Joya No
Republikanischer Captain
[Calamari-System | Weltraum | Übungsgebiet | DNT Bright Giant | Brücke] Joya No, Pascal de Lieven
Fast sofort nach dem missglückten Sprung der Bomber meldete sich Admiral Ralassi noch einmal über Holo auf der Brücke der Bright Giant. Nicht augenblicklich, aber sicher, sobald die Schrecksekunde vorüber war und ihre Kommandotätigkeit auf dem eigenen Schiff es zuließ - keinen Augenblick später. Die Barteln der Mon Calamari zuckten aufgebracht und ihre Stimme hatte einen noch angespannten Tonfall angenommen, als sie forderte:
»Captain No, meine Bomber sind eben aus dem System herausgesprungen - erklären Sie mir, was schief gegangen ist!«
»Madam Admiral, unser Gravitationswellenprojektor wurde zerstört. Offenbar durch gezielten und vorausgeplanten Beschuss aus mindestens vier Turbolaserbatterien.«
»Ich verstehe.« Vermutlich wusste auch Ralassi davon, dass es Admiral of the Fleet Altmin gewesen war, der diese Methode schon einmal erfolgreich zum Einsatz gebracht hatte. Aber sie war selbst eine begabte und erfahrene Strategin; wahrscheinlich wusste sie ohnehin schon längst, wer ihr Gegenspieler war, auch wenn es stimmte, dass man ihr das vor der Übung nicht gesagt hatte. »Ihr Status?«
»Quasi kampfunfähig und kurz vor der Zerstörung, Ma'am. Nur noch Minuten, maximal. Haben Sie neue Befehle für mich?«
»Weitermachen. Ende.«
Weitermachen? Also weiterhin in der Formation bleiben und mit den Heckwaffen auf die Viscount feuern, auch wenn das wenig bewirkte. Offenbar gingen nun auch der Befehlshaberin die Optionen aus. Womöglich waren die Bomber ihr letzter Trumpf gewesen und mit dem Scheitern dieses Manövers ihr Pulver endgültig verschossen. Wenn sie keine Tricks mehr auf Lager hatte, kam es nun nur noch auf ein reines Kräftemessen an; wie das ausgehen würde, stand beinahe fest. Zwar wusste niemand, wie groß die Schäden an der Viscount tatsächlich waren, denn niemand hatte Kenntnis, was sie aushielt; theoretisch konnte sie jeden Moment einen kritischen Treffer erleiden und auseinanderbrechen. Aber danach sah es überhaupt nicht aus. Die Fakten besagten vielmehr, dass der größte Teil des Kolosses noch immer einsatzbereit war und seine Vernichtungskraft um nicht mehr als zehn Prozent gesunken war, während auf Seiten von Ralassis Kampfverband ein Schiff nach dem anderen das Kampfgebiet verlassen musste.
Die Übung war noch nicht zu Ende, doch Joya No war innerlich bereits dabei, Bilanz zu ziehen. Denn die Bright Giant würde nun nicht mehr viel zum Geschehen beitragen. Sie war weitgehend etwaffnet, hatte massive Energieausfälle und der Gravitationswellenprojektor funktionierte nicht mehr. Im Grunde war sie nur noch ein Wrack mit Antrieb, der sie aber nicht aus dem Gefahrengebiet bringen durfte, weil der Rückzug nicht befohlen worden war. Auf der Brücke herrschte jedoch nach wie vor weitgehend Ruhe und Professionalität. In manchen Gesichtern stand zwar Enttäuschung darüber, dass der Schlachtkreuzer zu den Verlierern des Kampfes zählen würde, denn es würde nicht mehr lange dauern, bis er endgültig ausgeschaltet wurde. Aber eine Simulation, in der es Verletzte und Tote höchstens durch tragische Unfälle geben konnte, würde niemals die gleichen Emotionen auslösen wie eine echte Schlacht. Der Kaminoaner dachte zurück an die Gefechte bei Denon und Shinbone, wo er die Ax beinahe und die Galactic Dawn ganz verloren hatte. In beiden Fällen hatte eine ganz andere Stimmung geherrscht, als das Ende kurz bevor gestanden hatte. Doch hier wussten alle, dass sie nicht ernsthaft in Gefahr waren und dass sie nichts Schlimmeres zu erwarten hatten als eine negative Bewertung, wenn ihre Leistung unzureichend war. Diese Bewertungen würde No schreiben müssen, und damit begann er bereits jetzt. Im Geiste stellte er Listen mit den Erfolgen und auch den Fehlern seiner Brückenoffiziere zusammen. Und weil ihm klar war, dass kaum einer von diesen in einer echten Krise so gelassen bleiben würde, zog er von den Erfolgen noch etwas ab. Seine jeweiligen Leistungsbewertungen würden ein wenig strenger ausfallen als die tatsächlichen Ergebnisse hergaben, weil er dem Umstand Rechnung tragen wollte, dass diese Simulation eben doch nicht alles realistisch darstellen konnte. Die Sorge um Leib und Leben beispielsweise. Sie würden seine Meinung widerspiegeln, wie Lieutenant Commander Ulyx, Commander de Lieven, Captain Herjin und andere in einer echten Schlacht funktionieren würden, denn diese Einschätzung war es, die darüber Ausschlag geben musste, wie sie in Zukunft eingesetzt werden sollten und in welche Ränge sie aufsteigen würden. Diese Abwertung ihrer Leistung würde ihnen bestimmt keine Freude bereiten, aber es war ja auch nicht sein Job als Kommandant, seinen Untergebenen das Leben leicht zu machen.
