Nar Shaddaa – Taxi – Eowyn, Ian
Als Ian sich ins Gespräch einmischte war Eowyn sich zunächst nicht sicher, was sie darüber denken sollte - Erleichterung? Besorgnis? Als er ihr jedoch das Artefakt urplötzlich aus der Hand riss war jede Unsicherheit dahin und sie einfach nur noch sprachlos. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte begonnen, dem Mann zu vertrauen und ihre Aufmerksamkeit schleifen lassen - ein großer Fehler, wie sich jetzt herausstellte. Sie wusste nicht, was für ein Spiel er spielte, aber ihres war es offensichtlich nicht mehr. Die letzten Sätze konnte sie nicht verstehen, aber machte das einen Unterschied? Der Twi'lek schien noch immer der Meinung zu sein, dass sie beide zusammenarbeiteten, was ein kleines Problem darstellte. Wie sollte sie einem Sith klarmachen, dass sie nicht log, wenn sie ihm sagte, dass sie das Artefakt nicht mehr besaß? Denn ein Blick in Ians Gesicht machte ihr klar, dass dies auch so bleiben würde. War er die ganze Zeit nur hinter dem Artefakt hergewesen? Aber das hätte er doch leichter haben können... es würde aber erklären, weshalb er immer noch bei ihr gewesen war. Immerhin schien ihre Padawan noch keinen Nervenzusammenbruch erlitten zu haben, das konnte sie uf der Plus-Seite verbuchen. Sie wollte ihr gerade noch etwas Beruhigendes zurufen, als die Komverbindung urplötzlich abbrach.
Ian - oder sollte sie ihn lieber wieder anders nennen? - scherte sich auch nach Ende der Verbindung nicht, ihr irgendetwas groß zu erklären, ließ sie aber nicht zu Wort kommen. Ein kleiner Teil ihrer selbst fragte sich verdutzt, warum sie hier seit seiner Einmischung so dastand und sich all das ohne Gegenwehr gefallen ließ, während der Großteil nur damit beschäftigt war, schrittzuhalten.
Ja, auch ihr war klar, dass das eine Falle werden würde - hielt er sie für doof? Allerdings musste sie zugeben, dass sie in den letzten Minuten wahrlich nicht sonderlich professionell agiert hatte. Interessant und viel wichtiger wäre allerdings, wie diese Falle aussah. Irritiert bemerkte sie jedoch, dass er das Wort "uns" benutzte. Auf wessen Seite stand er eigentlich?
Vermutlich auf seiner eigenen, beschloss Eowyn kurzerhand, um sich damit nicht mehr auseinanderzusetzen, was durch seine letzten, erklärenden Worte wieder in Zweifel gebracht wurde. Hatte er dies alles nur getan, um ihr zu helfen? Und hatte nun die Frechheit, ihr zu erklären, wie er weiter vorgehen würde, ohne sie mitreden zu lassen? Es ging um ihre Padawan, bei der Macht!
Ihre Starre löste sich, als er ins Taxi stieg, drauf und dran, mit ihrer einzigen Möglichkeit, diese Mission von einem Desaster abzuwenden, zu verschwinden. Halt, rief sie in einem letzten Versuch, ihn vom Gehen abzuhalten, doch mit einem letzten Satz war er verschwunden und ließ sie frustriert zurück.
Ihr Kom piepte wieder - ihre Padawan? Alarmiert blickte sie darauf, doch es war nur eine aufgezeichnete Nachricht, vermutlich eingegangen während ihres Gesprächs. Von Shen.
Sie war kaum in der Lage, den Inhalt der Nachricht zu verstehen, sie würde sie sich später noch einmal anhören, doch die Essenz war klar - er hatte die Jedi und sie verlassen und war schon auf dem Weg, von diesem Planeten fortzukommen.
Wie war das nur geschehen? Innerhalb weniger Minuten hatte sie nicht nur beide Padawane sondern auch das Artefakt verloren. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sie sich völlig hilflos und unfähig, auch nur eine Entscheidung zu treffen. Ihre alte Unsicherheit schlug mit voller Wucht zu, und sie lehnte sich mit geschlossenen Augen an eine Hauswand, um sich wenigstens auf ihre Beine verlassen zu können.
