~~~ Calamari-System ~ Mon Calamari ~ Coral City ~ im Robotaxi vor Mirandas Hotel ~ mit Miranda ~~~
Als sie von Miranda an der Hand aus dem Taxi und in das hell erleuchtete Hotel geführt wurde, kam sie sich noch mehr wie eine dieser Holo-Film-Berühmtheiten vor - noch mehr als gestern, als sie im Blitzgewitter auf dem roten Teppich stand. Um mit ihrer anderen Hand irgendetwas zu machen, strich sie sich das Haar hinter das Ohr, während ihr Blick alles um sie herum aufzusaugen versuchte. Wow, das war ein erheblich nobleres Hotel als jenes, in dem die Jedi untergebracht waren. Nun, das war natürlich völlig richtig. Jedi brauchten keinen Luxus und Prunk ... und doch fühlte Jibrielle sich hier gerade dementsprechend wohler, als sie es wollte. Der Abend verwandelte sich mit jeder Stunde mehr in einen Film. Eine dieser großartigen Geschichten, in denen sie sich nie für mehr als einen Nebencharakter gehalten hätte.
Den Weg durch das Foyer, einen altmodisch aussehenden Fahrstuhl, dessen Tür lustige Bimmelgeräusche machte, die hübsch dezent gestalteten Flure. Jibrielle konzentrierte sich auf soviele Details wie möglich, Zimmernummern, die Maserung des hölzernen Fußleisten. Sie lächelte bei Mirandas Bemerkungen und konnte sich geradenoch zusammenreißen, nicht nervös zusammenzufahren, als ihr Miranda unversehens mit der Hand über das Gesäß strich. Bis sie schließlich vor einer Tür anhielten. Jibrielle faltete die Hände vor dem Bauch zusammen und folgte der Einladung ihrer Freundin, ihr Zimmer zu betreten. Das Dunkle Zimmer wurde schnell von einem gedimmten Leuchten erhellt, als Miranda hinter ihr auf ein paar Knöpfe zu drücken schien. Vorsichtig tappste die Jedi vorwärts, als wäre das Hotelzimmer mit Mienen ausgelegt.
"Hey ähm ich ich muss mir die Kontaktlinsen rausnehmen..die brennen schon ... Ich, ich bin gleich wieder da, machs dir doch bequem ja?"
sagte Miranda und als Jibrielle sich zu ihr umwandte, zeigte ihr die DJane ein süßes, aber doch etwas gebrochenes Lächeln - sehr zu Jibrielles Erleichterung. Dann huschte Miranda in das kleine Bad. Obwohl dies ein offenbar teures Hotel zu sein schien, war das Zimmer selbst wohl eher in der unteren Preisklasse angesiedelt. Dadurch wirkte es aber auch kompakt und gemütlich. Zuerst schlüfte Jibrielle zum großen Fenster direkt neben dem Bett. Coral City sah des Nachts genauso magisch aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Die Jedi wandte sich schmunzelnd von der Aussicht ab, während sie darüber nachsann, wie seltsam diese Stadt doch mit kuriosen Ereignissen ihres Beziehungslebens verbunden zu sein schien. Jibrielle setzte sich aufs Bett, eine Hand knetete die andere. Leise drangen undeutbare Geräusche aus dem Bad hervor. Bequem sollte sie es sich machen. Nun gerade sah sie vermutlich aus, als hätte sie im Zeugenstand platz genommen.
"Puh ..."
