- Mon Calamari - Coral City - Gewässer - Yacht "the Promise" - Oberdeck - mit Rin -
Erste Sterne waren zu erkennen, Miranda liebte diesen Übergang von Tag zur Nacht. Ihre Stunde hatte geschlagen, um diese Uhrzeit würde sie erst so richtig wach. Der Blick der Naboo genoss allerdings nicht den Ausblick aufs halb in der Dämmerung verschwindende Meer, nein sie wittmete sich ganz Rin. Diesen durchgeknallten charmanten Transgender dem sie nicht böse sein konnte obwohl er es in jeglicher Hinsicht verdient hatte. Aber trotz ihres Schlages für verrückte und strange Gestalten schlug ihre Laune immer noch nicht um. Rin hatte sich quasi geschlagen gegeben? Gut. Allerdings hätte sie es jetzt einfach nur sympathisch gefunden, wäre er von dieser „Ich bin der Graf aus dem Schloss da oben“ Attitüde runter gekommen. Man konnte sich vor ihr ziemlich schlecht benehmen, man konnte ihr gut und gerne direkt vor oder auf die Schuhe kotzen oder sonnst irgendwelche Abscheulichkeiten und Absurditäten wie versuchte Küsse antun. Mit einer ernst gemeinten Entschuldigung konnte sie alles verzeihen. Was sie allerdings hasste war aufgesetztes Verhalten. Und diese fleischgewordene Exzentrik zog gerade eine Show ab. Wie eine Cartoonfigur sah er jetzt aus. Hände in den Hosentaschen und den Zigarillo zwischen die Lippen geklemmt, sollte das jetzt lässig wirken oder war das wirklich seine Art? Miranda hasste es wenn Leute nicht „echt“ waren.
"Wissen Sie, Miranda, jetzt wo diese Sache zwischen uns aus der Welt ist, kann ich Ihnen ja verraten, dass ich ..."
Es folgte ein betont unschuldiges Gewippel mit den Füßen da sie ihm mental absolut nicht durchgehen lies.
"... diesen Ball unsagbar verabscheue und anödend finde."
Die Naboo, die sich gerade völlig auf ihn einschießen wollte, tauchte durch jene Worte aus ihrer Ablehnung auf. Hatte sie sich verhört? Oder waren das eben ungesüßte unaufgeplusterte Worte mit einfachem eindeutigem sehr symphatischen Kontext gewesen?
"Das ganze Herausputzen und schön Anziehen, ja auch das Essen und die Musik sind toll. Aber diese vielen unerträglichen, lamentierenden und affektierenden Leute und ihre Blindheit für die ganzen Kostüme, die sie für Festanzüge halten ... wenn doch nur ausschließlich ein paar Zeitgenossen und Zeitgenossinnen wie Sie hier herumlaufen würden, wäre der Abend deutlich angenehmer."
Miranda legte ihre Lust jetzt endlich rein zu gehen um Jib wieder zu sehen für den Moment auf Eis. Jetzt war sie fast dankbar für seine merkwürdige Annäherung von eben und das obwohl ein Teil von ihr immernoch wütend über diese Distanzlosigkeit war. Sie hatte so offensichtlich den Preis für ein wenig vom echten Rin bezahlt. „Eigentlich bist du ja ein ganz schön tollerantes Weibsbild“ lobte sie sich selbst. Sie hatte nach ihrer Entdeckung seiner wahren Körperlichkeit nicht eine Sekunde in Betracht gezogen Rin als „Sie“ zu bezeichnen. Da konnte er mit noch so eindeutigen primären Geschlechtsorgangen ausgestattet sein. Wobei hier kein Eigenlob angbebracht war, abgesehen davon das Eigenlob stank. An ihr hatte sich seit sie denken konnte eine Anthropologin verloren. Nichts war spannender als neue Leute kennen zu lernen, ihre Eigenheiten zu erfahren, von ihnen zu lernen. Menschen wie ihn hatte sie schon hier und da kennen gelernt, sie trugen ihr wahres Geschlecht eben im Herzen – das war okay und nur logisch.
„Eine Meinung die mich überrascht Rin, ich dachte Sie geraten erst in solchen Situationen so richtig in Wallung? Tja was die Leute angeht...“
Sie deutete unauffällig auf eine Gruppe aufgeblasen agierender alter Männer mit Zigarren die schon störend Laut nach jedem zweiten Wort polternd lachten.
„Ein paar Meter Seide machen einen feinen Mann, zumindest für ein paar Stunden. Wobei ich die Feinheit der Damen und Herren an Bord nicht anzweifeln mag, nicht auf dieser Yacht“.
Rin ging an der Reling entlang und blickte sie letztendlich über die Schulter an. Herrje er hatte wirklich Sinn für Auftritte.
"Ich möchte mich für Aufdringlichkeit entschuldigen. Da ist ein bisschen guter Wille doch zu sehr mit mir durchgegangen. Jedenfalls kann sich ihre Jibrielle sehr glücklich schätzen, eine so ausdrückliche Bewunderin wie sie zu haben."
