Naboo, Theed - Kinderheim, im Speisesaal - NPCs, Kadajj, Brianna
Nicht, dass Brianna es nicht genossen hätte. Ihre Vorstellungen hatten eine ganze Menge Kinderherzen glücklich gemacht. So viel Freude und Ausgelassenheit an einem Ort war ihr geradezu fremd - aber sie mochte diese Kinder wirklich gern. Ihre Freude war ansteckend, und infolgedessen hatte auch die Echani immer mehr Spaß an ihrer Vorführung, und schwang sich von Mal zu neuen Höchstleistungen auf, versah ihre Katas mit mehr und mehr artistischen Einlagen, die streng genommen so nicht vorgesehen waren. Es war so völlig anders verglichen mit dem letzten Mal, wo sie vor der ganzen Entführungsgeschichte mit Kindern zu tun gehabt hatte. Das Kind auf Korriban, das zuerst mitansehen musste, wie seine Eltern starben, um dann selbst getötet zu werden. Tagelang hatten sie den Anblick der Leichen ertragen müssen. Sie fühlte sich immer noch schuldig, da ihre eigenen Dummheiten unmittelbar zum Tode der Erwachsenen geführt hatte. Letztendlich hätte es zwar wohl kaum eine andere Alternative gegeben als die Geiseln oder sie selbst, doch das war keine große Erleichterung - es war das 'kaum' das sie störte, und sie lange am Grübeln gehalten hatte.
Glücklicherweise schien das inzwischen so unendlich weit entfernt zu sein. Alles war anders verglichen mit vor zwei Wochen, und eine halbe Galaxis weit entfernt. Die Weißhaarige war genauso fröhlich wie die Kinder um sie herum, und ein Teil von ihr wollte noch ewig so weiter machen. Der Rest meldete, dass ihr Magen zunehmend knurrte und ein Stechen im Rücken erinnerte daran, dass sie sich schonen sollte. Trotzdem konnte sie den Kleinen den Wunsch nach Zugaben nie abschlagen. Kadajj rettete sie schließlich unter dem Vorwand, dass Kestrel schon auf sie wartete und sie noch weit zu fahren hätten.
Mari und den drei Jungs schien der Abschied besonders schwer zu fallen. Die Rattataki erklärte Brianna, was es mit dem dritten Jungen auf sich hatte, und scherzte, dass es fast wie ein Jedi-Geistestrick aussah.
"Wer weiß? Ich habe zwar keine Ahnung, wie sich ein Geistestrick äußert, aber ich könnt's nicht unbedingt ausschließen."
Antwortete sie mit fröhlicher Miene, zuckte aber mit den Achseln. Wenn, dann bestünde fast nur eine Möglichkeit, sinnierte sie. Allerdings wäre das schon ein gewaltiger Zufall. Mari fragte indes, ob sie denn nach Theed zurückkämen, woraufhin Kadajj sie vertröstete und anbot, dass sie ja bei Master Nindus anrufen und fragen könnte. Brianna nickte und lächelte breit, als ihre Kameradin meinte, dass sie bestimmt zurückkehren würden.
Ein Glockenschlag rief dann die meisten Kinder zu einer Unterrichtsstunde oder sowas, und die meisten kamen noch bei der Echani vorbei und drückten sie zum Abschied. Einige von ihnen ahmten noch im Laufen ihre Kampfkunsttechniken nach, so gut sie konnten, und brachten sie zum schmunzeln. Die Rattataki murmelte währenddessen irgendwas von der Seite und verschwand.
Heimleiter Nimdus erklärte ihr Kadajjs Probleme mit langen Abschieden und bedauerte wortreich, dass die etwas abgemagerte Padawan gar nicht zum Essen gekommen war, während Kamee, die Twi'lek, schon emsig herumschwirrte und offenbar eine große Kühlbox mit Proviant füllte, doch Brianna hörte einfach nicht auf zu lächeln. Sie meinte, dass dies keine Ursache war, bedankte sich für die freundliche Aufnahme und kaute schließlich an einem Stück Gebäck, das man ihr gab.
