Militärgeschichte

Die US-amerikanischen Streitkräfte nutzten das LCVP (Landing Craft, Vehicle, Personnel), die britschen das LCA (Landing Craft Assault).
Edit: Ben ist zu langsam für diese Welt. :(
 
Heute vor genau 70 Jahren schlug die erste V1 in London ein.

V 1

Abk. und Propagandabezeichnung für Vergeltungswaffe 1, die wie die V 2 zu den "Wunderwaffen" gehörte, die angebl. in letzter Minute die Kriegswende und damit den unablässig beschworenen "Endsieg" bringen sollten. Bei der V 1 handelte es sich um den unbemannten Flugkörper Fieseler Fi 103, der bei einem Gesamtgewicht von 2180 kg einen 850-kg-Gefechtskopf bis zu 370 km weit transportieren konnte. Ein Argus-AS-014-Staudruckrohr über dem Heck entwickelte 335 kp Schub für 480 bis 640 km/h des Stummelflügel-Geschosses. Der Kurs wurde mittels automat. Kreiselkompass vorgegeben, den Absturz über dem Ziel löste ein propellergetriebenes Zählwerk durch Abschalten der Brennstoffzufuhr aus. Die Luftwaffe hatte die Flugbombe in Konkurrenz zur Heeresrakete A 4 (V 2) speziell zum Fernkampf gegen London entwickelt, Deckname "Kirschkern" oder Flakzielgerät FZG 76. Die Großserienproduktion verzögerte sich bis März 44; insges. wurden 30 329 Exemplare zum Stückpreis von 5060 RM gebaut. Erprobung und Einsatz der V 1 oblagen dem Flak-Regiment 155 (W) unter Oberst Wachtel, die Führung des Fernkampfes an der Kanalküste unterstand dem LXV. AK (Generalleutnant Heinemann). Am 12./13.6.44 wurde das Feuer auf London eröffnet, das den ganzen Sommer über unter Dauerbeschuss lag. Erst als die Alliierten die letzten Feuerstellungen in Nord-Frankreich besetzt hatten, war die akute Gefahr für die brit. Hauptstadt gebannt, doch blieb SO-England noch bis Ende März 45 Ziel von V 1-Beschuss, z.B. beim Abwurf von 1776 Geschossen von Bombern des Typs He 111 aus, wobei 77 Maschinen verloren gingen. Von insges. 22 679 eingesetzten Flugbomben zielten 8839 auf London, 1052 versagten schon beim Start, viele gingen in offenem Gelände nieder, 1871 wurden Opfer brit. Jäger, 4061 wurden durch die Flak mit Hilfe eines neuen amerikan. Annäherungszünders zur Strecke gebracht. Insges. wurden 5823 Einschläge in England gezählt. Seit Herbst 44 verlagerte sich der Schwerpunkt der V l-Offensive auf Festlandziele: 11 988 Projektile wurden von Holland und der Eifel aus gegen Antwerpen und Lüttich abgefeuert und richteten beträchtl. Schäden an, hatten aber militär. keinerlei Bedeutung mehr. Eine bemannte V l-Version "Reichenberg" für Selbstaufopferungsflieger kam nicht mehr zum Einsatz.
Quelle : Lexikon des II.WK

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Das Reichenberg-Gerät, die bemannte Version der Fi-103 (V1) wurde zum testen der Aerodynamik genutzt.
Ob tatsächlich geplant war das Gerät für "Selbstopfer"-Einsätze im Rahmen des KG200 zu nutzen ist nicht klar.
Eine bemannte und bewaffnete Fi-103, wie sie zum Einsatz nötig währe wurde mWn nicht gebaut.
 
Heute vor genau 70 Jahren,am 19.06,1944 begann die Schlacht in der Philippinen-See.

Die Philippinen-See ist ein Nebenmeer des Pazifik zwischen den Philippinen und den Marianen, und war am 19. bis 20.06.1944 Schauplatz der letzten großen Trägerschlacht im Zusammenhang mit den US-Landungen auf den Marianen
Beteiligt waren im Rahmen der 5.US Flotte unter dem damaligen Vice-Admiral und späteren Admiral Raymond Ames Spruance die US-Task Force 58 unter dem damaligen Vic-Admiral und späteren Admiral Admiral Marc Andrew Mitscher mit 15 und die japanische 1. Flotte unter Vizeadmiral Jisaburō Ozawa mit 9 Trägern. Nach dem Plan des japanischen Flottenchefs Admiral Soemu Toyoda sollten landgestützte Bomber eingreifen, doch wurden sie größtenteils schon am Boden ausgeschaltet, was die örtlichen Kommandeure jedoch nicht korrekt weitermeldeten. Ozawas Streitmacht, zu der auch 5 Schlachtschiffe gehörten, befand sich südwestlich Guam, als er am 19.06.1944 erfuhr, dass der US-Kampfverband bereits in Reichweite seiner leichten Trägerflugzeuge lag, während er selbst noch für den Gegner unerreichbar war. Zwischen 8 und 11 Uhr ließ er 372 Maschinen in 4 Wellen starten. Sie sollten nach dem Angriff nach Guam weiterfliegen und von dort aufgetankt und neu munitioniert beim Rückflug ein zweites Mal angreifen. Für die Masse der unerfahrenen japanischen Piloten erübrigte sich der Befehl. Sie wurden schon über See vom amerikanischen Radar geortet und im Vorfeld der Task Force von Hellcat-Jägern abgefangen, sodass nur wenige Maschinen den Flakgürtel durchbrachen. Das Schlachtschiff South Dakota erhielt einen direkten Bombentreffer und hatte 27 Tote zu verzeichnen, einige Einheiten wurden leicht beschädigt. Dafür verlor die japanische Marineluftwaffe schon beim morgendlichen Großangriff 272 Maschinen, sodass die US-Piloten von einem regelrechten "Truthahnschießen" sprachen. Der Start der Japaner war zudem vom US-U-Boot Albacore bemerkt worden, das die USS Cavallo herbeifunkte und zusammen mit diesem U-Boot Ozawas Flaggschiff, den modernen Träger Taiho, und den Träger Shokaku versenkte. Ozawa zog sich nach Nordwesten zurück, wurde aber am Nachmittag des 20.06.1944 erneut von US-Aufklärern erfasst. Mitscher ließ trotz der späten Stunde 77 Sturz- und 54 Torpedobomber aufsteigen, die kurz vor Sonnenuntergang den Träger Hiyo versenkten und 2 weitere in Brand schossen. Bei der Rückkehr in der Dunkelheit mussten 80 US-Maschinen notwassern, doch konnten 160 der 209 vermissten Piloten am nächsten Tag gerettet werden. Die Schlacht um die Marianen endete damit schon vor der Eroberung des Archipels mit einem klaren amerikanischen Sieg, während die japanischen Trägerstaffeln in der Philippinen-See endgültig ausgeschaltet worden waren
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Heute vor genau 70 Jahren,am 22.06.1944,pünktlich zum 3.Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjet-Union,begann die sowjetische Operation „Bagration“,welche zur Vernichtung der deutschen Heeresgruppe Mitte führen sollte,zum berühmten Kessel an der Beresina.

