Mittlere Ebenen, kleines cereanisches Bistro - Fritz, Uriel, Brianna
Oje. Brianna seufzte. Das drohte ein neuerlicher "Der-Meister-hat-immer-Recht-Kritik-ist-ausgeschlossen-Fragen-bitte-erst-nach-dem-Unterricht-Vortrag" zu werden. Sie sah Fritz mit skeptischem Blick an, als dieser anfing, dass es um das wie und warum ginge. Die Echani hätte gerne geantwortet, dass er sich ohnehin nicht dafür interessiere, was sie wüsste und könnte, verkniff sich das aber. Sie würde sich erst einmal anhören, was er zu sagen hatte, das gebot schon die Höflichkeit. Streiten konnten sie auch hinterher noch zur Genüge.
Der Wollhufer sprach von Speedern, doch was das mit dem Diebstahl zu tun hatte, war der jungen Frau schleierhaft. Das war wohl seine übliche Logik, die sich ihrer Ansicht nach nicht mit der von Humanoiden deckte. Es war kompliziert genug, nachzuvollziehen, wie er von einem aufs andere kam, geschweige denn, sich davon überzeugen zu lassen. Vielleicht versuchte er auch nur, sie vom eigentlichen Thema abzulenken oder er redete einfach nur wirres Zeug, sie vermochte es nicht zu sagen. Leider war von Briannas Salat nicht mehr genug übrig, um sich damit zu beschäftigen, bis der Vierbeiner fertig war.
Gelangweilt starrte sie die Decke des Bistros an, warf sich dann mit einer schnellen Kopfbewegung ihr langes weißes Haar über die linke Schulter und begann darin rumzunesteln. Sie hatte sehr schöne glatte Haare, die sie offen trug und die gewöhnlich knapp über der Taille endeten, doch so wie sie jetzt über ihre Schulter und Brust hingen, reichten sie natürlich nicht so weit. Zumindest war sie beschäftigt während sie dem Blöker mit einem Ohr zuhörte. Allerdings wurde der Jedi-Ritter schließlich konkreter, also ließ die Echani ihre Haare in Ruhe und passte auf. Ihr gefiel jedoch nicht unbedingt, was er sagte, und sah ihn verärgert an.
Wollt Ihr damit sagen, ich wäre nicht in der Lage eine rationale Entscheidung zu treffen? Nicht fähig, alle relevanten Faktoren zu berücksichtigen? Dass meine Entscheidung, ihn zu beklauen dasselbe ist wie wenn jemand unabsichtlich ein Haltesignal überfährt, ich sozusagen gar nicht weiß was ich tue? Denkt Ihr so von mir?
Vielleicht hatte sie ihn aber auch missverstanden, sie beruhigte sich und sprach sanfter weiter. Es schien mehr Sinn zu machen wenn sie das Speeder-Beispiel einfach vergaß.
Oder wollt Ihr mir sagen, dass ich mir bloß eine bequeme Erklärung zurechtlege, um mein Gewissen zu beruhigen? Ich weiß ganz genau, dass das was ich mache Diebstahl ist, und das Diebstahl eine schlechte Tat ist, aber ich verdränge es, indem ich annehme, dass mein Opfer das leicht verschmerzen kann und ich das Geld ja dringend brauche, viel dringender als er?
Sie sah Fritz mit großen Augen an.
Aber ich fühle mich nicht im Unrecht dabei. Ich fand Jahre meines Lebens gar keine andere Möglichkeit, mich zu versorgen, als Leute zu bestehlen. Es fühlte sich nicht falsch an, ich hatte ja gar keine andere Wahl, und die Leute schienen ohnehin immer mehr als genug zu haben.
Der Wollhufer sagte, dass er sie ja nicht angreifen wolle, er es aber gewohnt sei, Dinge offen auszusprechen, und Brianna fühlte sich ganz ähnlich. Dass sie seiner Meinung nach zu mehr als bloß als Pin-Up zu gebrauchen war war allerdings so ziemlich das erste Positive, dass sie bisher aus seinem Maul gehört hatte. Sie lächelte ihn an.
Ich danke Euch vielmals. Auch ich bin es gewohnt, Dinge klar und deutlich auszusprechen. Ich sage was ich denke, und wie ich denke. Wenn ich anderer Meinung bin sage ich das auch, der Rang spielt dabei für mich keine Rolle. Fasst das bitte nicht als Respektlosigkeit oder Sturheit auf, ich sage nur nicht "Ja, Meister, ich habe verstanden" wenn das nicht der Fall ist. Und verzeiht mir, wenn ich nicht vor Euch auf die Knie falle oder mein Tonfall einmal zu scharf ist, es ist nicht meine Absicht, Euch zu beleidigen. Ich werde Euch nicht nach dem Mund reden, aber dafür kann ich Euch Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit bieten.
Fritz blökte jetzt, was die weißhaarige Frau auch schon ausgesprochen hatte, dass sie eine Unterkunft brauchten.
Ja, und wenn wir Pech haben und es so weitergeht wie es in den letzten Nachrichten hieß, werden sie jetzt schon nicht mehr belagert und die Sith feiern in den Clubs von Coronet ihren Sieg. Wir sollten uns schon darauf einstellen, einige Zeit hier zu bleiben, da wir ohnehin keinen anderen Platz hätten, an den wir im Falle einer Niederlage gehen könnten, oder? Am besten fangen wir gleich nach dem Essen an zu suchen. Aufgrund der kriegsbedingt schlechten Wirtschaftslage sollten wir mit Leichtigkeit etwas geeignetes finden.
Uriel, der auch Corellia angesprochen hatte, sprach sie jetzt direkt an. Er duzte sie jetzt auch aber Brianna fand, dass sie ihn nicht gut genug kannte, um so persönlich zu werden. Aber er sprach ihr sein Vertrauen aus, einfach weil es notwendig war, und gab ihr mit auf dem Weg, es nicht zu missbrauchen. Sie sah ihn freundlich an und erwiderte ihm:
Das ist schön. Ich gebe Euch recht, wir müssen zusammenhalten, wenn wir diese schwierige Zeit überstehen wollen. Einen Kleinkrieg untereinander können wir uns nicht leisten. Also spreche auch ich Euch mein Vertrauen aus, Vertrauen in Eure Absichten und in Eure Fähigkeiten. Das heißt, ich möchte Euch vertrauen, doch Vertrauen ist ein Gefühl, man kann nicht einfach einen Schalter umlegen und dann ist es da. Es muss sich entwickeln. Erst wenn man sich wirklich kennt kann man jemandem auch völlig vertrauen. Ich werde versuchen, euch zu vertrauen, euch beiden, und ich möchte euch auch richtig kennenlernen.
Brianna sah den Wollhufer an, der gehört hatte, dass Echani am liebsten nackt trainierten.
Das stimmt, wir trainieren gerne mit wenig oder nichts an, aber wir tun es nicht immer. Jedes Kleidungsstück schränkt einen in seiner Beweglichkeit ein, hindert einen daran, sich selbst, seinen eigenen Körper wirklich kennenzulernen. Ich geniere mich nicht dabei, auch wenn ich weiß, dass in vielen Welten Wert auf Sittsamkeit gelegt wird, doch im Training sind solche Überlegungen weder praktisch noch effizient. Ich muss meinen Körper nicht verstecken, im Kampf ist kein Platz für solche Bescheidenheit. Der eigene Körper ist die erste Waffe, die man meistern muss, und was mich dabei behindert, muss eben weg.
Mittlere Ebenen, kleines cereanisches Bistro - Fritz, Uriel, Brianna