entfuhr es der Jedi, als sie einmal tief Luft holte und sich leicht rücklings auf das Bett lehnte, die Ellenbogen in den Stoff drückend. So wars besser. Sie wollte schon zu ihren Schuhen greifen, die ihr mittlerweile nicht zu knapp an den Füßen drückten und darum bettelten, abgenommen zu werden. Doch dann dachte Jibrielle: Wobei ... war das nicht etwas zu sehr hingefletzt? Sah das nicht eher so aus, als wäre sie sturzbetrunken von einer x-beliebigen Party gekommen und hätte sich nun vor Erschöpfung einfach auf ein fremdes Bett geworfen. So wälzte sich Jibrielle einmal herum, bis sie auf dem Bauch lag und, das Gesicht in die Handfläche gestützt, zur Badtür sah. Das war gut: Lässig, entspannt, bequem. Und doch erwartungsvoll. Entweder das ... oder sie sah aus wie ein Schulmädchen, dass gerade Cartoons im Holonet guckte. Wow, kluges Mädchen. Was sollte das denn werden, wenn sie gegenüber den Eindruck erweckte, als hätte sie schon vor Null Uhr ins Bett geschickt werden müssen. So wirbelte Jibrielle noch einmal umher und legte sich nun seitlich auf den Bettbezug, eine Hand elegant auf die Hüfte gelegt, die andere Stütze ihren Kopf leicht. Genau. Das war sexy. Irgendwie. Oder? Vorsichtshalber zog Jibrielle eine Augenbraue hoch, weil hochgezogene Augenbrauen immer anzüglich wirkten. Perfekt. Immerhin war sie kein kleines Kind ... sooondern offenbar bloß notgeil. Bei der Macht, wenn Miranda nun rauskam und Jibrielle sie so da, würde die Jedi ja wie eine Prostituierte oder so aussehen. Oder wie eines dieser rolligen Partyhäschen für eine Nacht, denen Miranda nun abgeschworen hatte. Oh nein, oh nein! Schnell sprang Jibrielle auf, überlegte und überlegte. Wie sah das Bett denn jetzt aus? Als hätte dort für eine Nacht ein Dutzend Katzen zum Kämpfen zusammengerottet. Eilig strich Jibrielle mit den Händen über den Stoff, bügelte die Falten aus und versuchte, dass Bett wie vorher aussehen zu lassen. Da hörte sie ein Geräusch von der Badtür, die im Inbegriff schien, gleich geöffnet zu werden. Spontan sprang Jibrielle vom Bett weg und setze sich auf die niedrige Fensterbank, die Beine zusammen und leicht zur Seite geneigt, eine Hand auf den Oberschenkeln, eine neben abstützend gestreckt neben sich. Als hätte sie die ganze Zeit die Aussicht genossen, wandte sie den Blick von der Skyline ab und sah Miranda an, versuchte entspannt und überhaupt nicht verrückt auszusehen.
Doch die Jedi war sich gar nicht sicher, ob Miranda sie überhaupt richtig wahrnehmen konnte, watschelte sie doch leicht orientierungsgestört durch das Zimmer. Oh klar - die Kontaktlinsen.
"Soll ich - brauchst du Hilfe?"
murmelte Jibrielle, doch Miranda schüttelte grinsend den Kopf. Trotzdem rempelte sie mit dem Fuß gegen etwas, dass wie ein schwarzer Koffer aussah. Jibrielle hatte ihn zuvor nicht bemerkt. Die Musikstudenten legte das, was die Jedi nun doch als Gitarrenkoffer erkannte, aufs Bett und schlenkerte zum Nachtschrank, um sich ihre klobrige Brille wieder aufzusetzen, mit der sie wieder wie eine niedliche Bibliothekarin aussah. Als Miranda erklärte, wo die Gitarre herkam und wem sie gehörte, musste Jibrielle lachen. Robbie? War das nicht der, der ein bisschen aufdringlich gewesen war und dafür offenbar damit belohnt wurde, von Rin abgeschlabbert zu werden.
"Robbie schien auch einen schönen Abend gehabt zu haben ... ähm ja."
sagte sie und grinste blöd. Irgendwie fühlte sie sich wie festgefroren auf dieser Fensterbank, die angenehm kühl war und außerdem den nächstgelegene Ort darstellte, bei dem man sicherheitshalber vor Scham den Freitod zu wählen vermochte.
"Weist du Alkohol lockert einem die Nerven..Musik erst recht!"
"Oh! Kannst du sie spielen?"
fragte Jibrielle überrascht und erinnerte sich, dass daran eigentlich wenig überraschendes wahr. Immerhin war ihre Freundin Musikerin und alles. Als die Naboo bestätigte, die sich Jibrielle gegenüber auf das Bett gesetzt hatte, legte die Jedi-Ritterin den Kopf schräg und fragte:
"Magst du mir was vorspielen? Und ich ..."
Jibrielle sah einmal kurz durch den Raum und entdeckte die Minibar.
"Und ich hole etwas zu trinken."
Froh, etwas tun zu können, sprang sie auf, während Miranda geräuschvoll das Instrument auspackte. Knatternd ging die schlecht geölte Tür der Minibar auf. Ratlos glotze Jibrielle hinein. Sie hatte keine Ahnung, was was war. Nirgendwo stand Sekt drauf. Das war schlecht. Nun, das da sah unalkoholisch aus. Gut, gesund und langweilig. Der Rest war aber vermutlich harter Stoff. Die Jedi zuckte mit den Schultern und griff zwei kleine Flaschen mit Soda und vier winzige Flaschen, auf denen "Orotoru Tequilla" geschrieben stand.
