Darth Calgmoth schrieb:
Insofern muss man in dem Kontext also der Frage nachgehen, ob man die Machtsensitiven der GFFA nur als X-Men sehen will, deren Gewissenskonflikte nicht von denen normaler Menschen unterscheiden. Die Macht wäre dann also nur ein Werkzeug: es besteht keinerlei Unterschied ob ich jemanden mit Machtblitzen foltere oder 'nen Hammer benutze.
Wenn es keinen wesentlichen Unterschied zwischen beiden Werkzeugen gibt, dann ist Vergeres Lehre so zu sehen, ja.
Oder aber wirkt sich die Art und Weise wie die Macht genutzt wird auch auf die Physis und Psyche des Nutzers aus?
Ich denke mal, an Palpatine kann man sehen, dass es Auswirkungen gibt

.
Man kann das meinetwegen so deuten, dass es die Anwendung der Dunklen Seite war, die ihn so verunstaltet hat (vorweg: für mich schaut der schon länger so aus, das war also nicht Mace Windu; das ist die Prämisse, an der der Vergleich hängt). So wird das auch in 'Courtship of Princess Leia' angedeutet. Ich sehe das etwas anders: Nicht der Gebrauch der Dunklen Seite, sondern der exzessive Gebrauch der Macht an sich haben dazu geführt. Wenn die starken Gefühle auch stärkeren und größeren Zugriff auf die Macht bieten, dann ist es nur logisch, dass das Gefäß, in das die Macht fließt, stärker beansprucht wird.
Dabei fällt mir ein, warum Gott Moses als brennender Busch erscheint: würde er in seiner wahren Gestalt erscheinen, könnte Moses das nicht überleben, so gewaltig ist Gottes Präsenz. Und so ist das vielleicht auch mit der Macht. Es gibt mindestens zwei Fälle, in denen Jedi sich vollständig der Macht geöffnet haben, und beiden ist es nicht bekommen.
Jedenfalls dürfte bei Palpatine noch dazukommen, dass er nicht Herr seiner Gefühle ist und diese quasi von innen heraus an ihm nagen. Das sehe ich aber nur als sekundären Grund.
Kaat schrieb:
Tut mir Leid. Aber für mich hört sich diese "neue Sichtweise" so an, als könnte man nun alle seine Taten rechtfertigen,
Äh, ja? Das ist genau der Punkt. Moralischer Relativismus. Wie ich oben schrieb: Was moralisch vertretbar ist, muss jede Gesellschaft, und damit letztlich jedes Individuum, für sich selbst entscheiden. Und zwar nicht einmal und das gilt dann für ein paar Jahre, sondern idealerweise jeden Augenblick. Konflikte entstehen, wenn die moralischen Vorstellungen mehrerer Individuuen nicht kompatibel sind.
Also genau das, was Anakin in Episode III tut. Aber es besteht ja wohl (hoffentlich

) kein Zweifel daran, dass er
nicht gut handelt.
Weiß nicht, was genau meinst du? Palpatine zu helfen, Mace Windu umzubringen? Vertretbar. Es ist zwar etwas blöde von Anakin, nicht zu merken, wie er von Palpatine manipuliert wird, aber
Anakin denkt wirklich, er sehe hier einen Putsch der Jedi gegen den Kanzler. Auch seine Entscheidung, sich den Sith anzuschließen, um Padmé zu retten, sehe ich nicht als bösen Akt; höchstens naiv. Die Ermordung der Mini-Jedi dagegen schon. Es fällt mir nicht schwer, beim Wiegen von vielen Unschuldigen gegen eine Frau letztere leichter zu finden. (Was mir schwer fällt, ist zu glauben, dass das so schnell ging mit Anakins Wandel, aber gut