Am 26.061944 schrieb Josef Goebbels folgendes in sein Tagebuch: ,,Wie aus heiterem Himmel trifft die Nachricht ein, daß den Bolschewisten ein Durchbruch
großen Stils gelungen ist."1 Dieser Eintrag zeigt, wie sehr sich nicht nur Adolf Hitler sondern auch die Militärführung im Bezug auf die sowjetischen Offensivabsichten des Sommers 1944 geirrt hatte. Denn auf deutscher Seite war man nach den Erfolgen der
sowjetischen Winteroffensive überzeugt, daß der Hauptangriff der Roten Armee im Süden stattfinden würde . Im Verlauf der Winteroffensive hatte die Rote Armee nicht nur fast die gesamte Ukraine und die Krim zurückerobert,
sondern auch Leningrad aus seiner fast dreijährigen Belagerung befreit.
Als dann im Frühjahr 1944 eine Kampfpause eintrat, hatte sich das Blatt weiter zu Gunsten der Roten Armee gewendet. Durch die Winteroffensive der Roten Armee
war der Winter 1943/44 ein reiner Überlebenskampf für die deutschen Truppen an der Ostfront. Die operative Freiheit war verloren gegangen, gleichbedeutend damit , daß die Initiative endgültig an die Sowjetunion übergegangen war. Zudem war durch den Verlust der Ukraine der rechte Flügel der Heeresgruppe Mitte völlig entblößt, da sich von Witebsk bis Brest ein 1200 km langer Frontbogen erstreckte, der im Verhältnis zu seiner Länge viel zu schwach besetzt war .
Dies war die Lage, als auf beiden Seiten das Überlegen begann, wo die Sommeroffensive stattfinden würde. Wie sich herausstellte, hatte sich die Sowjetführung für den Angriff auf Weißrußland entschieden, während man auf deutscher Seite den Angriff im Süden erwartete. Zusätzlich lenkte die Invasion der Westalliierten in Frankreich am 06.06.1944 die Aufmerksamkeit in Deutschland auf den neueröffneten Kriegsschauplatz im Westen.
Zu den zahlreichen Fehleinschätzungen auf deutscher Seite kam das starrsinnige Beharren Hitlers, dem ,,politische und wirtschaftliche Überlegungen und seine
eigenen Vorurteile" wichtiger waren als Meldungen des Militärischen Nachrichtendienstes,der Abwehr vorallem der Abteilung „Fremde Heere Ost“ Die exzellente Organisation und Geheimhaltung auf sowjetischer Seite waren weitere Faktoren. Diese Aspekte führten dazu, daß die Heeresgruppe Mitte in Weißrußland eine Niederlage erlitt, die Paul Carell mit der Niederlage der Römer gegen Hannibal - im Jahr 216 v. Chr. vernichtete dieser zwei römischen Heere bei `Cannae`- gleichsetzte.
Auf sowjetischer Seite begann im März 1944 eine ausgedehnte Analyse der gesamten Front durch das Staatliche Verteidigungskomitee und den Generalstab der Roten Armee.. Diese Analyse hatte zum Ziel, Schwachpunkte der deutschen Frontlinie zu finden, um den noch auf sowjetischem Boden verbliebenen deutschen Armeen eine entscheidende Niederlage zuzufügen. Nach Abschluß
dieser Analyse erkannte man nun vier Möglichkeiten für eine Offensive im Sommer 1944. Die erste Option bot sich beinahe von selbst an, denn es lag nahe, im Süden anzusetzen, dort wo man im Winter sehr erfolgreich gewesen war. Aus der Ukraine heraus gab es die Möglichkeit, in Richtung Südpolen und Balkan vorzustoßen, um das Deutsche Reich von mehreren Verbündeten abzuschneiden. Der zweite Weg aus der Ukraine heraus wäre ein gigantischer Zangenangriff in Richtung Ostsee , um die Heeresgruppe Nord unter Generalfeldmarschall Georg von Küchler und die Heeresgruppe Mitte unter Generalfeldmarschall Ernst Busch abzuschneiden. Und zu vernichten.Doch mittlerweile hatte man auf sowjetischer Seite aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und eingesehen, daß beide Unternehmen die Kräfte der
Roten Armee überfordert hätten. Eine dritte Möglichkeit wäre gewesen, im Norden den Hauptschlag zu inszenieren, um Finnland aus dem Krieg zu drängen und das Baltikum zurückzuerobern. Jedoch hätte eine Hauptoffensive im Norden nur einen geringen Teil der Kräfte beansprucht. Außerdem befand man auf Höhe der Heeresgruppe Nord die deutsche Verteidigung noch für zu stark. Es wurde jedoch beschlossen, im Vorfeld der Operation ,,Bagration" eine Offensive im Norden zu in-
szenieren, um das Interesse der Deutschen dorthin zu verlagern.
Die vierte Möglichkeit war ein Angriff auf die Heeresgruppe Mitte in Weißrußland. Diese Möglichkeit wurde schließlich auch gewählt. Die Grundsatzentscheidung zu Gunsten der vierten Angriffsoption fiel Ende April 1944. Diese Option sah vor, die Heeresgruppe Mitte anzugreifen, da die Vorteile auf der Hand lagen. Ein derartiger Angriff würde im Erfolgsfall die schwach besetzten Feldarmeen,die 4.Armee unter General der Infanterie Kurt von Tippelskirch ,die 9.Armee unter General der Infanterie Hans Jordan,die 2.Armee unter Generaloberst Walter Weiß sowie die 3.Panzerarmee unter Generaloberst Georg-Hans Reinhardt, , der Heeresgruppe Mitte weiter schwächen, die Heeresgruppe Nord abschneiden, das eigene Territorium in den Grenzen von 1939 zurückerobern und den Weg nach Warschau und Berlin freimachen. Im Mai 1944 begannen Marchall der Sowjet-Union Georgie Konstantinowitsch Schukow und Marschall der Sowjet-Union Alexander Michailowitsch Wassilewski, einen Plan für die Operation in Weißrußland auszuarbeiten. Der Entwurf dieses Planes wurde Stalin am 20. Mai vorgelegt und während einer Konferenz am 22. und 23.05.1944 diskutiert. Am 31. 05.1944genehmigte Stalin den Angriff und taufte die Operation auf den Namen ,,Bagration" nach einem Helden des Bürgerkriegs von 1812,dem georgisch-russischen General Pjotr Iwanowitsch Bagration.