Die dunklen Augen der Djane zogen sich leicht skeptisch zusammen, konnte man diese Entschuldigung ernst nehmen? Aufmerksam studierte sie sein maskulines aber doch weich gezeichnetes Gesicht, er wich ihrem Blick nicht aus, es war keine Unsicherheit zu erkennen. Sowieso war es für ihn, und sie mochte ihn jetzt gut und gern falsch einsetzen, sicherlich sehr schwer überhaupt für das eigene Fehlverhalten ein zu stehen. Ja doch, das war vermutlich ernst gemeint, er hatte keine Ahnung wie sehr er gerade auf ihrer Sympathie Skala nach oben geklettert war.
„Angenommen Rin. Schreiben Sie sich das wirklich gut, ich wäre bei jaaa“.
Sie breitete die Arme ein wenig aus um ihre Maßeinheit visuell zu unterstreichen.
„...bestimmt 80 Prozent der Gäste hier schon längst weg gegangen, mit einer vom Ohrfeigen angenehm kribbelnden Hand“.
Sich irgendwie befreit fühlend lachte sie auf. Doch als Rin wieder auf sie zu ging verstummte sie sofort wieder. War es die erneute unerwartete Nähe zu ihm? Nein sie war immernoch selbstbewusst genug um vor ihm zu bestehen, Körper, und wenn sie noch so nett aussahen, machten sie lange nicht mehr nervös. Kurz flammte das Bild von der durch Medikamente völlig zugedröhnten Jibrielle vor ihrem inneren Auge auf....wie sie am Träger ihres Kleides herumnestelte....oh da gab es einen Körper der sie schrecklich nervös machte..schön nervös...ABER RIN NICHT! Sich wieder aufs hier und jetzt besinnend stellte sie fest das es weder sein pompöser Geist noch sein geschmeidiger Körper war der sie aus der Fassung brachte. Der Zigarillo wars.
"Immerhin sind Sie mich gleich los und ich gehe, Miranda, auch wenn Sie es mir schwer machen, ausgerechnet Sie unter all den Leuten hier zu vergessen."
Ihre Augen folgten dem Glimmstengel als Rin ihn aus dem Mund nahm, er trat einen Schritt näher....oh dieser Geruch....
„Sie wollen schon gehen?“
Sie blickte irritiert auf.
„Oh vergessen werde ich Sie sicher auch nicht. Aber danke für die Blumen!“
Ihr Blick wanderte wieder herunter zum Zigarillo, oh man hätte sie eben nicht geraucht..sie war so schwach....dieser Zigarillo..
"Darf ich ihnen einen Handel vorschlagen? Darf ich der Geliebten von Jibrielle zur Entschuldigung, um um Vergebung zu bitte und aus verklärter, nostalgischer Melancholie für alte Holo-Kostüm-Filme einen Handkuss geben? Im Gegenzug werde ich euch zur Feier des Tages, zur Feier dieses fragwürdig freudigen Balls einen Wunsch erfüllen: Von einer brennenden Frage bis zu einer dringenden Tat, ganz gleich, will ich so Wiedergutmachung leisten. Außerdem - wie ich schon angedeutet habe - ist dieser Ball ansonsten so furchtbar langweilig."
Miranda lächelte über diese Charmanz, die sich geschmeidig wie ein Eimer warmer Schokolade über einen Berg Fruchteis ergoß. Oh sie würde ihn ganz und gar nicht vergessen. Schräger charmanter Typ.
„Sie dürfen mir einen Handkuss geben.“
Er hatte wirklich keine Ahnung wie ungewöhnlich großzügig sie gerade dieses Privileg verteilte. Rin hatte die Diskrepanz vom „gleich geohrfeigt werden“ bis zu jenem Zugeständnis ihrerseits umtanzt wie eine grazile Ballerina. Mirand beschloss das sie eine kleine Unflätigkeit bei ihm gut hatte, grinste ihn frech an und zog ihm in einer einzigen fließenden Bewegung den Zigarillo aus der Hand.
„Und ich fordere definitiv Wiedergutmachung Mr. Kaioh“.
Sie nahm einen tiefen Zug...hach heute Abend war das okay.
„Sie besorgen mir einen Drink“
Sie deutete auf die schöne Bar die auf dem Oberdeck unter freiem Himmel wunderbar gemütlich wirkte.
„Und eine gute Zigarette. Und dann rauchen Sie mit mir die letzte Zigarette meines Lebens. Die wirklich echt letzte“.
Ein weiterer tiefer Zug folgte.
„Und dann möchte ich ein wenig vom fabulösen Mr. Kaioh erfahren“.
Sie grinste ihn möglichst warm und erweichend an und nahm den Zigarillo aus ihrem Mund und gab ihm das zur Hälfte abgebrannte Sargnägelchen wieder zurück .
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