"Was Besseres habe ich nicht gefunden ..."
sagte Jibrielle grinsend und legte - in Ermangelung einer besseren Idee - die Hälfte der Beute neben Miranda aufs Bett. Dann - in fortschreitender Ermangelung origineller Ideen - setzte sie sich zurück auf ihren vorgewärmten Platz auf der Fensterbank. Sie nahm zwei drei Schlucken aus der Sodaflasche, um ihre Kehle zu befeuchten und nachdem auch Miranda etwas getrunken hatte, begann die Naboo mit dem schwarzen, welligen Haar die Gitarre vorzustimmen. Jibrielle bemerkte, wie Miranda dabei immer wieder einer Blick zu ihr herübstahl.
"Cool."
hauchte Jibrielle etwas geistesabwesend, als sie die schönen Verzierung auf dem Holz des Intstruments betrachtete.
"Das erinnert mich an diese kleine Holzokulele, die vor Urzeiten mein Freund Lynk zum Geburtstag geschenkt bekam. Wir sind da elf oder zwölf gewesen. Er hatte mir und den Erziehern vorher Wochenlang damit in den Ohren gelegen, seit er sie in einem Cartoon gesehen hatte."
Lynk hatte ihr damals ein paar Ständchen vorgespielt. Mit offenem Mund hatte sie verträumt seinem schlecht zusammengeschrammelten Liedern mit dem noch schlechter gekrächzten Gesang gelauscht. Wie die kleine Version eines dieser blassen, hageren Rockstars hatte er gewirkt. Sie waren natürlich noch klein und doof - und doch hatten sie geglaubt, verliebt zu sein. So verliebt, wie Kinder an der Schwelle zur Pubertät sein konnte. Und dann war er eines Tages einfach weg gewesen. Und die Okulele auch. Die Gedanken an die Vergangenheit beiseite schiebend blickte Jibrielle zu Boden und zog sich erst den einen, dann den anderen Schuh aus. Die kleinen Absätze hatten es trotz allem in sich gehabt - von der Enge dieser Dinger ganz zu schweigen.
"Aber ... lang ist's her. Eine echte Gitarre habe ich aber noch nie gehört - also so live -, glaub ich."
sagte Jibrielle mit großen Augen und blickte Miranda erwartungsvoll an, die sich nun zum Spielen in die richtige Haltung brachte. Ein Bein entspannt über das andere geschlagen saß sie da, den Bauch des Instrument auf dem Oberschenkel ... zupfte sie an den Saiten. Schon nach den ersten Tönen erkannte Jibrielle, dass dies kein Wanderlied werden würde. Wie von selbst rutschte sie vom Fensterbrett hinunter und hockte sich mit seitlich verschränkten Beinen auf den Teppich, sah nach oben blickend, wie Mirandas wunderbare Singstimme erklang.
"... You think I'm pretty without any make-up on
You think I'm funny when I tell the punch line wrong
I know you get me, so I let my walls come down, down ..."
sang Miranda mit leuchtenden Augen. Jibrielle presste die Hände vor den Mund, um ihr Kichern zu unterdrücken. Sie kannte den Song sogar ... nur hatte sie ihn noch nie in einer solchen tieferen, langsameren und gefühlvolleren Version gehört. Sogleich verging ihr das Kichern wieder und Hitze stieg ihr in die verdammten Ohrläppchen. Sie wusste nicht was sie sagen sollte - was ein Glück war, immerhin wollte sie einen Teufel tun und die Naboo unterbrechen. Gleichzeitig wünschte sie sich zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde die Fähigkeit herbei, einfach durch den Boden diffundieren zu können. Unablässig glitt ihr Blick über Mirandas Hände, ihre Finger, wie sie die Saiten hielten und über sie hinwegstrichen, die glänzende Haut ihrer Arme, die Schultern die dieses Kleid trugen, als gehörte es gar nicht dahin. Und diese dunklen Augen, hinter denen ein unendlicher Abgrund lauerte, drohend sie zu verschlingen.
"... Let's go all the way tonight
No regrets, just love
We can dance until we die
You and I, we'll be young forever ..."
Jibrielle versuchte die Hitze ihrer Ohren zu ignorieren und sich nur auf Miranda und das Lied zu konzentrieren. Die Jedi blickte an ihrer Freundin herab. Mirandas linker Fuß ihres überschlagenen Beines wippte in der Luft leicht hin und her. Der High-Heel hatte die Farbe von mattem weiß, so makellos wie der Lack eines Klaviers. Ein Bändchen wickelte sich mehrfahr um den Knöchel und bildete dabei ein exquisites Muster. Jibrielle rutschte ein paar Centimeter auf Mirandas zu und griff sanft mit den Händen nach Mirandas Fuß, strich ihr vorsichtig mit dem Daumen über Haut und Stoff. Sie suchte ihren Blick und formte jene Worte, ohne einen Ton zu sprechen.
