, antwortet mit der Taktik der verbrannten Erde, rund 30 000 burische Farmen wurden zerstört und die dort lebenden Bewohner wurden in "concentration camp" (die ersten Konzentrationslager) gesperrt. Infolge der unwürdigen Lebensbedingungen in diesen Lagern starben dort über 42 000 Menschen (hauptsächlich Frauen und Kinder). Großbritannien verlor in diesem Krieg über 22 000 Soldaten, die Buren 7 000 Kämpfer. Der Krieg wurde finanziell und moralisch zum Debakel für Großbritannien, da die Weltöffentlichkeit aufseiten der Buren stand. Die niederländische Königin Wilhelmina bat sogar Kaiser Wilhelm II. im Interesse der Buren zu intervenieren, was dieser aber aus verständlichen Gründen ablehnte. Im Mai 1902 mussten sich die Buren endgültig geschlagen geben. Nach diesem Krieg waren in Südafrika sehr große Mengen an Waffen und Munition vorhanden. Später verkauften britische Händler u.a. 20 000 - 30 000 moderne Gewehre an die Hereros in Deutsch-Südwestafrika.
Hereroaufstand
Beginn des Hereroaufstandes Anfang 1904
Zu Beginn des Jahres 1904 leben nicht mehr als 4500 Weiße (mehr als die Hälfte von ihnen waren Deutsche) in Deutsch-Südwestafrika, einem Land, das 1½-mal so groß wie das Deutsche Reich war. 1897 vernichtete eine große Rinderpest nahezu den gesamten Viehbestand der Einheimischen. Dadurch ging den Hereros ihre wirtschaftliche Grundlage vorübergehend verloren. Da die Viehherden der weißen Siedler rechtzeitig geimpft wurden, waren deren Verluste an Vieh wesentlich geringer. Die Hereros, als erfahrene Viehzüchter, hatten jedoch die überlebenden Tiere geschickt im Land verteilten und so erholten sich die Viehbestände relativ schnell. Zwischenzeitlich verkauften einige Kapitäne der Hereros im Norden der Kolonie große Landflächen an Händler und Spekulanten. Nun war der Konflikt vorprogrammiert, da die Hereros die verkauften Flächen auch weiterhin für ihre ihre großen Vieherden als Weideland nutzten. Siedler schossen daraufhin auf die Rinder der Hereros und immer öfter kam es sogar zu Schießereien zwischen den Hereros und den Einwanderern. Gouverneur Leutwein berichtete dem Kolonialamt in Berlin von den Sorgen und Problemen, aber nichts tat sich. Noch einmal wanden sich "Herero-Großleute" an den deutschen Gouverneur, mit der Bitte, ein großes Hereroreservat von Otjituepa bis Omitava zu bilden. Mit der Losung "Ich kämpfe - tötet alle Deutschen!" begann der Aufstand, erst zwei Tage später änderte Hererokapitän Samuel Maharero seinen Befehl um in: "... tötet keine Frauen, Kinder oder Missionare, keine Buren und Engländer". Es kam zu Plünderungen deutscher Siedlungen und teilweise brutalen Morden an rund 150 (mache Quellen schreiben von 123) Deutschen, darunter auch 5 Frauen. Deutsche Soldaten wurden unter "viehischen Martern zu Tode gebracht", so beschreibt das Buch "Rust: Krieg und Frieden im Hereroland" die Ermordung eines gefangenen deutschen Offiziers durch Hereros folgendermaßen: "... dann kamen die Ohren an die Reihe, und als sie diese abgeschnitten, stachen sie dem noch Lebenden die Augen aus ..." Ebenfalls wurden durch die Hereros viele Angehörige des im Norden lebenden Damara-Volkes ermordet.