Sie war gerade fertig und hatte mit einem Glas Sprudel nachgespült, als die haarlose Humanoidin mit ihrer beider Taschen zurückkehrte. Man verabschiedete sich voneinander, und Kadajj bestand darauf, Levon, ihren Droiden als Aufpasser hierzulassen. Nimdus schien so sehr besorgt zum die Rattataki zu sein, dass Brianna sich fragte, wieviel er von den Abenteuern in ihrer Heimat wusste. Sie bekam sogleich die Box in die Arme gedrückt, bedankte sich artig und bekräftigte, dass es ihr in der Tag gut geschmeckt hatte. Schließlich konnten sie sich alle voneinander losreißen, sodass die beiden Frauen sich mit ordentlicher Verspätung auf den Rückweg machen konnten.
Der Speeder jagte mit hohem Tempo durch die aus endlosem Grün bestehende Landschaft von Naboo, und Brianna fragte sich, wie viele (oder wie wenige) Leute dort eigentlich lebten. Sie hatte auch von einer einheimischen Rasse namens Gungans gehört, im Heim aber keine erblickt, und sie wunderte sich, wo diese abgeblieben waren. Auch fragte sie sich, wie zwei intelligente Spezies auf einem Planeten koexistieren konnten, wenn anderorten nicht einmal eine einzelne Rasse miteinander leben konnte, und dies war ja nicht nur bei den Rattataki so. Vielleicht lag es an der friedvollen Atmosphäre, dem Lebensgefühl von Naboo, dass das so gut klappte. Das machte es noch schlimmer, dass das Imperium darauf bestanden hatte, den Krieg von außen in diese Welt hineinzutragen.
Irgendwann löste Kadajj sie als Fahrerin ab, so dass sie jetzt mit Essen dran war. Nach außen hatte sie nicht gezeigt, wie hungrig sie wirklich war, und sich auch als erste Fahrerin angeboten. Es war eine Frage der Selbstdisziplin; doch nun fiel sie mit Heißhunger über das Essen her. Kurze Zeit später meinte ihre neue Freundin mehr zu sich, ob es Gozu wohl hier gefallen würde.
"Hmm?"
Fragte Brianna interessiert nach, sobald sie eine Pause zwischen zwei Bissen machen konnte. Die Rattaki entschuldigte sich, dass sie mehr oder weniger laut gedacht hatte, gab aber zunächst keine weiteren Informationen preis, was die Weißhaarige noch neugieriger machte - neugierig genug, um selbst das köstliche Essen für einen Moment zu vergessen. Die andere Frau lief violett an, offensichtlich weil es ihr peinlich war. Gerade als Brianna sich entschuldigen wollte, begann Kadajj zu erzählen.
Sie liebte Gozu; er war ein Rattataki eines anderen Clans, und es war eine lange Geschichte, die auch einen nach Einschätzung der Echani Rattatak-üblichen Verlauf nahm. Sie nickte immer wieder, sagte aber nicht viel dazu, weil sie immer noch am Essen war, doch nichtsdestoweniger hörte sie aufmerksam zu. Deswegen war sie auch nur halb überrascht, dass die inzwischen berüchtigte Cousine Ashù erneut eine wenig rühmliche Rolle spielte. Einmal drückte die Rattataki während dem Erzählen das Beschleunigungspedal durch, ein Zeichen, dass es sie sehr mitnahm, was Brianna anhand der Körpersprache auch so längst erkannt hatte. Am Ende, so schien es, stand Kadajj zwischen allen Stühlen in dem daraus entstandenen Konflikt zwischen den diversen Clans, und sie fragte Brianna, ob sie jetzt verstand, wie es auf dieser Welt zuging.
"Ja, ich verstehe, in dem Sinne, dass ich mir in etwa vorstellen kann, wie es auf Rattatak zugeht. Ich muss aber sagen - tut mir leid - dass es mir ziemlich absurd und verrückt vorkommt. Das ist der Teil, den ich nicht verstehe, warum dein Volk so ist."
Meinte sie, wunderte sich aber, was am Ende mit Gozu passiert war.