"Mach weiter ... spiel weiter ..."
Jibrielle sah die kleine Schnalle an Mirandas Schuh an und nestelte daran herum.
"... My heart stops when you look at me
Just one touch, now baby I believe
This is real, so take a chance
And don't ever look back, don't ever look back ..."
Jibrielle schmunzelte leicht, aber nur einen Augenblick. Als sich das Band aus der Schnalle löste, lockerte sich der Schuh noch nicht, also begann sie zärtlich aber zügig das Bändchen abzuwickeln. An den Stellen, an denen der Stoff Mirandas Haut verließ, blieben feine gerötete Linien zurück. Mit dem Zeigefinger strich sie darüber, wusste sie doch, dass dies einen feinen, süßen Schmerz bereitete. Schließlich konnte sich der Schuh kaum noch an Mirandas halten und so ihn Jibrielle über Mirandas zehen, setzte ihn auf den Boden. Die Zehen der Naboo wackelten leicht hin und her, wie es Zehen nunmal machten, wenn man sie befreite.
"... We drove to Cali and got drunk on the beach
Got a motel and built a fort out of sheets
I finally found you, my missing puzzle piece
I'm complete ..."
Ein schwarzer Panter mit grünen Augen starrte Jibrielle von Mirandas Knöchel aus an. Ein kleines, fingergroßes Tattoo. Jibrielle grinste, lehnte sich vor und gab dem Panter einen Kuss. Und dann noch einen, bis sie küssend über den bronzefarbenen Fußrücken entlangglitt. Mit beiden Händen umfasste sie Sohle und Zehen, drückte sie sanft, wollte sie nicht mehr loslassen.
"... My heart stops when you look at me
Just one touch, now baby I believe ..."
Jibrielle sah wieder empor, trank von Mirandas Augen, und erhob sich. Langsam setzte sie sich neben Miranda auf das Bett. Sie hatte ein wenig Angst, dass ihr gleich das Herz herausspringen und Mirandas schöne Gitarre dreckig machen würde. Sie wollte sie anfassen, wollte sie umarmen. Aber sie wollte auch nicht, dass sie aufhörte. Wieder sagte sie ihr stumm, dass sie nicht aufhören solle, dass sie bitte weiterspielen solle. Etwas ungeschickt kroch sie weiter aufs Bett und hockte sich hinter Miranda.
"... This is real, so take a chance
And don't ever look back, don't ever look back ..."
Sachte fuhren ihre Hände über Mirandas Taille, bis sie den Bauch erreichten und ihn umschlossen. Jibrielle neigte den Kopf und schmiegte ihn gegen den Rücken der Naboo. Nun hörte sie die Musik auch durch ihren Körper schallen, etwas dumpfer, voller und wärmer. Und sie hörte einen kleinen Beat, der den Song begleitete. Er ging ziemlich schnell. Bubump, bubump, bubump. Immer schneller ging er.
"... You make me feel like I'm living a teenage dream
The way you turn me on, I can't sleep ..."
Jibrielle konnte nicht mehr. Sie musste Miranda jetzt leider unterbrechen. Sie ließ ihren Kopf zärtlich höher wandern, strich mit der Nase über Mirandas Nacken. Der Griff um Mirandas Bauch wurde fester. Sie strich mit der Stirn an Mirandas linkem Ohr vorbei, bis sie das Kinn auf ihre Schulter pressen konnte. Ihre Wangen kuschelten sich aneinander. Da war sie wieder: die Wärme von Miras Atem.
"... Let's runaway and don't ever look back
Don't ever look back ..."
Der Song endete, aber das war okay. Jibrielle hatte gefühlt, wie Miranda ihren Berührungen gefolgt war, wie sie den Kopf geneigt hatte. Mira schmeckte noch genau so hinreißend wie vor einer gefühlten Ewigkeit ... damals im Lichte des magischen Aquariums. Nur diesmal war nichts, nichts von alledem Illusion. Innerhalb dieser vier Wände war alles gut.
~~~ Calamari-System ~ Mon Calamari ~ Coral City ~ exquisites Hotel ~ Mirandas Hotelzimmer ~ mit Miranda ~~~