Anfangs versuchen die Schutztruppen vergeblich den Hereros Herr zu werden. Nur 766 deutsche Soldaten standen einigen tausend gut bewaffneten Kämpfern der Hereros entgegen. Die Hereros gingen sogar in die Offensive, schlossen zeitweise Okahandja und Windhuk ein, zerstörten die Eisenbahnbrücke bei Osana und brachten den Deutschen eine Niederlage nach der anderen bei. Von außerhalb des Schutzgebietes war für absehbare Zeit keine Hilfe zu erwarten. An Kriegsschiffen befand sich nur das Kanonenboot S.M.S. Habicht in erreichbarer Nähe. Bei einer Besatzungsstärke von 130 Mann und mangels Ausrüstung mit eigentlichen Landungsgeschützen konnte das Eingreifen des Schiffes jedoch keine entscheidende Wirkung haben. Die aus Einheimischen bestehende Schutztruppe in Kamerun war zur Hilfeleistung nicht geeignet, vermochte aber wenigstens mit Waffen, Munition und sonstigen Vorräten auszuhelfen. In der Heimat bestand eine zur schnellen Unterstützung der Schutztruppe geeignete Formation nicht. Außerordentliche Verstärkungen mussten, ebenso wie der alljährliche Ersatz, erst durch ein Aufgebot von Freiwilligen aus der ganzen Armee zusammengestellt werden, was nicht ohne Zeitverlust und andere Nachteile geschehen konnte. Schneller verwendungsbereit waren die beiden Seebataillone, die aber nach Stärke und Organisation nicht ausreichend und nicht genügend geschult waren für überseeische Unternehmungen größeren Stils. So war die Kolonie zunächst für längere Zeit auf ihre eigenen militärischen Hilfsmittel angewiesen. Gouverneur Leutwein übertrug die militärische Führung Hauptmann Franke.
In Berlin schrillten die Alarmglocken und man stellte ein Marineexpeditionskorps zusammen. Insgesamt wurden 15 000 Soldaten nach Deutsch-Südwestafrika herangezogen, von denen aber kaum mehr als 3000 an militärischen Aktionen Vorort beteilig waren.
Schlacht am Waterberg
11. und 12. August 1904
Der Waterberg ist in Wirklichkeit ein 20 km breites und 50 km langes Plateau östlich von Otjiwarongo erhebt sich rund 200 Meter aus der umgebenden Ebene und besteht aus porösem Sandstein. Die Umgebung besteht zudem aus unübersichtlichem Buschland.
Am Waterberg gab es keine Schlacht, es gab isolierte, viele Kilometer auseinander liegende Gefechte mit unterschiedlichem Erfolg. Bei Hamakari wäre eines dieser Gefechte fast in eine Katastrophe für die Schutztruppe geendet. Die Deutschen hatten am Waterberg-Plateau circa 1600 Soldaten. Auf deutscher Seite kämpften auch "Witbois-Hottentotten" und "Bastards", auch andere Stammesangehörige befanden sich unter den Hilfstruppen. Nach eigenen Angaben waren die Verluste unter den Truppen "verhältnismäßig groß". Teilweise waren ganze Abteilungen zeitweise eingeschlossen. Die Artillerie blieb meistens im unwegsamen Gelände stecken, kam nur selten zum Einsatz und schoss manchmal sogar auf die eigenen Leute. Nach Schätzungen des Vorort anwesenden Hauptmann Bayer waren 3000 - 5000 Hereros in der Umgebung des Waterberg-Plateaus versammelt. Sie verloren ihre Kämpfer mehr durch Krankheiten und Gefangennahme, weniger im Kampf mit der Schutztruppe selbst. Die Kämpfe zogen sich über zwei Tage hin, teilweise gingen die Hereros sogar zu Gegenangriffen über. Nach mehreren Gefechten unbesiegt, brachen sie auf und zogen mit ihren Familien (nach realistischen Schätzungen 12 000 - 30 000 Menschen) und Vieherden nach allen Seiten ab. Die kaiserlichen Truppen waren nicht in der Lage sie aufzuhalten, geschweige denn sie zu verfolgen, da der größte Teil der Soldaten seine Pferde verloren hatte, erschöpft oder erkrankt war. Viele deutsche Soldaten litten in jenen Tagen an Typhus und Cholera. Der vorgesehene Einschließungsring war längst nicht geschlossen, zudem wurden die Absichten der Deutschen von den Hereros schon frühzeitig durchschaut. Da die Briten den Hereros Asyl, unter der Bedingung, dass sie die Kämpfe nicht in ihre Kolonien tragen würden, zugesagt hatten, wollte die Mehrheit der am Waterberg versammelten Hereros ins 300-400 km entfernte britische Betschuanaland (heutiges Botswana) und so zogen sie, mitten in der Trockenzeit, in Etappen und in Gruppen getrennt nach Süden und Südosten. Nur 20 Tote wurden in den verlassen Stellungen von den Deutschen gefunden.