.)
Was wir hier aber haben, ist ein klassischer Fall der (teilweisen) Übernahme des Ich durch das Es. Und sowas passiert Vergeres "perfektem Jedi" überhaupt nicht. Und wenn doch, hat er die Verantwortung, für seine Taten einzustehen, wenn er wieder bei Sinnen ist (was vielleicht nicht so wahrscheinlich ist wie eine Hochschaukelung und Verschlimmerung dieses Zustands, aber immerhin).
Es ist nicht eine reine Frage der Motivation, denn der Zweck heiligt nicht die Mittel.
Immer? Der "neue Weg" gebietet, stets zu hinterfragen; manchmal heiligt der Zweck die Mittel eben doch. Tausende töten, um Millionen zu retten? Hunderte für Tausende? Ein Leben für 100? Wo ist die Grenze?
Du hast recht, dass in die Beurteilung einer Handlung nicht nur das Warum, sondern auch das Wie einfließen muss (und das Resultat, falls es vorhersehbar gewesen sein sollte). Wie diese Elemente aber gewichtet werden, ist individuell verschieden. Das entscheiden keine mystischen Dogmas, da wird keine Gottheit befragt. Darauf wollte ich hinaus.
Wenn ein Mensch es für seine moralische Pflicht hält, eine bestimmte Handlung durchzuziehen, dann muss/sollte er das tun, auch wenn er weiß, dass die Gesellschaft das anders sieht. Hatten wir da nicht kürzlich in Frankfurt ein feines Beispiel (das ist keine Anregung, jetzt über diesen bestimmten Fall zu diskutieren, das ist hier nicht der Ort dazu, sondern soll nur der Illustration meines Arguments dienen)? Ist dieser Polizeichef (oder was der war) böse, wenn er das Gesetz übertritt, um ein Menschenleben zu retten? Dass er das Gesetz, und das moralische Feingefühl vieler Leute, überschreiten würde, war ihm klar. Er hat sich ja auch direkt danach (wenn ich das richtig in Erinnerung habe) selbst angezeigt. Wie oben von den Jedi gefordert: er hat Verantwortung eingestanden. (Und das Gerichtsurteil hat ihm, wenn auch hintenrum, Recht gegeben.)
Dass die freiwillige Unterstellung unter die Gerichtsbarkeit nicht wirklich selbstverständlich ist, auch bei den Jedi nicht, ist klar. Wenn du Lust hast und dich vor Spoilern nicht fürchtest (wobei das ja nicht der Fall zu sein scheint, dies hier ist ja auch ein Spoilerthread), könntest du in den Joiner-King-Thread schauen, wo u.a. diskutiert wurde, wie (vielleicht) sichergestellt werden kann, dass das Gros der Jedi erstens von vornherein sehr willensstark ist (stark genug, das Es einzudämmen, und stark genug, dem eigenen moralischen Kompass auch dann zu folgen, wenn die Mehrheit dagegen ist) und zweitens so aufrecht, die Konsequenzen einer Tat zu (er)tragen.
Nehmen wir das bereits genannte Beispiel Machtblitze. Diese (dunkle?) Technik bringt nur eines hervor: Schmerz. Und sonst nichts.
Bei Palpatine vielleicht. Ich würde davon ausgehen, dass es Varianten gibt, nachdem sowohl Plo Koon als auch Luke hin und wieder mit Blitzen geschossen haben, beides Jedi, die nicht dazu neigen, mehr Gewalt anzuwenden als nötig ist. Ich denke da an Betäubung von Muskel- oder Nervenzellen.
Es gibt auch noch andere Dunkelseiten-Techniken, wie den Machtgriff. Den kann man auch so einsetzen, dass es wehtut, es geht aber auch schnell und schmerzlos, mit oder ohne Todesfolge. Luke schaltet so schon in ROTS die Gammoreaner aus.
Und es gibt Mittel und Wege, das Ziel, wegen dem man diese Technik einsetzen zu müssen glaubt, genauso effektiv und mit weniger Schmerz für das "Opfer" verbunden zu erreichen.
Das kommt wohl auf das Ziel an, meinst du nicht? Vergere hat Jacen zwar nicht mit Machtblitzen traktiert, aber sehr wohl gefoltert, physisch wie psychisch, mit dem Ziel, ihn bis auf seinen innersten Kern zu reduzieren und dann, davon ausgehend, einen besseren Menschen aus ihm zu machen. Der Jacen davor hätte, hätte man ihn gefragt, das Angebot wohl ausgeschlagen, aber der Jacen danach fand diese rabiate Methode völlig richtig und ist der Meinung, dass sie funktioniert hat. (Man kann jetzt spekulieren, ob das nicht vielleicht daran liegt, dass Vergere Jacen nach ihrem Willen wieder zusammengesetzt hat. Das denke ich wiederum aber nicht.)
denn nicht nur unser Handeln wird von unserer Gesinnung beeinflusst, sondern unser Handeln kann ebenso Einfluss auf unsere Gesinnung nehmen, denke ich. Durch den Einsatz einer Technik, in der negative Gefühle kanalisiert und konzentriert werden, entsteht also schon für äußere Personen Negatives. Und was soll dann in den Geist des Benutzers vom Gebrauch zurückfließen, als auch Negatives?
Wie ich oben schrieb: Personen mit starkem Willen und einer guten Kenntnis ihrer eigenen Fähigkeiten sollten in der Lage sein, sich so einem Rückfluss zu entziehen. Es ist kein Geheimnis, dass man Wut abbauen kann, indem man sich sinnvoll beschäftigt und die Wut in Energie/Arbeitskraft umwandelt.