Im Zuge der Gesamtplanung wurde nun auch beschlossen, vorab im Norden eine Offensive zu eröffnen um die Kräfte der Heeresgruppe Nord zu binden.
Der Beschluß, kurze Zeit später die Heeresgruppe Mitte anzugreifen, machte eine Umstrukturierung der Führungsebenen auf sowjetischer Seite nötig. Die Stawka
bildete zwei Gruppen, denen die vier an der Operation beteiligten Fronten unterstanden. Der Gruppe A unter Marschall Wassilewski waren die 1. Baltische Front unter dem damaligen Armeegeneral und späteren Marschall der Sowjet-Union Hovhannes Baghramjan und die
3. Weißrussische Front unter dem damaligen Generaloberst und späteren Armeegeneral Iwan Danilowitsch Tschernjachowski unterstellt.Der Gruppe B unter Marschall Schukow waren die 1. Weißrussische Front. Unter Marschall der Sowjet-Union Konstantin Konstantinowitsch Rokossowski und die 2. Weißrussische Front unter dem damaligen Generaloberst und späteren Marschall der Sowjet-Union Matwie Wasiljetitsch Scharaow.
Außerdem mußten die Fronten erheblich verstärkt werden um ein Kräfteübergewicht zu erzielen. Dies stellte einen enormen Anspruch an die Logistik dar, da 40% der russischen Infanteriearmeen und sogar 80% der Panzer-
armeen im Süden standen.9 Erschwerend kam hinzu, daß die Verstärkungen aus dem Süden geheim zu den jeweiligen Fronten gebracht werden mußten. Das Gros der Verstärkungen war für die 1. und 3. Weißrussische Front bestimmt, da diese beiden die Offensive eröffnen sollten. Vorgesehen war, die Offensive mit einem Angriff auf Witebsk zu eröffnen und die dort konzentrierten deutschen Flankengruppen einzukesseln. Hierfür waren die 1. Baltische und die 3. Weißrussische Front bzw. die 1. Weißrussische Front vorgesehen.
Die 2. Weißrussische Front sollte etwas später frontal die deutschen Truppen bei Mogilev und Orscha angreifen. Dann sah der Plan vor in Richtung Minsk vorzu-
stoßen, die Stadt mit der 1. und 3. Weißrussischen Front zangenförmig zu umfassen und dort die Kerntruppen der Heeresgruppe Mitte einzukesseln.
Um diese Pläne erfolgreich durchzuführen, mußten zwei Voraussetzungen gewährleistet werden: Zum einen Geheimhaltung und erfolgreiche Täuschung, zum anderen
eine äußerst gute Aufklärung.
Nachdem man alle Informationen und möglichen Ereignisse einkalkuliert und die Planungen abgeschlossen hatte, wurde beschlossen zwischen dem 15.06.1944 und 20.06.1944
die Offensive zu starten. Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Operation war die Herstellung
eines Kräfteübergewichts. Hierfür waren enorme Umgruppierungen und Verstärkungen nötig, die von den Deutschen nicht bemerkt werden durften, wenn man den Überraschungseffekt nicht verlieren wollte. Man mußte also enorme Mengen an
Ausrüstung aus dem Landesinneren und ganze Armeen aus den Flanken unbemerkt
abziehen und zu den drei Weißrussischen Fronten und zur 1. Baltischen Front transportieren.Die Umsetzung dieses Vorhabens im genannten Zeitplan war von zwei Faktoren abhängig: Von der Eisenbahn, die durch derartige Anforderungen bis ans Limit beansprucht wurde und von einer erfolgreichen Verschleierung. Um die Geheimhaltung auch zu gewährleisten, beschloss die Stawka am 3. Mai 1944 die Operation ,,Maskirovka. Um die Wehrmacht zu täuschen mußten Angriffsort, Angriffsdatum und die enormen Truppenbewegungen geheim bleiben, was durch verschiedene Maßnahmen gewährleistet werden sollte. Zunächst wurden den gesamten Monat Mai hindurch Ablenkungsangriffe und Manöver im Süden durchgeführt, um die Wehrmacht darin zu bestärken, daß der Angriff im Süden zu erwarten sei. Außerdem
wurde auf sowjetischer Seite absolute Funkstille gewahrt, die mit drakonischer
Disziplineingehalten wurde.
Trotzdem gelang es auf sowjetischer Seite nicht ganz, den Zeitplan einzuhalten, was jedoch nur auf die logistische Überforderung der Eisenbahn zurückzuführen war, die immerhin in kürzester Zeit Verstärkungen in Höhe von 400.000 Mann transportieren mußte. So fiel nun der Angriffstermin wie zufällig auf den 22. Juni 1944, den Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion.Was natürlich kein Zufall war,denn Daten wie der 22.06. hatten gerade bei Stalin immer hohe symbolische Bedeutung. War u.a. sehr gut bei der Rüpckeroberung von Kiew zu beobachten.
Eine wichtige Rolle für die Gesamtplanung spielten auch die Aufklärungsdaten. Die Aufgaben der sowjetischen Aufklärung waren die Überwachung der Geheimhaltung, die Überwachung von deutschen Truppenbewegungen und die systematische Beobachtung der deutschen Verteidigungsstellungen. Wichtig war hierbei, daß keinerlei Informationen durchsickerten, weil die deutschen Reserven in der Ukraine, die eine beachtliche Streitmachtdarstellten, auch in der Ukraine bleiben sollten.
Desweiteren waren genaue Informationen über die deutsche Verteidigung notwendig, um die eigene Planung zu optimieren. Um alle Aufgaben bewältigen zu können setzte die sowjetische Führung auf eine Aufklärung großen Stils. Dazu gehörten
sowohl Agenten wie auch Luft,- Boden,- und Funküberwachung.
Zusätzlich gab es im Hinterland der Heeresgruppe Mitte 61 Abhörposten der Partisanen, die ständig die Bewegungen und Aktionen der Heeresgruppe in Weißrußland meldeten.