General von Trotha sieht am 12. August von einer Verfolgung der Hereros vorerst ab, vielmehr hoffte er"...daß der Feind, wenn er nicht allzu scharf gedrängt würde, sich vielleicht am Omuramba-u-Omatoko wieder setzen und es dann möglich sein würde, ihn bald von neuem zu fassen."
Am 13. August schicke von Trotha einzelne Abteilungen Kundschafter aus, der General "hatte verboten, Frauen und Kinder zu töten, allen Männern jedoch, die bewaffnet der Truppe in die Hände fielen, hatten ihre letzte Stunde geschlagen." Die, auf deutscher Seite, unter Leutnant von Berneck kämpfenden "Witbois-Hottentotten" spürten lediglich eine kleine Gruppe versprengter Hereros auf und es kam zu einem kurzen Feuergefecht.
Am 14. August "stiegen ernste Zweifel auf, ob es überhaupt gelingen würde, mit den aufs äußerste erschöpften Pferden in dieser Gegend ohne Wasser und Weide den in rastloser Eile fliehenden Gegner noch einzuholen"..."Der mit Sicherheit drohende Verlust an Mannschaften und Vieh stand in keinem Verhältnis zu dem an sich wenig wahrscheinlichen, völlig ungewissen Erfolg."
Am 15. August wurde die Abteilung Estroff-Heyde bei Omatupa "plötzlich von drei Seiten von starken Hereromassen angegriffen, die in dem außerordentlich dichten Busch unbemerkt an die Sicherungsposten herangekommen waren."..."Das Gefecht hatte den Deutschen fünf Tote und sieben Verwundete gekostet, darunter zwei Offiziere von diesen kamen zwei Tote und sechs Verwundete auf die nur noch 26 Reiter zählende 5. Kompanie."
Am 16. August marschierte Major von Estorff in südliche Richtung, nach kurzem Kampf erbeutete er "300 Stück Rinder und 600 Stück Kleinvieh. An den Wasserstellen lag zahlreiches verendetes Vieh und wie Gefangene aussagten, hatten die Hereros trotz eifrigsten Grabens daselbst kein Wasser finden können. Auch die deutsche Abteilung fand keines und mußte daher noch am selben Tage nach Omatupa zurückmarschieren."
So endeten die Kämpfe am Waterberg.