"Was ist mit Gozu? Wie ging es weiter?"
Bohrte sie nach, und erhielt als Antwort, dass er ihr wohl verziehen hatte, sie dann Seite an Seite gekämpft hatten, er jedoch schließlich nicht bereit war, den Planeten mit ihr zu verlassen. Mehr würde sie allerdings nicht sagen, entschuldigte sich aber für Kamee, die sie Meisterin Jedi genannt hatte.
"Das macht nichts. Sie weiß nichts von meiner komplizierten Beziehung zu den Jedi. Ich habe ihr längst nicht so viel erzählt wie dir."
Erklärte sie freundlich und legte das Stück Obst, an dem sie aß, weg.
"Ich bin diejenige, die sich entschuldigen muss. Ich bin oft viel zu neugierig und stecke meine Nase in Dinge, die mich nichts angehen. Ich wusste nicht, dass dich das Thema so belasten würde. Das tut mir leid. Er fehlt dir bestimmt sehr."
Meinte sie einfühlsam, den Kopf gesenkt.
"Meine eigenen Beziehungen hielten nie lange."
Fügte sie nach kurzem Innehalten an.
"Das erste Mal seit langer Zeit, dass ich mich wieder einem Mann nahe gefühlt habe, war auf Korriban, ausgerechnet. Bei ihm habe ich mich fast wie ein Schulmädchen gefühlt. Er war so klug wie romantisch, so gebildet wie charmant. Er sah gut aus und kleidete sich ebenso, praktizierte die Echani-Kampfkunst wie ich. Das Problem war, dass er ein Adept der Sith war, und schlimmer noch, dass mir, je besser ich ihn kennen lernte, umso klarer wurde, dass er in seinem tiefsten Inneren vollständig durchgeknallt und größenwahnsinnig ist."
Erzählte sie traurig, und vor ihrem inneren Auge sah sie Janus, so wie sie ihn hatte sehen wollen, und dann wie er wirklich war.
Ein paar Minuten später, nach genügend sinnieren über die diversen verpasste Chancen in ihrem Leben und sich fragen, wie Kadajj sich wegen Gozu fühlte, versuchte Brianna, das Thema zu wechseln. Es gab noch andere Dinge, die sie ihr gerne sagen würde.
"Weißt du, ich habe das heute wirklich genossen im Waisenhaus, all den Kindern eine Freude zu machen und so. Es ist wirklich ein schöner, fröhlicher Ort, es gibt wesentlich schlechtere, um aufzuwachsen."
Begann sie im Plauderton, um dann fest zu schlucken. Ihr Gesicht verhärtete sich, als sie das Thema anschnitt, das sie eigentlich vorhatte.
"Ich wünschte, ich wäre auch an so einem Ort gewesen. Meine Kindheit habe ich mit meinen Eltern auf einem Raumschiff verbracht. Sie waren Händler, deswegen bereisten wir die ganze Galaxis von Ort zu Ort. Solange bis..."
Brianna schluckte nochmal und musste sich fest zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen, als sie an die Bilder dachte. Trotzdem hörte sie sich ein wenig weinerlich an.
"Sie ermordet wurden, vor meinen Augen! Ich war gerade einmal zwölf Jahre alt, als die ganze Welt um mich herum zusammenbrach. Ich verlor alles, was das Leben bisher für mich ausmachte, und war auf Nar Shaddaa gestrandet."
Seufzte sie und sah Kadajj an, die weiterhin auf die Straße acht geben musste.
"Die Hutts haben natürlich keine Waisenhäuser. Ich musste lernen, auf eigenen Füßen zu stehen und mich auf der Straße durchzuschlagen. Wenn Betteln nicht genügend einbrachte, stahl ich, um etwas zu essen zu haben. Ich übernachtete in leerstehenden Hallen oder was ich fand. So manches Mal musste ich ich gegen Abschaum jeglicher Couleur verteidigen. Doch mit der Zeit kam ich immer besser damit zurecht. Dies ging ein paar Jahre so, bis mich ein dunkler Jedi fand und mein Talent entdeckte.