Wie sich zeigte, war die sowjetische Aufklärung bei der Durchführung dieser Aufgaben sehr erfolgreich und damit auch ein Garant für die Operation Bagration, denn es war gelungen, detaillierte Daten über Position, Stärke und die Art der deutschen Verteidigung zu erhalten. Auf deutscher Seite war die Aufklärungsarbeit weniger erfolgreich. Detaillierte Daten, wie sie die sowjetische Aufklärung hatte, konnte weder die Abteilung Fremde Heere Ost, noch die militärische Abwehr ermitteln. Trotzdem es kaum gesicherte Aufklärungsergebnisse gab, wurden doch zumindest Anzeichen für eine größere Offensive der Roten Armee gegen die Heeresgruppe Mitte bemerkt, doch ,die militärische Führung hat sie nicht beachtet. Der Chef der Abteilung Fremde Heere Ost, der damalige Oberst und spätere Generalmajor Reinhard Gehlen, erwartete den sowjetischen Hauptschlag im Süden, entweder in Richtung Balkan, oder in Richtung Ostsee . Auch als er Mitte Juni einräumen mußte, daß ,ein Ansatz stärkerer Kräfte über den oberen Pripjet gegen die tiefe Flanke der Heeresgruppe Mitte nicht ausgeschlossen werden könnte wich er nicht von seiner vorgefaßten Meinung ab, daß die Frontlinie der Heeresgruppe Mitte in diesem Sommer nur ein Nebenschauplatz sein würde. Als Begründung dafür nannte Gehlen fehlendes Kräftepotential auf Seiten der Roten
Armee. Der Hauptfehler Gehlens bzw. seiner gesamten Abteilung war wohl derselbe wie bei Adolf Hitler: Zur Beurteilung der eigenen Lage ,,benutzte Fremde Heere Ost nur diejenigen Informationen, die ihr ins Konzept paßten.Die Abteilung Fremde Heere Ost ignorierte demnach nicht nur die Anzeichen für eine sowjetische Offensive auf die Heeresgruppe Mitte, sondern beging auch den Fehler, das Kräftepotential der Roten Armee bei weitem zu unterschätzen.Auch muß hier erwähnt werden daß der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte, Generalfeldmarschall Ernst Busch eine eher schwache Persönlichkeit war der sich wann immer er Bedenken äusserte sich der starken Persönlichkeit Adolf Hitlers unterwarf und die sich abzeichenende Bedrohung auf Grund von Hitlers Einfluss schlicht weg „übersah“. Auch im Führerhauptquartier und in der Wehrmachtsführung ist man ,geblendet von dem Phantom einer Weichsel-Ostsee-Operation so daß die Anzeichen für einen Angriff auf die Heeresgruppe Mitte kurzerhand zu Täuschungsmanövern erklärt werden. Also erwartete man sowohl im Führerhauptquartier, wie auch in der Wehrmachtsführung den Hauptstoß der Roten Armee im Süden und beharrte darauf, daß die Angriffsvorbereitungen auf die Heeresgruppe Mitte nur eine Nebenoperation darstellten. Diese Meinung wurde kurzzeitig revidiert, nachdem der Angriff erfolgt war, doch am 24 Juni glaubte man im Führerhauptquartier nicht mehr, daß es sich um die große Sowjetoffensive handelt.. Es stellte sich jedoch schnell heraus, daß man die Rote Armee unterschätzt hatte. Außerdem lenkten sowohl die Sowjetische Karelienoffensive,welche am 10.06.1944 begannals auch die Front in Italien und die Invasion der Westalliierten am 06.06.1944 in der Normandie die Aufmerksamkeit der deutschen Führung ab. Diese Vernachlässigung
der Mittelfront zugunsten der anderen Kriegsschauplätze war ein weiterer entscheidender Fehler der deutschen Führung.
Schließlich kam noch die Ansicht Hitlers über die Ziele eines Krieges hinzu. Hitler selbst hatte seine Angriffsoperationen nach wirtschaftlichen Zielen geplant und daher das Donezgebiet und den Kaukasus wegen Öl, Kohle und Stahl als ,die Schlacht-
felder der Entscheidung angesehen. So sah er nun auch die Wichtigkeit Südost-
europas als wirtschaftliches Ziel. Da er selbst seine Prioritäten bei den wirtschaft-
lichen Faktoren setzte, unterstellte er seinem Gegner Stalin dasselbe. Aus dieser falschen Einschätzung heraus legte er sich darauf fest, daß der sowjetische Hauptangriff im Süden kommen mußte.
In die Reihe der Fehler Adolf Hitlers fügte sich auch sein Befehl Nr. 11 vom 08.03.1944 ein, den er im Mai auf die Städte Bobruisk, Orscha, Mogilew und Vitebsk prä-
zisierte, indem er diese zu festen Plätzen erklärte. Dieser Befehl definiert die Auf-
gabe der festen Plätze: ,,Sie haben sich einschließen zu lassen und dadurch
möglichst starke Feindkräfte zu binden!
Zusammen mit diesem Befehl sprach Adolf Hitler noch ein kategorisches Rückzugsverbot aus.
Die Summe dieser Fehleinschätzungen zog Konsequenzen nach sich, die sich zu Beginn der Operation ,,Bagration" verheerend auswirkten und rückwirkend betrachtet kriegsentscheidend waren. Da die sowjetischen Geheimhaltungsmaßnahmen und Ablenkungsmanöver der Wehrmacht erfolgreich das Bild vermittelten, daß der Generalangriff der Roten
Armee im Süden stattfinden würde, wurde der Großteil der deutschen Reserven im Raum der Heeresgruppen Nord- und Südukraine konzentriert. Diese Reserven umfaßten also vor allem Panzerverbände, nämlich vier Panzerkorps und zwei Panzergrenadierdivisionen. Zum Vergleich: In der Reserve der Heeresgruppe Mitte befand sich zu diesem Zeitpunkt lediglich eine Panzerdivision.