»Captain, die Viribus Unitis ist schwer getroffen. Sie wird voraussichtlich in Kürze... Sir, sie bricht auseinander!«
Das tat sie natürlich nicht wirklich. Aber die Monitore zeigten es an. Das Schlachtschiff wurde als Verlust und dann als neutrale Einheit markiert. Gilad Sei'lar war aus dem Rennen, ebenso wie schon mehrere Kommandanten vor ihm. Die koordinierten Angriffe der Viribus Unitis und der Bright Giant hatten Erfolge gezeigt, mehr als manch anderes Manöver in diesem Übungsgefecht, aber am Ende hatte es nicht genügt. Kaum eine halbe Minute später kam die nächste solche Meldung:
»Die White Whaladon wurde soeben zerstört, Captain. Und die verbliebenen Sternenjäger der Viscount konzentrieren sich nun auf das Flaggschiff. Die Independence weist mehrere Hüllenbrüche auf.«
Damit war das Maß dann wohl voll. Ralassi meldete sich bei allen Schiffen des kleinen Verbandes. Bei allen verbliebenen - es waren nicht mehr viele.
»Ladies and Gentlemen, wir können nichts mehr ausrichten«, sagte die Mon Calamari. »Sie haben sich gut geschlagen, aber wir müssen unsere Niederlage anerkennen. Ziehen Sie sich geordnet in Richtung der Ursprungskoordinaten zurück. Wir sehen uns bei der Nach-... meine Brücke wurde soeben zerstört. Independence, Ende.«
Also war auch das Flaggschiff geschlagen. Kurz darauf übernahm der Captain der Trueborn Warden das Kommando über die restlichen Schiffe, bestätigte in dieser Funktion aber nur den Rückzugsbefehl. Zu diesem Zeitpunkt waren sie alle schon dabei, vor dem überlegenen Koloss zurückzuweichen. Obwohl die Viscount nicht sehr schnell war und die meisten ihr vom Tempo her leicht entkommen könnten, würde es eine Weile dauern, bis sie sich außer Waffenreichweite befanden; der letzte Abschnitt des Schusswechsels hatte auf ziemlich kurze Distanz stattgefunden. Joya No hätte erwartet, dass mit dem Eingeständnis ihrer Niederlage die Simulaton vorbei wäre, aber er hatte sich geirrt. Der unechte Beschuss ging weiter. Und das besiegelte letztlich auch das Schicksal der Bright Giant. Es gab nun kaum noch große Ziele - nur sie, die kampfunfähige Independence und die Trueborn Warden. Dementsprechend bekam sie eine ganze Menge von dem ab, was der Supersternenkreuzer noch auszuteilen hatte. Ihre Heckschilde brachen endgültig und irreparabel zusammen, dann fiel der Antrieb aus. Von da an waren es nur noch Sekunden, bis sie in einer Kettenreaktion von Explosionen und Hüllenbrüchen zerstört wurde. Die Brücke erhielt die Anweisung, sich schnellstmöglich und unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen an den Rand des Kampfgebietes zurückzuziehen. Ihr war natürlich nichts passiert; aus dem Blickwinkel der Simulation jedoch war von ihr nur ein durchlöchertes Wrack übrig geblieben, dessen Feuer nach und nach durch Sauerstoffmangel erloschen. Der Gefechtscomputer berechnete 98% Verluste: 1.215 Tote, darunter alle Personen, die sich auf der Brücke befunden hatten. Niemand von ihnen hätte unter diesen Umständen noch rechtzeitig eine Fluchtkapsel erreichen können. Das gab schon ein wenig zu denken.