Er nahm mich mit nach Gamorr wo er eine Ausgrabungsunternehmung betrieb, alte Jedi- und Sith-Artefakte, Überbleibsel einer uralten Schlacht zu bergen. Allerdings war natürlich nicht mehr viel zu finden, und der Hauptzweck bestand inzwischen darin, ganz Gamorr durch Stammesfehden unter seine Kontrolle zu bringen. Finanziert wurde die Sache durch den Verkauf von Gefangenen als Söldner. Die ganze Situation auf dem Planeten erinnert vielleicht ein wenig auf Rattatak, mit dem Unterschied, dass Gamorreaner primitiv und dumm sind, was die Sache doch wesentlich harmloser macht. Mein Meister benutzte die immanenten Streitigkeiten zwischen den Stämmen, um immer mehr von ihnen unter seine Kontrolle zu bringen.
Zu was auch immer das hätte führen sollen. Er war die wahnsinnigste Person, die ich kenne, und ich kenne Sith."
Brianna rollte mit den Augen.
"Obwohl ich ihn als Schülerin enttäuschte, wurde ich mit der Zeit seine persönliche Assistentin. Im Endeffekt wurden die Dinge nicht viel besser, wenn nicht sogar schlimmer. Ich genoss die Natur auf Gamorr, sowas wie Zivilisation gibt es dort ja nicht. Ich genoss auch die Vorzüge der Zivilisation, weil wir regelmäßig zum Geschäfte machen auf Nar Shaddaa kamen. Aber letztendlich saß ich nur auf einen anderen Planeten fest, quasi angekettet an einen gemeingefährlichen Wahnsinnigen.
Das endete erst, als Jedi auf den Planeten kamen und mich und meinen Meister besiegten. Ich schloss mich den Jedi an und stellte mich gegen ihn. Ich dachte, alles würde nun zum Guten wenden, doch als wir Gamorr verlassen wollten, stellte das Imperium das Corellia-System unter Blockade. Dies war die Zeit der verheerenden Niederlagen der Republik, die ja dann nach und nach aus allen Kernsektoren gefegt wurden, wenn man so will. Unglaublicherweise hatte der Jedi-Orden keinen Plan für einen eventuellen Fall von Corellia gehabt, und wir suchten Zuflucht auf Nar Shaddaa. Dort fand ich durch Zufall meinen Meister, der mich mit nach Loronar nahm, wo ich wiederum in Sith-Gefangenschaft geriet. Den Rest kennst du ja bereits."
Meinte Brianna und zuckte mit den Achseln.
"Was mich die frühen Jahre, auf Nar Shaddaa und Gamorr, angetrieben hatte, weiterzugehen und nicht aufzugeben, war der Wunsch nach Rache. Dass ich leben und trainieren würde, um die Mörder meiner Eltern ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Doch bei den Jedi starb auch dies, ich musste meine Rachegelüste aufgeben. Manchmal denke ich mir nun, ich bin so weit wie damals auf dem Hutt-Mond, und habe gar nichts mehr."
Ergänzte sie und fiel dabei von Kampfeslust zunehmend in Lethargie.
Schließlich, am späten Nachmittag, erreichten sie das kleine Dorf auf dem Land. Brianna (nach erneutem Fahrerinnenwechsel) parkte den Speeder bei der Gaststätte, betrat sie und führte Kadajj geradewegs in Kestrels und ihr Zimmer. Dort fand sie ihre Mentorin wach in ihrem Krankenbett liegen.
"Hallo Kestrel! Ich bin wieder zurück!"
Strahlte sie voll Wiedersehensfreude.
"Ich habe auch jemanden mitgebracht. Das ist Kadajj Riyoss, eine hier auf Naboo aufgewachsene Rattataki, die meiner Ansicht nach über das Talent verfügt, eine Jedi zu werden, und die mir in nur einem Tag sehr ans Herz gewachsen ist."
Stellte sie ihre neue Freundin vor.
Naboo, auf dem Lande - Im Tänzelnden Shaak - Kestrel, Kadajj, Brianna