Das bedeutete, daß die Frontlinie der Heeresgruppe Mitte, die außerdem den Winter nicht zur Erholung hatte nutzen können, im Verhältnis zu ihrer Länge viel zu schwach besetzt war und auf keine nennenswerten Reserven im rückwärtigen Raum zurückgreifen konnte. Die Frontlinie der Heeresgruppe Mitte erstreckte sich als 1200 km langer Frontbogen von Witebsk im Norden bis nach Brestden oben genannten Führererlass Nr. 11 wurden die Frontlinien noch weiter entblößt, da die Heeresgruppe Mitte sechs ihrer vierzig Divisionen abstellen mußte, um die oben genannten Orte zu Festungen auszubauen.
Weitere Kräfte der Heeresgruppe waren im rückwärtigen Raum durch die ständige Bedrohung des Nachschubs durch Partisanen gebunden und alle verfügbaren Luftwaffenreserven nach Frankreich abkommandiert worden, um dort die Invasion der Westalliierten abzuwehren.
Unter diesen Umständen ist es der Roten Armee auch gelungen, ein deutliches Kräfteübergewicht sowohl an Kämpfern, als auch an Material herzustellen und die Lufthoheit zu erringen.
In Zahlen waren das etwa 1,4 Mio Soldaten in 140 Divisionen und 24 Panzerbrigaden auf sowjetischer Seite gegen ungefähr 850.000 Soldaten in 40 Divisionen und
2 Panzerdivisionen auf Seiten der Heeresgruppe Mitte. Unter derartigen Voraus-
setzungen war es nicht verwunderlich, daß die Heeresgruppe Mitte, nachdem am
22.06.1944 der Angriff der Roten Armee begonnen hatte, innerhalb von wenigen Wochen überrannt wurde und zusammenbrach. Die Partisanenbewegung in Weißrußland hatte ebenfalls einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg der Operation Bagration. Im Frühjahr 1944 kämpften etwa 140.000 Partisanen als straff organisierte Bewegung unter der Führung der Kommunistischen Partei im rückwärtigen Raum der Heeresgruppe Mitte. In Weißrußland bot sich in den Wäldern und Sümpfen eine ideale Umgebung für Partisanentätigkeit, die es den deutschen Truppen schwer machte gegen die Bedrohung vorzugehen. Die Tätigkeit der Partisanen stieg ab April 1944 kontinuierlich an, obwohl die Antipartisaneneinheiten der SS in zwei groß angelegten Aktionen mit den Namen ,,Frühlingsfest" und ,,Regenschauer" relativ erfolgreich waren, was Verhaftungen und Aufdeckung betraf. Doch auch diese Erfolge konnten die Partisanentätigkeit nicht einschränken; sie hatten sogar noch den Nachteil, daß eine erhebliche Anzahl von Kräften gebunden wurde. Die Partisanen blieben dennoch eine permanente Bedrohung und kontrollierten weite Teile des Landes. Die unterbesetzten Sicherungstruppen der Wehrmacht mußten sich darauf beschränken die Hauptverkehrslinien zu sichern.
Während der Operation Bagration hatte der zentrale Partisanenstab den Befehl, bestimmte Landesteile zu befestigen, um Rückzugskorridore für die deutschen Truppen zu schaffen, die durch sowjetische Verbände schnell verschlossen werden konnten. Im Vorfeld des Angriffs, ab der Nacht vom 19. auf den 20.06.1944 begannen die
Partisanen groß angelegte Aktionen gegen die Versorgungslinien der Heeresgruppe Mitte. Schwerste Schäden, vor allem am Schienensystem, ließen den Nachschub der Heeresgruppe fast vollständig zum Erliegen kommen.
Auch diese Partisanenaktionen waren ein Faktor für den Erfolg des sowjetischen Angriffs, der am 22.06.1944 um 5.00 Uhr Morgens begann. Die 1. Baltische Front eröffnete die sowjetische Offensive mit schwerem Artillerie-
feuer und massiven Luftangriffen gegen die dritte Panzerarmee im Raum Witebsk. Innerhalb von zwei Tagen gelang es ihr das LIII. Korps unter General der InfanterieFriedrich Gollwitzer , welches den ,,festen Platz" Witebsk halten sollte, von Norden her einzuschließen. Als sich am 25.06.1944 westlich der Stadt die Flanken der 1. Baltischen und der 3.Weißrussischen Front trafen,
waren 35.000 Deutsche in Witebsk gefangen. Ein Ausbruchsversuch scheiterte ,und das LIII. Korps hörte auf zu bestehen. Nun begann die 1. Baltische Front einen Angriff auf die Südflanke der Heeresgruppe Nord, hauptsächlich um Entlastungsversuche aus dem Norden zu unterbinden
Die 3. Weißrussische Front hatte am 23.06.1944 die rechte Flanke der 3. Panzerarmee angegriffen und nach drei Tagen Orscha erobert. Daraufhin begann man den Vorstoß auf Minsk als nördlicher Umfassungsarm, wie es geplant war.
Der zweite geplante Umfassungsarm, die 1. Weißrussische Front, begann am
24.06.1944 und schloß bis zum 27.06.1944Bobruisk und damit den Großteil der 9. Armee ein. Dann begann auch hier der Vorstoß auf Minsk. Während also die beiden erstgenannten Fronten Minsk umfassen sollten, bestand die Aufgabe der 2. Weiß-
russischen Front zuerst in einem Angriff auf Mogilew, welches bis zum 28.06.1944 ebenfalls erobert wurde. Danach sollte ein Frontalvorstoß auf Minsk durchgeführt werden.
Ein kurzes Fazit am 27. Juni zeigt, wie verheerend die Lage in Weißrußland war. An diesem Tag begriff Adolf Hitler vielleicht zum ersten Mal, daß die Front seiner Heeresgruppe Mitte weit aufgerissen war. und enthob den Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte, Generalfeldmarschall Busch, seines Kommandos. Zu diesem Zeitpunkt waren sowjetische Panzer und Kavallerie schon tief in deutsches Gebiet vorgestoßen, die zu Festungen erklärten Städte waren schon gefallen oder im Begriff dazu und die
3. Panzerarmee und die 9. Armee waren entweder eingeschlossen oder schon vernichtet. Die sowjetische Sommeroffensive hatte bereits nach wenigen Tagen die Heeresgruppe Mitte in ihren Grundfesten erschüttert und damit gleichzeitig die gesamte deutsche Ostfront in dem bestehenden Verlauf in Frage gestellt.