Der Verlauf der Kämpfe war ein ganz anderer, als er von der obersten deutschen Führung beabsichtigt worden war. General Trotha schrieb in seinem Bericht: "Der unseren Truppen ungewohnte Kampf im dichten Dornbusch ... einem Gegner gegenüber, der mit dem Gelände genau vertraut ist und sich vorzüglich zu decken weiß, und der durch seine Überlegenheit an Zahl und durch seine Unabhängigkeit von der Sorge um Staffeln und Verwundete fast stets in der Lage ist, unsere Schützenlinien zu umfassen und unter Kreuzfeuer zu nehmen - der Kampf mit einem solchen Gegner stellt an die physischen und moralischen Eigenschaften unserer Offiziere und Mannschaften ganz bedeutende Anforderungen. Aus eigener Anschauung und aus den mir gemachten Meldungen der Truppenführer kann ich das Urteil ableiten, daß das Verhalten unserer braven Truppen ein selten ausgezeichnetes war. Sie zeigten eine Festigkeit der Disziplin, die auch in den allerschwierigsten Lage nie versagte. Daß die Verluste an Offizieren, trotzdem sie die gleiche Verkleidung und Ausrüsten wie die Mannschaften trugen, verhältnismäßig groß waren, erklärt sich auch ihrem braven Verhalten im Gefecht, das sie, wenn auch auf Kosten der eigenen Deckung, verleitete, sich stellenweise zur besseren eigenen Orientierung über die Lage beim Feinde oder bei den eigenen Truppen in ganzer Figur aufzurichten."
Erst nach 2 Wochen waren die Schutztruppe in der Lage den Hereros zu folgen. Es gab somit keine "Verfolgung", man blieb lediglich "auf den Spuren der Hereros". Es gab auch kein aktives "Abdrängen der Hereros ins Sandfeld" (diese waren in Etappen und in Gruppen getrennt), auch wenn von Trotha dies in seinen Berichten immer mal wieder gerne vorgab. Er hatte die Chance dazu nie gehabt; sein sehnlichster Wunsch war zudem "die ehrenvolle siegreiche Schlacht". Selbst heute, noch dazu mit einer angeschlagenen Reiterarmee (letztendlich waren es sogar nur 3 Abteilungen), wäre es schwer vorstellbar so viele, zudem in Etappen und in Gruppen getrennt marschierenden Menschen, in die Omaheke zu treiben. Das Gebiet der Wüste ist weit größer als Bayern. Zunächst hatten die deutschen Abteilungen auch überhaupt "keine Feindberührung".
Erst am 19. September erhielt man "Nachricht über den Feind: Diese ergaben, daß starke Hereroabteilungen mit viel Vieh sich am Epukiro bei Otjimanangombe-Ganas sowie am Eiseb in der Gegend von Spata und nordöstlich davon angesammelt hatten. Der Gegner hatte sich also ehe er sich entschließen konnte, das Durstgebiet der Omaheke-Wüste zu betreten, an deren Rande noch einmal gesetzt."
Am 28. September marschieren 3 Abteilungen unter Führung von General von Trotha auf Spata. "Bereits nach kurzem Gefecht floh indessen der Gegner, ohne nennenswerten Widerstand geleistet zu haben."..."Es macht den Eindruck," schreibt General von Trotha in seinem Bericht, "daß die Kraft des Feindes völlig zusammengebrochen ist". Gefangen genommene Hereros sagen aus, daß "die Mehrzahl der Hererokapitäne und das gesamte Volk des Krieges müde seinen. Sie wüßten jetzt nicht mehr, wohin sie gehen und was sie machen sollten, jede Leitung habe aufgehört, da die meisten Kapitäne, darunter auch Samuel, bereits weiter östlich in das Sandfeld geflüchtet seien. Menschen und Vieh litten fürchterlichen Durst."
Am 29. September unternahmen die Schutztruppen einen Vorstoß in die Wüste, da man Meldungen über "starke feindliche Kräfte" erhalten hatte. "Um 1.00 Uhr nachts wurde angetreten und um 7.00 Uhr früh eine das ganze umliegende Gelände weit beherrschende Anhöhe erreicht, von der aus man in weiter Ferne am Horizont gewaltige Subwolken das hastig nach Norden und Nordosten flüchtenden Feindes bemerkte. Eine gut berittene Abteilung unter Hauptmann von Oertzen eilte, so schnell sie konnte, hinter ihm her, doch gelang es ihr nicht, ihn einzuholen. Es war klar: der Feind stellte sich nicht mehr, er war tief in das wasserlose Sandfeld geworfen und ging einem fürchterlichen Schicksal entgegen. Eine weitere Verfolgung der Hereros in das Sandfeld war unmöglich, wollte man nicht die deutschen Truppen der Gefahr aussetzen, einem ähnlichen Schicksal zu verfallen, wie es jetzt den Hereros drohte. Da die Abteilungen seit dem frühen Morgen ohne jedes Wasser waren und feindwärts weit und breit keines mehr zu finden war, befahlt General von Trotha am Nachmittage den Rückmarsch nach Osombo-Windimbe." Offensichtlich waren die deutschen Abteilungen lediglich auf Gruppen bzw. einen Teil der fliehenden Hereros getroffen waren.
