- Naboo – Theed – Raumhafen -
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er so hartnäckig sein würde, dass er sie nicht würde ziehen lassen wollen und dass er es ihr damit so schwierig machte. Aber genau das tat er. Riley wusste, sie musste gehen und Tief in seinem Inneren wusste er es auch, doch im Gegensatz zu ihr weigerte er sich, dieser Wahrheit ins Angesicht zu blicken. Er verschloss die Augen, verrannte sich in einer Realität die es nicht gab. Seine Umarmung aber war warm, als er Riley mit seinen Armen umschloss und sie seine großen, kräftigen Hände auf ihren Schultern ruhen spürte. Sie stand still, während er sie umfasste, wagte es nicht sich zu regen. In ihrem Kopf standen sie einander gegenüber, doch zwischen ihnen ein schmiedeeisernes, fest verschlossenes Tor. Du trägst den Schlüssel um deinen Hals, hörte sie eine Stimme sagen, doch sie wusste, dass sie die Hand nicht heben dufte um ihn zu berühren. Al wollte, dass sie mit ihm kam, ins Seenland sagte er. “Das sind Worte, die du nicht sagen darfst“, flüsterte Riley leise. Das Tor war verschlossen und es zu öffnen war verboten. Als er seine Arme wieder zurück zog, wünschte sie sich, er hätte sich noch einen Moment länger Zeit genommen. Es war das erste Mal seit Jahren, dass jemand anderes als Zarin sie so berührt hatte, und es würde das letzte Mal gewesen sein, wahrscheinlich für immer. “Danke, Aldridge, für alles. Vor Entye – so sagen wir Danke auf Mando'a. Die Leute meines Volkes haben ein gutes Gedächtnis. Ein Sprichwort sagt: Mando'ad draar digu – ein Mandalorianer vergisst nie. Wir vergessen nicht, wenn uns einmal ein Unrecht getan wurde, aber wir vergessen auch nicht, wenn uns jemand geholfen hat. Ich werde dich nicht vergessen, Al. Ganz bestimmt nicht.“ Sie trat zurück. Es war seltsam zu gehen, einfach so, und so viel zurück zu lassen. Venus wartete bereits unten an der Rampe auf sie. Von Megan war weit und breit keine Spur. Bevor sie ging, drehte sich Riley noch einmal um. “Der Datenstick mit dem Eigentümerschein für das Schiff ist im Cockpit. Der offizielle Name ist Rima... ich hatte nie die Gelegenheit, ihn bei den Behörden ändern zu lassen.“ Sie ließ einen letzten Blick über den Frachter schweifen. Es war ein Abenteuer gewesen, auch wenn es kurz gewesen war, und für eine Weile, war tatsächlich dieses Schiff ihr Heim gewesen. “Es gehört dir.“
Vor dem Passagierzentrum des Raumhafens war das Verkehrsaufgebot so hoch wie scheinbar nirgendwo sonst in Theed. Die Wege der Ankommenden und Abreisenden kreuzten sich hier, Landspeeder beförderten Geppäck, Gleiter suchten nach freien Parkplätzen, Robo-Taxen hielten in einer eigens für sie vorgesehenen Reihe. Inmitten an ihr vorbei rauschender Reisender stand Riley May und niemand, so schien es, nahm auch nur Notiz von ihr. Als der Fremde von hinten an sie heran und neben sie trat, zuckte sie dennoch nicht zusammen, lediglich der Griff um ihre Handstärke verstärkte sich. Sie sah ihn nicht an, sein Gesicht interessierte sie nicht. Es musste ein einfaches sein, eines wie das vieler anderer, das man schnell wieder vergaß. Nur jemand mit einem Merkmal das keines war eignete sich dazu, andere zu beschatten und dabei mit seiner Umgebung zu verschmelzen. Gut