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Als Generalfeldmarschall Walter Model am 28.06.1944 die Heeresgruppe übernahm und gleichzeitig aber Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nordukraine blieb, versuchte er verzweifelt die Katastrophe, die sich zu diesem Zeitpunkt schon mehr als andeutete, zu verhindern. Er begann die Panzerdivisionen seiner Heeresgruppe Nordukraine zur Heeresgruppe Mitte zu verlegen, spielte damit jedoch den Plänen der Stavka in die Hände, da diese Reserven nur wenige Wochen später beim Angriff der Roten Armee auf die Heeresgruppe Nordukraine fehlten.39
Schließlich ,erkannte Model, daß die sowjetischen Angriffsziele viel weiter lagen und mußte ,zugeben, daß er weder Minsk halten, noch viele der eingeschlossenen Teile der 4. und 9. Armee retten könne. Diese waren im Zuge des unaufhaltsamen Vormarsches der Roten Armee in einem großen Kessel östlich von Minsk eingeschlossen. Hier befanden sich ca. 100 000 deutsche Soldaten im Kessel.
Spätestens ab dem 28. Juni hatten die Kämpfe ohnehin eher den Charakter einer Verfolgungsjagd gehabt, denn weder die 2., noch die 4. oder die 9. Armee bestanden noch als zusammenhängender Kampfverband, außerdem erlitten die deutschen Truppen schwere Verluste durch die Rote Luftwaffe.Obwohl hier angeführt werden muß daß die 2.Armee die Operation Bagration Verhälnismäßig gesehen am besten überstand.
Trotzdem war es unter diesen Voraussetzungen
nicht zu verhindern, daß die Rote Armee am 04.07.1944 Minsk und bis zum 13.07.1944 Wilna zurück erobert hatte, denn die Überreste der Heeresgruppe Mitte hatten der Roten Armee nichts entgegenzusetzen. In Deutschland selbst nahmen die Befürchtungen enorm zu. Beispielsweise stand in einem Bericht des SD vom 07.04.1944 ,,Viele
Volksgenossen befürchten jedoch, daß wir sie nicht mehr aufhalten könnten. Dieser Vormarsch erinnere zu sehr an unsere Blitzsiege."
Am 14.07.1944 schließlich war das sowjetische Staatsgebiet in den Grenzen von 1939 vom Feind befreit, so daß die Stoßkraft im Mittelabschnitt schwächer wurde. Der Angriff auf die Heeresgruppe Mitte, war die entscheidende Niederlage im Ostkrieggeworden, und nun begann die Rote Armee dort anzugreifen, wo man es eigentlich auf deutscher Seite erwartet hatte: In Galizien! Der Erfolg der Roten Armee in Weißrußland war entscheidend für den weiteren Verlauf dieses Sommers, denn vom Gelingen der Operation Bagration, waren die nun einsetzenden Offensiven der Roten Armee abhängig gewesen. Von da an waren die vollständige Zertrümmerung der deutschen Ostfront und das Überrollen des
deutschen Ostens durch die Rote Armee nur noch eine Frage der Zeit.
In der deutschen Ostfront war eine 400 km breite Lücke entstanden, die der Roten Armee den Zugang zum Baltikum und nach Ostpreußen ermöglichte, denn von der Heeresgruppe Mitte waren nur noch die Flügel verblieben. Von 40 Divisionen am
22.06.1944waren 28 zerschlagen worden. An Gefallenen und Vermißten zählte am vom 22.06. bis 13.07.1944 bis zu 350 000 Mann.Vom 13.07. bis zum 31.07.1944 gingen nochmals 100 000 Mann verloren. Am Tag der Eroberung von Wilna begann im Süden die 1. Ukrainische Front mit
ihrem Angriff auf Lemberg und Sandomierz und fünf Tage später der Angriff auf
Lublin und Brest. Die 1. Baltische Front drang im Norden unaufhaltsam zur Ostsee vor und erreichte sie am 28.07.1944 in der Nähe von Riga.
Die Reserven, die Generalfeldmarschall Model Anfang Juli von der Heeresgruppe Nord-ukraine abgezogen hatte, fehlten nun in Galizien, so daß auch hier nicht an eine erfolgreiche Abwehr der Angriffe zu denken war. So eroberte die Rote Armee schließlich am 27.07.1944 Lemberg, am 28..07.1944 Juli Brest und in den folgenden zwei Tagen wurden die ersten Brückenköpfe an der Weichsel errichtet. Am 30..07.1944 kam der sowjetische Vormarsch vorerst zum Stehen. Die letzte Sommeroffensive des Jahres 1944, die Iassy-Kishinev Operation begann am 20.08.1944 Im Zuge dieser Offensive auf
Rumänien verlor die Heeresgruppe Südukraine zwei rumänische Armeen und die
6. Armee. Auch die wichtigen Ölfelder bei Ploesti gingen verloren. Der Sommer 1944 war nicht nur für die Heeresgruppe Mitte, sondern auch für die gesamte Ostfront gekennzeichnet durch verheerende Niederlagen. Die Heeresgruppe Mitte erlitt eine Niederlage, die Stalingrad weit in den Schatten stellte. Das
Fiasko, das die Heeresgruppe Mitte in Weißrußland erlebte, hatte zwar nicht die Symbolik von Stalingrad erlangt, doch waren die Ausmaße noch katastrophaler.
Die Mittelfront war mit enormen Verlusten zusammengebrochen, so daß sich die personelle Lage des gesamten Ostheeres noch weiter verschärfte. Die Rote Armee begann ,mit diesem, wohl auch für sie selbst überraschend schnellen Erfolg die Gunst der Stunde ausnutzendweiter nach Westen vorzustoßen.
Diese Entwicklung hatte mehrere Ursachen: Erstens die Kette von katastrophalen Fehlern und Fehleinschätzungen auf deutscher Seite. Eine Teilschuld muß sicherlich der Aufklärung gegeben werden, da sie zwar Anzeichen des sowjetischen Auf-
marsches vor der Heeresgruppe Mitte entdeckte, aber keine gesicherten Ergebnisse vorweisen konnte. Es stellt sich jedoch die Frage, ob gesicherte Ergebnisse nicht auch ignoriert worden wären. Denn die militärische Führung und Adolf Hitler selbst hatten sich in die Idee verrannt, daß der Hauptschlag der Roten Armee im Süden stattfinden würde. In Folge dessen lagen fast sämtliche Reserven des Ostheeres im Süden, während die Front der Heeresgruppe Mitte entblößt, ohne nennenswerte
Reserven und im Verhältnis zur Anzahl der Soldaten viel zu lang war.
Ebenso entscheidend war die Strategie der festen Plätze, die es der Roten Armee immer wieder erlaubten, große deutsche Verbände einzuschließen und ohne be-
sondere Mühe zu liquidieren. Die Konzentration der deutschen Luftwaffe im Westen garantierte der Roten Armee die unumschränkte Lufthoheit, die sie zu Angriffen nutzte, die ,mit Recht als mörderisch bezeichnet wurden.
Auch der Anteil der Partisanen am Erfolg war nicht gering. Die Angriffe auf die Versorgungslinien der Heeresgruppe Mitte vor und während der Offensive, störten den Nachschub erheblich und banden zudem Kräfte im rückwärtigen Raum.
Weitere Gründe sind auf sowjetischer Seite zu finden. Die Aufklärung hatte genaue Kenntnisse über die Heeresgruppe Mitte, was Stärke und Stellung der einzelnen Einheiten anbelangte. An Hand dieser Daten konnte die Angriffsplanung optimiert werden.
Die Maßnahmen zur Geheimhaltung von massiven Truppentransporten, sowie von Angriffsort und Datum waren ebenfalls erfolgreich. Zwar liess es sich nicht vermeiden, daß auf deutscher Seite zumindest Anzeichen einer Offensive wahrgenommen wurden, doch gelangten keine genauen Informationen in die Hände der Deutschen.
So konnte die Rote Armee schließlich auch mit dem angestrebten Kräfteübergewicht die Operation Bagration beginnen.
Abschließend ist zu sagen, daß alle oben zusammengefaßten Faktoren zum
Zusammenbruch der Heeresgruppe mehr oder weniger entscheidend beigetragen haben. Ein Hauptgewicht liegt aber bei den Fehleinschätzungen der deutschen
Führung und Adolf Hitler. Die Niederlage war zu diesem Zeitpunkt schon unvermeidlich, doch das katastrophale Ausmaß der Niederlage und die gigantischen Verluste an Menschenleben wären in diesem Umfang zu vermeiden gewesen.