Am 2. Oktober 1904, also zwei Monate nach den Kämpfen am Waterberg, verkündet der übermotivierte und bis dato erfolglose Kommandant (den es gelang ihm eben nicht die Hereros in einer Schlacht zu schlagen) General Lothar von Trotha im zeitgenössischen, pathetischen Vokabular den "Aufruf an das Volk der Herero". Dieser eingeschränkte Schießbefehl wird heute als "Vernichtungsbefehl" definiert, auch wird meist der zweite, einschränkende Teil des Textes weggelassen:
Bereits wenige Wochen später wurde der Befehl wieder zurückgezogen. In Deutschland kam es im Reichstag, insbesondere von den Sozialdemokraten, zu massiven Protesten, selbst Kaiser Wilhelm II. und Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow kritisierten die verbalen Ausfälle. Auch der Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika Theodor von Leutwein wandte sich scharf gegen von Trothas Absichten.
Die Zahl der Todesopfer des Hereroaufstandes ist nicht bekannt.
Die häufig angegebenen Opferzahlen beruhen auf dem im August 1918 erschienen britischen "Blaubuch". Dieses Buch diente lediglich dazu, zu beweisen, dass das Deutsche Reich nicht in der Lage sei, Kolonien zu unterhalten, um somit einen offiziellen Vorwand zu haben, diese sich selbst einzuverleiben, was ja nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages 1919 auch geschah. 1926 wurde das Blaubuch, endgültig als Kriegspropaganda entlarvt, sogar offiziell zurückgezogen. Eine Volkszählung der Volksgruppe der Hereros vor 1904 hatte es nie gegeben, die für 1904 häufig angegeben 80 000 Menschen sind grobe und sehr großzügige Schätzungen von Missionaren. Diese gaben aber (auch damals) gerne ihre Gemeindezahlen viel zu hoch an, um so mehr Gelder zu erhalten. Der deutsche Gouverneur Theodor Leutwein schätzte die Zahl der bewaffneten Hereros im März 1904 auf 3500 - 4000, seriöse Hochrechnungen kommen so auf eine Gesamtzahl von ungefähr 35 000 - 45 000 Hereros vor den Kämpfen. 1905 erließ der neue Gouverneur Friedrich von Lindequist eine Proklamation, in der allen Hereros das Leben zugesichert wurde, sofern sie nicht nachweisbar einen Mord begangen hatten. Rund 14 000 Rückkehrer "sammelte" man so in Deutsch-Südwestafrika wieder ein, insgesamt zählte man 1905 rund 24 000 Stammesangehörige der Hereros, zusätzlich waren rund Tausend ins britische Betschuanaland (heutiges Botswana) geflohen und mehrere Tausend nach Norden zu anderen Stämmen. Auch hatten die Deutschen zunächst Zweifel, "...ob den Hereros überhaupt ernstere Verluste beigebracht worden seinen...". Alle Zahlenangaben zu den Verlusten der Hereros sind also reine Spekulationen. Trotzdem kann kein Zweifel darüber bestehen, dass die Hereros in dieser Zeit ein schlimmes Schicksal erlitten, sie in der Überwindung langer Durststrecken fast alles Vieh verloren und viele Opfer zu beklagen hatten.