[Calamari-System | Weltraum | Übungsgebiet | DNT Bright Giant | Brücke] Joya No, Pascal de Lieven
Fast sofort nach dem missglückten Sprung der Bomber meldete sich Admiral Ralassi noch einmal über Holo auf der Brücke der Bright Giant. Nicht augenblicklich, aber sicher, sobald die Schrecksekunde vorüber war und ihre Kommandotätigkeit auf dem eigenen Schiff es zuließ - keinen Augenblick später. Die Barteln der Mon Calamari zuckten aufgebracht und ihre Stimme hatte einen noch angespannten Tonfall angenommen, als sie forderte:
»Captain No, meine Bomber sind eben aus dem System herausgesprungen - erklären Sie mir, was schief gegangen ist!«
»Madam Admiral, unser Gravitationswellenprojektor wurde zerstört. Offenbar durch gezielten und vorausgeplanten Beschuss aus mindestens vier Turbolaserbatterien.«
»Ich verstehe.« Vermutlich wusste auch Ralassi davon, dass es Admiral of the Fleet Altmin gewesen war, der diese Methode schon einmal erfolgreich zum Einsatz gebracht hatte. Aber sie war selbst eine begabte und erfahrene Strategin; wahrscheinlich wusste sie ohnehin schon längst, wer ihr Gegenspieler war, auch wenn es stimmte, dass man ihr das vor der Übung nicht gesagt hatte. »Ihr Status?«
»Quasi kampfunfähig und kurz vor der Zerstörung, Ma'am. Nur noch Minuten, maximal. Haben Sie neue Befehle für mich?«
»Weitermachen. Ende.«
Weitermachen? Also weiterhin in der Formation bleiben und mit den Heckwaffen auf die Viscount feuern, auch wenn das wenig bewirkte. Offenbar gingen nun auch der Befehlshaberin die Optionen aus. Womöglich waren die Bomber ihr letzter Trumpf gewesen und mit dem Scheitern dieses Manövers ihr Pulver endgültig verschossen. Wenn sie keine Tricks mehr auf Lager hatte, kam es nun nur noch auf ein reines Kräftemessen an; wie das ausgehen würde, stand beinahe fest. Zwar wusste niemand, wie groß die Schäden an der Viscount tatsächlich waren, denn niemand hatte Kenntnis, was sie aushielt; theoretisch konnte sie jeden Moment einen kritischen Treffer erleiden und auseinanderbrechen. Aber danach sah es überhaupt nicht aus. Die Fakten besagten vielmehr, dass der größte Teil des Kolosses noch immer einsatzbereit war und seine Vernichtungskraft um nicht mehr als zehn Prozent gesunken war, während auf Seiten von Ralassis Kampfverband ein Schiff nach dem anderen das Kampfgebiet verlassen musste.
Die Übung war noch nicht zu Ende, doch Joya No war innerlich bereits dabei, Bilanz zu ziehen. Denn die Bright Giant würde nun nicht mehr viel zum Geschehen beitragen. Sie war weitgehend etwaffnet, hatte massive Energieausfälle und der Gravitationswellenprojektor funktionierte nicht mehr. Im Grunde war sie nur noch ein Wrack mit Antrieb, der sie aber nicht aus dem Gefahrengebiet bringen durfte, weil der Rückzug nicht befohlen worden war. Auf der Brücke herrschte jedoch nach wie vor weitgehend Ruhe und Professionalität. In manchen Gesichtern stand zwar Enttäuschung darüber, dass der Schlachtkreuzer zu den Verlierern des Kampfes zählen würde, denn es würde nicht mehr lange dauern, bis er endgültig ausgeschaltet wurde. Aber eine Simulation, in der es Verletzte und Tote höchstens durch tragische Unfälle geben konnte, würde niemals die gleichen Emotionen auslösen wie eine echte Schlacht. Der Kaminoaner dachte zurück an die Gefechte bei Denon und Shinbone, wo er die Ax beinahe und die Galactic Dawn ganz verloren hatte. In beiden Fällen hatte eine ganz andere Stimmung geherrscht, als das Ende kurz bevor gestanden hatte. Doch hier wussten alle, dass sie nicht ernsthaft in Gefahr waren und dass sie nichts Schlimmeres zu erwarten hatten als eine negative Bewertung, wenn ihre Leistung unzureichend war. Diese Bewertungen würde No schreiben müssen, und damit begann er bereits jetzt. Im Geiste stellte er Listen mit den Erfolgen und auch den Fehlern seiner Brückenoffiziere zusammen. Und weil ihm klar war, dass kaum einer von diesen in einer echten Krise so gelassen bleiben würde, zog er von den Erfolgen noch etwas ab. Seine jeweiligen Leistungsbewertungen würden ein wenig strenger ausfallen als die tatsächlichen Ergebnisse hergaben, weil er dem Umstand Rechnung tragen wollte, dass diese Simulation eben doch nicht alles realistisch darstellen konnte. Die Sorge um Leib und Leben beispielsweise. Sie würden seine Meinung widerspiegeln, wie Lieutenant Commander Ulyx, Commander de Lieven, Captain Herjin und andere in einer echten Schlacht funktionieren würden, denn diese Einschätzung war es, die darüber Ausschlag geben musste, wie sie in Zukunft eingesetzt werden sollten und in welche Ränge sie aufsteigen würden. Diese Abwertung ihrer Leistung würde ihnen bestimmt keine Freude bereiten, aber es war ja auch nicht sein Job als Kommandant, seinen Untergebenen das Leben leicht zu machen.