Zu der hochinteressanten Person des späteren Armeegenerals Iwan Danilowitsch Tschernjachowski,welcher in zwei Punkten einzigartig war,sage ich zu gegebener Zeit einmal etwas Ausführlicheres.
 
Heute vor genau 100 Jahren ist der österreichische Thronfolger, Franz Ferdinand, in Sarajewo erschossen worden, was Auslöser für den 1. Weltkrieg gewesen ist.

Es ist generell ja eher müßig, "Was wäre wenn"-Spielchen zu spielen, aber wäre dieser Tag anders verlaufen sähe Europa heutzutage wohl ganz anders aus, mit anderen Grenzen, vielleicht anderen Regierungsformen etc.

Wie dem auch sei, ich bin mal gespannt was in den nächsten 4 Jahren im Rahmen des 100 Jahre "Jubiläums" veranstaltet wird, eventuell wird es in diesem Rahmen ja viele interessante Dokus, Ausstellungen etc. geben.

Ich lese ja gerade "Die Schlafwander", welches sich mit den Ursachen des 1. WK beschäftigt. Vielleicht hat ja jemand noch Tipps für andere gute Bücher/Dokus?
 
Es ist generell ja eher müßig, "Was wäre wenn"-Spielchen zu spielen, aber wäre dieser Tag anders verlaufen sähe Europa heutzutage wohl ganz anders aus, mit anderen Grenzen, vielleicht anderen Regierungsformen etc.

Noch übler als diese ewigen "was-wäre-wenn" Fragen ist der der Satz "Das hat die geschichte in Europa verändert".
Dieser vollkommen hirnlose Spruch treibt mir den Blutdruck in stellare Höhen.
Die Schüsse von Sarajevo haben zum Ausbruch des I.WKs maßgeblich beigetragen.Und dieser I.WK hat den Verlauf der geschichte Europas maßgeblich beeinflußt. Aber bitte welche Geschichte soll er dennn geändert haben ?
Wie kann man etwas ändern was noch gar nicht passiert ist.
 
Noch übler als diese ewigen "was-wäre-wenn" Fragen ist der der Satz "Das hat die geschichte in Europa verändert".
Dieser vollkommen hirnlose Spruch treibt mir den Blutdruck in stellare Höhen.
Die Schüsse von Sarajevo haben zum Ausbruch des I.WKs maßgeblich beigetragen.Und dieser I.WK hat den Verlauf der geschichte Europas maßgeblich beeinflußt. Aber bitte welche Geschichte soll er dennn geändert haben ?
Wie kann man etwas ändern was noch gar nicht passiert ist.

Ist schon richtig was du ansprichst.
Es lässt sich aber wohl nicht abstreiten dass der 28.06.1914 eines der wichtigsten Daten überhaupt im 20. Jahrhundert gewesen ist. Man liest zwar öfters, dass das Sarajewo-Attentat nur ein Vorwand war und es so oder so irgendwann zum großen Krieg gekommen wäre. Wobei viele Historiker glaube ich der Meinung sind dass das ganz und gar nicht der Fall gewesen ist. So sollen die Bündnisse zwischen Frankreich, Russland etc., vor denen sich das deutsche Reich damals so fürchtete, im Vorfeld wohl ziemlich brüchig gewesen sein.
Auf alle Fälle wäre die Vorstellung interessant, wie sich Deutschland ohne den 1. WK entwickelt hätte. Manche sagen, die Deutschen wären so oder so irgendwann demokratisch geworden. Wer weiß, vielleicht hätten wir dann immer noch einen Kaiser und würden heute in einer konstitutionellen Monarchie nach englischen Vorbild leben.
 
Ist schon richtig was du ansprichst.
Es lässt sich aber wohl nicht abstreiten dass der 28.06.1914 eines der wichtigsten Daten überhaupt im 20. Jahrhundert gewesen ist. Man liest zwar öfters, dass das Sarajewo-Attentat nur ein Vorwand war und es so oder so irgendwann zum großen Krieg gekommen wäre. Wobei viele Historiker glaube ich der Meinung sind dass das ganz und gar nicht der Fall gewesen ist. So sollen die Bündnisse zwischen Frankreich, Russland etc., vor denen sich das deutsche Reich damals so fürchtete, im Vorfeld wohl ziemlich brüchig gewesen sein.
Auf alle Fälle wäre die Vorstellung interessant, wie sich Deutschland ohne den 1. WK entwickelt hätte. Manche sagen, die Deutschen wären so oder so irgendwann demokratisch geworden. Wer weiß, vielleicht hätten wir dann immer noch einen Kaiser und würden heute in einer konstitutionellen Monarchie nach englischen Vorbild leben.

Sicher ist der 28.06.1914 einer der Schicksalstage in der Gesichte Europas.
Das sich daraus der I.WK entwickeln würde haben die herrschenden Europas zunächst selber nicht gedacht.Selbst Wilhelm II hat ja noch auf seine Yacht Urlaub gemacht.

Jetzt mal zu Deinen Was-wäre-wenn-Fragen.

Hätte es den I.WK auch ohne die Schüsse von Sarajevo gegeben ?
Sehr wahrscheinlich ja. Das rücksichtslose Gebahren eines Wilhelm II und der Revanchegedanken in Frankreich hätten wahrscheinlich irgendwann einen Krieg ausgelöst.
Ob er die Schrecken gebracht hätte wie es der I.WK wie wir ihnen kannen gebarcht hätte wage ich nicht zu sagen.
Nur von einem bin ich überzeugt :
Ein lebender Bismarck im Jahre 1914 als Reichskanzler,dann hätte es den I.WK in der bekannten Form wohl nicht gegeben.

Was wäre aus Deutschland ohne den I.Wk geworden ?
Ich weiß es nicht.Möglciherweise hätten wir heute ein ähnliches System wie GB. Durchaus möglich.
Und auch hier bin ich von einem überzeugt. Ohne den I.WK wie er war und die Bedingungen von Versailles(die Siegermächte haben hier alles falsch gemacht was man nur falsch machen konnte)hätte es niemals einen Adolf Hitler in Deutschland gegeben. Und damit auch keinen II.WK und schon gar keinen Völkermord.

Was den I.WK angeht,so trifft Deutschland hier mit Sicherheit ein Großteil der Schuld wenn nicht sogar die Hauptschuld. Aber mit Sicherheit nicht die Alleinschuld.
Im II.WK sah dies ganz anderst aus.Aber im I.WK sicher nicht.

Der I.WK wird in meinen Augen zu Recht als die Urkatastrophe des 20.Jahrhundert angesehen.


Was mich allerdings ähnlich wie Dich im Bezug auf das Deutsche Reich interessieren würde, würde mich im Bezug auf das Russische Reich interessieren.
Hätte es ohne den I.WK eine Oktoberrevolution gegeben ?
Hätten die Bolschewisten ohne I.WK die Macht übernommen ?
War der Wozd ebenso ein Ergebnis des I.WK wie es der Führer war ?