möglich, dass er dies schon seit Wochen tat, ohne dass sie etwas gemerkt hatte. Und dabei hatte sie sich für so klug gehalten. Er drehte den Kopf in ihre Richtung, stur blickte Riley geradeaus. Als er jedoch los ging folgte sie ihm über die Straße, dorthin wo sich die Gleiter in engen Parkbuchten aneinander reihten. Ein dunkles Modell erregte ihre Aufmerksamkeit. Natürlich, es musste getönte Scheiben haben. Kurz bevor sie es erreicht hatte, öffnete sich die Beifahrertür und Bowen stieg aus. Es war das erste Mal, dass sie sich wieder sahen seit jenem Abend in der Oper. Für einen Moment hielt Riley inne und zögerte. Musste sie Angst haben vor ihm? Sein Blick war ausladend als er die hintere Tür für sie öffnete, wie ein Gentleman der keiner sein wollte. „Hallo, Bowen“, sagte sie. Er griff nach ihrem Arm, grob. „Hallo?“, wiederholte er hörbar verärgert. „Nach allem was du getan hast, wagst du es, mich mit einem 'Hallo' zu begrüßen? Weißt du, wie lange wir nach dir gesucht haben?“ Ablehnend schüttelte er den Kopf, seine Finger hatten sich so fest in ihren Arm gekrallt, dass Riley aufjaulte. Er hätte ihr gerne noch mehr weh getan, es war einfach, das in seinem Gesicht zu sehen, aber er durfte nicht. „Steig ein“, befahl er, und Riley glitt auf den glatten Ledersitz. Die Tür schloss sich nur eine Sekunde später, das Klicken der Verriegelung ein so dezentes Geräusch, dass es kaum hörbar war, und das winzige Stück Freiheit von dem sie für den Bruchteil eines Traumes hatte kosten können, verschwand für immer aus ihrer Reichweite.
Die Villa hatte eine lange Auffahrt. Sie lag ein gutes Stück abgelegen der Straße, im typischen Naboo-Stil erbaut, von dunklem Gestein und mit dem obligatorischen grünen Kuppeldach. Je näher sie ihrem Ziel gekommen waren, desto nervöser war Riley geworden. Jetzt standen sie vor dem luxuriösen Anwesen und irgendwo in diesem Gebäude wartete Zarin auf sie. Er wusste, dass sie kam. Wie würde er sie empfangen? Zögerlich nur folgte Riley Bowen zur Haustür. Er drehte sich zu ihr um, betrachtete sie abschätzig. „Na, Muffensausen?“ Man konnte nicht sagen, dass er mitleidig klang. „Solltest du haben“, fügte er hinzu. Er beugte sich zu ihr. „Du hast mein Leben in den letzten sechs Wochen zur Hölle gemacht. Dafür hoffe ich, dass Zarin den letzten Funken Ungehorsam aus dir raus prügelt.“ Sein Gesicht war dicht vor dem ihren. Bowen war ein Koloss der ihr mit seiner bloßen Hand problemlos die Kehle hätte zudrücken können. Er war ein Mann ohne Gewissen, der ihren Vater brutal nieder geschlagen und ihrer Mutter vor seinen Augen unter die Bluse gefasst hatte, nur um zu demonstrieren was er tun konnte. Und dann hatte er es nicht getan und stattdessen Riley entführt, auf Zarins Geheiß. Bowen tat immer was Zarin ihm auftrug. Genau das war der Grund, warum sie keine Angst vor ihm hatte. Sie erwiderte seinen Blick genau so eindringlich wie er sie ansah. Ihre blauen Augen stachen ihn aus. „Du fürchtest doch nur, dass ich ihm etwas anderes erzählen könnte als das, was er von dir gehört hat. Und du weißt genau, wem er mehr glauben würde.“ Er packte sie wieder am Arm, die einzige Berührung die er sich traute, und zog sie ins Haus hinein.
- Naboo – Theed – Villa Strazia – Eingang - Mit Bowen -