»Captain, die Viribus Unitis ist schwer getroffen. Sie wird voraussichtlich in Kürze... Sir, sie bricht auseinander!«
Das tat sie natürlich nicht wirklich. Aber die Monitore zeigten es an. Das Schlachtschiff wurde als Verlust und dann als neutrale Einheit markiert. Gilad Sei'lar war aus dem Rennen, ebenso wie schon mehrere Kommandanten vor ihm. Die koordinierten Angriffe der Viribus Unitis und der Bright Giant hatten Erfolge gezeigt, mehr als manch anderes Manöver in diesem Übungsgefecht, aber am Ende hatte es nicht genügt. Kaum eine halbe Minute später kam die nächste solche Meldung:
»Die White Whaladon wurde soeben zerstört, Captain. Und die verbliebenen Sternenjäger der Viscount konzentrieren sich nun auf das Flaggschiff. Die Independence weist mehrere Hüllenbrüche auf.«
Damit war das Maß dann wohl voll. Ralassi meldete sich bei allen Schiffen des kleinen Verbandes. Bei allen verbliebenen - es waren nicht mehr viele.
»Ladies and Gentlemen, wir können nichts mehr ausrichten«, sagte die Mon Calamari. »Sie haben sich gut geschlagen, aber wir müssen unsere Niederlage anerkennen. Ziehen Sie sich geordnet in Richtung der Ursprungskoordinaten zurück. Wir sehen uns bei der Nach-... meine Brücke wurde soeben zerstört. Independence, Ende.«
Also war auch das Flaggschiff geschlagen. Kurz darauf übernahm der Captain der Trueborn Warden das Kommando über die restlichen Schiffe, bestätigte in dieser Funktion aber nur den Rückzugsbefehl. Zu diesem Zeitpunkt waren sie alle schon dabei, vor dem überlegenen Koloss zurückzuweichen. Obwohl die Viscount nicht sehr schnell war und die meisten ihr vom Tempo her leicht entkommen könnten, würde es eine Weile dauern, bis sie sich außer Waffenreichweite befanden; der letzte Abschnitt des Schusswechsels hatte auf ziemlich kurze Distanz stattgefunden. Joya No hätte erwartet, dass mit dem Eingeständnis ihrer Niederlage die Simulaton vorbei wäre, aber er hatte sich geirrt. Der unechte Beschuss ging weiter. Und das besiegelte letztlich auch das Schicksal der Bright Giant. Es gab nun kaum noch große Ziele - nur sie, die kampfunfähige Independence und die Trueborn Warden. Dementsprechend bekam sie eine ganze Menge von dem ab, was der Supersternenkreuzer noch auszuteilen hatte. Ihre Heckschilde brachen endgültig und irreparabel zusammen, dann fiel der Antrieb aus. Von da an waren es nur noch Sekunden, bis sie in einer Kettenreaktion von Explosionen und Hüllenbrüchen zerstört wurde. Die Brücke erhielt die Anweisung, sich schnellstmöglich und unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen an den Rand des Kampfgebietes zurückzuziehen. Ihr war natürlich nichts passiert; aus dem Blickwinkel der Simulation jedoch war von ihr nur ein durchlöchertes Wrack übrig geblieben, dessen Feuer nach und nach durch Sauerstoffmangel erloschen. Der Gefechtscomputer berechnete 98% Verluste: 1.215 Tote, darunter alle Personen, die sich auf der Brücke befunden hatten. Niemand von ihnen hätte unter diesen Umständen noch rechtzeitig eine Fluchtkapsel erreichen können. Das gab schon ein wenig zu denken.
[Calamari-System | Weltraum | Übungsgebiet | DNT Bright Giant | Brücke] Joya No, Pascal de Lieven