Wir werden es,leider, niemals erfahren.
Schade eigendlich;)
 
Ich Stimme Jedihammer im Punkt zweiten Weltkrieg zu. Ich bin der festen überzeugung das der erste Weltkrieg Hitler erst möglich gemacht hat und die Weimarer Repuublik konnte mit der Altlast einfach nicht überleben. In der hinsicht war der Vertrag von Versaile einfach viel zu straff gelegt. Ob es ohne die Schüße einen ersten Weltkrieg gegeben hätte. Davon würde ich mal ausgehen. Der Balkan war davor ja schon das Pulverfass Europas und es ist davon auszugehen das das irgendwann im Brand gesetzt wurde. Dazu kommt noch das sich die Staaten bei ihren Koloniebemühungen so langsam auf die Füße traten. Es hatte zum Krieg kommen müssen. Ich denke allerdings nicht das es ohne den Krieg in Russland gelungen wäre das die Bolschewisten die Macht übernommen hätten.
 
Zum Versailler Vertrag möchte ich noch folgendes anmerken :
D ie Bedingungen die Deutschland im Falle eines Sieges gestellt hätte wären mit Sicherheit keinen Deut besser gewesen.Eher noch härter. Der Vertrag von Brest-Litowsk zeigt dies m.E.n. sehr deutlich.
Der Fehler von Versailles lag m.E.n. woanderst.
Man hatte dort die Möglichkeit das Deutsche Reich restlos zu zerschlagen oder ihm einen Platz in den Reihen der Völker zurück zu gegeben. Man verständigte sich auf einen Mittelding.Auch weil sich die Siegermächte selber nicht einig waren und GB ein starkes Deutschland wollte welches eine Hegemonie eines zu starken Frankreichs verhindern sollte.
Herraus kam wie gesagt ein Vertrag der nicht Fleich nicht Fisch war,der das Deutsche Reich zu weiten Teilen Herr über sein eigenes Schicksal bleiben lies,die Gebietsverluste waren bei weitem nicht so hart wie man dies in deutschland immer hingestellt hat.
Hart waren die Reparationen und vor allem die Demütigung durch die geforderte Annerkennung der Alleinschuld und die Abrüstung auf das 100 000 Mann Heer.
Auch wenn die Forderungen nach den Reparationen von den Siegermächten sehr bals relativiert wurden,so saß der Stachel der Alleinschuld und des 100 000 Mann Heeres(das übrigens bei weitem nicht so schwach war wie gerne in Deutschland hingestellt)im deutschen Volk doch sehr tief.
Alles im Alllen war der Vertrag von Varsailles genau das,was Marschall Foch sagte :

"Dies ist kein Frieden sondern ein Waffenstillstand auf 20 Jahre"

Wie wir heute wissen sollte der Marschall auf das Jahr genau Recht behalten.
 
Wenn hier schon die Rede von den Siegermächten ist, sollte man erwähnen, dass die USA den Vertrag von Versaille nie unterschrieben haben, sondern einen entschärften Vertrag mit Deutschland schlossen.
 
Hätte der Schlieffen-Plan eigentlich funktionieren können, oder war das von vornherein eine Wahnsinns-Idee?
Ich begreife zB nicht wieso Deutschland so überrascht war dass England Deutschland nach dem Einmarsch in Belgien den Krieg erklärt hat.
Dass das Königreich Belgiens Schutzmacht war, dürfte den Entscheidungsträgern doch bekannt gewesen sein?
 
Wenn hier schon die Rede von den Siegermächten ist, sollte man erwähnen, dass die USA den Vertrag von Versaille nie unterschrieben haben, sondern einen entschärften Vertrag mit Deutschland schlossen.


War es nicht so daß die USA den Vertrag in Versailles wohl unterschrieben,ihn später aber nicht ratifiziert haben ?
Auch sollte erwähnt werden daß der berühmte Artikel 231 auf dem "Mist der USA gewachsen" ist.
Allerdings muß auch erwähnt werden daß dieser Artikel von den USA nicht so beabsichtigt war wie er später hingestellt wurde. Und zwar von Frankreich wie von Deutschland.

Hätte der Schlieffen-Plan eigentlich funktionieren können, oder war das von vornherein eine Wahnsinns-Idee?
I

Schwer zu sagen.
Fakt ist daß man entgegen des Plans die zwei Korps von der Westfront abzog welche dann im wichtigsten Moment gefehlt haben.
Schlieffen hat ja durchaus geplant das deutsche Gebiete vorrübergehend unter feindliche Besetzung fielen.


Ich begreife zB nicht wieso Deutschland so überrascht war dass England Deutschland nach dem Einmarsch in Belgien den Krieg erklärt hat.
Dass das Königreich Belgiens Schutzmacht war, dürfte den Entscheidungsträgern doch bekannt gewesen sein?

Tja,man wollte es wohl nicht glauben.
Ähnlich wie 25 Jahre später,als der Führer total überrascht war als GB und Frankreich dem Reich den Krieg erklärten.
 
Ich glaube nicht das er hätte funktionieren können. Er ging einfach viel zu leichtfertig davon aus die Franzosen schnell zu besiegen um sich seiner OStfront zuwenden zu können. Ich glaube das diese Planung schlichtweg zu kurz gefasst wurde und das man auch den Fehler gemacht hat die Russische Rüstung zu unterschätzen. Auch über die größe der Aufgabe. In Hinblick auf den 2 WK schien Deutschland ohnehin den Russen ständig zu unterschätzend. Was man ja auch daran sieht das man dachte Russland wäre in Wochen bzw Monaten zu bezwingen. Ein Grund warum den Deutschen vermutlich auch Winterausrüstung verwehrt blieb.

Im Bezug auf den 2 WK muss man allerdings auch sagen das dieser nur so Eskalieren konnte weil man Hitler am Anfang einfach nicht ernst genommen hatte. Ob man dahingehend den Siegermächten also Amerika -Russland-Gb einen Vorwurf machen soll ist vielleicht heute schwer zu beurteilen
 
Ich glaube nicht das er hätte funktionieren können. Er ging einfach viel zu leichtfertig davon aus die Franzosen schnell zu besiegen um sich seiner OStfront zuwenden zu können. Ich glaube das diese Planung schlichtweg zu kurz gefasst wurde und das man auch den Fehler gemacht hat die Russische Rüstung zu unterschätzen.

Die Rüstung eher nicht. Dann eher die Mobilmachung.
Aber im Kern hast Du natürlich Recht.
Die schnelle russische Kriegsbereitschaft sowie der stärker als erwartete belgische Wiederstand liessen den Plan neben der Angst der OHL scheitern.
 
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