Sie hätte Aketos und Shen niemals mitnehmen dürfen. Sie hätte diesem Ian niemals zuhören dürfen. Sie hätte sich umdrehen und sich vergewissern müssen, verdammt noch mal, als sie mit dem Artefakt wegrannte. Sie hätte ihren Padawanen wenigstens beibringen müssen, wie sie ihre Präsenz versteckten, auch wenn sie ihrer Meinung nach noch nicht so weit waren. Vielleicht hatte sie sich ja auch darin geirrt.
Vermutlich hätte sie einfach niemals wieder Padawane unterrichten sollen. Wie war sie nur wieder auf diese dumme Idee gekommen? Ihr Leben und ihre Aufgabe waren dafür einfach nicht geeignet, einmal davon abgesehen, dass sie dafür noch nie ein Händchen besessen hatte. Das zeigte sich hier mal wieder allzu deutlich. Sie war eine Einzelgängerin, schon immer gewesen, sowohl während ihrer Zeit im Orden als auch außerhalb.
Aber das ließ sich jetzt alles nicht mehr ändern. Schon wieder musste sie alle Gedanken auf später verschieben, musste sich noch ein letztes Mal zusammenreißen, denn Aketos verließ sich auf sie. Und so tat sie das Einzige, was ihr in dieser Situation hilfreich erschien: sie öffnete sich wieder der Macht und ließ sie durch sich fließen, in der Hoffnung, so viel Kraft und Einsicht zu bekommen, um irgendwie zu handeln. Sie wünschte sich tatsächlich, nun Zeit für eine Meditation zu haben, um zur Ruhe zu kommen, doch Zeit war das Letzte, was ihr nun blieb. Also atmete sie tief und ruhig durch, genoß die Stärke, die langsam in sie zurückfloß, konzentrierte sich nur auf sich selbst und ließ sich langsam wieder an die Oberfläche treiben. Nun war ohnehin klar, wer sie war - eine Verschleierung ihrer Präsenz war erst einmal hinfällig, und sie hatte das Gefühl, dass sie ihre Verbindung zur Macht nun brauchte wie ein Ertrinkender den Sauerstoff.
Kurz bevor sie die Augen wieder öffnete sah sie unvermittelt Bilder vor ihren Augen - ihre Padawan! Sie konnte nur einen kurzen Blick erhaschen, aber dieser sagte ihr genug. Dankbar, nun zumindest einen kleinen Vorteil zu haben lächelte sie grimmig. Sie war am Boden, aber sie war noch lange nicht zerstört. Sie würde irgendwie aus dieser Situation herauskommen, bisher hatte sie es immer geschafft. Und dann wäre Zeit für all ihre Gedanken und Sorgen.
Sie suchte sich ein Taxi, stieg ein und ignorierte sowohl den Fahrer als auch das Aussehen des Innenraumes und ließ sich wieder zum Raumhafen fahren, wo sie das Fahrzeug wieder halbwegs beruhigt verließ. Sie hatte keine Ahnung, ob Ian vorhatte, hier aufzutauchen, ob er schon hier war - aber das war nun auch egal. Das Artefakt musste sie abschreiben, aber sie würde zumindest mit einer Padawan wieder nach Lianna zurückkehren.
Der Twi'lek wusste genau, wer sie war, sie sah keinen Sinn darin, sich weiter zu verschleiern. Wichtig war, dass sie nun ruhig bleiben würde, in ihrer Mitte. Sie spürte auch das beruhigende Gefühl ihres Lichtschwertes an ihrem Bein, zur Not würde sie sich damit behelfen müssen, und sie würde es tun, dessen konnte der Sith sich sicher sein. Einem Impuls folgend bückte sie sich, zog ihr Schwert aus seinem Versteck und hängte es an den Gürtel. Die Landebucht (sie hoffte, es war die Richtige, aber so leer wie sie war, war das wahrscheinlich) war ohnehin verlassen, dies ging nur sie und ihre Gegner etwas an, und sie stand zu ihrer Zugehörigkeit. Ihr Lichtschwert gehörte zu ihr genau wie ihre Arme und Beine und gab ihr die Sicherheit, die sie nun brauchte.
Sie stellte sich mitten in die leere Landebucht und wartete, versunken in der Macht, bereit, alle Bewegungen um sie herum zu registrieren und auf der Suche nach der Präsenz ihrer Padawan.
Nar Shaddaa – verlassene Landebucht, alleine (zumindest so weit sie denkt...)